Feldgeschworene bleiben unersetzlich
Auch in Zeiten der Digitalisierung bleiben die ehrenamtlich tätigen Feldgeschworenen unersetzlich. Darin waren sich alle Redner beim Feldgeschworenentag des Südlandkreises am Sonntagmorgen in Kirchzell einig. In der TV-Turnhalle wurden mehrere Feldgeschworene für jahrzehntelangen Einsatz ausgezeichnet, neun neue Feldgeschworene wurden vereidigt.
Im Festgottesdienst hatte Dekan Michael Prokschi zuvor die Bedeutung und die Beachtung von Grenzen in den Mittelpunkt der Predigt gestellt. Nachdem der Festzug in die TV-Turnhalle einzog, begann dort der offizielle Teil des Feldgeschworenenjahrtags. Nach dem schwungvollen musikalischen Auftakt durch die Kirchzeller Musikanten unter Leitung von Alexandra Loster freute sich Feldgeschworenen-Kreisobmann Eberhard Ulrich über die gut gefüllte Halle und die zahlreichen Ehrengäste, die mit ihrem Kommen die Bedeutung der Feldgeschworenen unterstrichen.
Landrat Jens Marco Scherf bezeichnete die Feldgeschworenen als Alleinstellungsmerkmal für Bayern und Franken sowie als Ausdruck von Heimatgefühl. Scherfs Dank galt den Feldgeschworenen mit Kreisobmann Ulrich und dem Kirchzeller Ortsobmann Erich Frank sowie Bürgermeister Stefan Schwab und allen Helferinnen und Helfern für die Organisation des Jahrtags. Er dankte Pfarrer Prokschi für die feierliche Gestaltung des Gottesdienstes und den Kirchzeller Musikanten, die auch den Festzug musikalisch begleitet hatten.
Die Feldgeschworenen nähmen die Freiheit wahr und übernähmen Verantwortung, lobte der Landrat. Alle ehrenamtlich Tätigen trügen dazu bei, „Eigentum, Recht und Ordnung zu schützen und in den Gemeinden und dem Landkreis ein angenehmes Zusammenleben zu ermöglichen.“ Dieses lange, unermüdliche Engagement verdiene vollen Respekt, so Scherf.
Für 25 Jahre ehrte der Landrat Wolfgang Förtig (Weilbach-Weckbach), für 50 Jahre Oskar Frank (Kirchzell) und für 60 Jahre Anton Neuberger (Collenberg). Da sie allesamt verhindert waren, übergab der Landrat die Urkunden an den Weckbacher Ortsobmann Klaus Baumann, den Kirchzeller Ortsobmann Erich Frank und den Collenberger Bürgermeister Karl Josef Ulrich. Dessen Gemeinde Collenberg werde den nächsten Jahrtag ausrichten, gab Scherf bekannt.
Der Landrat übergab zudem Ehrenurkunden an sechs neue Ehrenfeldgeschworene: Konrad Henn (Amorbach), Josef Klingert (Neunkirchen), Alfons Weingärtner (Schneeberg), Bruno Mahr (Stadtprozelten) sowie Peter Bohlig und Walter Birkholz (alle Stadtprozelten-Neuenbuch).
Für acht neue Feldgeschworene beginnt nach ihrer Vereidigung ein Ehrenamt, das auf Lebenszeit ausgeübt wird. Den Eid sprachen Dieter Blumenschein (Amorbach), Hartmut Dick (Eichenbühl-Heppdiel), Ewald Paulus (Miltenberg-Mainbullau), Ralf Hennich (Miltenberg-Schippach), Thomas Stier (Miltenberg-Wenschdorf), Volker Schell (Neunkirchen), Burkard Keller (Stadtprozelten) und Roland Herkert (Kirchzell).
Zu Beginn der Sitzung hatte Kirchzells Bürgermeister Stefan Schwab seine Gemeinde, die flächenmäßig größte des Landkreises, vorgestellt und den Dreimärker herausgehoben, der bei Breitenbuch die Landesgrenzen von Baden-Württemberg, Hessen und Bayern markiert. Hier hätten Grenzen keine trennende Wirkung, sondern eine verbindende, sagte er. Das habe man erst jüngst beim Erdrutsch in Ottorfszell gesehen, als auch Hilfskräfte aus Schlossau und Mudau im Einsatz gewesen seien.
In ihrem Grußwort stellte die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner heraus, dass das älteste Ehrenamt dauerhaft für Grenzfrieden sorgt. Die Feldgeschworenen seien „Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne.“ Ihrem Landtagskollegen Berthold Rüth ist es trotz voranschreitender Digitalisierung um das Amt der Feldgeschworenen nicht bange, denn es sei weiterhin wichtig, Menschen vor Ort zu haben, die die Grenzen kennen. Für Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel sind die Jahrtage „gelebte Tradition.“ Grenzen seien wichtig, sagte er, aber man müsse sie auch einhalten, damit das Zusammenleben gelingt. Andreas Zimmermann, Leiter der Außenstelle Klingenberg des Amts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Aschaffenburg, wies auf den Generationswechsel in seinem Amt hin. Langjährige und weithin bekannte Beschäftigte gingen, neue kämen nach, sagte er. Er bot allen Feldgeschworenen, auch den neu vereidigten, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Josef Schiepeck, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, beklagte die engen Grenzen, die den Landwirten durch Verordnungen auferlegt würden. Diese Grenzen würden oft überschritten, sagte er und forderte die Menschen auf, mehr regionale Waren zu kaufen und Billigfleisch zu meiden.
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