Infoveranstaltung der Gesundheitsregion plus
Gesunde und nachhaltige Ernährung in Kita und Schule

Alle Kinder werden mit gutem Essen versorgt: Gemeinsame Mahlzeiten in Kitas und Schulen sorgen für Chancengleichheit und schaffen ein Bewusstsein für gesunde und nachhaltige Lebensmittel.  | Foto: Pixbay
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  • Alle Kinder werden mit gutem Essen versorgt: Gemeinsame Mahlzeiten in Kitas und Schulen sorgen für Chancengleichheit und schaffen ein Bewusstsein für gesunde und nachhaltige Lebensmittel.
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Gesund, nachhaltig und dann auch noch lecker! Wie kann das gelingen? Infoveranstaltung stellt Möglichkeiten vor. 

Mit einer nachhaltig und gesunden Kita -und Schulverpflegung können die Weichen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil gestellt werden, der junge Menschen dauerhaft prägt. Von einer vollwertigen Ernährung in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen profitiert zudem jedes Kind, unabhängig vom Portemonnaie und Bildungsstand der Familie.

Kita- und Schulverpflegung nimmt zu

Die Zahl der Kinder, die am Mittagessen in Kitas und Schulen teilnehmen, nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Die Einrichtungen sind vermehrt Lebensort für viele junge Menschen und haben somit eine wichtige Aufgabe zu erfüllen - den Kindern und Jugendlichen eine gesundheitsförderliche, vollwertige, schmackhafte und nachhaltige Verpflegung anzubieten. Keine einfache Kombination, denn für viele Einrichtungen ist das eine organisatorische und logistische Herausforderung. Wie es dennoch gelingen kann, schrittweise kleine Verbesserungen zu erzielen, erfuhren Interessierte vergangenen Mittwoch im Bürgerzentrum in Elsenfeld. Dafür sorgte die Veranstaltung „Lecker Schmecker! Nachhaltig gut essen in Kita und Schule“, die von der Gesundheitsregion plus in Kooperation mit der Bildungsregion, dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (Sachgebiet Gemeinschaftsverpflegung Unterfranken), dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Karlstadt (Sachgebiet Ernährung und Haushaltsleistungen), der AOK Bayern (Direktion Aschaffenburg) und der BKK Akzo Nobel Bayern angeboten wurde. Neben interessanten Fachvorträgen, Best-Practice-Beispielen und einer abschließenden Podiumsdiskussion erwartete die Besucherinnen und Besucher auch eine Ausstellung möglicher Angebote zur Ernährungsbildung.

Gemeinsame Verantwortung

In seiner Begrüßungsrede richtete Günther Oettinger, als Stellvertreter des Landrats, das Wort an die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von Kitas und Schulen. Mit viel Engagement würden sich diese bereits für Gesundheitsförderung und Prävention einsetzen. Aber, und diese Aussage bestätigten alle Referent*innen, beim Thema gesunde und nachhaltige Ernährung müsse man noch ein paar Schritte weiterkommen und das gehe nur mit der Unterstützung der Träger, der Angestellten, der Kinder und ganz besonders der Eltern.

Erwachsene haben Vorbildfunktion

„Kinder müssen sich an uns orientieren.“ - Welch große Rolle Eltern und Umfeld spielen, griff der psychologische Berater und Coach Rolf Stockum von „Prädikat Mensch“ direkt im Anschluss auf. „Alle Maßnahmen stehen auf verlorenem Posten ohne Mithilfe der Eltern, diese müssen mit ins Boot geholt werden“, so der Leiter der AG Gesundheitsförderung und Prävention der Gesundheitsregion plus Miltenberg. In seinem Vortrag machte er auf die Probleme aufmerksam, die durch zu viel und zu einseitiges Essen sowie zu wenig Bewegung entstehen. Gesund essen in der Kindheit verhindere beispielsweise Erkrankungen wie Übergewicht und Adipositas im frühen Erwachsenenalter. Stockum machte deutlich, dass gute Ernährung in Schulen und Kitas deshalb umso relevanter für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sei.

