Feuerwehr-Ehrenmedaille für Polizeichef Bernhard Wenzel
Große Überraschung bei der Frühjahrstagung der Feuerwehrkommandanten und ihrer Stellvertreter am Sonntagmorgen in Großheubach: Kreisbrandrat Meinrad Lebold überreichte an den Leiter der Polizeiinspektion Obernburg, Bernhard Wenzel, die Ehrenmedaille des Bayerischen Landesfeuerwehrbandes.
Die Feuerwehr würdige damit die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Bernhard Wenzel, so der Kreisbrandrat. Wenzel war 2007 als Leiter der Polizeiinspektion nach Miltenberg gekommen und schnell sei klar geworden, dass man mit dem Polizeichef sehr gut zusammenarbeiten könne. Lebold erinnerte an zahlreiche Kooperationen der Hilfskräfte mit der Polizei und stellte die Herausforderungen bei Veranstaltungen mit hohem Besucheraufkommen heraus. Hier habe man gemeinsam Sicherheitskonzepte besprochen – etwa für die Michaelismesse in Miltenberg. Er rief den schlimmen Busunfall in Miltenberg in Erinnerung, als Wenzel mit seiner ruhigen und besonnenen Art die Lage gemeinsam mit den Hilfskräften bewältigt habe. Wenzel selbst zeigte sich sehr überrascht von der Ehrung. Wichtig sei aber nicht nur eine Person, sondern die gemeinsame Arbeit aller Hilfs- und Sicherheitsorganisationen. Er nehme die Ehrung stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen entgegen, sagte er.
Landrat Jens Marco Scherf dankte allen Feuerwehrleuten für ihren Einsatz. Die Einsätze würden ständig anspruchsvoller, sagte er und ging vor allem auf den überörtlichen Brand- und Katastrophenschutz. „Nur gemeinsam können wir der großen Verantwortung für Sicherheit gerecht werden“, stellte Scherf fest und rückte die überörtliche Ausrüstung in den Fokus – etwa die Anschaffung eines Abrollbehälters Tank für 170.000 Euro. Konzept und Haushaltsmittel hätten mehr möglich gemacht, aber aufgrund von Lieferengpässen bei den Herstellern hätten nicht alle geplanten Beschaffungen umgesetzt werden können. 2019 und 2020 würden zwei Wechsellader für 750.000 Euro und zwei UG-ÖEL-Fahrzeuge für 550.000 Euro beschafft. Seit Januar 2019 habe der Landkreis zudem eine Halle gepachtet, um überörtliches Material und Gerät lagern und schnell in den Einsatz bringen zu können. Personell habe der Kreistag besondere Weichen gestellt. Abweichend von den Empfehlungen des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes habe man einstimmig die Schaffung einer Brandschutzdienststelle im Landratsamt beschlossen. Diese zusätzliche Vollzeitstelle soll vom 1. Mai 2019 an den ehrenamtlich tätigen Kreisbrandrat wirkungsvoll entlasten, zum anderen unterstütze sie die Gemeinden beim vorbeugenden Brandschutz.
Scherf dankte allen Wehrleuten in den 76 freiwilligen Feuerwehren und den vier Werkfeuerwehren im Landkreis sowie allen Führungsdienstgraden. Mit Ehrenabenden drücke der Landkreis nicht nur die persönliche Wertschätzung der Feuerwehrleute aus, sondern mache auch öffentlich auf die Bedeutung des Dienstes in der Feuerwehr aufmerksam Großheubachs Bürgermeister Günther Oettinger hob die Rolle der Feuerwehr für die Sicherheit heraus. „Ohne Sie wären wir schutzlos“, lobte er den ehrenamtlichen Einsatz der Feuerwehrleute unter Einsatz ihres Lebens und ihrer Gesundheit – und das rund um die Uhr. Er dankte besonders für die Jugendarbeit, denn damit führe man die junge Generation an dieses unersetzliche Ehrenamt heran.
Kreisbrandrat Meinrad Lebold stellte in der Folge die neuen Kommandanten und ihre Stellvertreter hervor und zeigte die technischen Neuanschaffungen der Wehren. Dabei ging er unter anderem auf das Gerät für den überörtlichen Brand- und Katastrophenschutz ein – etwa den Abrollbehälter Tank (stationiert in Großwallstadt) sowie den Abrollbehälter Ölwehr des Freistaats Bayern (stationiert in Obernburg). Die Kreiseinsatzzentrale sei 2018 erstmals in Betrieb gegangen, erinnerte Lebold an die Premiere beim Sturm Fabienne am 23. September 2018. Er ließ mehrere Einsätze Revue passieren – etwa den Brand einer Scheune in Watterbach, wo sich unter Solarpanelen auf dem Dach Glutnester gebildet hätten, die nur mit hohem Aufwand hätten gelöscht werden können. Große Auswirkungen habe der Brand in einem Wohnhaus in Rossbach gehabt, zeigte Lebold. Dort sei durch den Brand eines Lithiumionenakku-Ladegeräts hoher Schaden entstanden. Insgesamt 50 Tonnen solcher Akkus seien dort gelagert gewesen, so Lebold.
