Bildergalerie und Essay
Die Mai-Bäume stehen in Stadt und Land

Hochkonzentriertes Arbeiten bei der nicht ungefährlichen Maibaum-Aufstellung in Heppdiel.
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  • Hochkonzentriertes Arbeiten bei der nicht ungefährlichen Maibaum-Aufstellung in Heppdiel.
  • hochgeladen von Roland Schönmüller

Der Wonnemonat ist da: erste Impressionen aus der Region. 

1. Was hat der Maibaum für eine Bedeutung?

Bis in die Gegenwart hat sich der Maibaum als symbolträchtiges Zeichen von Frühlings- und Maifeiern behauptet.

Er soll darauf hinweisen, dass jetzt eine fruchtbare Zeit des Jahres begonnen hat.

Der Maibaum soll seine Segen bringende Wirkung auf Mensch, Tiere, Pflanzen, Häuser und Felder ausbreiten.

2. Welcher Baum ist ein Maibaum?

In der Regel der Regel sind es Fichten, Tannen oder Birken.

3. Wer darf den Maibaum aufstellen?

Für das Fällen, Bearbeiten (Entasten, Abzopfen und Entrinden) und Transportieren eines Baumes sind nur entsprechende Fachkräfte wie Waldarbeiter, Forstwirte oder hierfür ausreichend ausgebildete Feuerwehrleute und Gemeindearbeiter im Einsatz. Diese Tätigkeiten geschehen meist ehrenamtlich.

4. Wo gibt es eine Maibaum-Tradition?

In Süddeutschland und in Österreich, beispielsweise in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in der Pfalz und im Rheinland ist das von einem Dorffest begleitete Aufstellen eines Maibaums am 1. Mai üblich und ein besonderer Jahreslauf-Brauch, der gerne gepflegt wird.

5. Wie lange darf ein Maibaum stehen bleiben?

In der Regel steht ein Maibaum bis zum späten Herbst eines Jahres. Steht er länger und wird nur die Krone alljährlich erneuert, wird er nach vier oder fünf Jahren fachgerecht abgebaut.

6. Wer hat den Maibaum erfunden?

Bekanntlich gelten der Maibaum, aber auch der Maienzweig doch als Sinnbilder des Frühlings, der Fruchtbarkeit und der Fortpflanzung. Deshalb nennen Kulturhistoriker wahlweise die Kelten mit ihren Fruchtbarkeitsritualen und Baummysterien oder die Germanen mit ihren Waldgottheiten als die Erfinder des Maibaums.

Hintergrund: 

Ein Maibaum ist bekanntlich ein geschmückter Baum oder Baumstamm.

Er wird  in Bayern, im Rheinland, Saarland, Emsland, Ostfriesland, in Nordrhein-Westfalen, Franken, Baden, Schwaben, der Pfalz, in Teilen Sachsens, Sachsen-Anhalts, Thüringens und der Lausitz sowie in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Ungarn und Teilen von Rumänien zum 1. Mai aufgerichtet, in anderen Regionen auch zu Pfingsten.

Vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, der Pfalz und Österreich ist das feierliche Aufstellen eines Baumstammes auf dem Dorfplatz üblich.

Der besondere Brauch mit dem damit verbundenen Dorf- oder Stadtfest, das in der Regel am 30. April, am 1. Mai oder an Pfingsten stattfindet, ist in vielen Teilen Mittel- und Nordeuropas verbreitet.

In Skandinavien kennt man den Brauch jedoch eher zu Mittsommer (bzw. am Johannistag).

In der Schweiz findet man den Brauch des Maibaumaufstellens in den ländlichen Gemeinden.

Bei Maibäumen handelt es sich um meist große, hochstämmige, bis nahe zur Spitze entastete, verzierte Bäume, die an zentralem Platz im Ort bei einer festlichen Veranstaltung aufgerichtet werden.

Je nach Region – und sogar je nach Ort – kann die Gestaltung der Maibäume sehr unterschiedlich aussehen.

In ländlichen Gebieten geschieht das Aufrichten per Muskelkraft und mit Seilen und Stützbalken, in weiten Teilen Bayerns meist durch die Mitglieder des örtlichen Burschenvereins.

Innerhalb der meisten Städte ist das mittlerweile untersagt; dort kommen im Hinblick auf die erhöhte Unfallgefahr Maschinen (Autokräne oder Holzvollernter) zum Einsatz.

Traditionell wird der Maibaum in eine vorbereitete, befestigte Grube gestellt, in der er beim Aufrichten über eine schiefe Ebene gleitet und in der er anschließend sicher verkeilt werden kann.

Vielerorts werden aber auch aus Aufwands- und Sicherheitsgründen wiederverwendbare Aufnahmen aus Stahl und Beton für das untere Ende des Baumes genutzt.

Entweder wird der Maibaum jedes Jahr neu gefällt, oder es wird über mehrere Jahre derselbe Stamm verwendet, dem eine neue Krone aufgesetzt wird.

In Ostfriesland zum Beispiel wird der Stamm unter Wasser gelagert und jedes Jahr zum Mai wieder hervorgeholt. Meist werden die Stämme geschält und mit bunten Bändern, Girlanden, Krepppapier-Streifen oder Tannenzweigen geschmückt.

Andernorts sind sie ohne Verzierung oder werden im Naturzustand mit Rinde belassen. Am oberen Ende wird der Baum meistens von einem Kranz und der grünen Baumspitze gekrönt.

Ein – nach bayerischen Traditionen – geschnürter (bemalter) Stamm hat in Bayern die Spirale von unten links nach oben rechts gedreht. Als Vorlage dienen dabei die bayerischen Rauten, die den weiß-blauen Himmel darstellen.

