Bildergalerie und Essay
Romantik pur in Reuenthal und auf der Gotthardsruine

Blick in sieben Odenwald-Täler!
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Romantik pur in Reuenthal und auf der Gotthardsruine im Odenwald .

Panorama-Blick in sieben Odenwald-Täler!

Vorfrühlings-Impressionen im Odenwald bei Amorbach und Weilbach.

Ein Besuch in Reuenthal und auf der Gotthardsruine lohnt sich eigentlich zu jeder Jahreszeit.

Jetzt im März freut man sich über die ersten Frühblüher wie Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse und Veilchen.

Und je höher man am Südhang des Reuentals zum Höhenkamm in Richtung Gotthardsruine emporsteigt, desto mehr faszinieren die Weite der Odenwaldlandschaft, das allmählich wachsende Wiesengrün und die Noch-Durchblicke bei filigranen Sträuchern und Bäumen.

Oben fesseln die archäologischen Ausgrabungen und die Geschichte der einstigen Burg- und Klosteranlage auf dem einstigen Frankenberg.

Im Nu fühlt man sich ins Mittelalter versetzt und bewundert die künstlerischen Leistungen unserer Altvorderen.

Beim Abstieg ins Tal kommen Assoziationen zum Minnesänger Neidhart von Reuent(h)al, der hier vielleicht einige Zeit gelebt haben könnte.

Es gibt hier noch viel zu entdecken zwischen Weilbach und Amorbach!

Historischer Hintergrund:

Wer kennt ihn nicht? Zwischen Amorbach und Weilbach im Bayerischen Odenwald ragt eine auffallende Bergzunge rund 150 m über der Talniederung der Mud auf.

Es ist der „Gotthard“, früher Frankenberg genannt.

Auf eine äußerst interessante Geschichte kann der auf ihm thronende und weithin sichtbare Kirchenbau zurückblicken.

Wer den Turm über eine Wendeltreppe besteigt, dem präsentiert sich ein phantastisches Panorama mit einem "Sieben-Täler-Blick“.

Schauen wir nicht nur in die Ferne, sondern auch in die Geschichte!

Bereits im achten Jahrhundert soll ein fränkischer Gaugraf mit dem Namen Ruthard hier eine Burg erbaut haben.

Archäologische Ausgrabungen bestätigen diese Annahme und Überlieferung sowie den frühen Zeitansatz.

Ein Ausbau der Befestigung dürfte im elften Jahrhundert erfolgt sein.

Wohl hundert Jahre später wurde vermutlich die erste Kapelle errichtet und dem heiligen Godehard geweiht.

Doch das Ende der exponierten Burganlage kam eher als befürchtet:

Kaiser Friedrich I. Barbarossa verbot 1168 den Wiederaufbau des „castrum Frankenberg“, das zuvor von ihm zerstört worden war.

Sein Burgherr hatte der Abtei Amorbach Drohungen ausgesprochen und dem Würzburger Bischof als feindlichen Rivalen bezeichnet.

Noch im zwölften Jahrhundert entsteht an Ort und Stelle der Burg
ein Benediktinerinnenkloster.

Doch schon 1439 mussten die Ordensfrauen den Ort wieder verlassen: ihr Kloster wurde aufgelöst und der Abtei Amorbach vermutlich als abhängiges Priorat angeschlossen.

Es folgten Zerstörungen 1525 im Bauernkrieg sowie ein Brand.

1631 wurde das Gotteshaus wieder aufgebaut.

1714 brannte die Kirche jedoch nach einem Blitzschlag erneut aus.

Heute ist die Ruine ein Geheimtipp für Naturfreunde, Wanderer und Geschichtsinteressierte. Zum nicht immer leichten Anstieg wird festes Schuhwerk empfohlen.

Exkurs: Auf den Spuren eines beliebten mittelalterlichen Liedersängers

Der Minnesänger Neidhart von Reuental, lebte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wohl auch zeitweise in unserer Region.

Er gilt unter Fachleuten als einer der bedeutendsten und engagiertesten deutschsprachigen lyrischen Dichter des Mittelalters.

Überliefert sind von ihm 132 Lieder unter seinem Namen, davon 55 mit Melodien.

Die zahlreichen Abschriften seiner Dichtungen zeugen von seiner Popularität.

Die weite Verbreitung der Lieder lassen sich bis ins 15. / 16. Jahrhundert verfolgen.

Zu seinem Leben: Neidhart bezeichnete sich selbst als Ritter. Er stammte wahrscheinlich aus Bayern. Wolfram von Eschenbach erwähnt ihn. Das zeigt, dass er schon um 1210/20 bekannt gewesen sein muss.

