Süßes oder Saures oder Gott ? 31. Oktober 2017: Einmaliger Feiertag deutschlandweit dank Martin Luther

Begeistert - v.l.n.r.) Hannah( 15 Jahre ) und die 17-jährige Tabea Erzgraber aus Wertheim waren mit dabei am Pfingstsonntagvormittag auf der Schifffahrt zwischen Wertheim und Miltenberg unter dem Motto "Reformation im Fluss". Die beiden Geschwister empfanden die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und den Gottesdienst auf dem Schiff unterwegs sehr positiv und nachhaltig.
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  • Begeistert - v.l.n.r.) Hannah( 15 Jahre ) und die 17-jährige Tabea Erzgraber aus Wertheim waren mit dabei am Pfingstsonntagvormittag auf der Schifffahrt zwischen Wertheim und Miltenberg unter dem Motto "Reformation im Fluss". Die beiden Geschwister empfanden die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und den Gottesdienst auf dem Schiff unterwegs sehr positiv und nachhaltig.
  • hochgeladen von Roland Schönmüller


EIN BEITRAG ZUM BESONDEREN REFORMATIONSFEST 2017- Weitere Bilder und informationen folgen!

Die Welt wird bald ins Wanken geraten

Ein Mann geht mit festen Schritten auf eine Kirche zu. Die schwarze Kapuze aus grober Wolle ist tief in’s Gesicht gezogen. Sein Atem dampft in der feucht-kühlen Herbstluft. Nun erreicht er die Kirchentür.

Es ist der 31. Oktober 1517, ein Tag vor Allerheiligen.

Mit schweren Schlägen hämmert der Mönch ein ein Blatt an das Eichenholz-Portal.

Laut hallen die Schläge wider.
Seine Aktion zeigt Wirkung - die Welt wird bald ins Wanken geraten: in religiöser, politischer und sozialer Hinsicht.

Martin Luthers Thesenanschlag vor einem halben Jahrtausend an der Schlosskirche zu Wittenberg, heute in Sachsen-Anhalt, hat schon immer die (protestantische) Phantasie beflügelt.

Dabei dürfte sich das Ereignis - so die Fachleute, in Wirklichkeit wohl weniger dramatisch zugetragen haben.

Eine Art Uni-Pinnwand

Denn Luther war nicht nur Mönch, sondern auch Theologie-Hochschullehrer. Mit seinen Forderungen gegen den Ablass wollte der Augustiner-Ordensmann den Anfang für eine akademische Diskussion an der Universität starten.

Solche "Disputationen" gab es nicht selten zu den unterschiedlichsten Themen. Auch war es üblich, dass die Thesen vorher an der Tür der Universitätskirche ausgehängt wurden.

Das Portal war sozusagen das „Schwarze Brett“ der Universität, eine Art Uni-Pinnwand und ein fast alltäglicher Vorgang im Hochschulbetrieb des 16. Jahrhunderts..

Kritik am Ablasshandel

Was Martin Luther damit in Bewegung setzte, war allerdings alles andere als alltäglich. Sein Thesenanschlag leitete das Ende des Mittelalters ein und veränderte die Welt. Luther übte Kritik am Ablasshandel der katholischen Kirche.

Unter Ablass verstand man damals: Die Kirche erlässt dem Menschen die Strafe für seine Sünden, wenn er dafür eine Geldbetrag zahlt.

"Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt", versprach das Angebot der Ablassprediger.

Martin Luther hielt dagegen: Nicht der Papst und die Kirche könnten dem Menschen von Strafen nach dem Tod befreien, sondern allein Gott. Gott aber vergibt nicht dem, der der Kirche Geld bezahlt, sondern jedem Christen, der seine Sünde bereut.

Was Luther mit dieser Kritik bewirkte, war ihm zunächst selbst kaum bewusst. Die römische Kirche handelte rigoros. Luther wurde in Rom angeklagt und ein Ketzerprozess gegen ihn gestartet.

Ein echter Bestseller

Andererseits traf Luthers Kritik auf eine überwältigende Zustimmung in der Bevölkerung. Seine 95 Thesen wurden ohne Luthers Wissen gedruckt und verbreiteten sich explosionsartig in ganz Deutschland und darüber hinaus – ein echter Bestseller.

Auch seine weiteren Reform-Schriften wurden den Buchdruckern regelrecht aus den Händen gerissen. In ihnen kommt noch deutlicher als in den Thesen das Neue an Luthers Theologie zum Ausdruck: Die Suche nach einem gnädigen Gott.

"Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" lautete die Frage, die Luther als Mönch ständig beschäftigte und ihm keine Ruhe gelassen hatte.

