Corona-Virus: Besonnenes Verhalten angemahnt
Das Corona-Virus ist derzeit das bestimmende Thema in der Bevölkerung. Auch für die Rettungsorganisationen wie die Feuerwehr bedeutet das eine Herausforderung. Keine Panik, sondern besonnen handeln – dieses Credo der Einsatzkräfte wurde bei der Frühjahrstagung der Feuerwehrkommandanten am Sonntag in Eichelsbach deutlich.
Das Corona-Virus sei eine Herausforderung, stellte Landrat Jens Marco Scherf klar. Es sei für jeden Menschen wichtig, sein Handeln abzuwägen und die empfohlenen Hygienehinweise zu beachten. Der Landkreis Miltenberg sei gut vorbereitet, das Gesundheitsamt sei bestens mit Ärzten, Krankenhaus und Rettungsdienst vernetzt und stimme sich täglich ab. Der Landrat empfahl den Besuch der Landkreis-Seite www.landkreis-miltenberg.de, wo bereits auf der Eingangsseite wichtige Links zu weitergehenden seriösen Informationen aufgeführt seien.
Er übermittelte allen Einsatzkräften im Namen des Kreistags seinen Dank für den verlässlichen und unermüdlichen Einsatz für die Menschen im Landkreis. Die fachliche Qualität der Feuerwehren unter Leitung der Kreisbrandinspektion im überörtlichen Brand- und Katastrophenschutz sei unterfranken- und bayernweit extrem hoch und müsse keine Vergleiche scheuen. Den Kreistagsfraktionen dankte Scherf für den einstimmigen Beschluss zur angemessenen Erhöhung der Ehrenamtspauschalen für die Mitglieder der Kreisbrandinspektion.
Auch aufgrund der klimatischen Veränderungen würden die Belastungen für die Feuerwehrleute immer größer, wies Scherf auf die Stürme hin. So habe er, Scherf, im Herbst 2019 in der Kreiseinsatzzentrale erlebt, dass erstmals die mobilen Warn-Apps über das Modulare Warnsystem des Bundes (MOWAS) genutzt worden seien. Beim Wintersturm Sabine hätten diese Warn-Apps erneut geholfen, blickte Scherf zurück, der selbst bei der Information der Bevölkerung über soziale und traditionelle Medien mitgeholfen hatte. Wegen der Häufung von Stromausfällen habe er im Namen des Landkreises mit Bürgermeister Günther Oettinger (Bayerischer Gemeindetag) die Verantwortlichen des Bayernwerks zu einem „Krisentreffen Stromausfälle“ eingeladen. Angesichts der hohen Anzahl von Freilandleitungen dürfe es nicht sein, dass jeder Sturm zu einem großen Stromausfall führe, machte der Landrat deutlich.
Der Kreistag habe die Bedeutung des überörtlichen Katastrophenschutzes über alle Fraktionen hinweg erkannt, wies Scherf auf die einstimmige Genehmigung vieler wichtiger Projekte und Beschaffungen hin wie etwa den Umbau des Lagezentrums und der Kreiseinsatzzentrale, die Beschaffung eines Versorgungslastwagens mit Katastrophenschutzbeladung, einer Sackbefüllungsanlage und mehrerer Boote. 2020 würden die beiden Wechselladerfahrzeuge ausgeliefert, auch die beiden Fahrzeuge für die Unterstützungsgruppe der Örtlichen Einsatzleitung würden vermutlich noch 2020 übergeben. Für 2021 stehe der Abrollbehälter Gefahrgut an. Eine weitere Investition sei die Vorhaltung der Gerätehalle für den Brand- und Katastrophenschutz in Großheubach. „All dies wäre aber nichts wert, wenn wir nicht hoch motivierte Wehren vor Ort hätten, die bereit sind, diese Geräte zu übernehmen und im Einsatzfall auch überörtlich einzusetzen“, so der Landrat. Klare Worte auch bei einem anderen Thema: Wenn es zu Respektlosigkeit und Missachtung der Feuerwehrleute komme, müssten Bürgermeister und Landrat dem deutlich entgegentreten. Scherf dankte in diesem Zusammenhang Kleinwallstadts Bürgermeister Thomas Köhler, der die Einstellung eines Strafverfahrens durch die Staatsanwaltschaft nicht widerspruchslos hingenommen habe. „Wenn unsere Wehren öffentliche Aufgaben übernehmen und dabei missachtet und sogar verletzt werden, dann werden wir es nicht hinnehmen, wenn eine Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellt mit dem Hinweis auf ein angeblich fehlendes öffentliches Interesse“, wurde der Landrat deutlich.
