Herbstliche Kindheits-Erinnerungen
„Der Duft der frischen Äpfel erfüllte bald das ganze Haus!“

Früher war der Herbst bei unseren Altvorderen nicht nur im Wald und auf Wiesen, in Feld und Flur, sondern auch in Gärten und im Haus eine arbeitsintensive, aber nachhaltig wirkende Zeit, die mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist.
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  • Früher war der Herbst bei unseren Altvorderen nicht nur im Wald und auf Wiesen, in Feld und Flur, sondern auch in Gärten und im Haus eine arbeitsintensive, aber nachhaltig wirkende Zeit, die mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist.
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Wundervolle Geschmacks-Vielfalt bei Obst und Gemüse.

Herbstliche Kindheits-Erinnerungen.

So manche fränkischen Dörfer waren früher umrahmt von Obstanlagen. Doch heute sind nur noch wenige Orte ringsum von Obstbäumen begrenzt. Der Grund: Aus Gärten wurde Bauland, Stürme machten den knorrigen Stämmen den Garaus, die Trockenheit tat ihr Übriges.

Immer seltener sprießen die Fruchtspender-Blüten im Frühling ihre verlockenden Duftnoten an Bienen & Co.

Vitaminreicher Eigenbedarf

Im Herbst präsentierten die Streuobstanlagen auf den grünen Wiesenstreifen einst reichlich Obst, vor allem Äpfel und Birnen. „Sie deckten früher den Eigenbedarf der Bauern über‘s ganze Jahr!“ erzählt ein älterer Herr aus Franken.

Schon im Frühjahr bildete die vielen blühenden Obstbäume einen leuchtenden Kranz um das eine oder andere Dorf. Die Vielzahl an speziellen Obstkulturen war gelegentlich schon bei der Ortsgründung und Besiedlung namensbildend, beispielsweise in Birnbaum oder Effelter ( Apfelbaum) im oberfränkischen Landkreis Kronach.

Veredelte Obstbäume

Kirsch-, Zwetschgen, Birn- und Apfelbäume bedurften nur geringer Pflege. Alle paar Jahre wurden sie „ausgeputzt“. Dürre Äste und überflüssige Zweige beseitigte und verheizte man. Eine besondere Düngung war nicht nötig.

Alte, brüchige Bäume wurden im Spätherbst abgesägt und im Frühling durch neue Anpflanzungen ersetzt. Obstbäume jeden Alters waren so in den Kulturen immer wieder zu entdecken.

Höhlenbrüter, Kauze und Hornissen fanden Unterschlupf in hohlen Bäumen und bildeten Nist-und Brutstätten.
Jungbäume kaufte man in Baumschulen. Die Kunst des Veredelns holte man von Fachleuten vor Ort.

Apfelbäume waren meist in der Überzahl. Hier hielten sich Speiseäpfel und Mostäpfel ungefähr die Waage.

Wundervolle Geschmacks-Vielfalt

Die Mostäpfel waren klein und enthielten viel Säure. Die Äpfel zum Essen gab es in Franken in vielen Sorten und in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Leider sind heute viele dieser Sorten verschwunden und passé ist mit ihnen eine wundervolle Geschmacks-Vielfalt.

Sommer- oder Frühäpfel waren auch im Frankenwald eine besondere, aber seltene Spezialität diese waren der Dorfjugend bestens bekannt und mancher Besitzer konnte trotz einer gewissen Überwachung nie mit einer großen Ernte rechnen.

Ende September bis Mitte Oktober kam die Zeit der Apfel-Ableerung. Auf ging es mit Wägen und Litern, Stangen, Körben und leeren Säcken zu den reichlich mit Früchten ausgestatteten Obstbäumen.

Mühevolle Obst-Ernte

In den Streuobstwiese angekommen, stellte man vorsichtig die Leiter an einen Baum und band einen Sack so um die Schulter, dass der Pflücker vor sich die Öffnung hatte. Nun galt es hochzusteigen und nicht schwindelig zu werden. Behutsam wurden die herrlich duftenden Äpfel gepflückt.

Bauchte sich der umgehängte Sack und das Gewicht wurde zu schwer, stieg der Pflücker herab und leerte den Inhalt ganz vorsichtig in die bereitstehenden Weidekörbe, Eimer oder Ladeflächen.

Die letzten Äpfel, die mit der Hand nicht mehr erreichbar waren, wurden abgeschüttelt oder nur mit der Stange abgeschlagen und als Mostobst in einen Sack gefüllt.

Zuhause trugen kräftige Arme die Körbe auf den Speicher, in die Apfel-Kammer oder in den frostfreien Keller, wo sie bis weit in das Frühjahr hinein frisch blieben.

