„Schau hin, nicht weg!“
Anti-Mobbing-Präventionsprogramm mit Tom Lehel in Bürgstadt und Erlenbach
Das Präventionsprojekt „Tom Lehel‘s Wir wollen mobbingfrei!!!“ findet an Grundschulen in der Region statt.
„Wir wollen mehr Respekt, schau hin nicht weg, geh nicht dran vorbei, mach mit und schrei, wir wollen mobbingfrei!“, singt Tom Lehel gemeinsam mit den Kindern der Grundschulen Erlenbach und Bürgstadt, die derzeit an seinem Anti-Mobbing-Präventionsprogramm teilnehmen. Das von der BKK Akzo Nobel Bayern geförderte und veranstaltete Event stößt bei Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern auf großes Interesse. Der Schauspieler, Moderator, Komiker und Musiker Lehel hat selbst als Kind belastende Mobbingerfahrungen gemacht und sensibilisiert Grundschüler*innen der dritten und vierten Klassen mit einer multimedialen Mischung aus Lesung, Popkonzert und Stand-up-Comedy für die sehr ernste Thematik. In Spielen und Übungen vertiefen die Kinder anschließend das Gehörte mit Pädagog*innen. Ebenfalls wichtiger Bestandteil der Veranstaltung ist der Elternabend, an dem grundlegende Informationen zum Thema Mobbing/Cybermobbing sowie Wege zur Hilfestellung und Begleitung im Bereich Medienerziehung vermittelt werden. Für Lehrkräfte findet zudem eine eintägige Fortbildung statt, in der es unter anderem über die Methodik und den Umgang mit Mobbing in der Grundschule gehen soll.
Aufeinander achten, gemeinsam Verantwortung übernehmen und die Gemeinschaft stärken
Das zweitägige Programm soll dazu beitragen, dass alle am Schulleben Beteiligten sich gegen Mobbing positionieren, es frühzeitig erkennen und lernen, Täterstrategien zu durchbrechen. Diese Form der Präventionsarbeit soll die Handlungsfähigkeit steigern und verhindern, dass Mobbing und Cybermobbing an Schulen überhaupt erst aufkommen kann.
Mobbing in jeder Schulklasse
Warum Präventionsarbeit dringend notwendig ist, erfahren viele Kinder und Jugendliche am eigenen Leib. Wie Forschungsergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung von 2019 belegen, sind knapp 30% der Grundschüler*innen von psychischer oder physischer Gewalt durch Mitschüler*innen betroffen. Auch die vom Robert-Koch-Institut im September 2020 veröffentlichte Studie „Mobbing und Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ bestätigt, „dass es in jeder Klasse Schüler*innen gibt, die unter Mobbing leiden.“
Mobbing hat viele Gesichter
Das Wort Mobbing kommt aus dem englischen und heißt übersetzt belästigen oder anpöbeln. Das bedeutet, wenn jemand immer wieder und über einen längeren Zeitraum hinweg von einer oder mehreren Personen systematisch erniedrigt wird und seelische oder körperliche Gewalt zugefügt bekommt, dann wird er/sie gemobbt. Jemanden zu mobben kann auf viele unterschiedliche Arten geschehen, wie z. B. mit direkten oder heimlichen Beleidigungen, mit Bedrohung, Ausgrenzung, Missachtung oder mit der Verbreitung von Gerüchten über eine Person. Auch deshalb ist es für Außenstehende wie Eltern oder Lehrer*innen nicht immer einfach zu erkennen, wenn jemand gemobbt wird, oder aber Mobbing von einem normalen Konflikt zu unterscheiden. Auch die Formen von Cybermobbing sind vielfältig und können vom Versenden gemeiner Nachrichten über Hasskommentare unter Fotos bis hin zu anonymen Drohungen reichen. Das Fatale an dieser Form des Mobbings: Täter*innen sind unsichtbar und die Belästigungen können überall da, wo digitale Medien genutzt werden, rund um die Uhr stattfinden. „Zwischen Mobbern und Gemobbten herrscht ein klares Machtungleichgewicht, so dass sich die Opfer oft ohnmächtig fühlen“, erklärt der zertifizierte Anti-Mobbing-Coach Tom Lehel. „Die Täter*innen suchen sich Opfer, um Dominanz und Macht auszuleben.“
Weitreichende Auswirkungen
Ein Alltag, geprägt von Herabwürdigung, Kränkung, Ausgrenzung oder dem Erleben körperlicher Gewalt, bleibt nicht folgenlos und hat sowohl Auswirkungen auf die seelische und körperliche Gesundheit eines Kindes, wie auch auf seine schulische Entwicklung. Zu den häufigsten Folgen einer dauerhaften Schikane gehören ein geringeres Selbstwertgefühl und Selbstbeschuldigungen, Depressionen, Traurigkeit, Isolation, Einsamkeitsgefühle, Angst, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Essstörungen, psychosomatische Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen usw., Leistungsrückgang und Fehlzeiten in der Schule sowie Suizidgedanken. Nehmen Eltern oder Lehrer*innen plötzliche Veränderungen im Verhalten von Kindern wahr, sollten sie aufmerksam werden und gezielt nachfragen. Mobbing hat häufig einen langfristigen Einfluss auf das Leben von Betroffenen. Selbst Jahre nach dem Ende der Mobbingsituation haben die früheren Opfer ein erhöhtes Risiko, körperliche und psychische Krankheiten zu erleiden. Um Langzeitfolgen zu verhindern, muss schnell gehandelt werden.
