Bildergalerie und Essay.
Das Mostmachen hatte früher seinen festen Platz im Bauernjahr.


 
Mostäpfel - fertig gepflückt und auf den Transport zur Kelterei wartend. Foto Roland Schönmüller
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  • Mostäpfel - fertig gepflückt und auf den Transport zur Kelterei wartend. Foto Roland Schönmüller
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Der Apfelmost war früher das wohl gesündeste Getränk auf jedem Bauernhof im Odenwald, Bauland, Main- und Taubertal sowie im Spessart.

Most wurde bereits zur Brotzeit kurz vor dem Mittagessen eingeschenkt, ebenso am Nachmittag. Auch abends war der Apfelmost gang und gäbe.

Da gab es dann noch eine Maß, erzählt ein Odenwälder Senior aus der Region bei Walldürn, der hier auf einer Streuobstwiese bei der Mostäpfelernte mithalf und die diesbezüglichen Gepflogenheiten sowohl von der "Höih“ als auch unten vom Maintal bei Miltenberg kennen gelernt hat.

„Das Mostmachen hatte früher seinen festen Platz im Bauernjahr“, bestätigt der jetzige Ruheständler, der früher beruflich als Maler und Putzer tätig war und sich einst eigens einige Tage Urlaub genommen hatte und bei der herbstlichen Mostapfelernte mithalf.

Most war im Sommer Mangelware.

Manchem sei früher bereits im Sommer der köstliche Trank ausgegangen. „Da waren die Leute natürlich darauf bedacht, bald ihren täglichen Krug wieder füllen zu können“, schmunzelt er. Die ganze Familie wurde eingespannt, um die ersten Falläpfel zu sammeln. Waren drei Säcke voll, reichte es für einen Hektoliter, und der erste Most konnte gekeltert werden.

Das richtige Most-Machen allerdings erfolgte erst im September und Oktober, berichtet ein anderer Rentner aus dem Odenwald, der selbst noch mit seiner Verwandtschaft vor einigen Jahren Äpfel mostete, also presste und kelterte.

In diesem Zeitraum im eigentlichen Herbst waren die Äpfel ausgereift und Zucker und Säure in einem ausgewogenen Verhältnis.

Durch kräftiges Schütteln des dünnen Stammes oder der Äste mittels eines auf einer Stange befestigten Eisenhakens fielen die reifen Früchte leicht auf den weichen Grasboden.

Vom manuellen zum elektrischen Betrieb.

In Säcke abgefüllt und mit dem Wagen nach Hause transportiert, wurden sie in der Scheunentenne gelagert, bis eine genügend große Anzahl von Säcken beisammen war.

Die Apfelmühle zerkleinerte sie und über eine Rutsche glitten die Schnitzel in die Mostpresse. Die Mühle musste früher von einem kräftigen Burschen gedreht werden, bevor später ein Elektromotor diese Arbeit übernahm.

Die Kelter – erinnerte sich vor Jahren ein in Freudenberg aufgewachsener, in Miltenberg wohnhafter älterer Herr - füllte sich mit Schnitzelmasse und der erste Saft floss bereits kräftig in den bevorstehenden Bottich, bevor noch mit dem Pressen begonnen worden war.

Die Hauskelter der einzelnen Bauern und Landleute war klein, mit einem Durchmesser von einem Meter und ebenso hoch.

War sie gefüllt, wurde sie mit Holzbohlen abgedeckt. Mit einer großen Eisenstange als Hebel konnte das Presswerk an der Mittelspindel nach unten geschraubt werden.

Nun schoss aus dem runden Gatter der goldgelbe Apfelsaft. Er war pappig-süß und schmeckte köstlich.

Mit einem kleinen Eimer schöpfte der Kelterer den Saft aus dem Bοttich in die Blechbutte. Sie fasste 30 Liter und wurde auf dem Rücken die Kellertreppe hinab zu den Fässern getragen.

Rumoren im gärenden Fass.

