„Lacht Leute – lacht!“ Bis Aschermittwoch herrscht Frohsinn und Ausgelassenheit fast ohne Ende
Blick hinter die Kulissen der heuer recht kurzen Kampagne
Fasching, „Faschenacht“, Fastnacht, Karneval, närrische Tage – die lustige Zeit bis Aschermittwoch ist heuer besonders kurz.
Grund ist bekanntlich der bewegliche Kalender und die Tatsache, dass heuer die Fastenzeit schon am 10. Februar beginnt und Ostern am 27. März gefeiert wird.
Gehäufte Termine für Proben und Auftritte zwischen Dreikönig und Fastnachtsdienstag: das bedeutet überall bei den Organisatoren der diesjährigen Faschings-Kampagne 2015/2016 nicht nur Abwechslung vom Alltag, sondern auch Stress pur und rege Betriebsamkeit unter Gleichgesinnten.
„Wir haben derzeit alle Hände voll zu tun!“, meint David Wolfstädter, Vorsitzender der „FG Schneeberger Krabbe e.V.“ „Selbst im Alltag und im Beruf gilt es sich zusammenzureißen. Jetzt krank werden – das geht schon gleich gar nicht! Jeder wird jetzt gebraucht!“
Dies bestätigen überall Carneval-Clubpräsidenten, Elferrats-Mitglieder und Verantwortliche der regionalen Faschingsorganisationen.
Auf Hochtouren laufen zwischen Niedernberg und Schneeberg, Mömlingen und Faulbach die Proben für Auftritte, Sketche, Show-Einlagen, Schautänze und Büttenreden.
Sensibel und hellhörig registrieren und verwerten Büttenredner und andere Beteiligte der Faschings-Events aktuelle Gegebenheiten und ortsbezogenen Neuigkeiten in Stadt und Land. Manche Reden werden schnell noch umgeschrieben, einige Wagen-Motive neu gestaltet oder ergänzt.
Doch so manches närrische Projekt solle noch ein Geheimnis bleiben, sonst ist der Überraschungs-Effekt weg, betont ein einheimischer Jeck, ein künftiger Karnevalsteilnehmer aus Kleinwallstadt.
So wird geprobt hinter verschlossener Saaltür oder zugezogenem Bühnenvorhang. Ehrenamtliche Fasenachter werkeln derzeit noch an den Faschingswägen oder bepinseln Pappmaché-Figuren in Scheunen, Garagen und Hallen für anstehende große und kleine Umzüge.
Denn: Auch heuer gibt es bei uns in der Region wieder originelle, oft auch skurrile närrische Ideen , die so bunt sind wie eine Tüte Konfetti. Das zeigt bereits der Blick hinter die Kulissen. In Sälen oder im Freien werden die kreativen Produkte bald für Bewunderung sorgen, sei es als Blickfang, Bühnenbild, Bütt, Verkleidung oder Verfremdung.
Kostümierung gilt überall als erwünscht. Beliebt ist im Fasching nach wie vor das exotische Motiv, ein fremdländisches Motto, der Exkurs in wärmere Gefilde, eine Reise in einstige Glanz-und Glitzer-Zeiten oder zu fernen Fantasie-Welten. Allesamt sind es Träume, vielleicht auch Fluchten aus der tristen, kalten und möglicherweise mancherorts auch nicht immer mit Wohlwollen wahrgenommenen Wirklichkeit.
„Viva Las Vegas, beim MCV - da geht was!“ – heißt heuer der Slogan in Mömlingen. In See stechen wollen die Röllfelder unter dem Motto „Närrische Kreuzfahrt – Ahoi!“
„Beliebte Faschings-Themen und Maskeraden bewegen sich bevorzugt am Rande der Legalität, zeugen von Verruchtheit, verlassen das Alltägliche und Gewohnheitsmäßige“, berichtet eine langjährige Altweiberfaschings-Persönlichkeit aus Niedernberg.
Fasching, einst Kontrastprogramm und Pendant zur entbehrungsreichen vorösterlichen Fastenzeit, gilt heute nach wie vor als ein vielfältiger, farbenprächtiger Event für drinnen und draußen.
Fasching war schon früher voller spannender Überraschungen und abwechslungsreicher Aktivitäten.
Ungebrochen ist auch heute noch nach wie vor bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren die Neigung zum Verkleiden und in eine andere Rolle zu schlüpfen.
Erstaunliches Engagement
Faszinierend ist nach wie vor die investierte Freizeit zur Vorbereitung und Realisierung der närrischen Projekte.
„Bei uns gibt es fast so viele Akteure wie Zuschauer!“, schwärmt Organisatorin Susanne Löffler aus der Faschingshochburg Heppdiel im südlichen Miltenberger Landkreis.
Die langjährige ehrenamtliche Faschings-Managerin vom FC Heppdiel denkt an die beiden Prunksitzungen bzw. Bunten Abende in der vollbesetzten Festhalle im letzten Jahr zurück und wünscht sich, dass es heuer wieder so sein soll.
In der Tat ist Fasching - wie das Vereinswesen oder der Sport - ein anziehendes, generationsübergreifendes, Integration förderndes Phänomen, das Jung und Alt, Einheimische und Neuankömmlinge zusammenführt.