Kampf gegen Mobbing muss früh beginnen
Nur mit Hilfe von Lehrern, Eltern oder Mitschülern kann sich die Situation für Mobbingopfer verbessern, deswegen sollten sich betroffene Kinder so früh wie möglich jemandem anvertrauen. Um zu verhindern, dass Mobbing geschieht, ist Präventionsarbeit ein Mittel mit hoher Wirksamkeit. Tom Lehel über sein Programm: „Kinder sollen ihr eigenes Verhalten im Umgang miteinander reflektieren. Es geht darum zu lernen, Verantwortung für das eigene Handeln und das ´Nicht-Handeln´ zu übernehmen. Zusammen sollen sie eine gute Umgangskultur für ihre Klasse schaffen.“ Prof. Dr. Mechthild Schäfer von der LMU München berät das Präventionsprojekt wissenschaftlich und führt die Fortbildungen für Lehrkräfte während des zweitägigen Programms durch: „Die, die nicht auf den ersten Blick beteiligt sind, sind dennoch involviert: Zivilcourage entscheidet, ob sich Mobbing in der Klasse etabliert und sich als System Mobbing fortsetzt.“ Mehr Infos zum Projekt unter: www.wirwollenmobbingfrei.de
Du oder jemand in Deinem Umfeld wird gemobbt? Ihr Kind wird gemobbt und Sie suchen nach Unterstützung?
Hier gibt es kostenlose und anonyme Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche:
Kinder- und Jugendtelefon / Nummer gegen Kummer: 116111
Elterntelefon / Nummer gegen Kummer: 08001110550
Online-Beratung JUUUPORT Hilfe bei Cybermobbing, WhatsApp-Stress & Co: https://www.juuuport.de/
Hilfe und Vermittlung von Beratungsstellen bei Stress im Netz: https://www.jugend.support/
Das sagen Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zum Thema Mobbing und zum Anti-Mobbing-Präventionsprogramm von Tom Lehel:
Carmen Godin, Lehrerin an der Grundschule Bürgstadt:
„Als ich vom Anti-Mobbing-Präventionsprogramm und dessen Inhalten erfahren habe, hat es mich sofort angesprochen. Ich habe umgehend eine Bewerbung für unsere Schule abgegeben, denn die Problematik ist leider da und durchgängig ein Thema – von der ersten Klasse bis zu den Abschlussklassen in der Mittelschule.
Wir thematisieren daher Mobbing regelmäßig im Unterricht und nehmen auch die JaS (Jugendsozialarbeiterin an Schulen) dazu. Es ist für die Schülerinnen und Schüler oft leichter, wenn jemand ´von außen´ interveniert und Hilfestellung gibt.
Ich bin der Meinung, dass Prävention besser ist als Reaktion, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Man muss im Kleinen ansetzen, damit es nicht zum Mobbing kommt. Daher ist das Anti-Mobbing-Präventionsprogramm so gut. Tom Lehel erklärt den Kindern in anschaulicher und vor allem unterhaltsamer Weise, was Mobbing ist und was jeder Einzelne dagegen tun kann. Ich bin sehr dankbar, dass die BKK Akzo Nobel Bayern uns bei der Teilnahme an diesem Programm fördert und unterstützt.“
Andreas Bieber, Rektor an der Dr.-Ernst-Hellmut-Vits-Grundschule Erlenbach:
„Mobbing taucht auch an unserer Schule immer wieder auf. Ich finde es daher wichtig, dass alle, die bei uns am Schulleben beteiligt sind – Kinder, Eltern und Lehrkräfte – wissen, was Mobbing ist und was nicht, wann es anfängt und wie es sich äußert. Das breit aufgestellte Anti-Mobbing-Präventionsprogramm von Tom-Lehel, bei dem wir kurzfristig eingesprungen sind, unterstützt uns dabei, beispielsweise durch die Lehrerfortbildung und einen Elternabend. Lehrkräfte und Eltern, vor allem aber unsere Schülerinnen und Schüler werden für die Problematik sensibilisiert indem sie lernen, Mobbing zu erkennen und frühzeitig zu handeln. Denn man sollte nicht so lange warten, bis Mobbing akut wird.
