Sind unsere Schwimmbäder noch zu retten?
Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel, heiße Temperaturen lassen die Luft schwirren und das Becken platzt vor lauter Menschen, die sich im erfrischenden Nass tummeln, aus allen Nähten! Keine Frage, unsere Schwimmbäder sind in den Sommermonaten beliebte Aufenthaltsorte für Große und Kleine, wenn zum einen das Wetter mitspielt und wenn zum anderen das Schwimmbad überhaupt geöffnet hat.
Die Verantwortlichen der sommerlichen Erholungsoasen suchen nach neuen Wegen, um den Betrieb auf Dauer aufrechterhalten zu können.
Aktuelle Diskussion in Erlenbach
Die aktuelle Diskussion im Erlenbacher Stadtrat über das dortige Bergschwimmbad hat gezeigt, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass eine Kommune ein Schwimmbad hat und auch unterhält. Immer öfter geraten, gerade durch die immensen laufenden Kosten, die Gemeinden bei der Finanzierung derselben an ihre Grenzen und so manches Mal auch in Schieflage. Dann sind gute Konzepte gefragt, um den Schwimmbetrieb aufrecht erhalten zu können. Die Stadträte in Erlenbach haben sich für den Erhalt ihres Schwimmbads ausgesprochen und einer Generalsanierung des großen Beckens zugestimmt. So ist zwar die aktuelle Badesaison für die Stadt gelaufen, aber wenn alles gut geht, wird in zwei Jahren der Schwimmbetrieb wieder aufgenommen werden können.
Unsere Freibäder
Freischwimmbäder gibt es im südlichen Landkreis in Amorbach, Bürgstadt und Miltenberg. Im nördlichen Landkreis laden die Freischwimmbäder in Erlenbach, Großwallstadt, Klingenberg und Mönchberg zum Baden ein. Dazu kommen noch die Badeseen in Freudenberg und in Niedernberg, die für eine Erfrischung an heißen Sommertagen bestens geeignet sind.
Gesundes Schwimmen
Schwimmen ist eine gesunde Sportart, die jedes Kind erlernen sollte. „Schwimmen ist wie Fahrradfahren und gehört für mich zur Grundausbildung eines jeden Menschen dazu“, stellt Matthias Bauer deutlich klar. Er ist Vorsitzender des Vereins „Freunde des Freibades Amorbach 1921“. Der Verein setzt sich laut Satzung dafür ein, den Schwimmsport zu fördern durch die Erhaltung des Freibads Amorbach für die Bürger und Gäste der umliegenden Gemeinden. „Es ist kaum vorstellbar, aber es gibt tatsächlich Kinder, die nicht schwimmen können. Ich finde das sehr traurig“, erklärt Birgit Kiesling ebenfalls. Sie ist Schatzmeisterin des Vereins „Förderverein Freibad Klingenberg e.V.“. Laut Satzung setzt sich der Verein dafür ein, insbesondere Kindern und Jugendlichen den Schwimmsport nahe zu bringen. Die Zwecke, die beide Vereine verfolgen, sind ausschließlich gemeinnützig.
Freibad Amorbach
Für viele Menschen stellt das Freibad Amorbach ein Stück Heimat dar, in dem sie groß geworden sind. Undenkbar, dass es eines Tages nicht mehr geöffnet sein könnte! Kommunen wie die Stadt Amorbach, die über eine solche Einrichtung verfügen, haben enorme finanzielle Anstrengungen zu leisten, um diese zu erhalten. Zumal Schwimmbäder fast immer defizitär sind und die Einnahmen aus dem laufenden Betrieb die Ausgaben bei weitem nicht decken können. So unterstützt der Verein die Stadt auch bei allen Maßnahmen, die der Erhaltung des Freibads dienen. „Wir tun einiges dafür“, legt Matthias Bauer dar. „Wir bilden Rettungsschwimmer aus, die in der Badesaison den Bademeister bei der Aufsichtspflicht unterstützen. Wir versuchen weiterhin, die Einrichtung attraktiv zu erhalten und haben beispielsweise Startblöcke, aber auch Schwimmbretter, Tauchringe und Schwimmnudeln angeschafft. Wir bieten Mittwochmorgens Frühschwimmen an und leisten viele ehrenamtliche Stunden im Freibad, um zum Beispiel das Becken zu streichen.“ Auch das Kinderbecken wurde durch die ehrenamtliche Arbeit des Vereins saniert und verschönert. Sogar über Schwimmkurse für Kinder denkt die Vereinsleitung nach, weil in den Schulen der Stadt Amorbach kein Schwimmunterricht mehr angeboten wird.
