Kreistag
ZeWiS, ZENTEC und Schlachthof im Fokus des Kreistags
Über die erfolgreiche Arbeit des Zentrums für Wissenschaftliche Services (ZeWiS) im Industriecenter Obernburg hat Professor Klaus Zindler den Kreistag in dessen Sitzung am Montag, 21. Oktober, informiert. ZeWiS ermöglicht es Unternehmen, die wissenschaftliche Expertise der Technischen Hochschule Aschaffenburg zu nutzen.
ZeWiS fungiert quasi als Bindeglied zwischen Unternehmen und Hochschule, organisiert Forschungskooperationen, forscht im Auftrag und unterbreitet Weiterbildungs- und Wissenstransferangebote, um nur einige Dienstleistungen zu nennen. Gegründet wurde ZeWiS 2011, damals hatte der Freistaat 10 Millionen Euro als Anschubfinanzierung für fünf Jahre gewährt, dazu kommt eine Grundfinanzierung von 440.000 Euro pro Jahr. Damit Fördergelder fließen können, müssen auch die Kommunen ihren Beitrag leisten. So bezuschussen die Stadt Erlenbach und der Landkreis Miltenberg ZeWis, die Räume in Obernburg werden mietfrei von der Mainsite bereitgestellt. Um die Grundfinanzierung aufgrund gestiegener Betriebskosten aufzustocken, war ZeWiS im März 2024 evaluiert worden – und dabei als bestes Transferzentrum Bayerns geadelt worden.
Kein Wunder, denn Zindler konnte eindrucksvoll darlegen, dass man es geschafft habe, über Forschungsschwerpunkte wie Intelligent Systems (KI, Data Science, Intelligente Sensorik, Signalverarbeitung, Intelligente Mobilität, Robotik und Automation), Materials (Innovative Materialbearbeitung, Materialprüfung, Sensormaterialien, Recycling von Materialien) und Wissensmanagement (Wissenstransferangebote, Förderung der digitalen Transformation und Innovation, Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und zahlreiche Transferprojekte) beeindruckende Drittmittel zu generieren. Von den insgesamt 8 Millionen Euro Drittmittel der TH steuerte ZeWiS fast 7 Millionen Euro bei. Zindler stellte einige Forschungsprojekte vor und zählte eine Vielzahl von Firmen aus der Region auf, die mit ZeWiS kooperieren. Das wertete der Professor als Zeichen, dass ZeWiS als guter Partner der Unternehmen in der Region wahrgenommen werde. Man schaffe es dabei, das hochschulseitig vorhandene Wissen und die ausgezeichnete Infrastruktur einzubringen, um die Innovationskraft der Industrie und der Wirtschaft zu fördern, so Zindler. Ein Dank des Professors galt der Unterstützung durch die Gebietskörperschaften. Dies, sagte er, „ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Erfolgs des ZeWiS.“ Laut dem stellvertretenden Landrat Bernd Schötterl, der die Sitzung in Vertretung für den kurzfristig erkrankten Jens Marco Scherf leitete, könne der Landkreis stolz sein auf ein solches Vorzeigeprojekt sein.
Rund 30 Minuten stellte anschließend der Geschäftsführer des Zentrums für Technologie, Existenzgründung und Cooperation (ZENTEC), Dr. Thomas Freser-Wolzenburg, die umfangreichen Tätigkeitsfelder des ZENTEC vor. Dazu gehört die Gründungs- und Fördermittelberatung, bei der sich etwa das Format des Gründerinnen-Talks als echte Erfolgsgeschichte erwiesen habe. In Sachen Fördermittel helfe man aktuell mehreren Firmen aus den Landkreisen Miltenberg und Aschaffenburg bei der Prüfung von Fördermöglichkeiten. Freser-Wolzenburg stellte zudem einige aktuelle Projekte der Wirtschaftsförderung vor – beispielsweise in Sachen Energieeffizienz, Industrie 4.0 im Medizin-Bereich und Wasserstoff. Der Weiterbildungsverbund Untermain sei über 33 Monate mit 730.000 Euro gefördert worden, trug der Geschäftsführer vor.
Er freute sich über den Erfolg der Messe Main.Fortschritt, die Ende September über 450 Besuchende gehabt habe, auch die Rückmeldungen seien gut gewesen. Eine Zusage habe es für das Projekt EmpowerHER gegeben, dass von 2025 an für drei Jahre mit 70 Prozent – etwa 850.000 Euro – aus dem Europäischen Sozialfonds für Deutschland gefördert werde. Dabei geht es um die Stärkung der sozialpartnerschaftlichen Gestaltung der Arbeitswelt zur Förderung einer nachhaltigen Personalpolitik und Unternehmenskultur. Sina Dietz kümmere sich um die Kompetenznetzwerke Mechatronik, Automation und Automotive.