Mit unserer Sozialpädagogin Fr. Schütt (Jugendsozialarbeit an Schulen) wurde vereinbart, dass sie im Nachgang zu dieser Veranstaltung die Schulklassen besucht, um das Thema Mobbing weiter zu behandeln und anhand verschiedener Materialien zu besprechen. Dabei ist für uns die Unterstützung der BKK Akzo Nobel Bayern eine sehr wertvolle Hilfe.“
Tom Weber, 10 Jahre, 4. Klasse aus Bürgstadt:
„Der Schulevent mit Tom Lehel heute hat mir sehr gut gefallen. Besonders gut fand ich die Erklärungen, was alles passiert, wenn jemand gemobbt wird. Ich traue mich jetzt eher, auch mal was zu sagen, wenn ich mitbekomme, dass jemand gemobbt wird.“
Kaylee Mirtschov, 10 Jahre, 4. Klasse aus Bürgstadt:
„Mobbing habe ich selbst noch nicht erlebt und auch noch nicht beobachtet. Die Veranstaltung hat mir heute sehr gut gefallen, weil Tom Lehel alles so witzig erklärt hat. Das hat sehr viel Spaß gemacht und war ein schönes Erlebnis.“
Cora Zollner, 8 Jahre, 3. Klasse aus Bürgstadt:
„Mir hat die Extrastunde mit Tom Lehel gut gefallen. Ich finde, dass wir viel über Mobbing gelernt haben und dass Mobbing nicht schön ist. Ich habe schon mal Mobbing im Schulhof gesehen und das dann der Pausenaufsicht gesagt. Die hat dann eingegriffen.“
Johannes Häring, 8 Jahre, 3. Klasse aus Bürgstadt:
„Ich selbst habe Mobbing noch nicht erlebt und auch noch nicht irgendwo mitbekommen. Durch den Schulevent heute haben wir gelernt, dass wir nicht mobben sollen und dass wir unsere Lehrerinnen oder andere Erwachsene holen sollen, wenn wir sehen, dass jemand mobbt oder gemobbt wird.“
Tom Römmelt, 8 Jahre, 3. Klasse aus Bürgstadt:
„Ich habe heute gelernt, dass Mobbing mehr ist als nur ärgern. Ich selbst wurde mal auf einem Spielplatz gemobbt. Dort wurde ich erst verfolgt, dann haben die Größeren ´der Kleine, der immer wegrennt´ zu mir gesagt. Ich habe versucht, sie nicht zu beachten. Das hat ein bisschen geholfen. Dann sind sie aber weggegangen.“
Elena Gröh, 8 Jahre, 3. Klasse aus Bürgstadt:
„Von Mobbing oder dass jemand gemobbt wurde, habe ich noch nichts gemerkt. Ich finde es aber sehr gut, dass Tom Lehel sich so gegen Mobbing einsetzt. Ich finde das wichtig. Mir hat es heute viel Spaß gemacht.“
Emma-Marie Eck, 9 Jahre, 4. Klasse aus Bürgstadt:
Mobbing finde ich nicht okay. Ich habe es auch schon mal erlebt. Ich bin dann hingegangen und habe das auch gesagt. Aber das hat nicht geholfen. Ich habe mich auch nicht getraut, Erwachsene zu holen, weil ich Angst hatte, dass ich dann ´Petze´ genannt werde. Heute habe ich gelernt, dass es kein Petzen ist, wenn man Erwachsene um Hilfe bittet.“
Schüler, 4. Klasse:
„Mobbing ist nicht gut, sondern richtig doof, weil man sich nicht in den anderen hineinversetzt, sondern ihn ärgert und ihn hänselt. Ich habe es selbst aber noch nicht erlebt und auch noch nicht mitbekommen.“
Autorinnen: Marlene Deß & Andrea Kaller-Fichtmüller
Autor:meine-news.de Redaktion aus Miltenberg |
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