Geheimnisvolle Winter- und Weihnachtszeit
Für unsere Vorfahren hatten die Fest- und Feiertage sowie das Brauchtum noch einen hohen Stellenwert.
Fragen Sie sich auch manchmal: warum tue ich mir den ganzen Weihnachtstress überhaupt an? Volle Geschäfte, gestresste Verkäufer und die immer näher rückenden Fragen „Was kann ich wem schenken?“ In der alten Zeit hatten die Menschen andere Probleme. Sie freuten sich auch über die allerkleinsten Geschenke und schon ein Weihnachtsbaum, längst nicht so prunkvoll geschmückt wie heute, war ein absoluter Höhepunkt.
Die heilige Nacht ist eine besonders begnadete Zeit, nämlich die der Gnade des Verstehens und Hinhörens. Es war ja auch in vielen Gegenden Frankens ein guter Brauch, noch vor der Mette alles Ausgeliehene und Geborgte zum Nachbarn zurückzubringen und ihn um Verzeihung zu bitten, falls es während des Jahres zu Streit gekommen sein sollte. Es ist ein fränkisches Anliegen, dass man mit seinem Nachbarn redet. Zank und Hader entzweit, nun ist die Zeit zum Händereichen gekommen. Man sollte nicht versäumen, um zum Anderen hinüberzugehen und bei ihm Herberge zu suchen.
Als Ausdruck der Freude und des guten Willens ist an Weihnachten der Brauch des Schenkens geblieben.
Schon von alters her gibt es viele Bräuche um die Weihnachtszeit.
Der Hl. Abend - 24. Dezember
Die hl. Nacht war schon immer etwas ganz Besonders. Diese Nacht (vom 24. auf den 25. Dezember) war in früheren Zeiten nicht immer nur christlich geprägt. Manch Wundervolles oder Gruseliges geschah nach dem Glauben der Menschen in dieser Nacht. So mussten z. B. die Besen verkehrt herum in die Ecke gestellt werden, damit die bösen Geister den Menschen und auch dem Vieh keinen Schaden zufügen konnten, weil sie im Besenreisig hängen blieben.
Auch für Vorhersagungen war diese Nacht besonders gut geeignet. Ob es sich um das Wetter, die Gesundheit oder die Liebe handelte. Überliefert ist das „Pantoffel werfen“. Junge Mädchen, die wissen wollten, ob sie bald heirateten, stellten sich mit dem Rücken zur Kammertür und warfen den linken Hausschuh über die Schulter zur Türöffnung hinaus. Wenn die Schuhspitze nach außen weißt, stellt sich bald ein Freier ein, glaubte man damals.
Dass in dieser Nacht die Tiere im Stall sprechen können, ist noch ein vergleichsweise harmloser Aberglaube gewesen. Finstere Gestalten und wilde Gesellen wie der „Benznickel“, die „Hullafra“ oder die „Bercht“ ziehen schon in den Wochen vor Weihnachten abends durch die Dörfer und strafen faule Mägde und nachlässige Spinnerinnen. Unartige Kinder mussten vor allem die Hullerfrau oder den Hullepotz fürchten.
Eine besondere Zeit
Die Rauhnächte
Zwischen Weihnachten und Dreikönig liegen die zwölf Rauhnächte. In diesen Nächten treiben allerlei Gestalten ihr Unwesen. Nähere Erläuterungen finden Sie im Innenteil.
Stephanstag – 26. Dezember
Der Stephanstag ist der Tag der Pferde. Pferdeumritte waren früher fester Brauch, wohl auch, um die Pferde nach den Tagen der Ruhe in Bewegung zu bringen.
Johannestag - 27. Dezember
Bis heute ist es in manchen Gemeinden üblich, so z. B. in Richelbach, dass am 27. Dezember die Gläubigen eine Flasche ihres besten Weins in die Kirche tragen, um ihn weihen zu lassen. Den gesegneten Wein nennen sie dem Johannissegen entsprechend „Johanniswein“. In einigen Weingegenden wird er in die mit Wein und Most gefüllten Fässer verteilt. Dadurch soll der Wein nicht abnehmen und jeder, der davon trinkt, nicht allzu schnell berauscht werden. Außerdem bewahrt dieser Wein vor allerlei Übel.