„Bei gutem Essen für das Leben lernen“

Das bestätigte auch Dr. Karolin Höhl. „Die Gewohnheit, gesundheitsförderlich, nachhaltig und gut zu essen, wird in der Kindheit geprägt“, erklärte die Dipl.-Ökotrophologin von der Dr. Rainer Wild-Stiftung– Stiftung für gesunde Ernährung in Heidelberg. Was Kinder vom Esstisch zuhause kennen, entspräche nicht immer dem, was eine gesundheitsfördernde, bedarfsgerechte, nachhaltige und nach wissenschaftlichen Leitlinien gestaltete Kita- und Schulverpflegung den Kindern anbiete. Die Herausforderung für die Einrichtungen bestehe darin, so Höhl, „die Kinder da abzuholen, wo sie esskulturell stehen.“

Dr. Karolin Höhl | Foto: Karolin Höhl
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Veränderung in kleinen Schritten

In ihrem Vortrag gab Dr. Karolin Höhl viele Tipps und Anregungen, wie Schulen und Kitas ihrem Auftrag, Kinder und Jugendliche mit leckerer, bedarfsgerechter und nachhaltiger Nahrung zu versorgen, in kleinen Schritten gerecht werden können. Zur Orientierung empfahl sie all jenen, die Verantwortung für Gemeinschaftsverpflegung tragen, die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Sowohl die Gestaltung der Speisepläne als auch die Lebensmittelauswahl und -qualität hinsichtlich Tierwohl oder Umwelt - in den DGE-Qualitätsstandards seien all diese Aspekte enthalten, erklärte Höhl.

Mahlzeiten als Bildungsorte

Während das Essensangebot in Kita und Schule noch bis vor 15 bis 20 Jahren oftmals die Aufgabe hatte, Kinder satt zu bekommen, werden heute höhere Ansprüche gestellt. So kann eine ausgewogene Mahlzeit in einer Gemeinschaft und angenehmen Räumlichkeiten Grundbedürfnisse von Kindern befriedigen, Sicherheit geben, Zugehörigkeit vermitteln und gesundheitsförderliche Gewohnheiten prägen. „Insbesondere Kinder aus schwächeren sozialen Lagen sind überdurchschnittlich oft übergewichtig“, so Dr. Karolin Höhl. „Kita und Schulverpflegung hat hier den Auftrag, für Chancengleichheit zu sorgen und alle Kinder mit gutem Essen zu versorgen.“ Ein gutes Verpflegungskonzept vermittle Sitten und Gebräuche, lasse Kinder Selbstwirksamkeit erleben, komme ohne Probierzwang aus und respektiere Grenzen, erläuterte Höhl.

Evangelische Kita Friedenstraße

Wie das im Praxisalltag aussehen kann, zeigten Silke Buhleier, Leiterin der evangelischen Kita Friedensstraße in Erlenbach und Irina Bösel, Hauswirtschafterin und Erzieherin in der im September 2021 eröffneten, neugebauten Einrichtung. Die Kinder kommen „täschchenfrei“, d.h. ohne Verpflegung von zuhause, in die Kita. Täglich wird frisch gekocht, angeboten werden Frühstück, Mittagessen und Nachmittagssnack für insgesamt 62 Kinder (von Krippe bis Vorschule). Unterstützung für dieses Vorhaben bekamen sie durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Form eines einjährigen Verpflegungscoachings. Gegessen wird in der Schlemmerstube, durch ein Guckfenster kann mitverfolgt werden, was Irina Bösel in der Frischeküche zubereitet. Beim „pädagogischen Kochen“ dürfen die Kinder selbst schnippeln, schälen und mehr. „Alle aus dem pädagogischen Team essen mit am Tisch und übernehmen so eine wichtige Vorbildfunktion“, erzählte Buhleier. Eingekauft wird saisonal und regional. Das Mittagessen besteht aus verschiedenen Komponenten und überlässt den Kindern die Entscheidung, was sie sich auf den Teller nehmen. Probierschälchen laden ungezwungen ein, kulinarisch Neues zu entdecken. Buhleier und Bösel sind vollkommen überzeugt von dem Konzept „täschenchenfreie“ Kita: „Die Frischeküche ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Wir sitzen einfach gleichberechtigter am Tisch.“

