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Unterwegs mit Simba, Spraydosen-Set und I-Pad

Mit Laptop im Wald bei Eichenbühl-Guggenberg unterwegs: Ein besonderes Thema ist für Selina Utz die Optimierung von Biotop-Verbünden. Hier geht es um die Erhaltung und Verbesserung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, mit dem sie sich schon in ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule auseinandersetzte und jetzt auch in der Praxis anwenden kann.
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  • Mit Laptop im Wald bei Eichenbühl-Guggenberg unterwegs: Ein besonderes Thema ist für Selina Utz die Optimierung von Biotop-Verbünden. Hier geht es um die Erhaltung und Verbesserung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, mit dem sie sich schon in ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule auseinandersetzte und jetzt auch in der Praxis anwenden kann.
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Selina Utz: „Meine Arbeit ist kein Waldspaziergang!“

Unterwegs mit Simba, Spraydosen-Set und I-Pad.

Vielseitige Aufgaben und große Herausforderungen für eine angehende Försterin in schwierigen Zeiten - Kommunikations- und Teamfähigkeit - „Learning by doing“ im Tagesgeschäft

Landkreis Miltenberg / Main-Tauber-Kreis /  Eichenbühl-Heppdiel / Tauberbischofsheim. Wer in letzter Zeit im Wald bei Werbach unterwegs war, hatte durchaus die Chance, auf eine junge Dame mit Holzfällerhemd, Arbeitshose und robustem Schuhwerk sowie ihrem Hund Simba zu treffen.

Sie heißt Selina Utz, stammt aus Unterfranken und absolviert gerade ihre Anwärterzeit für den gehobenen Forstdienst in Baden-Württemberg. Ihr Ziel: sie will Försterin werden.

Seit Anfang August 2020 macht die 23-jährige, junge Frau eine Ausbildung als Trainee bei der Unteren Forstbehörde im Main-Tauber-Kreis.

Die aus dem Landkreis Miltenberg kommende und im Eichenbühler Ortsteil Heppdiel wohnende junge Dame hat ein abgeschlossenes Forstwirtschaftsstudium in Rottenburg mit sieben Semestern hinter sich und betreut zusammen mit Kollegen des Forstamtes das Werbacher Revier „im operativen Betriebsvollzug“.

Das klingt nach kompliziertem Amtsdeutsch, beinhaltet aber ein Fülle interessanter Aufgaben im forstbezogenen Innen- und Außendienst.

Abschied von romantischen Vorstellungen

Heute sei - so Selina Utz - das Berufsbild der Försterin oder des Försters nicht mehr so, wie es sich oft noch in den Vorstellungen mancher Leute hält.

Man spaziere nicht immer mit Hut und Hund durch den Wald und schaue mit dem Fernglas nach Spechten und anderen Sonderlingen.

Ihre Arbeit sei selbst nicht immer ein Spaziergang, aber mache auch Spaß: „Ich bin froh, diesen Beruf für mich gewählt zu haben“ - erzählt sie- „trotz der gegenwärtigen Problematik in den Wäldern mit Trockenstress der Bäume, Waldbrandgefahr, Käferplage, Holzpreis-Verfall und Corona-Trend-Wanderern.“

Wechsel zwischen Innen- und Außendienst

Breitgefächert sind die Aufgaben der Jung-Försterin in spé. So gilt es jetzt beispielsweise den Holzeinschlag im Herbst und Frühjahr vorzubereiten.

Im Wald markiert Selina Utz die förderungswürdigen und die zu entnehmenden Bäume mit unterschiedlichen Neonfarben. Außerdem müssen geplante Gassen in den Bestand „eingelegt“ werden, durch die das Holz später transportiert wird.

Während des Auszeichnens erfolgt eine Massenschätzung per i-Pad, um den Umfang der Maßnahme (Zeitbedarf, Arbeitskräfte, Verfahren usw.) überblicken zu können.

Im Forstamt schließen sich organisatorische Vorplanungen an wie die Erstellung von Arbeitsaufträgen, eine Beschreibung von Besonderheiten der Hieb-Maßnahmen (voll- oder teilmechanisiert, motormanuell) sowie die Auflistung von Ansprechpartnern und Rettungspunkten für den Notfall.

Im Wald selbst müssen ihre Kollegen und sie die aktuelle „Käfer-Situation“ im Auge zu behalten. Die derzeitigen Wetterbedingungen hätten verschiedenen Käfern die Möglichkeiten gegeben, sich rasch auszubreiten und große Schäden anzurichten: das sind insbesondere die Borkenkäfer in Fichtenwäldern und die Schwammspinner-Raupen bei Eichen.

„Auch die Trockenheit und der Wassermangel nehmen in den letzten Jahren deutlich zu, weshalb immer wieder Kontrollen zur Verkehrssicherheit stattfinden müssen“, berichtete die studierte Forstwirtschafterin.

Forschungsarbeit über heimische Lebensgemeinschaften in offenen und geschlossen Natur-Räumen

Ein besonderes Thema ist für Selina Utz die Optimierung von Biotop-Verbünden. Hier geht es um die Erhaltung und Verbesserung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, mit dem sie sich schon in ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule auseinandersetzte und jetzt auch in der Praxis anwenden kann.

Da gebe es - so die angehende Försterin - im Main-Tauber-Kreis gelungene und förderungswürdige Beispiele und Besonderheiten von erhaltenswerten Lebensgemeinschaften zwischen Flora und Fauna im Wald, der hier zu 41 % aus Kommunal- und Kirchenwald, 45 % aus Privatwald und 14% aus Staatswald besteht.

Nah-Erholung im Wald

Spaziergänger, Naturliebhaber und Touristen wissen - gerade in den derzeitigen Corona-Zeiten - auch die Schönheiten des Taubertals und seiner angrenzenden Landschaften zu schätzen.

