Bildergalerie und Essay
70 Jahre erfolgreiches Sicherheitsbemühen für Kinder und Teenager - Januar-Impressionen in Stadt und Land
Winter-Bilder aus unserer Region. Mit Neuschnee kamen Kälte, Glatteis und Gefahren zurück. Ein Lob gilt den umsichtigen Bus-, LKW-und Autofahrern sowie vielen engagierten Schüler- und Verkehrslotsen.
70 Jahre erfolgreiches Sicherheitsbemühen für Kinder und Teenager
Wichtige Aufgabe mit Tradition
Schülerlotsen, Verkehrs- und Schulweghelfer gibt es schon seit sieben Jahrzehnten
Sie leisten bereits in aller Frühe wertvolle Arbeit
Landkreis Miltenberg. Es ist werktags und kurz nach sieben Uhr. Das Thermometer zeigt minus 3,5 Grad Celsius an und es schneit. Viktoria Porsche-Dering ist mit ihren Kindern im Grundschulalter unterwegs zu einer Bushaltestelle.
Dort zieht die Mutter eine neon-gelbe Jacke über ihren warmen Mantel und schlüpft in eine weitere, verantwortungsvolle Rolle: seit September letzten Jahres ist sie freiwillige, ehrenamtliche Verkehrshelferin.
Sie sichert in den nächsten Minuten den Bereich der Wartefläche zur Fahrbahn hin ab, winkt bei entspannter Verkehrssituation Schülerinnen und Schülern zum Wechsel der Straßenseite und hilft später beim Einsteigen in den Bus, der wie immer pünktlich kommt.
In den Nachbarlandkreisen Würzburg und Kitzingen ist an diesem Januar-Tag schulfrei – aber nicht im Raum Miltenberg.
Also heißt es für alle Verkehrsteilnehmer - wie Fußgänger, Auto-, Lkw-und Bus-Fahrer – sich an die winterlichen Straßenverhältnisse anzupassen, langsam zu fahren und Unfälle zu vermeiden.
Spürbare Entlastung für Schulbusfahrer.
Busfahrer Diogo Rolo weiß die Arbeit der Schülerlotsen, Verkehrs- und Schulweghelfer an seinen städtischen und sonstigen Haltepunkten sehr zu schätzen. Er lobt ihr Engagement, insbesondere an gefährlichen Stellen, wo die Geschwindigkeiten von 30 Stundenkilometern oder das Schritt-Tempo beim Überholen der wartenden Schülerbusse nicht immer eingehalten werden.
Andere Busfahrer sehen es als Entlastung an, wenn Schulbuslotsen mitfahren. Fahrer und Lotsen achten darauf, dass sich die jungen, sitzenden und oft auch stehenden Fahrgäste während der Fahrt rücksichtsvoll verhalten. Sie helfen auch, wenn eine konfliktgeladene Situation entsteht.
Lob von Polizei und Deutscher Verkehrswacht.
Im Gespräch mit Verkehrserziehern der Polizei in Miltenberg und Obernburg freut man sich über die Einsatzbereitschaft der Schülerlotsen zwischen Amorbach und Niedernberg, Mömlingen und Faulbach sowie über die intensive Unterstützung der Schulen.
Auch die hiesige Kreisverkehrswacht hat viel Anerkennung für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer parat, betont die gewährleistete Sicherheit und Jahrzehnte lange Unfallfreiheit an neuralgischen Punkten.
„Verkehrserziehung erfolgt bei uns auf breiter Basis - vom Kindergarten bis zur Berufsschule“ – berichtet ein anderes Vorstandsmitglied der Kreisverkehrswacht. Thematische Schwerpunkte gebe es mit der Aktion „Sicher zur Schule“ zum Schuljahresbeginn, bei der Radfahrer-Ausbildung und -Prüfung in der Grundschule oder bei der praktischen Unterweisung im sogenannten „Toten Winkel“ in höheren Schulklassen.
