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Zurück zum Wehrdienst und zum Zivi? Der Bufdi muss freiwillig bleiben – oder? Jetzt abstimmen!
Wer nach der Schule oder auch in reiferem Alter Lust auf einen sozialen Dienst hat, dem bieten der Bundesfreiwilligendienst (kurz Bufdi) und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) diese Möglichkeit. Seit geraumer Zeit wird darüber diskutiert, ob man ein verpflichtendes "soziales Jahr" einführen sollte. Wir haben für Sie einige Argumente pro und contra eines neuen "Sozialdienstes" zusammengestellt.
2011 wurde er eingeführt und etwa 40.000 Menschen absolvieren ihn jedes Jahr. Gemeint ist der Bundesfreiwilligendienst, umgangssprachlich auch „Bufdi“ genannt.Davor gab es den Zivildienst, den die (männlichen) „Kriegsdienstverweigerer“ anstatt des Wehrdienstes leisten mussten, meist in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Seniorenheimen. 2011 wurde der Wehrdienst ausgesetzt und in diesem Zusammenhang fiel dann auch der Zivildienst weg.
Die meisten sozialen Einrichtungen haben bislang sehr gute Erfahrungen mit ihren „Bufdis“ gemacht. Sie arbeiten zum einen doppelt so lang wie Zivis (statt sechs Monaten zum großen Teil ein Jahr) und zum anderen sind sowohl Frauen als auch Männer im sozialen Sektor im Bundesfreiwilligendienst eingesetzt. Zusammen mit denjenigen, die sich in einem freiwilligen sozialen oder auch ökologischen Jahr engagieren, kommt man insgesamt auf die stolze Zahl von etwa 85.000 Menschen, die sich freiwillig engagieren. Das Alter spielt dabei übrigens keine Rolle. Den Bufdi kann man auch noch jenseits der Zwanzig absolvieren. Tatsächlich sind viele Bufdis schon etwas älter und bringen dementsprechend auch mehr Lebens- und Arbeitserfahrung mit. Der große Teil der Bufdis ist allerdings unter 27 Jahre jung.
Die Altersgrenze unterscheidet den Bundesfreiwilligendienst vom FSJ. Dieses richtet sich ausschließlich an junge Menschen, die unter 27 Jahre alt sind.
Der Zusammenbruch des sozialen Systems, wie er nach der Abschaffung des Zivildienstes prophezeit wurde, trat also nicht ein. Trotzdem gibt es Überlegungen, eine sogenannte Dienstpflicht einzuführen.
Zurück zum Dienst an der Waffe und zum Zivi?
Die Dienstpflicht in der Bundeswehr, in sozialen Einrichtungen, bei der Feuerwehr oder dem technischem Hilfwerk (THW) soll diejenigen Menschen betreffen, die gerade die Schule beendet haben. Der Vorstoß wird allerdings, gelinde gesagt, selbst von den Sozialverbänden skeptisch betrachtet. Denn der Pflegenotstand, der in Deutschland aktuell herrscht, wird durch eine Dienstpflicht nicht behoben werden. Weil auch im Pflegebereich – wie in so vielen Branchen - Fachkräfte fehlen und keine Hilfskräfte .
Aus den Reihen der Sozialverbände kommt dagegen der Vorschlag, dass man die Freiwilligendienste noch attraktiver machen sollte. Das könnten natürlich monetäre Anreize sein, denn momentan erhalten Freiwillige lediglich ein Taschengeld in Höhe von maximal 402 Euro. Aber auch Anerkennung und Wertschätzung der Freiwilligendienste sind wichtig. Die Menschen sollen weiterhin freiwillig wählen können, ob sie sich engagieren möchten oder eben nicht.
Ansonsten besteht die Gefahr, dass Jugendlich die zu einem sozialen Dienst verpflichtet wurden, vorsichtig ausgedrückt, nicht wirklich motiviert sind. Unmotivierte und unlustige Mitarbeiter kann aber weder eine Kita, noch ein Seniorenheim und erst recht keine Feuerwehr gebrauchen. Auch bei der Bundeswehr wären solche Menschen wohl eher fehl am Platze.
Kritiker meinen außerdem, dass der Staat nicht als Vormund der jungen Menschen auftreten und ihnen faktisch ein Jahr ihres Lebens wegnehmen darf. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel könnte das fatale Auswirkungen haben. Außerdem müssten viele Stellen ja erst geschaffen werden wenn die Dienstpflicht eingeführt werden sollte. Zudem müssten diese Jugendlichen ja auch entlohnt werden, selbst wenn es nur mit meinem Taschengeld von etwa 300 Euro ist (wir sprechen hier übrigens von etwa 700.000 Jugendlichen pro Jahr). Was ja wiederum enorm viel Geld kostet.
Und wie sehe es mit Jugendlichen aus, die direkt nach der Schule einen Ausbildungs- beziehungsweise Studienplatz haben? Sollten sie diesen dann absagen oder das Bewerbungsverfahren ein Jahr nach hinten verschieben?
Befürworter meinen, dass die Dienstpflicht durchaus helfen könne, den gesellschaftlichen Zusammenhalt wieder herzustellen. Zudem könne so ein Jahr helfen, sich fürs „Leben zu rüsten.“
Die Dienstpflicht würde übrigens nicht nur junge Männer betreffen. Auch junge Frauen sollen verpflichtet werden, ebenso wie Migranten, um diese noch besser zu integrieren.
Dass die Dienstpflicht (wieder) eingeführt wird, ist im Moment allerdings ziemlich unwahrscheinlich, denn dafür müsste das Grundgesetz geändert werden. Die dafür nötige Zweidrittelmehrheit ist im Moment weder im Bundestag noch im Bundesrat in Sicht. Zudem müsste auch noch die Frage beantwortet werden, wie es europa-rechtlich aussieht, wenn die Dienstpflicht wieder eingeführt werden sollte.
Autor:Miriam Weitz aus Obernburg am Main |
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