Bildergalerie und Essay
Einblick in altes fränkisches Neujahrsbrauchtum.
Wünsche und Weck zu Neujahr.
„Dass euch das ganze Jahr nichts fehlt!“
„Wir wünschen euch ein neues Jahr / viel besser, als das alte war / dazu viel Glück und Segen / dazu ein langes Leben / und dazu das Himmelreich, /werdet den lieben Eng’lein gleich“.
So klang es poetisch in einem traditionellen Spruch einer
jungen Neujahrswünscherin zum Neuen Jahr vor vielen Jahrzehnten.
Der Start ins neue Jahr, vor allem der erste Tag des Jahres, wurde bei uns sowie im hiesigen Brauchtum von jeher festlich gestaltet.
Mit dem Anfang eines neuen Jahres regten sich bei unseren Altvorderen schon früher Wünsche und Hoffnungen.
Es drohten aber auch bereits damals Gefahren und unvorhersehbare Ereignisse.
„Ein frohes Neues“!
Daher war und ist es nicht verwunderlich, wenn die Menschen diese Zeit in den Heiligen Zwölf Nächten (zwischen Weihnachten und Dreikönig) insbesondere die ersten Tage im Neuen Jahr feierlich erhöhen und
sich Gesundheit, Glück und den Segen Gottes wünschen.
„Ein frohes Neues“ heißt aktuell die Kurzformel beim noch Abstand wahrenden Vorbeigehen mancher Passanten in Stadt und Land, in Feld und Flur.
Etwas mehr Informations-Austausch und Small-Talking gibt es vielleicht unter Freunden oder näheren Bekannten. Und nach wenigen Minuten ist man schon wieder „über alle Berge“, mit sich allein beschäftigt, lässt wehmütig die Gedanken an frühere, kommunikationsfreudigere Zeiten Revue passieren.
Doch - das war einmal!
Friedrich Schiller hatte schon zu seiner Zeit im 18. Jahrhundert einen passenden Spruch dazu:
„Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
pfeilschnell ist das Jetzt entflogen
Ewig still steht die Vergangenheit!“
Mit Glockenklang ins neue Jahr.
Fast überall gab und gibt es den alten Brauch, dass zum Jahreswechsel um Mitternacht das neue Jahr mit allen Kirchenglocken eingeläutet wurde.
Doch das einst obligatorische, gegenseitige Händeschütteln dürfte wohl Corona geprägt nur in der Familie vollzogen worden sein oder noch stattfinden.
Aber mit “Prosit Neujahr“ wird man diesmal auf Distanz - alle begrüßen, die einem an Neujahr begegnen werden.
Nicht überall: Fromme Lieder und erbauliche Bibelverse.
In manchen abgelegenen Dörfern unserer Region, sang man früher am Silvesterabend im Familienkreis fromme Lieder oder der Hausvater las aus der Bibel vor.
Jedoch hat, wie es in einer alten Chronik heißt, seit 1840 die sinnliche Belustigung wieder die Oberhand gewonnen.
An diese alte Sitte erinnerte der Heische-Brauch unserer Vorfahren in einigen Dörfern, still durch die Neujahrsnacht zu gehen und durch
Klopfen an Tür und Fenster den noch nicht schlafenden Leuten Neujahr zu wünschen.
Mancherorts wurde einst an Silvester bei den Wirten der Jahresabschluss gefeiert und auch getanzt.
Um 24 Uhr wünschte man sich Glück. Die verheirateten Männer gingen heim, während das Neujahrstreiben der Jugend erst so richtig begann.
Das war einmal.
Wünsche und Weck zu Neujahr.
Am Neujahrstag oder einige Tage später erhielten die Kinder von ihren Paten ihr Geschenk. Sie zogen aber auch selbst von Haus zu Haus und sammelten Geschenke: Naturalien, Süßigkeiten oder Geld.
Wenn bei uns in der Region einst Kinder ihren Paten ein glückliches neues Jahr wünschten, bekamen sie so genannte „Ringe“, einen Neujahrsweck also.