Apfel und trockenes Brot als eine gewöhnliche Pausennahrung

Der Duft der frischen Äpfel erfüllte bald das ganze Haus. „Es war keine Seltenheit, dass in manchem Osternest noch ein schöner, rotbackiger Apfel lag“, berichtet schmunzelnd eine ältere Frankenwald-Bäuerin.

Den ganzen Winter hindurch waren Äpfel wichtige Nahrungsbestandteile. Die Großmutter schabte sich täglich einen Apfel mit dem Messer, weil sie der fehlenden Zähne wegen nicht mehr beißen konnte.

„Für uns Schulkinder bildeten Apfel und trockenes Brot eine gewöhnliche Pausennahrung“, erinnert sich eine andere Seniorin.

Bereicherung des herbstlichen und winterlichen Speiseplans

An vielen Winterabenden erfüllte der Duft von Bratäpfeln manche bäuerliche oder ländliche Wohnstube.

Daneben brauchte manche Mutter die Äpfel zum Kochen und Backen. Apfelbrei, Apfelküchle und „Öpflblotz“ bereicherten den herbstlichen und winterlichen Speiseplan.

Birnbäume gab es bedeutend weniger. Frisch gepflückt schmeckten Birnen wunderbar. Ihre Lagerfähigkeit war aber begrenzt.

Neben Apfel- und Birnbäumen war der Zwetschgenbaum vielerorts auch vertreten. Fränkische Hauszwetschgen waren ziemlich klein und sehr süß, schmeckten aber delikat – wenn sie nicht schon wurmige Früchte waren.

Zwetschgen wurden vielseitig verwendet: als Gebäck („Kwetschablotz“), Zwetschgenbrei -bzw. -marmelade oder als Schnaps.

Kirschbäume , Walnussbäume, Pflaumen und „Ringlos“ (Renekloden) vervollständigten einst das Obst-Spektrum mancher Dörfer in Franken.

Sie standen in Hausgärten oder am Ortsrand und waren eine erwünschte Erweiterung des dörflichen Obstangebotes.

Willkommene Leckereien im Winter

Die begrenzte Haltbarkeit bei allen Obstsorten war ein Nachteil. Diesem Mangel konnte man durch Trocknen oder Dörren entgegenwirken. Dabei verdunstete der Wasseranteil und das zurückbleibende Fruchtfleisch wurde durch einen hohen Zuckeranteil konserviert.

Willkommene Leckereien waren im Winter getrocknete, in Leinensäcken aufbewahrte Apfelstücke, gebratene Birnenstücke und gedörrte Zwetschgen (Hutzeln).

Im Oktober fand auch die Kraut-Ernte statt und das sogenannte Einmachen begann. Zunächst kamen die Hüllblätter weg und der „Dorsch“ (Strunk) wurde herausgestochen.

Sauerkraut wie bei Witwe Bolte

Nachdem die Krautsköpfe einige Zeit abgelagert waren, ging es an das „Einmachen“. Mit dem Krauthobel wurde Schicht um Schicht abgetrennt. Das Geschnittene fiel in das „Stücht“ (Ton-Tonne) und wurde mit kräftigen Holzstempeln festgestampft.

„Dazwischen streute die Mutter immer wieder eine Lage Salz, eine Schicht Kraut, eine Lage Salz! Bald war das „Stücht“ zu drei Viertel gefüllt “- berichtet begeistert ein rüstiger Landwirt.

Nun legte man passend zugeschnittene Bohlen als Abschluss oben auf. Ein mächtiger Stein drückte die Holzplatte fest nach unten.

Nach einiger Zeit war das Kraut vergoren und das Sauerkraut war entstanden. Den ganzen Winter über gab es kaum eine Woche, in der nicht ein Krautgericht auf den Tisch kam.

Manche Hausfrau meinte: „Je öfter man es aufwärmt, um so besser wird’s!“

Im vitaminarmen Essen der Wintermonate war das Sauerkraut ein ganz wichtiger Spender von Vitaminen und anderer notwendiger Stoffe.

Nicht fehlen durfte auf dem Speisezettel Wirsing, Blaukraut, gelbe Rüben und Endiviensalat, was in frostsicheren Räumen im feuchten Sand oder in der Erde eingeschlagen auf die Zubereitung wartete. So hatte man wenigstens bis Weihnachten noch Salat und Gemüse.

Fazit: Insgesamt war früher der Herbst bei unseren Altvorderen nicht nur im Wald und auf Wiesen, in Feld und Flur, sondern auch in Gärten und im Haus eine arbeitsintensive, aber nachhaltig wirkende Zeit, die mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist.

Text und Fotos: Roland Schönmüller

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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