Lions Club Amorbach-Miltenberg
Vortrag "Glücksforschung" am 11.10.24 in Miltenberg
„Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis“, soll Ernest Hemingway gesagt haben. Als wir im letzten Jahr unsere Leserinnen und Leser nach ihren Glücksmomenten fragten, erhielten wir zahlreiche wunderbare Zuschriften. Als „Glücklichmacher“ wurden die eigene Familie, die Kinder und Enkel, Liebe in Ehe und Partnerschaft, die Natur, eine gute Gesundheit, überstandene Krankheiten, Frieden und langjährige Freundschaften genannt. Nicht zu vergessen Schokolade, die anscheinend viele Menschen sehr, sehr glücklich macht.
Glücksforschung ist eine ernsthafte Wissenschaft
Was ist Glück? Wie wird es gemessen, wie wissenschaftlich erforscht? Und wie können wir ein glückliches und ausgefülltes Leben führen – ganz praktisch? Diesen Fragen geht ein öffentlicher Vortrag des Lions Clubs Amorbach-Miltenberg am 11. Oktober 2024 um 19 Uhr im Alten Rathaus in Miltenberg nach. Der Referent Professor Karlheinz Ruckriegel, studierter Volkswirt und emeritierter Professor an der TH Nürnberg, befasst sich wissenschaftlich seit 1995 mit den Themen psychologische Ökonomie und interdisziplinäre Glücksforschung. Er gilt als einer der bedeutendsten Forscher in diesem Thema. Der Vortrag von Professor Ruckriegel ist eingebettet in das Jahresmotto „Glück und Zufriedenheit“ der aktuellen Präsidentin des Lionsclubs Amorbach-Miltenberg, Sabine Allié. Im Interview spricht sie über ihr Jahresmotto, über ihre eigenen Glücksmomente und darüber, warum es glücklich macht, sich für andere Menschen zu engagieren.
Frau Allié, für Ihr Jahr als Lions Präsidentin haben Sie das Motto „Glück und Zufriedenheit“ gewählt? Was möchten Sie damit bewirken?
„Die Frage, was unser Leben überhaupt zufrieden und glücklich macht, empfinde ich als wichtig. Ich habe das Gefühl, dass in unserer Gesellschaft die Egozentrik zunimmt, dass die Tendenz dahin geht ,Was macht mich selbst glücklich und was kann ich denn jetzt noch mehr für mich tun?‘.
Ich empfinde das als eine Art übersteigerte Achtsamkeit. Mir fehlt dabei, dass der Blick auch mal nach außen gerichtet wird, dass man sieht, dass das Glück der anderen auch mein Glück sein kann. Man merkt es ja bei den Vereinen, die immer mehr Probleme haben, Ehrenamtliche zu finden. Für mich gehört zum eigenen Glück auch immer der gedankliche Bogen zu ,Was kann ich ehrenamtlich machen?‘.“
Wie entstand die Idee eines Vortrags zur Glücksforschung?
„Mich hat interessiert, welche verschiedenen Faktoren es für Glück gibt und ob das wissenschaftlich erforscht wird. So kam ich letztendlich auf Professor Ruckriegel, der inzwischen emeritiert ist. Er war Professor in Nürnberg und beschäftigt sich schon sehr lange wissenschaftlich mit dem Thema Glück, schlägt aber den Bogen von der Wissenschaft ins reale Leben, und das hat mich überzeugt. Denn es ist ja gut und schön, wenn man alles wissenschaftlich darlegen kann. Was heißt das aber jetzt praktisch, an welche Faktoren kann man rangehen, um sein Leben ausgeglichen und zufrieden und glücklich zu machen? Das ist doch mal interessant zu hören. Und ja, vieles machen wir intuitiv, aber auch wenn ich intuitiv handle, kann es dafür eine wissenschaftliche Erklärung geben.“
Ist Glück auch eine Frage der Wahrnehmung? Wir Deutschen gelten oft als negativ
„Ja, da ist was dran. Das ist auch eine Charakterfrage, ob man die Dinge tendenziell eher negativ oder positiv sieht. Ich glaube, man kann da viel an Einstellungen verändern und dazulernen, aber der Kern der Persönlichkeit bleibt natürlich gleich. Es sind aber auch die negativen Sensationsmeldungen, die stärker wahrgenommen werden. Die erfreulichen Nachrichten setzen sich nicht so durch.