Freibad Klingenberg
Auch das Freibad Klingenberg ist für die Menschen, die in der Umgehung wohnen, eine wichtige und unverzichtbare Einrichtung. Um dieses zu erhalten, engagiert sich auch hier der Förderverein in hohem Maße. „Wir haben bereits eine ganze Menge geleistet“, führt Birgit Kiesling aus. „Wir unterstützen die Stadtwerke Klingenberg finanziell. Dies war beispielsweise bei der Renovierung der Rutsche der Fall. Auch haben wir viele Kleingeräte angeschafft, die den Betrieb des Freibads attraktiv gestalten. Wir kümmern uns um die Grünpflege im Freibad, haben dafür Hecken gestutzt und teilweise entfernt, um die Anlage offener und freundlicher zu gestalten. Wir haben ein Sonnenpodest in vielen freiwilligen Arbeitsstunden errichtet, das rege genutzt wird.“
Schwimmbad-Feste
Das Geld, das die beiden Vereine für ihre Tätigkeit benötigen, sammeln sie unter anderem auch durch Veranstaltungen. „Wir führen jedes Jahr unser Schwimmbad-Fest im Freibad durch“, erklärt Birgit Kiesling. Das ist in diesem Jahr am Wochenende vom 20. und 21. Juni der Fall. „Auch wir organisieren ein Schwimmbad-Fest im Freibad“, fügt Matthias Bauer hinzu. Es fand bereits am letzten Sonntag statt.
Unkonventionelle Wege gehen
Wie Freibäder dauerhaft am besten erhalten werden können, fragt sich auch Thomas Zöller. Der Mönchberger Bürgermeister, in dessen Höhengemeinde das Spessartbad liegt und der auch von der Problematik betroffen ist, hat im Jahr 2008 ebenfalls einen Förderverein gegründet, der den laufenden Betrieb des Freibads nach Kräften unterstützt. „Wir müssen uns aber Gedanken machen, wie wir Kommunen dabei unterstützen können, Bäder oder andere besondere Einrichtungen – zum Beispiel Museen oder Bibliotheken – die der gesamten Region dienen, zu erhalten. Sehr gut vorstellen kann ich mir einen Fördertopf im Landkreishaushalt. Hier könnte jede Kommune, die kein Schwimmbad hat, über die Kreisumlage ihren überschaubaren Beitrag leisten. Ich halte es auch für gut möglich, dass sich unsere Landtagsabgeordneten für Mittel aus dem Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern bei der bayerischen Landesregierung stark machen. Vorstöße in dieser Richtung gab es bereits.“
Über den dauerhaften Erhalt des Freibades Amorbach macht sich auch Bernd Schötterl Gedanken. Der Amorbacher Stadtrat und Kreisrat im Landkreis Miltenberg hält es für wichtig, bei dieser Thematik über den Tellerrand hinauszuschauen. „Ein Schwimmbad wie das Freibad Amorbach ist ein Stück Lebensqualität bei uns im südlichen Raum, das es unbedingt zu erhalten gilt. Schwimmen können ist wichtig und so ist eine Einrichtung, die dem Schwimmenlernen und der Schwimmförderung dient, auch anders zu bewerten. Schwimmbäder sollten erhalten und intensiv gefördert werden. Dazu ist es oftmals auch notwendig, unkonventionelle Wege zu gehen. Ich denke hier beispielsweise an die Gründung von Verbänden, wie wir dies schon bei den Schulen haben, oder Trägerschaften, wo man sich unter anderem Betriebskosten teilen könnte.
„Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir dies gemeinsam anpacken können. Der Wille, dies zu tun, ist wichtig“, erklären Bernd Schötterl und Thomas Zöller übereinstimmend.
Bernd Schötterl, Amorbach
Für mich ist das Amorbacher Freibad ein Stück Lebensqualität bei uns im südlichen Raum, das es unbedingt zu erhalten gilt. Insofern stelle ich auch infrage, ob es sich beim Erhalt um eine freiwillige Leistung der Kommune handelt. Ich denke, das ist zu kurzfristig gedacht. Wir müssen uns in jedem Fall Gedanken machen, wie wir das Schwimmbad als wichtige Freizeiteinrichtung für die Menschen hier in Amorbach und den umliegenden Gemeinden Kirchzell, Schneeberg, Weilbach und darüber hinaus langfristig erhalten und die Betrieb schultern können.
Um zu erfahren, wie die Bevölkerung zum Amorbacher Schwimmbad steht und ob sie für den Erhalt dieser Einrichtung ist, könnte ich mir gut eine Umfrage vorstellen. So kann man herausfinden, ob es sich lohnt, sich in diesem Bereich zu engagieren und beispielsweise Fördertöpfe auftun.
Matthias Bauer, 1. Vorsitzender Verein „Freunde des Freibades Amorbach 1921“, Amorbach
Schwimmen ist wie Fahrradfahren. Es gehört für mich zur Grundausbildung eines jeden Menschen dazu und ist elementar wichtig. Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt, unser menschlicher Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser, wir kommen schwimmend zur Welt. Wasser hat eine große Bedeutung für uns Menschen.
Es ist schade, dass viele Kinder den Umgang mit Wasser im Laufe der Zeit verlernen und gar nicht mehr schwimmen können. Ich erachte es als wichtig, dass Kinder heutzutage schwimmen lernen. Das ist eine der Hauptaufgaben, die sich unser Verein „Freunde des Freibades Amorbach 1921“ gesetzt hat: Wir wollen zum Erhalt des Freibads beitragen, damit die Grundlage, um Kindern schwimmen zu lernen, erhalten bleibt.
Bürgermeister Thomas Zöller, Mönchberg
Unser Förderverein Spessartbad-Mönchberg e.V. unterstützt das Freibad nach Kräften. Ich halte es aber für sehr wichtig, dass wir uns darüber hinaus Gedanken machen, wie wir Kommunen dabei unterstützen können, Bäder oder andere besondere Einrichtungen, die der gesamten Region dienen, zu erhalten. Keine Gemeinde, die Träger eines Freibads ist, möchte dieses schließen. Aber diese Gefahr schwebt über vielen kommunalen Bädern, denn die jährlichen Defizite sind nahezu erdrückend.
Birgit Kiesling, Schatzmeisterin Förderverein Freibad Klingenberg e.V., Klingenberg
Schwimmen ist sehr wichtig. Es ist kaum vorstellbar, aber es gibt tatsächlich Kinder, die nicht schwimmen können. Früher war das undenkbar. Jedes Kind sollte unbedingt schwimmen lernen. Ich finde es sehr traurig, dass es heutzutage in den Schulen keinen Schwimmunterricht mehr gibt. Wir vom Förderverein Freibad Klingenberg e.V. haben uns daher das Schwimmenlernen auf die Fahne geschrieben.
Schwimmen hat auch einen wichtigen Gesundheitsaspekt. Es ist eine sehr schonende Sportart, die selbst noch im hohen Alter ausgeübt werden kann. Viele unserer Frühschwimmer gehören der älteren Generation an und schwimmen regelmäßig ihre Bahnen im Klingenberger Freibad.
Jochen Pobloth, Stadtwerke Klingenberg
Mit den Kommunen Großwallstadt, Elsenfeld, Erlenbach, Klingenberg und Mönchberg betreiben wir einen interkommunalen Ausbildungsverbund, in dem wir jedes Jahr gemeinsam Auszubildende für den Beruf der Fachangestellten für Bäderbetriebe ausbilden. So teilen wir uns die Kosten der Ausbildung und haben immer Nachwuchs.
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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