Unschuldiger Kindlein Tag – 28. Dezember
Es war der Tag des „Pfefferns“ oder „Fitzelns“. In manchen Gegenden schnitten Knaben grüne Zweige von Fichte oder Tanne, um damit die Mädchen zu schlagen, die sich durch Gaben von Lebkuchen oder Zuckerwerk loskaufen konnten.
Silvester – 31. Dezember
Am letzten Tag des Jahres war es in den Dörfern immer lauter und lebendiger als sonst. Es wurde gegessen, getrunken und gefeiert. Eine gute Gewohnheit war, das Haus gründlich zu putzen, damit „der alte Dreck“ weg war.
Neujahr – 1. Januar
Der erste Tag des neuen Jahres wurde von je her festlich gestaltet. Mit dem Anfang des Jahres regen sich Hoffnungen und Wünsche, aber es drohen auch Gefahren. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschen gegenseitig Gesundheit, Glück und den Segen Gottes wünschen. Alles, was man am 1. Januar tut oder lässt, ist von äußerster Wichtigkeit.
Wenn Kinder ihren Paten ein glückliches neues Jahr wünschten, bekamen sie einen Neujahrsweck. Das waren Gebildbrote, die in den jeweiligen Gegenden verschieden aussahen. In Laufach bei Aschaffenburg und in Eichelsbach waren es die sog. Buben- und Mädchenschenkel. Wecken von 30 – 40 cm, die für die Buben dreiteilig und für die Mädchen zweiteilig waren. Wenn in Kirchzell und Ottorfszell die Kinder: „Prost Neujahr, Breze wie ein Scheunentor!“ rufen, bekommen sie dafür die „Neujahrsmüffele“ und in Stürzenhardt werden „Rinke“ verschenkt, das sind wie ein Zopf geflochtene Brezeln.
Dreikönig – 6. Januar
Der Dreikönigstag ist der letzte Tag der zwölf Rauhnächte. In den Häusern wird geräuchert und das Dreikönigszeichen an die Türbalken geschrieben. Wasser, Salz, Weihrauch und Kreide werden geweiht. Früher pilgerten in Großheubach jung und alt auf den Engelberg, um im Kloster das geweihte Dreikönigswasser zu empfangen.
Sebastianstag – 20. Januar
„An Fabian und Bastian fängt der Baum zu saften an“. Holz, das gefällt werden muss, soll vor diesem Tag abgesägt werden, sonst ist es minderwertig.
Hedi Eckert: „ Früher wurden große Prozessionen nach Kloster Himmelthal unternommen, um den hl. Sebastian um Schutz vor Pest und anderen Krankheiten zu bitten. Es wird erzählt, dass bei diesen Prozessionen viele Ohren und Nasenspitzen erfroren sind, da es oft sehr kalt war. Noch heute hängen Sebastianfiguren zum Schutz an manchen Häusern.“
Hl. Agnes – 21. Januar
Die hl. Agnes ist Patronin der Jungfrauen und Kinder, der Verlobten und Gärtner.
Mariä Lichtmess – 2. Februar
Für die Dienstboten war Lichtmess großer Zahltag und für die Bauersleute war es der Termin für den Beginn der Feldarbeit. Zahlreiche Wetterregeln und Sprüche sind bekannt. „An Lichtmess‘ können die Herrn bei Tag ess“, zeigt an, dass es wieder heller wird. Oder: „Das Spinnrad hinter die Tür, die Hack hol herfür“. Letzte Christbäume werden abgeleert und der Weihnachtsfestkreis ist abgeschlossen.
Quelle: „Fränkische Bräuche zur Weihnachtszeit“ von Reinhard Worschech
Autor:Liane Schwab aus Miltenberg |
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