Mir ging es neulich so, als wir vom Lions Club eine Spende in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge überreicht haben. Da habe ich erfahren – und das ist wirklich eine tolle Story – dass da Jugendliche in Ausbildung sind, einer ist schon fertig und wird übernommen. Da tut sich was, aber aus Datenschutzgründen darf nicht darüber berichtet werden. Aber genau solche Erfolgsgeschichten braucht es, gerade auch in der Integration.“
Können wir Glück lernen?
„Professor Ruckriegel beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ‚welche Bedeutung einer liberalen Demokratie für eine glückliche Gesellschaft zukommt‘. Und da ist u. a. die Rede davon, was man in Schulen tun könnte, also Glück als Schulfach. Das erinnert mich an die Lions Club Quest. So heißt ein Lebenskompetenz-Programm für junge Menschen von Lions International, das an Schulen läuft. Es geht dabei um sozial-emotionales Lernen. Beispiel: Was heißt Glück in der Gemeinschaft? Was heißt Toleranz, wie gehe ich mit Konflikten um. Solidarität zeigen, aber auch den eigenen Weg gehen und eigenen Erfolg haben. Wie kann man das alles zusammenbringen? Es gibt in Nürnberg ein tolles Projekt von verschiedenen Lions Clubs, die das in die Schulen hineintragen und mit den Lehrkräften umsetzen. Da ist Professor Ruckriegel auch maßgeblich beteiligt. Wir überlegen im Augenblick sogar, ob man das hier in Miltenberg oder im im Kreis wieder intensivieren sollte, denn das gab es hier bereits.“
Verraten Sie uns zum Schluss, was Sie glücklich macht?
„Also, das ist wahrscheinlich wie bei den meisten Menschen, relativ unspektakulär. Natürlich meine Familie, ich habe vier Kinder und drei Enkel. Dann Freundschaft. Die Natur. Ich bin ein Naturfreak und liebe Wandern, Bewegung, Sport. Das ist absolut meins, vor allem im Wald. Wir haben ja hier diese wunderschöne Umgebung, da ist es für mich recht einfach, zu Glück und Zufriedenheit zu kommen. Und ich finde ehrenamtliches Engagement sehr beglückend, weil da einfach ganz viel zurückkommt, weil man unheimlich viele Leute, auch aus verschiedenen Bereichen kennenlernt. Das ergänzt sich für mich extrem gut mit meinem Engagement im Lions Club.“
Liegt Ihnen ein Projekt besonders am Herzen?
„Ja, das ist Uplift-Aufwind e. V. in Kirgisien. Es geht um Kinder mit Beeinträchtigungen, die in Heimen leben, obwohl sie Eltern haben! Die Gründerin des Vereins, Maren Ernst, lud meinen Lions-Kollegen Toni Klein, der das Land sehr gut kennt, in ein kirgisisches Kinderheim ein, in dem Uplift tätig ist. Es war ein prägendes Erlebnis. Maren Ernst erklärte, dass die meisten Eltern nicht nur aus Not ihre Kinder ins Heim bringen. Es fehlt ihnen die Unterstützung, die in unseren westlichen Ländern selbstverständlich ist. Therapie, medizinische Behandlung, finanzielle HIlfe vom Staat. Es ist beeindruckend, wie die Mitarbeiterinnen von Uplift die bedürftigen Familien auffangen und begleiten. Alle brauchen Unterstützung, damit die Kinder im Krisenfall nicht doch ins Heim kommen.“
Der Eintritt zum „Glücksvortrag“ ist frei, dafür werden am Ausgang Spenden für zwei Projekte gesammelt: Uplift-Aufwind in Kirgisien und den Unterstand und Container für obdachlose Frauen am Martinsladen in Miltenberg. sari
Vortrag „Glücksforschung und das praktische Glück“ mit Prof. Karlheinz Ruckriegel am 11. 10. 2024 um 19 Uhr im Alten Rathaus Miltenberg, Veranstalter: Lions Club Amorbach-Miltenberg
Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen www.lions-amorbach-miltenberg.de/
Autor:Sabine Rindsfüsser aus Miltenberg |
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