Waldspaziergänge stärken bekanntlich das menschliche Immunsystem und das „Wald-Baden“ wirkt sich positiv auf die Psyche aus. Das lockt Besucher an.

Zwischen Bäumen und Büschen können die Menschen abschalten, sind weit weg von Störungen durch Lärm und Abgase , Stress und Hektik.

Es komme zu einer vermehrten Ausschüttung von Endorphinen und der Bildung von Abwehrzellen - bestätigen die Fachleute.

Dabei gelte es, sich als Wanderer aber nicht kreuz und quer durch die Wälder zu bewegen, sondern auf den Wegen zu bleiben betont Selina Utz.

Denn: Wild-Tiere sollten nicht verscheucht oder gestört werden! Immer wieder kommt es zu Verkehrsunfällen mit flüchtenden Rehen, Wildschweinen, Füchsen,Dachsen, Mardern und Hasen.

Aber nichtsdestotrotz: Die aktuelle, feststellbare Sensibilisierung für die Natur vor der Haustüre, beispielsweise für Vögel und Insekten, sei eine große Chance, Zusammenhänge zwischen der Natur und menschlichen Lebensräumen zu entdecken.

Gegenwärtig sind Bestimmungsbücher und Apps zur heimischen Flora und Fauna hoch im Trend, geradezu Bestseller und gern gekaufte Hilfsmittel für unterwegs.

Nicht alleine im Wald

„Oft werde ich gefragt“, erzählt Selina Utz, „ob ich mich im Wald denn nicht alleine fühle. Meistens lächele ich dann, denn alleine bin ich eigentlich nie. Zum einen habe ich immer meinen Hund an meiner Seite!

Abgesehen davon gibt es diverse andere Tiere, denen man im Bestand regelmäßig begegnet.

Aber Spaß beiseite, ich habe das Glück, dass die Gemeinde in Werbach eigene Waldarbeiter beschäftigt, zu denen man regelmäßig Kontakt hält.

Und oft trifft man im Wald auch Waldbesucher oder -besitzer, die auch das eine oder andere Wort mit dem Förster wechseln und nicht zu vergessen ist das Handy, das auch regelmäßig klingelt!“

Warum Försterin?

Bleibt abschließend die Frage an die angehende Försterin, wie es zu ihrer Berufsentscheidung, die für Frauen eher selten ist, gekommen ist?

„Neben der Liebe zur Natur waren es seit früher Kindheit an auch familiäre Gründe gewesen“ - berichtet sie. Der Vater sei leidenschaftlicher Forstwirt und habe sie schon bald zur Waldarbeit mitgenommen.

Ferienarbeiten und fachbezogene Praktika in der Region folgten. Rund ein Dutzend Bäume habe sie schon selbstständig mit der Motorsäge gefällt, aber ein Vielfaches an Bäumen selbst gepflanzt.

Ehrenamtlich realisierte sie auch eine Wege-Beschilderung mit Holztafeln im Külsheimer Forst.

„ Außerdem mag ich Spaziergänge im Wald und ‚last but not least‘ Ausflüge mit meinem Hund Simba - schmunzelt sie abschließend.

Info: Was bedeutet „Traineeprogramm Forst“ ?

Die Veränderung der Studienlandschaft durch die Einführung von Bachelor und Master, der Wandel des forstlichen Berufsbildes und die veränderte personalpolitische Situation in den Verwaltungen haben eine Weiterentwicklung der früheren Vorbereitungsdienste für den gehobenen und höheren Forstdienst erforderlich gemacht.

In Baden-Württemberg wird seit dem Jahr 2008 eine moderne, flexible Form der Nachwuchs-Qualifizierung angeboten.

In einer Einführungsphase lernen die Trainees das künftige Aufgabenfeld und die Verhältnisse vor Ort schrittweise kennen. Diese Phase wird begleitet durch zahlreiche einführende Fachlehrgänge und Methodenseminare.

Danach folgt für rund ein Jahr eine zweite, noch stärker tätigkeitsbezogene Phase.

Eigenständigkeit und Selbstverantwortung

In dieser Zeit liegt der Schwerpunkt klar auf der beruflichen Qualifizierung durch eine eigenverantwortliche Tätigkeit.

In der Praxis erweisen sich die Trainees durchweg als hochgradig motiviert und engagiert.

Das Durchlaufen zweier Jahreszyklen ermöglicht das Kennenlernen und teilweise Wiederholen nahezu aller anfallenden Betriebsarbeiten. Dabei können auch sehr arbeitsaufwändige Projekte realisiert werden.

Dieses „learning by doing“ im Tagesgeschäft bringt einen enormen Lerneffekt, vorausgesetzt, es stehen bei Bedarf unterstützend qualifizierte Ansprechpartner zur Verfügung.

Als Startpunkt der individuellen Personalentwicklung liegt dem Traineeprogramm der Grundsatz des „lebenslangen Lernens“ zugrunde. Dies äußert sich in der hohen Eigenverantwortlichkeit der Trainees für ihre eigene Weiterqualifizierung, aber auch in der klaren, aufgabenbezogenen inhaltlichen Schwerpunktsetzung dieser Qualifizierung.

Fazit:

Mit dem Traineeprogramm Forst können das Land Baden-Württemberg und die Kreise jederzeit sowohl zahlenmäßig als auch in inhaltlicher Hinsicht flexibel auf einen sich verändernden Bedarf reagieren.

Damit bleibt das Traineeprogramm Forst ein zukunftsweisendes Konzept zur Qualifizierung von Nachwuchskräften für ForstBW – oder kurz und knapp: ein Erfolgsmodell.

Text und Fotos: Roland Schönmüller

Weitere Bilder und Informationen folgen!

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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