Nach wie vor wären aber noch mehr ehrenamtliche Schülerlotsen, Verkehrs- und Schulweghelfer auch bei uns im Landkreis Miltenberg wünschenswert, betonen Polizei, kommunale Stellen und aufmerksame Bürgerinnen und Bürger.
An einigen, nicht ungefährlichen Haltestellen seien wartende Kinder und Jugendliche auf sich alleine gestellt. Der Abstand zwischen vorbeifahrende Autos und wartenden, nicht immer aufmerksamen Kids betrage oft nur einen halben Meter.
Auch wäre mindestens ein einheitlicher Radfahrer-Übungsplatz für den Landkreis Miltenberg mit Markierungen, Zebrastreifen, Ampel-Anlage und Verkehrsschildern für alle Beteiligten von Vorteil, wünscht sich ein Verkehrserzieher der Polizei.
Manche Übungsplätze seien nahezu ungeeignete Provisorien, lenken durch Verkehrs- und Baulärm vom eigentlichen Lernprozess ab und Sportunterricht im Freigelände müsse dadurch ausfallen.
Schülerlotsen in Aktion.
Seit 1953 sind Schülerlotsen im Deutschland im Einsatz. Die Einführung geht auf eine Initiative mehrerer Partner zurück, darunter auch durch die Deutsche Verkehrswacht (DVW).
Heute liegt die Weiterentwicklung des Ausbildungskonzeptes und der Ausstattung der Verkehrshelfer mit ihrer Dienstkleidung allein bei DVW. Unterstützt wird sie dabei durch die Polizei, die sich in der Lotsenausbildung stark engagiert sowie den Schulen vor Ort. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fördert das gelungene Projekt.
Apropos „Gelingen“: Der Erfolg der Schülerlotsen lässt sich schon daran ermessen, dass es seit der Einführung des Dienstes im Jahr 1953 an den von ihnen gesicherten Übergängen keine tödlichen Unfälle gegeben hat.
Warum soll man sich als Schülerlotse engagieren?
Ab dem 13. Lebensjahr und dem Besuch der siebten Klasse können sich Schülerinnen und Schüler als Verkehrslotse ausbilden lassen.
Der Einsatz als Schülerlotse ist gar nicht so schwierig, denn sie werden gründlich vorbereitet. Die Polizei übernimmt die Ausbildung. Und dieser Kurs dauert sechs bis zwölf Stunden.
Wichtige Regelungen der Straßenverkehrsordnung werden vorgestellt. Auch erfahren die angehenden Schülerlotsen das richtige Einschätzen von Geschwindigkeiten und Bremswegen von Fahrzeugen.
Doch nicht nur neues Wissen steht auf dem Programm. Besonders viel Wert legen die Ausbilder darauf, dass die Schülerlotsen sich umsichtig verhalten und ihrer Tätigkeit konzentriert und verantwortungsbewusst nachgehen – denn andere Menschen müssen sich auf sie verlassen können.
Für ihre Arbeit erhalten die Schülerlotsen viel Anerkennung in der Öffentlichkeit, insbesondere bei Mitschülern, Eltern, Lehrern und den Verkehrsteilnehmern. Auch Erwachsene finden in dieser Tätigkeit eine sinnvolle Aufgabe.
In Kurzinterviews gaben Schülerinnen und Schüler dazu folgende Statements:
"Meine Aufgabe als Schülerlotse ist interessant und verantwortungsvoll!“
„Die Zusammenarbeit mit anderen Verkehrshelfern macht großen Spaß!“
„Man lernt nicht nur neue Aufgabenfelder kennen, sondern hat auch die Möglichkeit, nette Menschen kennen zu lernen. Auch findet man neue Freunde.“
Fazit: Wer sich wie die Schülerlotsen, Verkehrs- und Schulweghelfer um andere kümmert, beweist soziales und gesellschaftliches Engagement!
