Bildungsaustausch
"The Rising Lions": Hilfe auf Augenhöhe
Der Umpfenbacher Verein „The Rising Lions e. V.“ unterstützt Bildungsprojekte weltweit. Die erste Aktion der gemeinnützigen Organisation war eine Schulgründung in Ghana. Seitdem hat sich einiges getan. In der ghanaischen Volta Region ist der Name „The Rising Lions“ mittlerweile zu einem Begriff geworden. Auch in unserer Region ist der Verein durch seine Aktivitäten bekannt geworden und steht für interkulturellen Austausch.
Each one - teach one
"The Rising Lions“ in Deutschland und die ghanaische Partnerorganisation „The Rising Lions Ghana“ (NGO) haben gemeinsam bereits erfolgreiche Projekte durchgeführt. Hierbei steht das gegenseitige Lehren und Lernen im Vordergrund. Die Vereinsvorsitzende Nadine Faber erklärt: „Es geht nicht darum, unser „überlegenes westliches Wissen“ anderen Kulturen aufzudrängen. Nach dem Leitsatz „Each one – teach one“ möchten wir den gegenseitigen und respektvollen Austausch von Wissen fördern. Jeder hat besondere Fähigkeiten und Kenntnisse und wir alle können voneinander lernen. Der Wissensaustausch auf Augenhöhe ist uns besonders wichtig.“
Nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände
„So geht es uns auch darum, das Bewusstsein in unserem Kulturkreis dahingehend zu fördern, dass wir unseren Wohlstand nicht als selbstverständlich und gegeben hinnehmen. Unser Leben in Überfluss und Frieden ist ein Privileg, dass nur einem ausgewählten Personenkreis auf dieser Erde zuteilwird. Es liegt daher an jedem einzelnen von uns, in die Verantwortung zu gehen und sich für die Menschen einzusetzen, die dieses Glück nicht in diesem Maße erfahren durften“, betont Faber. „Gerade aktuell, da viele aufgrund des Weltgeschehens überfordert sind, hilft es kleine Dinge zu tun, um etwas zu verbessern.“
Gründung einer Schule in Ghana
Die Hintergründe der Vereins- und Schulgründung, reichen bis in den Sommer 2014 zurück. Damals besuchte Nadine Faber, die als Nachhilfelehrerin arbeitet, in Waldmichelbach ein Fortbildungsseminar zum Thema „Schaubildarbeit als Lehrmethode“. Beim Seminar lernte sie den Schul- und Entwicklungsbegleiter Georg Brock kennen. Mit der Zeit reifte der Entschluss, gerade dort, wo Bildung noch in den Kinderschuhen steckt, ein neues, modernes System zu etablieren. Mit ausschlaggebend war auch das Brief- und Bildungsaustausch-Projekt zwischen der Erftal-Grundschule Eichenbühl und der Duawodome Basic School in Akatsi/Ghana. Die Gründung einer Schule in Ghana ermöglicht den Kindern und Jugendlichen dort den Zugang zu Wissen in einer geeigneten Lernumgebung. Durch die Stärkung der Selbstständigkeit und Eigeninitiative wird eine ganzheitliche Bildung gefördert. Dadurch lässt sich eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände der Menschen vor Ort erreichen.
Bedürftigen Kindern ein zu Hause geben
Im Oktober 2021 ist mit der Dzata Suku (Löwenschule) ein Ort entstanden, an dem hilfsbedürftige Kinder kostenfrei Unterkunft, Verpflegung, Betreuung und Bildung erhalten. In der Küstenregion rund um Tegbi ist Kindersklaverei - obwohl verboten - leider immer noch üblich. Viele der Familien leben in Armut und haben nicht die finanziellen Möglichkeiten sich um ihre Kinder zu kümmern und verkaufen ihre Kinder an die lokalen Fischer. Die Kinder, meistens nicht älter als acht Jahre, müssen für die Fischer auf ihren Booten arbeiten und als Kindersklaven Knochenjobs übernehmen.
„Um den Eltern eine Alternative zum Verkauf ihrer Kinder in die Sklaverei zu bieten, haben wir diesen angeboten, ihre Kinder bei uns aufzunehmen und ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen. Mit einer guten Ausbildung können sich die Kinder zukünftig um ihre Familien kümmern“, so Nadine Faber.
Briefaustausch für interkulturelles Kennenlernen
Um es Schulkindern zu ermöglichen, internationale Freundschaften zu knüpfen, hat der Verein ein Briefaustausch-Projekt ins Leben gerufen. Schüler unterschiedlichster Schulen und Jahrgangsstufen aus Ghana und Deutschland treten so in direkten Kontakt und haben die Möglichkeit voneinander und miteinander zu lernen. Der Austausch der mit Spannung erwarteten Briefe ist stets mit großen Emotionen verbunden. In Ghana freuen sich die Kinder über das Interesse an ihrem Leben von einem Menschen von einem anderen Kontinent so sehr, dass sie ihre Briefe umarmen und küssen. Auch in Deutschland werden die Antwortbriefe aufgeregt und freudig in Empfang genommen. Der Einblick in die andere Kultur führt zu großem Erstaunen über die Lebensumstände und die spärlich ausgestatteten Schulen in Ghana. Die Teilnehmer erlangen durch dieses Projekt ein besseres Verständnis für die Kultur und das Leben des jeweils anderen.
Austauschprojekt Ghana-Deutschland 2022
Der bisherige Höhepunkt des gegenseitigen Wissensaustauschs bildet der erstmalige Besuch einer ghanaischen Austauschgruppe in Deutschland. Die Teilnehmer im Alter von 17 bis 28 Jahren trafen sich im Oktober 2022, um unter fachlicher Anleitung ein Bildungskonzept für eine weitere Schule zu entwickeln. Am ersten Tag fand das Willkommens-Event für die ghanaischen Jugendlichen im Beavers in Erlenbach statt. Weitere Punkte auf dem Programm waren eine Stadtführung durch Miltenberg, Betriebsbesichtigungen der Firmen Oswald (Miltenberg) und Weberei Pahl (Külsheim), ein Schulbesuch der Pater-Alois-Grimm-Schule (Külsheim) und der Besuch des Senckenberg Museums in Frankfurt.
Durch die vielen abwechslungsreiche Unternehmungen sowie die eigentliche Projektarbeit konnten die Jugendlichen etwas Neues erfahren und ihren Horizont erweitern. Nach etwa einer Woche ging es für die ghanaischen Teilnehmer schließlich mit deren Austauschpartnern nach Hause. „In der kurzen Zeit sind echte Freundschaften entstanden. Es war für alle eine tolle und lehrreiche Zeit“, berichtet Nadine Faber.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Vereins https://therisinglions.de/
Autor:Katja Bergmann aus Niedernberg |
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