Kreisel Kleinheubach
Megabaumaßnahme geht zügig voran
Fünfarmiger, zweispuriger Kreisverkehrsplatz in Kleinheubach nimmt Gestalt an – Umfahrung funktioniert problemlos – Fertigstellung 2021
Wer im südlichen Landkreis Miltenberg unterwegs ist, kommt derzeit kaum um diese Baustelle herum: Der Kreisel Kleinheubach wird seit nunmehr zweieinhalb Jahren zu einem fünfarmigen, zweispurigen Kreisverkehrsplatz umgebaut, der einen Durchmesser von 105 Metern haben wird.
Start des Megaprojekts war im April 2017. Seitdem hat sich auf der Baustelle viel getan. Und das Beste: Es geht zügig voran!
Für die anspruchsvolle Planung und Bauausführung ist das Staatliche Bauamt Aschaffenburg (STBAAB) mit Behördenleiter Klaus Schwab verantwortlich. Dort laufen alle Fäden zusammen.
Geheimnis gelüftet
Inzwischen ist auch das Geheimnis gelüftet, was es mit den gewaltigen Erdbewegungen auf sich hatte. Tag für Tag konnte man große Bagger, LKWs und Radlader sehen, die wie in einem riesengroßen Sandkasten die Massen bewegten. Pro Tag wurden rund 2000 Kubikmeter transportiert und eingebaut. „Einen Großteil der Erdarbeiten haben wir jetzt fertiggestellt“, erläutert Dipl. Ing. Klaus Gernhart, Sachgebietsleiter und einer der verantwortlichen Planer des Staatlichen Bauamts. „Was spielerisch aussah, hatte einen ernsten Hintergrund. Das Material, das wir seit Beginn der Maßnahme auf der Baustelle ausgehoben, gesammelt und zwischengelagert hatten, war in einem schlechten Zustand. Dieses Material musste durch Einfräsen von Kalkzement verbessert werden, um eine Art Magerbeton zu erhalten. Dieser ist stabil genug, um die Lasten, die der Kreisel künftig aufzufangen hat, zu tragen. Weiterhin muss zusätzliches Erdmaterial beigefahren und eingebaut werden, um den Kreisel fertig zu stellen.“
Provisorium regelt derzeit Verkehr optimal
„Mit den Bauarbeiten liegen wir gut im Zeitplan“, führt Klaus Gernhart weiter aus. „Es gab nur Verzögerungen durch eine aufgehobene Ausschreibung, ansonsten läuft alles planmäßig.“ Derzeit beginnen die Bauarbeiten an den zwei Brücken des Kreisverkehrs und einer Geh- und Radwegunterführung. „Die Fundamente der Geh- und Radwegunterführung werden gerade betoniert“, erläutert Alexandra Goldhammer, die verantwortliche Ingenieurin für die Brückenbauarbeiten. „Ab dem 7. Januar werden wir, wenn das Wetter passt, mit den in 2019 begonnenen Brückenbauarbeiten fortfahren. Die beiden Brücken des Kreisverkehrs sind selbst für uns Brückenbauer sehr anspruchsvoll in der Planung und im Bau, insbesondere da die Straßen- und Brückenbauarbeiten zeitlich aufeinander abgestimmt werden müssen. Die Brücken werden insgesamt kleinteiliger und von uns ´So-da´-Brücken genannt, da sie zunächst erst einmal so dastehen, bis die Straßenführung nach Erstellung der Straßendämme überhaupt an die Bauwerke angeschlossen wird.“
Sicheres Radwegenetz
Die ebenfalls im Bau befindliche Radwegunterführung wird dazu beitragen, das Radwegeproblem an diesem Verkehrsknotenpunkt künftig besser in den Griff zu bekommen. „Die neuen Radwege, die wir im Rahmen des Kreiselbaus hier errichten, schließen an das bereits bestehende Feldwegenetz an“, sagt André Zinke, Ingenieur und Abteilungsleiter S2 Landkreis Miltenberg. „Im Vorfeld gab es hier doch einige Bedenken seitens der Radfahrer, dass beispielsweise Radler aus Richtung Rüdenau künftig einen Umweg in Kauf nehmen müssten. Dazu ist zu sagen, dass wir ein sicheres Netz für Radfahrer bauen, das den Anforderungen in jedem Fall gerecht werden wird.“
Anderer Meinung hierzu ist Johannes Oswald. Er ist Sprecher des Arbeitskreises (AK) Radverkehr Miltenberg. „Unser Arbeitskreis steht in regem Austausch mit dem Bauamt der Stadt bezüglich unseres regionalen Radverkehrskonzepts. So haben wir auch die Planvorstellung des Kreisels im Jahr 2011 diskutiert, in dem keine Radwegeinbindung vorgesehen war. Nach mehreren Einsprüchen von verschiedenen Seiten erfolgte 2013 eine verbesserte Variante, die heute umgesetzt wird. Ich halte den Kreisel generell für wichtig, um unsere Region gut in Richtung Norden anzubinden. Allerdings sehe ich für die Alltagsradler vor allem zwei Kritikpunkte. Dies ist zum einen die Anbindung des Radverkehrs vom Kreisel aus in Richtung Großheubach – sie ist für Radfahrer