Diese Akkus gelten nicht als Gefahrgut, allerdings könnten sie leicht in Brand geraten. Wenn das der Fall sei, seien sie nur schwer zu löschen so wie in Roßbach. Erstmals habe man sich über die Integrierte Leitstelle des Softwaremodells HEARTS bedient, das bei Chemieunfällen und Großbränden eingesetzt wird. So habe man präzise vorhersagen können, wohin die Rauchwolke zieht, so Lebold.
Lebold berichtete weiter von insgesamt 154 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Zwischenprüfungen der modularen Truppausbildung sowie 74 Abschlussprüfungen im vergangenen Jahr. 42 Feuerwehrleute hätten am Maschinistenlehrgang teilgenommen. Planspiele und Türöffnungsseminare hätten die Fortbildung ergänzt, so Lebold. Die Zahl der aktiven Feuerwehrleute liege bei 2.746, dazu kämen 164 in den Werkfeuerwehren. Die Zahl der Einsätze der freiwilligen Feuerwehren bezifferte Lebold auf 1711, wobei 40.895 Einsatzstunden geleistet worden seien. Besonders erschütternd sei, dass man bei Wohnungsöffnungen insgesamt acht tote Personen gefunden habe, die teilweise schon länger dort gelegen hätten, ohne dass Nachbarn das gemerkt hätten. 2018 hätten 149 Feuerwehrleute die Leistungsprüfung Wasser abgelegt, 159 die Leistungsprüfung HL.
Feuerwehrbesichtigungen seien 2019 in Elsenfeld/Rück-Schippach/Eichelsbach, Erlenbach/Mechenhard/Streit, Eschau/Sommerau/Hobbach/Wildensee sowie Eichenbühl geplant, kündigte der Kreisbrandrat an.
Ein Problem, das im vergangenen Jahr aufgetaucht sei, sei der Infektionsschutz. So seien Einsatzkräfte bei einer Personenrettung der Gefahr einer Infektion mit Meningokokken-Erregern ausgesetzt gewesen, berichtete Lebold. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Kreisfeuerwehrärztin und dem Gesundheitsamt habe man das Problem aber gut gelöst. Man versuche derzeit, einen Standardweg zu finden, damit alle Feuerwehren über die richtige Vorgehensweise informiert werden – zum einen im Bereich der ILS Untermain zum anderen aber auch über den Landesfeuerwehrverband.
Feuerwehr-Kreisjugendwart Joao Meira berichtete von 637 Mitgliedern in den Jugendfeuerwehren. Im vergangenen Jahr seien 6.486 Übungsstunden geleistet worden, die Jugendwarte und Betreuer hätten 6.253 Stunden in die Ausbildung investiert. Insgesamt habe man 406 Abzeichen an junge Feuerwehrleute überreichen können, freute er sich. Für 2019 kündigte er das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Obernburg an, das Dreiländertreffen in Roßbach sowie die Herbstdienstversammlung der Jugendfeuerwehr Unterfranken im Landkreis Miltenberg.
Laut dem Kreisbrandrat brauche die Feuerwehr dringend geeignete Bootseinlassstellen am Main – am besten mindestens eine in jeder Haltung. Diese Einlassstellen sind zum Beispiel für einen raschen Einsatz bei Ölwehr- oder Rettungseinsätzen notwendig.
Unterstützung bei der Realisierung solcher Einlassstellen versprach der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann, der zu einem Grußwort auf die Bühne kam.
Jürgen Dietz informierte die Versammlung, warum der Atemschutz so wichtig für die Feuerwehr ist. Dass die Zahl der Trägerinnen und Träger zu gering sei, habe sich beim Großbrand im ICO gezeigt. Damals habe man über den Landkreis Miltenberg hinaus alarmieren müssen, um der Lage Herr zu werden. Er appellierte an die Feuerwehren und die Gemeinden, genügend Leute gründlich auszubilden. Auch zeigte Dietz, wie die Ausbildung im Brandcontainer vor sich geht. Ein Durchgang koste 80 Euro, sagte er und bezeichnete diese Summe als gut angelegtes Geld. Der Kreisbrandrat erklärte, dass man derzeit die Gebühren sorgsam überprüfe.
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