Roland Schönmüller
Interview 1:
Gesicherte Überwege – Das ist auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe der Kreisverkehrswacht Miltenberg
Malte Loevenich, Bürgstadt:
„70 Jahre Schülerlotsen – das ist auch bei uns im Landkreis Miltenberg eine Erfolgsgeschichte. Bisher gab es keinen schweren oder tödlichen Unfall an einem gesicherten Überweg in Deutschland. Das gilt auch für den Landkreis Miltenberg. Also eine Bilanz, die sich sehen lassen kann!
Die Kreisverkehrswacht Miltenberg e.V. und ihre Verkehrserzieher versuchen auch in Zukunft die Wege unserer Kinder/Schüler sicherer zu machen.
Die Ausbildung unserer Schülerlotsen durch die Verkehrserzieher und das Bereitstellen der Warnkleidung ist ein wichtiger Teil, den die Kreisverkehrswacht auch weiterhin in Zukunft übernehmen wird.
Gerne nutze ich hier die Möglichkeit für das so wichtige Ehrenamt zu werben.“
Foto: privat / Interview: rsc
Interview 2:
Wichtige Hilfestellung im zunehmend hektischer werden Straßenverkehr
Boris Großkinsky, Bürgstadt:
„Die ehrenamtliche Tätigkeit als Schülerlotse ist eine wertvolle und auch notwendige Tätigkeit- im Interesse der Schülerinnen und Schüler.
Da der Straßenverkehr immer mehr und aus meiner Beobachtung und Wahrnehmung auch immer hektischer wird, ist es von großer Bedeutung, Kindern an gefährlichen Kreuzungen / Überquerungen eine Hilfestellung zu geben.
Daher ist die Arbeit den vielen Ehrenamtlichen nicht hoch genug anzurechnen. Allen jenen gilt ein großes Dankeschön für Ihre Bereitschaft, das zu machen.“
Foto: privat / Interview: rsc
Interview 3:
Positives Verhältnis mit den Fahrgästen und ihren engagierten Helfern
Diogo Rolo, Großheubach
„Ich registriere wertschätzend als Schul-Busfahrer die ehrenamtliche, souveräne Arbeit der Schülerlotsen, Verkehrs- und Schulweghelfer an den städtischen Haltepunkten.
Diszipliniert steigen die Schülerinnen und Schüler in den Bus. Es gibt keine Drängeleien. Sie grüßen freundlich, wünschen mir einen ‚guten Morgen‘ oder sagen „Tschüss - bis zum nächsten Mal.‘ So entsteht ein positives Verhältnis mit den Fahrgästen und ihren engagierten Helfern.
Kritisch sind nach wie vor gefährlichen Haltestellen, wo von Autos die Geschwindigkeiten von 30 Stundenkilometern oder das Schritt-Tempo beim Überholen der wartenden Schülerbusse nicht immer eingehalten werden.
Insgesamt gesehen sind mir mitfahrende, gelegentlich temperamentvolle Bus-Fahrgäste sympathischer als Elterntaxi-Staus vor den Schulen selbst!“
Foto: / Interview: rsc
Interview 4:
Gutes Gefühl für die Sicherheit nicht nur meiner Kinder
Viktoria Porsche-Dering, Miltenberg
„Seit Anfang des Schuljahres 2022 /23 bin ich Verkehrs- und Schulweghelferin im Ehrenamt. Ich begleite meine Kinder zur Bushaltestelle und verbleibe dort, bis der Bus in Richtung Schule abgefahren ist.
Die wartenden Schülerinnen und Schüler freuen sich über meine Anwesenheit im neongelben Lotsen-Outfit, sind dankbar bei meiner Geste, dass sie die - nicht ungefährliche – belebte Straße überqueren dürfen und wir kommen auch ins Gespräch. Fast fühle ich mich wie eine „Ersatz-Mutter“. Doch als Erwachsene bin manchmal gar nicht allein: andere Mütter, Väter oder Großeltern gesellen sich an der Haltestelle hinzu und wir unterhalten uns über ‚Gott und die Welt‘ oder über das derzeitige Winter-Wetter!“
Foto: / Interview: rsc
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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