Auf einem der Fässer saß der große Holztrichter.
In diesen entleerte der Träger die Butte. Der einfließende Saft drückte den Schwefeldampf heraus und im Keller stieg einem früher der beißende Schwefelgeruch in die Nase, berichtete ein einstiger Maschinenbauer, der selbst solche Kelteranlagen und Mostpressen installierte.

War das Fass voll, durfte es nicht verschlossen werden. Je nach Temperatur fing der Apfelsaft nach sechs bis zehn Tagen an zu gären. Da rumorte es im Fass, und der Schaum drückte aus dem Spundloch.

Verzögerte sich wegen zu großer Kälte manchmal der Gärprozess, konnte mit einem großen Topf erhitzten Saftes nachgeholfen werden. Nach zwei Wochen war aus dem süßen, goldgelben Apfelsaft der helle, säuerliche , alkoholhaltige Most geworden.

Exzellenter, preisgünstiger Durstlöscher.

In manchen Jahren, wenn die Apfelernte mager ausfiel, kam es auch vor, dass mancher durch Zufüllen einiger Eimer Wasser den Mostvorrat vermehrte. Andere wiederum erreichten durch Zugabe eines großen Topfes mit Zuckerwasser vor der Gärung eine Steigerung des Alkoholgehaltes. Most in Maßen getrunken war und ist auch heute noch ein ausgezeichneter Durstlöscher.

Derzeit ist die Obst-Apfelernte noch im Gang und die Kunden können sich wieder an frischem Apfelsaft und Apfelmost erfreuen.

Die Keltereien im Umland freuen sich über das diesjährige Erntejahr. Mancherorts sei die Fruchtgröße durch die heißen und trockenen Sommer-Monate etwas zurückgeblieben und einige Früchte hätten ihre volle Größe nicht entfalten können - sagt ein Fachmann.

Insgesamt gesehen werde es heuer dennoch eine gute Ernte geben, die Bäume hängen voll, betont ein hiesiger Kelterer, der aus den Äpfeln, die er von Privatleuten und Bauern geliefert bekommt, Süßmost, Apfelsaft und Apfelwein herstellt: „Da es in diesem Jahr viel Äpfel geben wird, ist der Preis auch günstig für den Verbraucher“.

Einige Zulieferer selbst holen sich dann im Laufe der nächsten Wochen und Monate auch den fertigen Saft ab.

„Bis jetzt ist die meiste Ernte eingeholt“, bestätigt ein Kelterei-Betreiber, „bis Ende Oktober sind die letzten Früchte geerntet“. Verarbeitet werden frisch geschüttelte baumreife Äpfel aus der Umgebung.

Zum Kundenkreis gehören sogar Abnehmer aus dem Frankfurter und Würzburger Raum.

Trotz moderner Maschinen und rationellen Arbeitens bleibt die Kelterei eine handwerkliche Arbeit. In einem hiesigen Betrieb wird mit elektronisch gesteuerten vollautomatischen Pressen gearbeitet, die kontinuierlich arbeiten. Derzeit schiebt man Überstunden von fünf Uhr früh bis abends acht Uhr.

Je nach Qualität der Äpfel und der verwendeten Pressen ist die Ausbeute, Sie liegt zwischen 70 und 80 Prozent.

Nach einer Faustregel ergeben drei Zentner Äpfel rund 100 Liter fertigen Äpfelwein.

Die Äpfelweinherstellung stellt einen bedeutsamen wirtschaftlichen Faktor dar. In der Bundesrepublik sind über 46 Millionen ertragsreiche Apfelbäume gezählt worden, die im Schnitt 1,7 Millionen Tonnen Äpfel jährlich bringen, in guten Jahren auch über 2,5 Millionen Tonnen.

Davon werden etwa zwei Drittel zu Apfelsaft und ein Drittel zu Äpfelwein verarbeitet, die Produktion schwankt je nach Ernteergebnis.

Die Kelterkampagne dauert bei den Wirten etwa vier Wochen, bei den Keltereien acht bis zehn Wochen. Die richtige Kelterzeit ist jetzt im Oktober.

Roland Schönmüller (rsc.)
 

 

Text und Fotos:  Roland Schönmüller

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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