Bildergalerie und Essay
Fronleichnam: Der Herrgott geht über Stadt und Land.
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche seit 1246 das Fest „Fronleichnam“ und ehrt damit Christus in Prozessionen besonders.
Seit dem 14. Jahrhundert sind unterwegs Altäre aufgestellt.
Die Gläubigen beten, singen und musizieren vor allem dort an den Haltepunkten: sie bitten um den göttlichen Beistand und Schutz der Natur, um die Erhaltung der Arbeitsstätten, um Frieden und Freiheit in den Kriegs-und Krisengebieten.
Dazu liest der Priester einen Text aus dem Evangelium und erteilt mit der Monstranz den Segen über Stadt und Land, über die Menschen, Pflanzen, Tiere und die Umwelt.
Grünende Maien, sogenannte Wedel, am Wegrand sind am Prozessionsweg aufgestellt. Nach dem Volksglauben versprechen sie Schutz vor Unwetter, Blitz- und Hagelschlag.
Heil-und Segenskraft wird ebenfalls den Blumen zugeschrieben, die in bunter Blütenpracht die Altäre der Fronleichnamsprozession zieren.
Roland Schönmüller
Hintergrund:
Warum feiern wir Fronleichnam?
Prachtvolle Prozessionen und generationsübergreifende Glaubens-Gemeinschaft
Am Donnerstag feiern die katholischen Christen Fronleichnam.
Was ist das Besondere an diesem Fest?
Fragt man heutige Passanten, erinnern sich viele an frühere Zeiten, beispielsweise an die prachtvollen Prozessionen durch die Stadt- und Landgemeinden, an eine Präsenz aller Altersgruppen, wo generationsübergreifend jeder mit dabei war und eine Aufgabe hatte, an strahlende Erstkommunionkinder, an die vielen Vereins- und Fahnenabordnungen an das Verweilen an Stationsaltären mit den farbenprächtigen Blumenteppiche und vieles mehr.
Was ist Fronleichnam eigentlich?
Das Hochfest des Leibes und Blutes erinnert und feiert die Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl Jesu. Das mittelalterliche Wort „vronlichnam“ steht für die „göttliche Hülle des Leibes“.
Zu Ehren der Eucharistie.
Im Mittelalter wurde Fronleichnam von Papst Urban IV. zum Fest für die ganze Kirche erhoben. Vorausgegangen war eine Vision der Ordensfrau Juliana von Lüttich.
Der Theologe Thomas von Aquin trug wesentlich zur Ausgestaltung des Festes bei, obwohl es zunächst Vorbehalte gab, eine geweihte Hostie in einer Prozession aus dem geweihten Raum des Kirchengebäudes hinauszuführen.
Nachfolge auf dem Weg durch die Welt.
Das Charakteristische an Fronleichnam ist bis in die Gegenwart, dass bei den Fronleichnamsprozessionen in Stadt und Land die geweihte Hostie mitgeführt wurde und wird.
In ihr ist nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche Jesus Christus ganz gegenwärtig.
Nähe zum Leidensweg Christi.
Die Fronleichnamsprozession hat eine große Nähe zum Gehen des Kreuzwegs. Wird hier der Leidensweg betont, unterstreicht Fronleichnam von Ostern her die Überwindung von Leid und Tod durch die Auferstehung Jesu.
Verehrung des Sakramentes.
Mit dem Mitführen der geweihten Hostie eng verbunden ist die Vorstellung, dass Christus seinen Segen auf diese Weise den Menschen unmittelbar zuwenden könne.
Vor dem Hintergrund der Eucharistie-Frömmigkeit des Mittelalters dürfte dies dem Fest zum „Durchbruch“ verholfen haben - betonen die Theologen.
