Gute Zeiten für Kümmel, Anis, Fenchel & Co. in Mönchberg
Noch ehe Besucher das Gelände der weitläufigen Hofanlage und des „Hofstadels“ am Rande von Mönchberg betreten, können sie es riechen: In der glühend heißen Sommerhitze zieht heute der Duft von frischem Anis in die Nase. An anderen Tagen sind es Fenchel- oder Kümmelaromen.
In der Welt der Landwirte besetzt der Mönchberger Marcus Link eine Nische. Er und seine Familie betreiben neben der Schweinemast, der Gaststätte Hofstadel, dem Getreideanbau auch noch die Kultur von Gewürzpflanzen. Abnehmer für die duftenden Rohstoffe ist die Kosmetik-, Gewürz- und Pharmaindustrie von Sylt bis München.
Der Anbau von Gewürz- und Heilpflanzen ist in der deutschen Landwirtschaft eher noch die Ausnahme, denn diese Duft- und Geschmacksträger sind besonders wertvoll - für Arzneien, Kosmetik oder in der Gourmetküche. Aber das Thema ist so interessant, dass sogar das Bayerische Fernsehen kürzlich zu Gast bei Familie Link in Mönchberg war, um ausführlich über den Gewürzanbau zu berichten. Der Sendetermin ist für 2019 geplant.
Das Wetter hat den gelernten Landwirt Markus Link in diesem Jahr kaum durchatmen lassen. Teilweise saß er bis um 3 Uhr nachts auf seinen Erntemaschinen und musste morgens um 6 Uhr schon wieder an seiner Trocknung parat stehen. Um den hohen Qualitätsansprüchen seiner Kunden gerecht zu werden, muss diese pflanzliche Vielfalt möglichst schnell und vor allem schonend geerntet und getrocknet werden.
Herr Link, wann haben Sie sich spezialisiert?
„Körnergewürze spielen bei uns seit 2012 eine Rolle. Die Entscheidung dafür kam eigentlich aus dem Bauch heraus. Durch die wechselhafte Witterung im Winter 2012/13 hatten wir Einbußen beim Raps, was uns dazu veranlasst hat, zu handeln.
Gewürze haben fast das ganze Jahr über Saison. Wir bauen Kümmel, Koriander, Fenchel, Bockshornklee uvm. an, neben den Gewürzen auch noch Blumen- und Grassamen. Insgesamt haben wir über 30 Kulturarten im Anbau – Tendenz steigend. Dazu nochmals mindestens sechs Getreidearten, Raps, Mais und Erbsen.“
Wie sieht der Flächenumfang von Gewürzpflanzen in Deutschland aus und ist der Anbau anspruchsvoll?
„Blattgewürze und Kamille gibt es deutschlandweit relativ viel. Der Anbau von Körnergewürzen ist eher untypisch. Wir haben da schon ein Alleinstellungsmerkmal – insbesondere durch unsere Vielfalt. Wenn es allerdings einfach wäre, würden es viel mehr machen. Der Anbau von Gewürzen ist weit anspruchsvoller als bei Getreide. Allein schon die Gerätschaften, die benötigt werden, sind speziell. Mähdrescher bauen wir zum Beispiel selbst so um, dass die ganze Vielfalt abgeerntet werden kann. Da es auch keine Beratung oder Literatur darüber gibt, heißt es alles auszuprobieren. Es stecken jetzt schon viele Jahre Erfahrung darin, die ich mir selbst angeeignet habe. Dazu kommt dann noch die Maschinerie der Trocknungstechnik. Die Erfahrungen muss man mit logischem Menschenverstand kombinieren. Jedes Jahr steht man vor neuen Herausforderungen.“
Wie behandeln Sie Ungeziefer, Unkraut und Krankheiten?
„Bei uns ist vieles noch Handarbeit. Neben biologischen Pflanzenschutzmitteln kommen auch chemische zum Einsatz, wenn wir keine andere Wahl haben, aber die Gewürze werden auf alle möglichen Rückstände analysiert. Mein Motto: ,regional und transparent statt Bio‘. Wir in Deutschland sind transparent, gerade was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln betrifft. Wie es in anderen Ländern ausschaut, deren Ware/Lebensmittel wir importieren, will ich nicht erläutern. Neben der Rückstandsthematik und der Reinheit meiner Gewürze sind meine Abnehmer auch immer wieder von deren Qualität begeistert. Qualität ist einfach meine Philosophie. Ich mache das aus Leidenschaft.“
Autor:Sylvia Kester aus Miltenberg |
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