Silke Buhleier (links) und Irina Bösel präsentierten den Zuhörer*innen,  wie sich gesunde und nachhaltige Verpflegung in der Praxis umsetzen lässt.
  • Silke Buhleier (links) und Irina Bösel präsentierten den Zuhörer*innen, wie sich gesunde und nachhaltige Verpflegung in der Praxis umsetzen lässt.
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 Einblick in das Konzept der "täschchenfreien" Kita von Leitung Buhleier und "Küchenfee" Bösel.
  • Einblick in das Konzept der "täschchenfreien" Kita von Leitung Buhleier und "Küchenfee" Bösel.
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Mischen oder nicht mischen? 
Die Mahlzeiten in der Evangelischen Kita Friedenstraße bestehen aus verschiedenen Komponenten. Jedes Kind nimmt sich das auf den Teller, was es mag.  | Foto: Evangelische Kita Friedenstraße
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    Die Mahlzeiten in der Evangelischen Kita Friedenstraße bestehen aus verschiedenen Komponenten. Jedes Kind nimmt sich das auf den Teller, was es mag.
  • Foto: Evangelische Kita Friedenstraße
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Tipps und Anregungen

Großes Interesse brachten die Anwesenden auch Iris Burger entgegen. Eine ansprechende Präsentation der Speisen oder leicht verständliche Informationen bezüglich des Fett- bzw. Zuckergehalts sind nur einige Möglichkeiten sogenannter Nudging-Strategien, die Kinder und Jugendliche unaufdringlich anstupsen (englisch nudging: stupsen) sollen, etwas zu essen, was besser und gesünder ist, erfuhren die Zuhörer*innen. Auch attraktive Namen für Gerichte seien hilfreich, so die Ernährungsberaterin.

Iris Burger | Foto: Iris Burger

Daniela Münch und Andrea Heinz, Erzieherinnen im Haus für Kinder, Schneeberg:

„Wir sind hier, um uns Anregungen zu holen. Bei uns gibt es eine warme Mittagsverpflegung. Uns beschäftigen immer wieder die Fragen, welche Möglichkeiten es gibt, das Essen gesund und nachhaltig zu gestalten und wie man Eltern mit in Boot holen kann, denen das Verständnis für gesunde Ernährung fehlt, ohne diese vor den Kopf zu stoßen.“

Daniela Münch (links) und Andrea Heinz, Erzieherinnen im Haus für Kinder, Schneeberg
  • Daniela Münch (links) und Andrea Heinz, Erzieherinnen im Haus für Kinder, Schneeberg
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Lukas Hartmann, Leiter Jugendhaus St. Kilian Miltenberg und Alois Klein, Küchenleiter:

„Wir sind nicht nur Jugendhaus, sondern auch Caterer von Schule und Kindergarten. Wir wollen unseren Beitrag leisten und unseren Fußabdruck reduzieren. Gleichzeitig erleben wir ein Spannungsfeld zwischen nachhaltigem Speiseplan auf der einen und finanziellen Rahmenbedingungen auf der anderen Seite. Ganz entscheidend ist zudem, dass es schmecken soll. Bei 500 Essen täglich für Kinder im Kleinkindalter bis hin zu Schüler*innen liegt die Herausforderung darin, alles auf einen Nenner zu bringen. Wir erhoffen uns durch so eine Veranstaltung eine Vernetzung der Caterer von Kindergärten und Schulen im Landkreis Miltenberg im Hinblick auf Best-Practice Beispiele bezüglich einer regionalen und nachhaltigen Speiseplangestaltung. Zudem wünschen wir uns eine ehrliche Diskussion mit Trägern und Eltern über die Machbarkeit eines nachhaltigen Speiseplans.“

Lukas Hartmann (rechts), Leiter Jugendhaus St. Kilian Miltenberg und Alois Klein, Küchenleiter
  • Lukas Hartmann (rechts), Leiter Jugendhaus St. Kilian Miltenberg und Alois Klein, Küchenleiter
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Heike Gutwerk, Montessorischule Soden:

„Unsere Schule nimmt an dem Projekt „GemüseAckerdemie“ teil, finanziert durch die AOK. Jährlich finden drei Pflanzungen statt, bei denen die Schule Unterstützung von Mitarbeiter*innen der „Ackerdemie“ bekommt. Die Kinder kümmern sich um unseren Schulgarten und erleben so, wie aus dem Saatgut Gemüse heranwächst. In unserer Frischeküche wird das selbstangebaute Gemüse vom „SchulAcker“ oft mitgekocht. Die Veranstaltung heute gibt viele interessante Einblicke in Ernährungsprojekte und wie andere Schulen das machen mit der Verpflegung.“

Heike Gutwerk, Montessorischule Soden
  • Heike Gutwerk, Montessorischule Soden
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Wo kommt eigentlich das Gemüse her?
Die AOK unterstützt Schulen bei der Einrichtung von "Schuläckern", die von Schulkindern betreut und gepflegt werden. . .
  • Wo kommt eigentlich das Gemüse her?
    Die AOK unterstützt Schulen bei der Einrichtung von "Schuläckern", die von Schulkindern betreut und gepflegt werden. . .
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"Gemüseackerdemie"

Monika Kissel, (Oma Moni) Kita Altstadt in Obernburg:

„Wir sind eine Einrichtung mit dem Schwerpunkt „gesunde Ernährung“. Die Veranstaltung bestätigt mich darin, dass wir vieles richtig machen. Wir bieten seit vielen Jahren täglich gesundes Frühstück für unsere Kinder an. Das wird super von den Kindern angenommen. Sie helfen gerne mit und werden so spielerisch an gesunde Ernährung herangeführt.“

Sophia Salzer, ehemalige Schülerin JEG Elsenfeld:

„Wir sind zertifizierte Fairtrade Schule und zertifizierte "gute gesunde Schule". Wir wurden als Best-Case-Beispiel eingeladen und setzen in großen Teilen das um, worum es heute in den Vorträgen geht. Als sozialwissenschaftliches Gymnasium haben wir viel Platz im Unterricht für Aufklärung über Fairtrade Gedanken und Nachhaltigkeit. Wir haben an unserer Schule ein Gesundheitskonzept, welches auf Ernährung, Bewegung und Trinken beruht. Dieses stellen wir an unserm Stand vor.“

Sophia Salzer

Best-Case-Beispiel: Das Julius-Echter-Gymnasium ist als "gute gesunde Schule" sowie als Fairtrade Schule" ausgezeichnet.
  • Best-Case-Beispiel: Das Julius-Echter-Gymnasium ist als "gute gesunde Schule" sowie als Fairtrade Schule" ausgezeichnet.
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Sabine Lemke, Heilpädagogin und 1. Vorsitzende des Fördervereins der Herigoyen- Volksschule, Sulzbach am Main: 

„Wir haben seit 2006 eine Frischeküche. Seither arbeiten wir mit dem AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) zusammen und haben viele Coachings erhalten. 2012 haben wir die „essperimentelle Küche“ in unser pädagogisches Konzept integriert, mit dem Ziel bei unseren Kindern ein Bewusstsein für gesundheitsfördernde und abwechslungsreiche Nahrung zu schaffen. Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur sechsten Jahrgangsstufe lernen dabei in einer Arbeitsgruppe kochen. Der Andrang ist groß. Ich finde es toll, was beim Nachkochen eines einfachen Rezepts gefördert wird. Grobmotorik, Feinmotorik, soziales Miteinander, Lesen, Rechnen und vieles mehr! Auf der Veranstaltung heute gab es viele Anregungen und Ideen. Auch den Nudging-Gedanken fand ich sehr interessant.“

Sabine Lemke, Heilpädagogin und 1. Vorsitzende des Fördervereins der Herigoyen- Volksschule, Sulzbach am Main
  • Sabine Lemke, Heilpädagogin und 1. Vorsitzende des Fördervereins der Herigoyen- Volksschule, Sulzbach am Main
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Marlene Deß aus Miltenberg

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