Heute steht wieder mehr die Eucharistie selbst und vor allem die Feier im Mittelpunkt des Festes. Die Eucharistie-Verehrung ist damit mit einer Feier verbunden, wie es auch mit der Bestimmung des Donnerstages als Festtag in Erinnerung an das Abschiedsmahl Jesu beabsichtigt war. Es geht um die Erinnerung dessen, was in der Eucharistie selbst gefeiert wird.
Erinnerungen an Fronleichnam.
Manche Kinder und Jugendliche kennen das Fest heute nur als arbeitsfreien Tag, der in Bayern in die letzte Pfingstferienwoche fällt. Es fehlt mancherorts das eigene Erleben. Allenfalls ist Fronleichnam vom Erzählen der Eltern und Großeltern bekannt.
Ein Senior aus der Region erinnert sich an die 1960er Jahre:
„Fronleichnam war nicht nur für mich das schönste und glanzvollste Fest der Kirche. Es war mit keinem anderen Fest im Jahreslauf zu vergleichen. Das Wunder der Verwandlung der gesegneten Hostie in den Leib Christi soll in diesem Fest verherrlicht werden - das lernten wir damals schon im Religions- und Kommunion-Unterricht!“
Eine einstige Bäuerin beschreibt das so:
"Die schönste Zeit des Jahres hatte um Fronleichnam begonnen. Die Wiesen standen in vollem Blütenschmuck: Margeriten und Mohn, blaue Kornblumen und Vergissmeinnicht, Wicken und Löwenmaul mischten sich mit zarten Farben in das Blütenwunder.
Vom Hang her brachte der Wind den Duft von Holunder und Jasmin. In den Gärten und Anlagen strömten Rosen, Levkojen, Nelken und Schwertlilien betäubenden Duft aus. Birkengrün war von alters her der besondere Schmuck der Straßen am Fronleichnamstag.“
Ihre Nachbarin ergänzt: „Die Hausaltäre wurden vom Dachboden geholt, darunter uraltes geschnitztes Rankenwerk um dunkle Heiligenbilder sowie zinnerne Leuchter aus den Truhen. Meine Mutter suchte aus dem Wäscheschrank die Altardecke, mit dem Namen des Herrn gestickt. Die Hauswände waren blank gescheuert. Alles wurde zum Empfang und Vorbeizug der Prozession bereitgestellt. Im Mittelpunkt von Fronleichnam stand die feierliche Prozession. Sie war Ausdruck der Gemeinschaft der Gläubigen, die unterwegs waren mit Vereinen, Verbänden, Musikkapellen, Schulen und anderen Institutionen.“
Die Blumenteppiche - eine Augenweide.
Um die Gestaltung der Blumenteppiche kümmerten sich vor allem die Kinder und Jugendliche.
Traditionell wurden christliche Symbole wie Glaube, Hoffnung und Liebe als Kreuz, Anker und Herz mit verschiedenen Blüten aus den Wiesen und Garten vor den vier Stationsaltären (als Sinnbild der Himmelsrichtungen) ausgelegt.
Zu Fuß oder per Rad steuerte man besondere Ecken und Winkel in der Flur an und pflückte in Eimern oder Krügen farbenprächtige Blumen für die Altäre.
Gedanken der Moderne.
Aktuelle Bezüge verweisen heute auf die glücklicherweise überstandene Corona -Problematik mit ihren damaligen vielfältigen Schattenseiten bei jung und alt. In den Fokus rückt nach wie vor auch das Ernstnehmen des Hungers sowie die gegenwärtigen Krisen und Kriege in der Welt mit dem Wunsch nach Frieden.
Die Kirche versteht man im Unterwegsein als wanderndes Gottesvolk und die Eucharistie als einigendes Element der Kirche, das die Menschen zusammenführt und für die Bewältigung des Lebens ausrüstet.
Fronleichnam fordert aber weiterhin auf für ein Verständnis der Eucharistie in den verschiedenen Konfessionen mit ihren Schritten und Hindernissen hin zur Einheit, zur Ökumene.
Text und Fotos: Roland Schönmüller
Weitere Bilder und Infos folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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