Gemeinsam feiert man Fasching, lacht, scherzt, schunkelt, tanzt miteinander und freut sich trotz der kalten Temperaturen an den närrischen Tagen.
„Mit Humor und Frohsinn Freude vermitteln“ lautet beispielsweise sehr treffend das Motto des Kreisnarrenrings Obernburg, der sich auch für die Realisierung des Kreiskarnevalumzuges in Kleinwallstadt am Faschingsdienstag am 9. Februar 2016 verantwortlich zeigt.
Denn: Von Natur aus ist der Mensch an sich ein geselliges Wesen. Er will nicht immer allein sein. Er fühlt sich zu anderen Menschen hingezogen und sucht die Gesellschaft.
Selbst manchen eingefleischten Einzelgänger überkommt dann und wann nahezu ein unwiderstehlicher Drang, unter die Menschen zu gehen und sich in ein fröhliches Getümmel zu stürzen.
Reich ist das Palette der Aktivitäten während der närrischen Tage bis Aschermittwoch: Bälle, Partys, bunte Abende, Prunk- und Karnevalsitzungen, Umzüge bei Tag und auch bei Nacht, bieten reichlich Gelegenheit, sich in den Trubel der jetzigen Faschings-Feiern zu stürzen.
Apropos: Spaß
Viele Narren sind etwas ganz anderes als ein einzelner Narr. In der Mehrzahl gilt das Wort in der Karnevalszeit besonders geläufig.
Narren toben, tollen und benehmen sich ausgelassen. Narren sind ein lustiges Völkchen und haben lustige Einfälle, sie lieben Spaß und Unsinn.
Mehr oder weniger möchte eigentlich jeder zu ihnen gehören, ein wenig Narrenfreiheit genießen und seine Alltagshaut abstreifen.
Zum Narren gehört die Verkleidung, das Narrengewand und die Maske. Till Eulenspiegel und Hanswurst, Harlekin und Bajazzo - sie reißen ihre Possen hinter der komisch-schützenden Fassaden nach dem zur Ansteckung anregenden Appell: „Lacht Leute- lacht!“
Die Lust am Verkleiden, die Freude an der Maske ist ein Kennzeichen der Narren, die die nüchterne und ernste Welt heiter sehen – wenigstens in den Tagen zwischen dem 11. 11 und dem Aschermittwoch.
Wie verständlich erscheint dabei jetzt das fröhliche Treiben der Narren, die sich derzeit tagein tagaus in das lockere Spiel von Fastnacht, Fasching und Karneval stürzen - in diesem und sicherlich wieder auch im nächsten Jahr: Narhallamarsch!
Viele fleißige Helfer und Akteure tragen zum Erfolg bei
Interview mit Susanne Löffler, Eichenbühl-Heppdiel
„Unser Slogan heißt: >> In Heppdiel ist der Teufel wild!>en masseFaschingshochburg zieht Narren magisch an
Interview mit Armin Altmann, Eichenbühl-Heppdiel
„Im Fasching geht es bei uns hoch her. Weit und breit gelten wir hier in Heppdiel als Faschingshochburg.
An zwei Bunten Abenden und beim Kinderfasching präsentieren wir in der geräumigen FC- Festhalle originelle Büttenreden, temperamentvolle Schautänze und humorvolle Sketche.
Dabei wird das Ortsgeschehen kritisch thematisiert. Das macht jeden Spaß!“
Pflege von Kameradschaft und Traditionen
Interview mit Marco Petru, Schneeberg
„Wer kennt die Schneeberger Krabbe nicht? Unser Faschings-Emblem ist der Krabbe, die schwarze Krähe.
Warum wir uns diesen Vogel ausgesucht haben, verraten wir nicht, doch es gibt viele Vermutungen – vielleicht weil er besonders häufig vorkommt.
Bei uns wird die Fastnacht ausgegraben und in der Nacht zum Aschermittwoch wieder vergraben – bis zur nächsten Kampagne. Ob diese Prozedur der Faschings-Figur gefällt, wissen wir nicht.
Jedenfalls mögen wir Schneeberger den Fasching bei uns und haben mehr als ein Dutzend närrische Veranstaltungen. Hier pflegen wir Kameradschaft und Gemeinschaft, bewahren alte Bräuche und Traditionen, genießen das Feiern, Spaß haben und Verkleiden drinnen und draußen.“
Im Fasching ist viel Idealismus nötig
Helmut Gollas, Mömlingen -
Vorsitzender des Mömlinger Carneval Vereins
„Bei uns gibt es heuer noch sechs sehenswerte MCV-Veranstaltungen, die Narren aus der ganzen Region magisch anziehen: Jugendsitzung, Prunk-und Elferratssitzung, Weiberfasching, Spaßsitzung >>Fun Tastico> Wohl, es lässt sich nicht bestreiten, / Engel sind die Leut auch hier in Mümling nicht. / Doch sagen wir mit echter Freude, / so wie sie sind, so sind sie uns gerade recht!
Die „Honischer Oldweiwer“ sind weit und breit bekannt-berüchtigt
Monika Jung, Niedernberg„In unserem Niedernberger Carneval Verein 1958 e.V. wird alljährlich für jung und alt Vieles geboten, damit keine Langeweile aufkommt! Leidenschaftlich gern bin ich natürlich beim Altweiberfasching am Donnerstag vor dem letzten Faschingswochenende mit von der Partie. "
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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