In vielen Orten traf man sich früher am Neujahrsabend zu einem gemütlichen Beisammensein im Wirtshaus. Die Männer spielten Karten um „Ringe“ oder Brezeln.
Damit genügend Neujahrsgebäck zu Hand war für die vielen, die an der Tür standen, wurden eine Reihe besonderer Gebildbrote gebacken.
Vor allem die Kinder ärmerer Leute ließen sich einst nach dem Frühgottesdienst am Neujahrsmorgen von ihren Müttern die größte Schürze umbinden, die im Haus zu finden war. Überall riefen sie vor den
Anwesen ihr „Glückselig’s neu’s Johr“ und hielten die Schürzen auf.
Was heute an Weihnachten geschenkt wird, gab man früher am Neujahrstag. Patengeschenke sind seit de13. Jahrhundert belegt, vor allem zu festlichen Terminen, wie an Neujahr.
Der Pate oder „Dote“ zu Besuch.
Als Geschenke waren Patenlöffel und –becher, versehen mit den
Initialen des Beschenkten, sehr beliebt. Weibliche
Paten schenkten Kleidungsstücke oder Schmuck.
Gewöhnlich erhielten die Kinder bis zum Schulaustritt an Neujahr vom Taufpaten ein Geschenk. Diese Gaben brachte der Pate in einem verknoteten Tuch, dem „Patenbündel“, das verschiedene Formen
beispielsweise Hufen oder Hufeisen, Ringel, Eierweck, Reiter aus Lebkuchen und anderes enthielt.
Sehr beliebt waren auch die Lebkuchen vom Paten oder der Patin, die so genannten Doten – Lebkuchen.
Necken, Wecken und Kredenzen.
Wie bei anderen Terminen belegt, wurden mancherorts
zwölf mit Salz gefüllte Zwiebelschalen nebeneinander auf den Tisch gelegt.
Das Salz zog in der Nacht die Feuchtigkeit an und je nach
Feuchtigkeitsgrad des Salzes in den einzelnen
Zwiebelschälchen konnte man voraussehen, ob die
kommenden zwölf Monate nass oder trocken werden.
Obwohl die Arbeit früher in den zwölf Heiligen Nächte
ruhte, trafen sich in einigen Gegenden die
Burschen und Mädchen in den Licht-, Rocken oder
Spinnstuben.
Es wurde Neujahr gefeiert und zur Bewirtung sind
Äpfel, Nüsse, Schwarzbrot, Kaffee, Kuchen oder
Lebkuchen kredenzt worden.
Am Abend zog die angeheiterte Gesellschaft durch
das Dorf und hielt Markt. Es wurden Erbsen an die
Fensterscheiben geworfen, um bereits schlafende
Leute wieder zu wecken.
Nach der Rückkehr in die Spinnstube wurde getanzt. Gerne goss man Blei zwischen zwölf Uhr nachts und ein Uhr.
Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf.
Seit dem sechsten Jahrhundert wird der 1. Januar als Fest begangen. Durch Papst Innozenz XII. (1691) fand Neujahr als Feiertag kirchliche Anerkennung.
Mancherorts sahen die Hausleute am liebsten einen Knaben vor der Haustür das Neujahrs-Sprüchlein aufsagen, der ohne viel Federlesens forderte:
„Ich wünsch’ Euch
a glückselig’s, neu’s Jahr, freudenreich
gebt mäsch Geschenk gleich,
loaßt mich net so lang steh;
mich friert’s an mei’m Zeh’,
denn ich will noch weiter geh’“.
Roland Schönmüller
„Je frostiger der Januar, desto freudiger das
ganze Jahr“
Symbolik und Wetter am janusköpfigen Beginn
des Jahres
Der altrömische Gott Janus, der Beschützer des Jahres
öffnet im Gregorianischen Kalender die „Tür des
Jahres“.
Mit seinem Doppelgesicht schaut Janus zugleich nach
drinnen und draußen, hütet sowohl den Eingang als
auch den Ausgang.