umständlich, eine Verbindung parallel zur Straße über die Eisenbahn wäre deutlich zweckdienlicher gewesen – und zweitens die Anbindung von Miltenberg West nach Rüdenau. Dort wird für die zum Abriss vorgesehene Brücke, die eine direkte Verbindung zur Stadt darstellte, keine Alternative für Radler mehr vorhanden sein. Die durch Landratsamt, Stadt und Gemeinden beschlossenen Radverkehrskonzepte werden in zukünftige Bauvorhaben hoffentlich im Vorfeld einfließen. In Kürze wird z. B. die Stadt Miltenberg mit der Verlängerung des Radwegs von der Miltenberger Promenade nach Kleinheubach beginnen. Diese Verbindung halte ich für wichtig. Für Radler ist sie gleichzeitig sehr attraktiv.“
„Wir sind traurig, dass wir nicht richtig gehört wurden“, ergänzt Bürgermeister Helmut Demel aus Miltenberg enttäuscht. „Wir sind nicht gegen den Bau des Kreisels, haben aber prozessiert, um die Übernahme der Alten Mainbrücke durch die Stadt zu verhindern und um eine vernünftige Lösung für die Radler zu erreichen. Unserer Meinung nach wurde bei der Planung kaum Rücksicht auf Radfahrer genommen und die momentane Planung halten wir für nicht ausreichend. Das finden wir ärgerlich. Gegenwärtig planen wir den Radweg von Miltenberg nach Kleinheubach, der die Mud überqueren wird. Der Bau dieses Weges startet voraussichtlich bereits im nächsten Jahr.“
Provisorische Verkehrsführung
Erstaunlich gut läuft derzeit das Provisorium, das extra zur Umfahrung des Baustellenbereichs gebaut wurde und das das Staatliche Bauamt seit 14. Juli für den Verkehr frei gegeben hat. „Schwere Unfälle gab es bisher gar nicht“, freut sich Klaus Gernhart. „Es passierten lediglich ein paar leichte Blechschäden. Die Autofahrer haben sich zu unserer Freude sehr schnell daran gewöhnt. Wir sind erleichtert, dass die Umfahrung so problemlos funktioniert.“
Einspurig durch Kleinheubach
Das Provisorium wird noch bis zu den Sommerferien 2020 den Verkehrsstrom bewältigen. Dann wird eine etwa vierwöchige Übergangsphase eingerichtet. In dieser Phase führt der Verkehr in Richtung Aschaffenburg einspurig durch Kleinheubach hindurch. Die Autofahrer aus Richtung Aschaffenburg fahren auf der B 469. „Diese Verkehrsphase wird sicherlich nicht ohne Beeinträchtigungen ablaufen“, äußert Klaus Gernhart. „Vor allem für die unmittelbar betroffenen Anwohner in Kleinheubach wird das erhöhte Verkehrsaufkommen zu Lärmbelastungen führen. Wir bemühen uns daher, diese Phase mit geplanten vier Wochen so kurz wie möglich zu halten und bitten um Verständnis für diese Maßnahme.“ Direkt nach dieser Bauphase wird dann der Kreisel für Fahrzeuge frei gegeben.
Sandsteinfarbig verblendete Auf- und Abfahrtsrampen
„Es fehlen zwar noch einige Arbeiten, wie die Auf- und Abfahrtsrampen von und nach Amorbach sowie der Anschluss auf die St 2310 von und nach Miltenberg, aber der eigentliche Kreisverkehr ist befahrbar.“ Die Auf- und Abfahrtsrampen werden mit Mauersteinn hergestellt, die gleichzeitig als Verblendung dienen. „Das funktioniert im Prinzip wie bei Legosteinen“, legt Klaus Gernhart dar. „Die Betonstapelsteine, die wir verwenden, haben Nut und Feder und werden einfach aufeinandergesetzt. Als Farbton haben wir rote sandsteinfarbige Steine gewählt, um der Optik der Landschaft zu entsprechen. Auch die wegweisende Beschilderung ist derzeit noch in Planung.“ Die endgültige Fertigstellung des Megaprojekts mit den fünf Anschlussästen wird planmäßig im Sommer 2021 sein.
Für Zukunft gewappnet
Der Kreisel, der insgesamt rund 20 Mio. Euro kosten wird, ist so ausgelegt, dass er im Voraus berechnete Verkehrsströme bis zum Jahr 2035 aufnehmen kann. „Wir haben dazu im letzten Jahr nochmals eine Verkehrsuntersuchung gemacht und Anpassungen vorgenommen. So wird es zusätzliche Bypässe geben von Großheubach Richtung Aschaffenburg und von Aschaffenburg Richtung Rüdenau bzw. dem Gewerbegebiet Seehecke. Zudem ist sowohl der Kreisel selbst, als auch die Zufahrt zum Kreisel aus Richtung Aschaffenburg und Miltenberg jeweils zweispurig befahrbar. Wir befinden uns hier in einem starken Wirtschaftsraum, der den Verkehr selbst produziert. Der Kreisel wird also für die Zukunft gewappnet sein.“
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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