Wald der Zukunft
Klimazelt in Kleinheubach zeigt Baum-Alternativen für den Klimawandel
Der Klimawandel stellt die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen. Um ihre Waldbestände zukunftsfähig zu gestalten, müssen Waldbesitzer den Waldumbau konsequent vorantreiben mit dem Ziel eines gesunden Mischwalds. Doch welche Bäume sind dafür geeignet? Das Klimazelt in Kleinheubach gab Hilfestellung und zeigte, welche Bäume zunehmende Hitzeperioden und mangelnden Niederschlag verkraften. An den Vormittagen kamen Schulklassen, Erwachsene wie Landrat Jens Marco Scherf und Bürgermeister Thomas Münig am Nachmittag.
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hilft Waldbesitzern bei der Bewältigung dieser Mammutaufgabe – etwa mit Informationen, welche Bäume in Praxis-Anbauversuchen steigende Temperaturen und lange Hitzeperioden gut verkraftet haben. Ein Baustein dieser Strategie ist die „Zeitreise zum Zukunftswald“ – ein Klimazelt, in dem Besucher*innen eine Reise durch Zeiten ständig steigender Durchschnittstemperaturen unternehmen und schnell erkennen, welche Baumarten überlebensfähig sind.
Sebastian Spatz, Forstabteilungsleiter in der Miltenberger Außenstelle des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, hatte das Klimazelt nach Kleinheubach geholt und fand in Kleinheubachs Bürgermeister Thomas Münig einen großen Unterstützer: Dieser stellte den Platz für das Zelt am Hofgarten bereit, der Bauhof half beim Auf- und Abbau. Das Interesse der Schulen war groß, freute sich Spatz: Zwölf Klassen aus Kleinheubach, Klingenberg und Bürgstadt waren gekommen und hatten ihr Kommen nicht bereut. Für die Führungen standen zwei Fachleute zur Verfügung: Uwe Halbach vom Projekt „MainEichenwald“, Teil der durch die Staatsregierung geförderten Initiative Zukunftswald Bayern, und Anika Weisbrod (Projekt „Bayerischer Odenwald – Für einen Odenwald mit Zukunft“). Die Projekte zeigen, dass dem Ministerium regionale Initiativen wichtig sind, denn Informationen müssen breit gestreut auch in die Fläche gelangen.
Halbach und Weisbrod beraten Privatwaldbesitzer und erstellen mit ihnen Arbeits- und Kulturpläne, die Grundlage für eine staatliche Förderung. Doch der Freistaat informiert nicht nur, er fördert auch. „Die Förderung wurde auf 2,5 Euro pro neue Pflanze erhöht“, weiß Spatz, „das ist wirklich eine gute finanzielle Hilfe.“ Bei allen negativen Klimaentwicklungen sehen die Fachleute aber nicht schwarz, sondern sind zuversichtlich, dass der Waldumbau gelingen kann. „Rückgrat des Zukunftswalds sollen weiterhin regionale Baumarten bleiben“, erklärte Spatz den aufmerksam lauschenden Kommunalpolitikern.
Uwe Halbach und Anika Weisbrod zeigten beim Gang durch das Zelt, dass bei weiter steigenden Temperaturen Fichtenbestände ein Auslaufmodell sind. Sie fordern die Waldbesitzer auf, bereits jetzt den Fichten-Unterbau zu beginnen. Dazu solle man schattentolerante Bäume setzen – etwa Tannen oder Buchen. Die können sich im Schatten der Fichten gut entwickeln und sich später zu neuen dominierenden Standortbäumen entwickeln. „Die Eiche ist unser Hoffnungsbaum“ – dieser Aussage von Landrat Jens Marco Scherf stimmte Forstabteilungsleiter Spatz zu, aber auch Bäume wie Walnuss, Weißtanne und Mehlbeere kämen gut mit dem Klimawandel zurecht. Bei aller Regionalität könne man bei zunehmenden Hitze- und Trockenperioden dennoch nicht auf Bäume aus anderen Ländern verzichten: die Roteiche etwa, die Atlaszeder, den Tulpenbaum, die Baumhasel oder die Schwarznuss. Ein Eindruck davon, welche Bäume bei welcher Durchschnittstemperatur gut gedeihen, ließ sich auf dem Pfad durch das Klimazelt gewinnen.
„Den Wald wird immer da sein, nur wird er anders aussehen“, ist Anika Weisbrod überzeugt und zeigte auf zahlreiche Baum-Alternativen. Ein Mischwald komme nicht nur besser mit den Klimaänderungen zurecht, er reduziere auch Risiken von Schädlingsbefall. Welche Maßnahmen für die Bewältigung des Klimawandels notwendig sind, muss laut Landrat Jens Marco Scherf den Menschen erklärt werden. Neben dem Waldumbau gehöre auch weniger Versiegelung von Flächen dazu, stellte er fest. „Die Zukunftsaufgaben gehen uns nicht aus“, sagte der Landrat und verwies darauf, dass man in Sachen Klimawandel „mitten im Krisenmanagement“ sei.
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