Bildergalerie und Essay
Zwischen Himmel und Erde: Sankt Michael in Guggenberg: Rundes Jubiläum und Patronatsfest.

Bild: Blick auf die herbstliche St. Michael-Filialkirche in Guggenberg. Foto Roland Schönmüller
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Einen Besuch wert!

Eichenbühl. Exakt zweihundert Jahre alt ist die kleine St. Michaels-Kirche in Guggenberg.

Am vergangenen Sonntag, am 29. September 2024, feierten die dortigen Gläubigen ihr Patronatsfest.

Die schmucke Sandsteinkirche wurde 1824 mit eingezogenem Chor erbaut.

Das heutige Gotteshaus beherbergt nicht nur Darstellungen des heiligen Michaels, sondern auch einen ehemaligen Altar aus Miltenberg sowie einen neuzeitlichen, sehenswerten Kreuzweg.

Von Miltenberg nach Guggenberg.

Der barocke Hochaltar (um 1700) mit zwei gewundenen Säulen und der Figur der Gottesmutter mit dem Jesuskind wurde im Erbauungsjahr aus der abgebrochenen Kapelle „Maria uff (auf) den Staffeln“ von Miltenberg erworben.

Fromme Stiftung.
Der unter den Heiligenfiguren angebrachte Kreuzweg aus Lindenholz war eine Stiftung des aus Guggenberg stammenden Pfarrers Josef Brenneis. Hans Scheble aus Ellwangen hat diesen im Jahre 1956 gefertigt.

Nach einer aufwändigen Sanierung wurde die Kirche in Guggenberg im Jahre 2005 neu eingeweiht.

Wie kam der heilige Michael als Schutzpatron auf die Odenwaldhöhe zwischen Miltenberg, Hardheim und Walldürn?

Volkskundler verweisen auf die alte Tradition, den heiligen Michael, populären Erzengel und Patron der Deutschen bevorzugt in Kirchen und Kapellen in Höhenorten zu platzieren, sozusagen zwischen Himmel und Erde.

Der Erzengel Michael gilt als Fürst der himmlischen Heerscharen und Verteidiger der Kirche.

Auch in der Gegenwart freuen sich die Guggenberger Bürgerinnen und Bürger über den herbstlichen St. Michael-Patronats-Termin nach Abschluss der Ernte und als Einstand für eine ruhigere Zeit in Feld und Flur, Haus und Hof.

„Michl zünd‘s Licht an! - „Auf nassen Michelstag nasser Herbst folgen mag.“
Wichtiger Wettertag am 29. September - Messen, Märkte, Minnetrank.

Der September hat sich verabschiedet, der Herbst bleibt und der Oktober, wohl zunächst weniger “golden“ zieht ins Land: mit Nebel, Nässe, nahezu novembermäßig.

Das verraten schon die Wettersprüche und Bauernregeln unserer Altvorderen zum heutigen Tag, zu „Michaeli“.

Der 29. September, der Michelstag, spielte einst eine anerkannte und bedeutende Rolle im Bauernjahr. Er galt als Zins- und Pacht-Zahltermin, außerdem war er ein wichtiger Wettertag.
Insbesondere für die ländliche Bevölkerung gab Michaelis gute Auskünfte für den jetzigen Herbst und den nahenden Winter.

• Etwa: „Regen am Michaelitag / gelinden Winter geben mag.“
• Oder: „Hat zu Michel die Sonne keinen Rand, / so hat das Wetter vier Wochen Bestand.“
• Und: „Wenn zu Michael der Wind von Nord und Ost weht, / ein kalter Winter zu erwarten steht.“
• Schließlich: „Zu Micheli schickt der Winter manchmal schon einen Gruß!“.
• Last but not least: „ Hat Michael viel Eicheln, liegt zu Weihnachten viel Schnee!“

Verbunden mit Kirchweihfesten der Michaelskirchen waren einst Ende September die Messen und Märkte, die für die auf Abwechslung bedachte Bevölkerung in Stadt und Land große Anziehungskraft ausübten.