Janus wird mit einem Schlüssel und einem Pförtnerstab als Beigaben sowie mit einem jungen und alten Gesicht dargestellt. Das alte Gesicht blickt zurück in die Vergangenheit, das junge in die Zukunft.
Der Januar ist der erste Monat im Jahr. Er hat 31 Tage
und bekanntlich seinen Namen von diesem
altrömischen Morgengott Janus. Die Römer sahen ihn
als Beschützer des Hauses an.
Er war der Gott der Tür und des Torbogens. Mit
seinem ungewöhnlichen Doppelgesicht schaute Janus
zugleich nach drinnen (Hausinnere; Innenwelt und
nach draußen (Umfeld, Außenwelt) und hütete so den
Eingang und den Ausgang.
Sprichwörtlich ist es der„Januskopf“, dessen Augen nichts entgeht.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese römische
Gottheit zu einem Symbol des Anfangs. Janus wurde
am Gebetsbeginn angerufen und seine heiligen Zeiten
waren die ersten Stunden des Tages, die ersten
Monatstage und der erste Monate des Jahres.
Darstellungen zeigen Janus mit einem Schlüssel und
einen Pförtnerstab als für ihn typische
Erkennungszeichen oder Attribute sowie mit einem
jungen und einem alten Gesicht; das junge Gesicht
blickt in die Zukunft das alte in die Vergangenheit.
Gerade zum Jahreswechsel sind dies Zeichen für eine
persönliche und nachdenkliche Rückschau und einen
hoffnungsvollen Ausblick auf kommende Tage,
Wochen und Zeiten.
Bis ins 18. Jahrhundert gab es für den ersten Monat
im neuen Jahr noch andere Namen: Jänner oder
Jenner ist heute nur noch in oberdeutschen
Mundarten gebräuchlich, insbesondere in der Schweiz
und in Österreich.
Alle älteren Bezeichnungen und Namen wie Winter-,
Eis oder Schneemonat, aber auch das alte altdeutsche
Wort Hartung verweisen auf den ursprünglichen und
eigenartigen Charakter des Januars als eine harte,
bittere und eiskalte Winterzeit.
Auch unzählige Bauern- und Wetterregeln spiegeln
alte Erfahrungen des Volkes mit dem Wetter im Winter
wieder und verlangen vom „Hartung“ klirrende Kälte
und viel Schnee. Nur so meinen sie, kann das Jahr
gelingen und ein rechter Sommer Einzug halten.
Bauernregeln:
*Schnee und Eis im Januar, künden ein gesegnet’ Jahr.
* Januar hell und weiß, wird’s im Sommer heiß.
*Gibt’s im Jänner Eis und Schnee, wächst im Sommer Gras und Klee.
* Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte gut soll sacken.
*Wächst das Gras im Januar, wächst es schlecht das ganze Jahr.
*Die Neujahrsnacht still und klar, deutet auf ein gutes Jahr.
Roland Schönmüller
Neujahrswunsch
Ein neues Jahr nimmt seinen Lauf.
Die junge Sonne steigt herauf.
Bald schmilzt der Schnee, bald taut das Eis.
Bald schwillt die Knospe schon am Reis.
Bald werden die Wiesen voll Blumen sein,
die Äcker voll Korn, die Hügel voll Wein.
Und Gott, der ewig mit uns war,
behüt' und auch im neuen Jahr.
Und ob wir nicht bis morgen schaun,
wir wollen hoffen und vertrau’n.
Volksgut.
Ein Neujahrswunsch aus Franken
Ich wünsch euch a g’sunds neu’s Jahr
und däss euch werd nix gahr,
an Kopf volla Hoar,
a Stumm volla Bumm,
und an Kejiler volla Rumm,
a Stumm volla Madla
und an Kejihle volle Hadla,
an Stoal volla Hönne,
und an Buen volla Könne,
a Säckla volla Gejild,
und däss euch es ganza Joahr nix fejihlt!“
Text und Fotos: Roland Schönmüller
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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