Ära Engelbert Schmid geht zu Ende

Landrat Jens Marco Scherf (links) verabschiedete sich von einem Schulamtsleiter, der seine Werte und Überzeugungen stets vorgelebt hat.
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Nach sechseinhalb Jahren geht die Ära von Engelbert Schmid, dem fachlichen Leiter des Staatlichen Schulamts Miltenberg Ende März zu Ende, offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde er aber bereits jetzt am Mittwoch im Kreis der Schulleiterinnen und Schulleiter. Wie beliebt er war, zeigten lange stehende Ovationen am Ende der Feier im Foyer der Bürgstadter Mittelmühle.

Dass in Schmids Ägide im Schulamt ein anderes Lüftchen wehen würde, hatte sein Kollege Ulrich Wohlmuth bereits bei Schmids Amtseinführung vermutet, als er Schmid in Anspielung auf dessen Vorliebe für Cowboystiefel einen Sheriffstern ans Revers geheftet hatte. „Schmid schießt scharf, aber er braucht aber keinen Colt, um überzeugend zu sein“, so Wohlmuth damals, „seine Waffen sind Transparenz, Offenheit, Einfühlungsvermögen, Kompetenz, Einfallsreichtum und Beharrlichkeit.“

Dass Schmid diese Eigenschaften tatsächlich lebte, wurde in den Abschiedsworten mehrfach deutlich. Nicht ohne Grund hatte Schmid sich einen „kleinen“ Abschied im Kreis der Lehrerschaft gewünscht, denn zwischen den Zeilen war immer wieder herauszuhören, dass die Vorstellungen Schmids und der „der Oberen“ in Würzburg und München häufig nicht übereinstimmten.

„Kommt ein Sheriff, um hier aufzuräumen?“ – Diese Frage hatte sich Landrat Jens Marco Scherf, rechtlicher Leiter des Schulamts, bei Schmids Amtseinführung gestellt. Ein Oberpfälzer mit gewisser Dickköpfigkeit sei in Miltenberg angetreten, erinnerte sich der Landrat. Dahinter aber steckten Werte und Überzeugungen, die Schmid stets vorgelebt habe.

Er habe eine klare Linie gefahren und sei mit seinen Werten ein Vorbild gewesen. Schmid habe sich aber nicht nur in den Schulen und in die Bildungspolitik eingebracht, sondern auch in die Kommunalpolitik als Kreisrat. Die Amtsführung Schmids habe ihm aus Reihen der Lehrerschaft viel Anerkennung entgegengebracht, wusste Scherf, der auch Schmids Einsatz für die „Aktion humane Schule“ hervorhob.

Dass die Ära Schmid „ganz anders als die aller anderen Schulamtsleiter“ gewesen sei, stellte Personalratsvorsitzender Horst Kern fest. Schmid habe die Rolle des Leiters bewusst anders definieren wollen. Er habe nie nur ausführender Beamter des Kultusministeriums sein wollen, sondern in erster Linie für die Lehrer und Schüler da sein wollen. Schmids klare, kritische und offene Haltung sei bei seinen Vorgesetzten nicht immer gut angekommen. Ausgemacht habe ihm das aber nie etwas, sagte Kern. „Du hast den Lehrerinnen und Lehrern Vertrauen entgegengebracht und Vorgesetzte kritisch hinterfragt“, sagte der Personalratsvorsitzende. Schmid habe es geschafft, dass der Schulamtsleiter in den Schulen gerne gesehen war. Er hoffte, dass das von Schmid ausgesäte zarte Pflänzchen starke Wurzeln geschlagen haben möge.

Im Namen der Schulleiter stellte Gerhard Ammon fest, dass Schmid als vermeintlicher Querulant und Störenfried bei den Vorgesetzten nicht sonderlich beliebt gewesen sei. Schmid aber habe sich nicht beugen lassen. Er habe Schmid als wertschätzenden Menschen kennengelernt, für den Kommunikation selbstverständlich gewesen sei. Schmid habe zugehört und transparente Entscheidungen getroffen, fasste Ammon zusammen. Gemeinsam mit Renate Lerke und Brigitte Hauck übergab er an Schmid einen Gutschein für ein Trike-Wochenende und ein Buch, in dem sich alle Schulen des Schulamtsbezirks verewigt haben.

Schmids Kollege Ulrich Wohlmuth hatte bei seiner ersten Begegnung mit Schmid schnell gemerkt, dass Schmid „ganz anders tickt.“ „Ich weiß nicht, ob ich immer einer Meinung mit Ihnen sein werde“, habe er, Wohlmuth, zu Schmid gesagt. Der habe mit dem Churchill-Zitat geantwortet: „Wenn zwei Menschen immer wieder die gleichen Ansichten haben, ist einer von ihnen überflüssig.“ Schmid seien immer Meinungen wichtig gewesen und nicht Hierarchien, sagte er. Er habe das kritische Denken gefordert und sich bemüht, Freiräume zu schaffen, wo diese eigentlich nicht vorgesehen sind.

In seinem Schlusswort gab Schmid zu, etwas Wehmut beim Abschied zu spüren. Den Sheriffstern, den er hochhob, „habe ich immer gerne getragen.“ Er habe versucht, seinen Einflussbereich eigenverantwortlich zu gestalten, sagte er. Seinen Weg der Führung habe er nicht anders gehen können, gestand er ein – auch wenn er am Bildungssystem, den Hierarchien und Strukturen nichts habe ändern können.

„Ich konnte es nur so und nicht anders“, so Schmid. Das habe auch mit der Bewahrung seiner Würde und der Würde der Anderen zu tun.

Dass er nun in ein schwarzes Loch fällt, glaubt Schmid übrigens nicht. Zwar will er jetzt erst einmal eine Pause einlegen, aber für die Zeit danach habe er schon einige „verrückte Ideen.“ Zum anderen wird er sich als stellvertretender Vorsitzender im Forum Bildungspolitik in Bayern engagieren.

Langer stehender Beifall beendete die Verabschiedungsfeier, die auch musikalisch etwas anders als üblich war: Die Lehrerband mit Harald Frankenberger, Michael Traut, Michael Hren, Mike Brummer, Andreas Singer und Hannah Berr brachte unter anderem mit Songs von Bryan Adams Stimmung in die Mittelmühle.

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