In Franken sieht man die Bäume dagegen in weiß-rotem Streifendesign.

Für beide Varianten gibt es historisch begründete Ausnahmen.

Im Rheinland wird als Maibaum oft eine Birke geschlagen oder eine kleine Birke wird einem hohen entasteten Nadelbaumstamm aufgesetzt, während z. B. im Oberschwäbischen und in Bayern meistens ein Nadelbaum gewählt wird.

Während im Rheinland die jährlich neu gefällten Bäume zwischen 20 und 25 m hoch sind und mehrjährig zum Aufstellen verwendete Bäume bis zu 40 m hoch sein können, werden in Bayern bei den ganzjährig fest installierten Bäumen Rekordhöhen bis 56 m erreicht.

Wenn der Baum am Vorabend des 1. Mai aufgestellt wird, geht die Veranstaltung meistens in ein Maifest oder einen Maitanz über.

Während sich die Zuschauer mit Bier und Bratwürsten die Zeit vertreiben, mühen sich die jungen Burschen damit ab, den regional auch mit Symbolen verschiedener Berufe geschmückten Maibaum in die richtige Lage zu bringen.

Um 1970 wurden Maibäume noch häufig in eine frisch ausgehobene, ausreichend tiefe und möglichst enge Erdgrube gesetzt.

Während der Baum mit Stangen schon vertikal gehalten wird, kann das untere Baumende durch Einklemmen mit Steinen und Einstampfen von Erde fixiert werden. Zumindest nahe der Erdoberfläche wird hohe Klemmkraft durch das Einschlagen von Holzkeilen entlang dem Baumholz erzielt.

Wird rundum vorerst nur an vier gleichmäßig verteilten Stellen eingekeilt, kann der Baum durch einseitig stärkeres Keilen genau in die Vertikale gerichtet werden.

In neuer Zeit werden Maibaumgruben (aus Stahlbeton) einseitig mit einer schräg abwärts führenden Rampe versehen, um die Baumbasis besser einfädeln zu können. Ist der Baum etwa senkrecht in der Grube, wird die Öffnung zur Rampe verriegelt.

Die quadratische Grube wird mit Holzbrettern verengt, bevor Keile eingeschlagen werden. Auf starken maschinellen Zug nach oben kann der Baum einfach aus seiner Verkeilung gelöst werden.

Eine ähnliche Technik wird beim Aufstellen von Holzmasten für Telegraphen- und anderen Leitungen in Erdboden genutzt.

Beim traditionellen, also händischen, Aufrichten eines Maibaums, erfolgt das erste Heben näher beim dünnen Ende direkt mit den Händen, weiterwandernd zur Längenhälfte.

Der Schwerpunkt des Baums befindet sich etwa bei einem Drittel seiner Länge. Jeweils ein Paar Schubstangen, in breiter A-Form an einem Punkt des Baums angesetzt ermöglichen den Baum zunehmend weiter und geradlinig aufzurichten.

Stehen die Schubstangen ausreichend steil, können sie am Boden kraftsparend abgestützt werden. Schubstangen können am Kopf eine weite eiserne Gabel mit Zacke in der Mitte aufweisen, die sich ins Holz eindrückt. Schubstangen ohne Eisenarmatur können paarweise mit einem kurzen Seilstück verbunden sein, das 270° um den Mast geschlungen ist, wenn die Stangen im rechten Winkel zueinander stehen.

Der so geklemmte Baum bleibt an der Oberfläche unangestochen. Eine Technik mit Schubstangen mit Seil ist in Rohrendorf bei Krems, Niederösterreich bis heute Tradition.

[b]In seiner heutigen hohen Form mit belassener grüner Spitze und Kranz geschmückt ist der Maibaum seit dem 16. Jahrhundert bekannt, allerdings auch in anderen Funktionen:

  • als Kirchweihbaum,
  • als Ehrenmaibaum für Individuen oder
  • als mit Preisen behängte Kletterstange.

[/b]
Seit dem 19. Jahrhundert kam er (vor allem in Bayern) auch als Ortsmaibaum für die nun selbstständigen Gemeinden (als Symbol ihres Selbstbewusstseins) auf.

Rund um den Maibaum hat sich im Laufe der Zeit allerdings sehr viel lokales Brauchtum entwickelt, das sich vielfach sogar von Dorf zu Dorf erheblich unterscheidet.

In der Romantik (19. Jahrhundert) wurde der Maibaum oft als kultischer „Riesen-Phallus“ gedeutet, der als Fruchtbarkeitssymbol für reiche Ernten sorgen sollte.

Heute spricht kaum ein Volkskundler mehr von diesen „Ursprüngen“, die sich so nicht nachweisen lassen.
Unklar ist auch, ob der Maibaum in seiner heutigen Form zuerst in Städten auftauchte oder auf dem Land.

Wenn er in Städten auftauchte, bestand eher die Chance, dass dies schriftlich dokumentiert wurde – auf dem Land hingegen wurde dieses Brauchtum meist von relativ lose gebundenen Junggesellengruppen (Geloog, Reih, Burschenschaft, Junggesellenverein) erhalten.

Dem Maibaum verwandt ist der Mittsommerbaum in Schweden.

Fazit: Der Maibaum - meist im Zentrum eines Ortes aufgestellt - erinnert an alte Traditionen unserer Kultur. Rund um die Aufstellung diese symbolträchtigen Zeichens zum ersten Mai entsteht Gemeinschaft quer durch alle Generationen, bei jung und alt, bei Einheimischen und Gästen. Die Symbole am Baum verweisen als erfolgreiche Identifikations- und Integrationsmerkmale auf die Zusammengehörigkeit eines Dorfes, einer Marktgemeinde, einer Stadt, eines Landes.

Weitere Bilder und ein Bericht folgen!

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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