Unsere Vorfahren feierten außerdem am Michaelistag den Ernteschluss im Herbst, sozusagen ein vorgezogenes Erntedankfest. Das Vieh auf den Weideflächen durfte nach Hause in wärmere Gefilde. Bekannte Alm-Abtriebe gibt es heute noch um diese Zeit.

Hirten und Schäfer feierten früher St. Michael, ihren beliebten Ernteheiligen, in geselliger Runde mit Tanz, reichlich Speis‘ und Trank (Michaelis-Minne) sowie mit besonderen Wettbewerben (“Schäferlauf“).

Für die Kinder auf dem Lande begann zu diesem Termin einst wieder der regelmäßige Schulbesuch.
Herrschaftliche Verordnungen aus dem 18. Jahrhundert verlangten, dass die „Schuljugend wenigstens von Michaelis bis Pfingsten die Schule besuchen“ sollten. Die Kinder wurden einst zum Viehhüten und zu sonstigen ländlichen Arbeiten gebraucht. Sie gingen in früheren Jahrhunderten im Sommer mit wenigen Ausnahmen nicht in die Schule.

Die warme Schulstube, die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und vielleicht auch das interessante Bildungsangebot dürften damals auf die Schülerinnen und Schüler magnetisch anziehend gewirkt haben – wohl besser als die raue, herbstliche Witterung im Freien.

Dennoch gilt noch heute Sankt Michael als „Mai des Herbstes“. Denn „durch Michaels heit’ren Blick schaut noch einmal der Mai zurück!“.

Recht unwillkommen war dagegen für manche Bauern der Schuld-und Zinstermin am Michaelistag. Der Zins stellte eine sich jährliche wiederholende Abgabe dar, die als Entgelt für das dem Bauern abgetretene Nutzungsrecht an grundherrlichen Gütern geleistet wurde und zwar mit den verschiedenartigsten Naturalien, teils auch in Geld. Michaeli galt ebenso als Pachtzinstag und Termin für Neuverpachtungen (“vom Michelstag zum Michelstag“).

Mit Michaeli begann für die Landleute auch ein neuer Zeitabschnitt: Der Sommer war vorbei. Die Arbeit bei Licht fing für sie wieder an und manche Meister gaben ihren Gesellen den sogenannten Licht-Braten als besonderen Einstand ins startende Berufsjahr.

St. Michael war auch für die Kinder ein vorweihnachtlicher Gabenspender. Sammel- und Heischegänge wie sonst an Martini dürften in Anbetracht der eingefahrenen (Obst-) Ernte recht ergiebig ausgefallen sein.

Bekanntlich ist der Erzengel Michael der Vorsteher des Paradieses. Seit dem sechsten Jahrhundert kämpft Michael mit Schwert und Rüstung gegen den Drachen. Er ist der Fürst der himmlischen Heerscharen und bestand als Anführer der guten Engel den Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang. Er ist der ritterliche Schutzpatron Deutschlands. Sein Tag ist der Tag der Engel, die die Seelen der Abgeschiedenen zu Gott führt, aber auch - aktueller denn je - der Tag der streitenden Kirche.

Bei unseren Germanen war sein Tag der Herbstthing, der Herbstgerichtstag. Es gab Feiertagsgerichte und Festlichkeiten – Hinweis auf Wotan und sein Opferfest am Ende der Ernte und des Sommers. Wotan galt für unsere Vorfahren als der Spender des Erntesegens.

Die Licht- und Michelsgans war früher bei uns üblich: „Wenn man an Michaelis eine Gans isst, braucht man das ganze Jahr kein Geld“ – hieß es. Wenn die Dienstboten nämlich eine Gans als Draufgabe zum Jahreslohn bekamen, waren sie gut versorgt. Die Michelsgans wurde mit gekochten Kartoffeln, Zwiebeln und Salbei gefüllt. Dazu gab es frisches Apfelmus und Zwiebelsauce. Na dann: „Guten Appetit!“
Roland Schönmüller

Weitere Bilder und Text efolgen! Fotos stammen aus Guggenberg und aus der fränkischen / nordbadischen Region.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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