Die ausführliche Beschäftigung mit Paulus und dem Kirchenvater Augustinus brachten Luther zu der Erkenntnis: Der Mensch muss sich Gottes Gnade nicht erst verdienen. Gott spricht den Sünder gerecht, ohne irgendwelche Voraussetzungen zu verlangen.

Luthers Ruf nach Reformen in der Kirche waren im Volk überall von Erfolg gekrönt. Auch zahlreiche Fürsten und Städte unterstützten Luther.

Zwei christliche Konfessionen entstanden mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555: die römisch-katholische und die lutherisch-reformatorische Kirche. Seitdem gibt es weltweit bis heute Katholiken und Protestanten.

Der Reformationstag 2017 ist dieses Jahr bundesweit ein Feiertag

Ein Tag zusätzlich frei: Darüber dürfte sich heuer wohl jeder in Deutschland freuen. Denn wegen des besonderen 500-Jahr-Jubiläums gilt für den Reformationstag in diesem Jahr eine Sonderregelung.

Der Reformationstag war und ist seit jeher ein religiöser Feiertag und in der evangelischen Kirche von großer Bedeutung. Protestanten in aller Welt feiern an diesem Tag den Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther (1483 -1546).

Normalerweise ist der Reformationstag nur in Bundesländern mit überwiegend evangelischer Bevölkerung ein gesetzlicher Feiertag. Doch im Jahr 2017 ist eben alles anders.

Bereits Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen setzte ab 1667 – also 150 Jahre nach der Reformation – den 31. Oktober als Gedenktag fest.

Seit 1990 ist er Reformationstag am 31. Oktober in fünf deutschen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag.

22 Millionen Menschen gehören der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Der Anteil der in Deutschland lebenden evangelischen Christen liegt bei 26,5 Prozent. Der katholischen Kirche gehören 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung an.

Eignet sich der Reformationstag zum Kurzurlaub?

Auf einen Dienstag fällt heuer der Reformationstag am 31. Oktober. Wer ein verlängertes Wochenende genießen will, muss sich den Montag - einen Brückentag - freinehmen.

Viele Deutsche haben sogar zwei freie Tage in Folge:
Denn, am 1. November ist Allerheiligen und der ist in einigen vorwiegend katholisch geprägten Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag so in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Bei uns in Bayern sorgt Allerheiligen jedes Jahr wegen Halloween für Aufregung. Nach dem bayerischen Feiertagsgesetz zählt dieser Tag zu den „Stillen Tagen“.

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Süßes oder Saures - oder Gott?


Darf ich wie jedes Jahr an dem Tag Halloween feiern?
Ja. In diesem Jahr ist der 31. Oktober zwar ein Feiertag, das bedeutet aber nicht, dass an dem Datum nicht auch Halloween gefeiert werden darf.

Dennoch sollte wegen der besonderen Symbolkraft des Reformationstages Rücksicht genommen werden.

Der Innenminister von Bayern, Joachim Herrmann (CSU), erklärte kürzlich, dass man mit dem einmaligen Feiertag an die große Bedeutung der Reformation sowohl für das Christentum weltweit als auch besonders für Bayern erinnern wolle.

Eine große Mehrheit der Erwachsenen in Bayern wünschen sich, dass der Tag dauerhaft ein Feiertag bleibt. Das ging aus einer aktuellen, deutschlandweiten Umfrage hervor.

Besondere Termine zum Thema 500 Jahre Reformation in der Region:

Stadtführung: Reformation u. Gegenreformation - St. Martin in Bürgstadt und St. Laurentius in Miltenberg mit Historiker Wilhelm Otto Keller am Sonntag, 29. Oktober, 2017, 14:00-15:30 Uhr.

Kirchenkabarett "Duo Camillo" mit dem Programm "Luther bei die Fische" - Musikkabarett im Bürgerzentrum Hofgarten, Kleinheubach am Montag, 30. Oktober 2017 um 19:30 Uhr.

"Reformation ins Spiel gebracht" - Sehenswerter Aktionsnachmittag in Wertheim am 31.10.2017 rund um die Stiftskirche ab 13 Uhr mit Shows, Spiel-Starionen, traditionellen Handwerksständen, Flashmob für Bläser und einem Kantatengottesdienst.

Luther-Musical in der Stadthalle Aschaffenburg
am Dienstag, 31. Oktober, 2017 um 19:00 Uhr.

Andacht / Plenumsdiskussion: „Christ sein in der Politik - 500 Jahre Reformation“ - am Freitag, 10. November 19:00 - 22:00
in Klingenberg am Main;
Gastgeber: CSU Kreisverband Miltenberg.

LUTHER Pop-Oratorium am Donnerstag, dem 16. November 2017 um 19.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Margareta in Bürgstadt.
Das Butzbach-Gymnasium Miltenberg und die Miltenberger Kirchengemeinden bringen das „Projekt der tausend Stimmen“ nach Bürgstadt. Das LUTHER Pop-Oratorium von Dieter Falk und Michael Kunze besticht durch seine musikalische Vielfalt und die eindrucksvolle Umsetzung der Geschehnisse rund um die Person Martin Luthers.