Zum Umgang mit dem Corona-Virus gehöre Vernunft, so Kreisbrandrat Meinrad Lebold, der von einer „dynamischen Lage mit immer neuen Informationen“ sprach. Die Einsatzkräfte seien bestens informiert, stellte er klar. Aktuell gebe es keine Einschränkungen zu Aus- und Fortbildungsveranstaltungen, da jede Hilfskraft eigenverantwortlich nur im gesunden Allgemeinzustand Dienst leiste.
Für die Einsätze der Rettungskräfte gebe es Hygienepläne, ebenso ein Merkblatt des Robert-Koch-Instituts zu Hygienemaßnahmen von nicht-medizinischen Einsatzkräften. Kommunen und Feuerwehren sollten eigenverantwortlich prüfen, ob sie ihre Jahresversammlungen abhalten, sagte Lebold, auch sollte überdacht werden, ob Einrichtungen der Wehren für andere Zwecke zur Verfügung gestellt werden.
In der Folge erwähnte Lebold personelle Änderungen der Führungskräfte in den Feuerwehren und stellte die neuen Geräte vor, die im letzten Jahr in Dienst gestellt wurden. 2019 seien die Wehren bei einigen Waldbränden gefordert worden, blickte Lebold zurück und verwies auf den Einsatz der Flughelfergruppe Aschaffenburg in Obernburg-Eisenbach. Auch die Stürme hätten die Wehren gefordert, ging er auf die Stürme im Juli 2019 (Schwerpunkt Amorbach und Mömlingen) sowie im Februar 2020 ein (Sturm Sabine mit Besetzung der Kreiseinsatzzentrale, 65 Einsätzen und 375 Feuerwehrleuten im Einsatz). Die Wehren hätten unter anderem Dachstuhlbrände in Erlenbach, Heppdiel und Breitendiel gemeistert, einen Gefahrguteinsatz in Dorfprozelten, diverse Verkehrsunfälle und einen besonders herausfordernden Einsatz in Kirschfurt, als ein Zug in eine Schafherde gefahren sei.
Er erwähnte Feuerwehrbesichtigungen und Planspiele in mehreren Gemeinden und sowie die Großübung „Fiesefaser“ in Faulbach ein, bei der die Rettungskräfte den Umgang mit Kohlefaserverbundstoffen geprobt hätten, die in immer mehr Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Großen Zuspruch hätten nach wie vor die Türöffnungsseminare.
Zum Stichtag 1. Januar 2020 seien 2734 Feuerwehrleute im Landkreis aktiv gewesen (Vorjahr 2746), die Wehren hätten 1532 Einsätze im letzten Jahr absolviert (Vorjahr 1711). Die Zahl der Brände sei gegenüber Vorjahr von 235 auf 355 gestiegen, die Technischen Hilfeleistungen von 971 auf 924 gesunken, die Zahl der Fehlalarme habe sich von 219 auf 198 verringert. Weiterhin hob der Kreisbrandrat die Leistungsprüfungen und Ausbildungen in den Feuerwehren des Landkreises hervor.
Helge Killinger, Kreisbrandmeister Gefahrgut, berichtete von Gefahrguteinsätzen der Wehren und ging auf Schwierigkeiten im Umgang mit Gefahrstoffen ein, die man beispielsweise in Großwallstadt und Dorfprozelten gemeistert habe.
Laut Jugendwart Joao Lopes Meira sind im Landkreis 637 Jugendliche in den Wehren aktiv, die im vergangenen Jahr 7312 Übungsstunden geleistet haben (Vorjahr: 6486). 419 Abzeichen seien überreicht worden, schlüsselte er auf und blickte auf Veranstaltungen wie Jugendstammtische, Jugendwettspiele sowie das Zeltlager zurück.
In seinem Grußwort stellte Elsenfelds Bürgermeister Matthias Luxem den Markt Elsenfeld mit seinen Ortsteilen vor, der im Jahr 2022 die 900-Jahrfeier ausrichten wird. Dank eines frühzeitig aufgestellten Beschaffungskonzepts seien alle Wehren der Gemeinde und ihrer Ortsteile gut aufgestellt, sagte Luxem, der auch Synergieeffekte wie die Organisation der gemeinsamen Kleiderkammer hervorhob.
Am Ende der Versammlung würdigten Kreisbrandrat Meinrad Lebold, Kreisbrandinspektor Hauke Muders und Landrat Jens Marco Scherf das langjährige Engagement von Kreisbrandmeister Willi Lindner (Collenberg), der zum Ende des Monats diesem Amt abgibt. Sein Nachfolger wird Manuel Ulrich (Stadtprozelten).
Musikalisch umrahmt wurde die Tagung vom Musikverein „Widerhall“.
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