Die Initiative Bayerischer Untermain, einer der ZENTEC-Geschäftsbereiche, sei mit mehreren Vorhaben aktiv. Im Projekt „Pupils to Business“ werde die Imagekampagne „Wo, wenn nicht hier!“ weiterentwickelt, die Praktikumswoche Bayerischer Untermain sei „extrem erfolgreich“. Dies könne man an sehr guten Zahlen sowohl von Seiten der Schülerinnen und Schüler wie auch der Unternehmen ablesen, freute sich Freser-Wolzenburg. Bei „Stark in die Zukunft – Resiliente Unternehmen für die Region“ würden Firmen mit Informationsangeboten zu den Themen Mitarbeitermotivation, Vertrauenskultur und transparente Führung unterstützt. Mit „Zentren stärken“ wolle man die Vitalität der Zentren am Bayerischen Untermain stärken. In einem weiteren Projekt kooperiere man mit dem Regionalen Planungsverband mit dem Ziel, die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zu etablieren. Mit dem „Regionale Produkte“-Projekt stärke man die regionalen Produzenten am Bayerischen Untermain, auch der Wettbewerb „Jugend forscht“ habe sich etabliert. Mit der Energieagentur stärke man die Klimaschutzaktivitäten in der Region, sagte der ZENTEC-Geschäftsführer und stellte mehrere Projekte vor. Die Frage aus dem Gremium, ob der Energiebeirat noch tagt, beantwortete Freser-Wolzenburg mit der Zusicherung, das künftige Vorgehen hierzu zu kommunizieren. Von Seiten des Kreistags wurde dabei die Vorgabe formuliert, den Energiebeirat unbedingt beizubehalten. Mit der MINT-Nachwuchsförderung fange man mittlerweile schon in den Kindergärten an, informierte Freser-Wolzenburg, MINTbayU sei eine echte Erfolgsgeschichte. Mit Social-Media-Marketing arbeite man daran, die Sichtbarkeit der ZENTEC und ihrer Geschäftsbereiche zu steigern, sagte er und sprach von „erheblichen Abonnentenzuwächsen.“
Lange diskutierte das Gremium über eine Anfrage der CSU-Kreistagsfraktion an den Geschäftsführer in Sachen Schlachthof. Die CSU hatte in einer früheren Sitzung eine Planungsgesellschaft Schlachthof angeregt. Dabei sollte das ZENTEC ermitteln, ob in der Region ein weiterer Schlachthof möglich ist, ohne dass sich der Landkreis daran beteiligt. Eine Rückmeldung hierzu fehle aber bislang. Der ZENTEC-Geschäftsführer entgegnete, dass aktuell eine Machbarkeitsstudie von Grünland Spessart dazu laufe, so dass man kein eigenes Geld für eine Studie aufwenden müsse. Mehrere Kreisräte argumentierten, dass alle, die Interesse an einem Schlachthof haben, dies privatwirtschaftlich organisieren müssten – ohne den Landkreis. Allerdings könne die ZENTEC die Diskussion hierüber durchaus moderieren und einen Weg aufzeigen, was möglich ist. Man müsse die direkt Betroffenen in den Prozess einbinden, so eine Forderung. Vielleicht sei es möglich, einen Schlachthof in Form einer Genossenschaft zu bauen und zu betreiben. Auf jeden Fall sei der Betrieb eines Schlachthofs keine kommunale Pflichtaufgabe, stellte ein Kreisrat fest. Erst ein Geschäftsordnungsantrag beendete die Debatte – aber nicht ohne eine Gegenrede, wonach die ZENTEC zumindest den Prozess steuern sollte.
Einstimmig folgte der Kreistag einer Empfehlung des Kreisausschusses und stimmte der Beschaffung eines Gerätewagens Logistik für die Bewältigung der Aufgaben des überörtlichen Brand- und Katastrophenschutzes zu. Der neue Gerätewagen Logistik ist multifunktional einsetzbar und macht die Beschaffung eines Fahrzeuges für die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Großheubach obsolet. Das Fahrzeug soll bei Großschadenslagen und Katastrophen sowie Übungen eingesetzt werden. Auch bei Hilfeleistungskontingenten außerhalb des Kreises ist der Wagen eingeplant. Er kann somit in unterschiedlichsten Szenarien – etwa Flutkatastrophen oder Wald- und Vegetationsbrände – die eingesetzten Kräfte unterstützen. Fahrgestell, Aufbau und Beladung dürften rund 350.000 Euro kosten, abzuziehen ist eine staatliche Förderung von 48.100 Euro.
Einstimmig sagte der Kreistag Ja zu einer Vorschlagsliste des Landkreises Miltenberg zur Wahl der ehrenamtlichen Verwaltungsrichterinnen und Verwaltungsrichter. Die 16 Wahlvorschläge waren auf die Kreistagsfraktionen gemäß Sainte-Lague/Schepers-Verfahren verteilt worden. Gemeldet wurden von den Fraktionen folgende Personen: Jürgen Reinhard, Monika Schuck, Karin Passow, Bernd Hammerschmidt, Gerald Bayer, Susanne Wörner, Edwin Lieb, Hermann Spinnler, Hannelore Kreuzer, Hans Taudte, Peter Landwehr-Büttner, Rudi Schuck, Rudi Eckstein, Roland Weber, Silke Roß-Kunkel und Günther Vogt.
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