Auf Grund der in den Liedern erwähnten Ortsnamen kann man den bairisch-salzburgischen Raum als Gebiet seines frühen Schaffens ausmachen.
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Neidhart begründete die "dörperliche" Dichtung, eine Spielart des Minnesangs.

Es ist eine „höfische Dorfpoesie“, indem er in seinen Liedern vor allem das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schildert.

Der größte Teil von Neidharts Liedern gehört den beiden Gruppen der Sommerlieder und Winterlieder an.

Die Hauptfigur in seinen Liedern ist meist der „Ritter von Riuwental“.

Neidhart lässt die Welt der hohen Minne mit der oft tristen Realität der Dorfbevölkerung aufeinanderprallen.

Seine Lieder enthalten Sozialkritik, die er meist humorvoll verpackt und somit die damalige gesellschaftliche Situation durch Beanstandungen, Spott und Satire immer wieder zum Ausdruck bringt..

Die „Sommerlieder“ sind einfache Reige-Lieder zum Thema „Minne“, in denen der als Ritter auftretende Liebhaber beim Dorftanz um ein Bauernmädchen wirbt und sich dabei mit gegnerischen Bauernburschen auseinandersetzen muss.

Die Gesprächslieder der Bäuerinnen (Tochter und Mutter, liebeslustige Alte, befreundete Mädchen) drehen sich um die Frage, wie man die Gunst des „ritters von Riuwental“ erringen könne.

Die „Winterlieder“ sind in Form von Kanzonen gedichtet. Sie schildern Tänze und Spiele in der Bauernstube.

Das lyrische Ich ist hier der zumeist erfolglose Werbende. Sein Interesse richtet sich auf ein Bauernmädchen. Hier stößt er dabei auf anmaßend auftretende Mitbewerber. Wiederholt kommt es zu rohen Drohungen und Handgreiflichkeiten.

Der Neidhart-Stoff zeigt sich also in derben Spielen und Schwänken. In der bildenden Kunst sind zahlreiche Holzschnitte, Fresken und Reliefs dazu überliefert.

Neidharts Lieder geben einen wunderbare Einblick in die damalige mittelalterliche Ständegesellschaft.

Anhand der Schwänke können noch heute Wissenschaftler der Frage nachgehen, worüber man im Spätmittelalter gelacht hat.

Angenommen, wir würden eine Zeitreise achthundert Jahre zurück in unsere Region machen, könnten wir Neidhart aus dem Reuental begegnen?

Möglicherweise träfen wir den mittelalterlichen Liedermacher im Raum Wertheim an, wo es für ihn gute Kontakte zum damaligen Grafengeschlecht gegeben hat, vielleicht auch auf der Wildenburg bei Kirchzell, eventuell in Reuenthal bei Weilbach selbst - in einer "Grauzone der Quellenstille" auf seinem Lehenshof.

Erst 1248 taucht der Ortsname Reuenthal in einem Schriftstück auf. Das Dokument ist eine sogenannte Mainzer "Heberolle" - ein Verzeichnis von Einkünften.

Darin wird Reuenthal als "Rewendal" genannt - als eine der variierenden Schreibweisen jener Zeit.

Die Mainzer Herren zogen hier viereinhalb Malter Käse und sechzehn Unzen Silber ein. Der Weiler Reuenthal war ein kleiner Ort im damaligen Mittelalter.

Ende des 17. Jahrhunderts wird laut einer Statistik des Amtes Amorbach aus dem Jahre 1668 beschrieben, dass es hier zwei Herdstätten, also zwei Höfe gab. Eine Bevölkerungszunahme folgt drei Jahrzehnte später: da sind es drei Herdstellen, drei Männer, drei Frauen, elf Söhne und sieben Töchter.

Doch zu Neidharts Zeiten war es sicherlich nur ein bescheidener Weiler unweit eines bekannten Handelsweges zwischen Regensburg-Nürnberg-Würzburg-Miltenberg- Frankfurt-Köln.

Fazit: Es lässt sich nicht ausschließen, dass Neidhart ein Lehen hier im Reuenthal bei Amorbach besaß, dass sich nach einem Machtwechsel beim Übergang zu einem anderen Herrn rechtliche Verpflichtungen änderten oder ganz und gar annulliert wurden.

Ein Lehensmann wie Neidhart musste sich nach einem neuen Lehensherrn umschauen und als Fahrender einen neue Bleibe finden.

Urkundlich belegt ist, dass tatsächlich der Raum in und um Reuenthal zwischen 1226 und 1229 in den Besitz des Bischofs von Kurmainz gekommen ist und dass es den Minnesänger Neidhart von Reuental  wirklich gab!

Roland Schönmüller

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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