INTERVIEWS:

Ein besonderer Höhepunkt im Reformationsjubiläumsjahr war beispielsweise die Schifffahrt an Pfingsten auf dem Main unter dem Motto „Reformation im Fluss“zwischen Wertheim, Freudenberg, Miltenberg , Obernburg und Aschaffenburg.

In mehrfacher Hinsicht wurden hier und bei vielen anderen Aktionen Grenzen überschreitende Kooperation mit engagierten Helfern verwirklicht.

INTERVIEW 1: v.l.n.r.) Hannah( 15 Jahre ) und die 17-jährige Tabea Erzgraber aus Wertheim waren mit dabei am Pfingstsonntagvormittag auf der Schifffahrt zwischen Wertheim und Miltenberg unter dem Motto "Reformation im Fluss". Die beiden Geschwister empfanden die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und den Gottesdienst auf dem Schiff unterwegs sehr positiv und nachhaltig. Foto: rsc

INTERVIEW 2: Larissa Brandt, Pfarrerin in Waldenhausen / Sachsenhausen lobte Idee, Organisation und Gemeinschaftsgedanken der Aktion „Reformation im Fluss“. Pfingstliche Begeisterung sei ansteckend und wirke nachhaltig, registrierte sie. Foto: rsc

INTERVIEW 3: Die große Resonanz der Gläubigen im Jubiläumsjahr hat auch Schuldekanin Cornelia Wetterich aus Wertheim überrascht, Bindung der Volkskirche zu den Menschen sei gerade jetzt im Lutherjahr wichtiger denn je. Foto: rsc

INTERVIEW 4:
Silke Walter aus Nassig war ebenfalls mit ihrem sieben Jahre alten Sohn Robin von der Schifffahrt („ein Super-Event“), vom Gottesdienst auf dem Main und den sonstigen Veranstaltungs-Angeboten von „500 Jahre Reformation“ fasziniert. Foto: rsc

Hintergrundinformation 1 : Kirche in Eschau

Die Kanzel als Verkündigung des Wortes Gottes hat in Eschau in der dortigen evangelischen Kirche eine exponierte Position im Kirchenraum: sie steht direkt hinter dem Altar und verweist auf eine Empfehlung Luthers und seine reformatorische Wertschätzung des Wortes. Foto rsc

Hintergrundinformation 2 : Reformation und Gegenreformation im Raum Miltenberg


Miltenberg /Bürgstadt.

Mit seinen 95 Thesen rüttelte Martin Luther Ende Oktober 1517 das christliche Westeuropa auf.

Seine Bestrebungen die Kirche zu reformieren führten im 16. Jahrhundert schließlich in eine, von Luther nicht beabsichtigte, Kirchenspaltung.

Der Reformator soll im Jahr 1518 auf seiner Reise zu einer Disputation über seine Thesen in Heidelberg durch Bürgstadt und Miltenberg gekommen sein.

Auch der Bürgstadter Orts- Neckname "Kreuzköpf" geht angeblich auf den Reformator zurück.

Wie sich die Auseinandersetzungen des "konfessionellen Zeitalters" auf den hiesigen Raum auswirkten zeigt diese Führung an und in der Bürgstadter Martinskapelle und der Miltenberger Laurentiuskapelle mit dem Historiker Wilhelm Otto Keller am Sonntag, 29. Oktober 2017, zwei Tage vor dem Reformationsjubiläum.

In den beiden Kirchen, deren Innenausstattungen fast gleichzeitig 1593/94 geschaffen wurden, widerspiegeln sich die für manchen sicher überraschend großen Unterschiede in der konfessionellen Haltung der beiden wichtigen mainzischen Orte Bürgstadt und Miltenberg.

Die Führung beginnt um 14.00 Uhr an der Bürgstadter Martinskapelle und endet ca. 16.00 Uhr an der Laurentiuskapelle Miltenberg. rsc

HINWEISE

==> Luther-Literatur allerorten

==> Aktuelle Reformations-Ausstellung in und vor der Wertheimer Stiftskirche.

==> Luther-Darstellung in der Wertheimer Stiftskirche. Wertheim wurde 2016 durch die Gmeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa mit dem Prädikat "Europäische Stadt der Reformation "ausgezeichnet. 2017 überraschte die Stadt mit einem abwechslungsreuchen Programm zum Lutherjahr.

Schnappschüsse

Bild 1: Rudi Rupp, Dekan des Evang.-Luth. Dekanatsbezirkes Aschaffenburg, mit einer Luther-Figur beim Ökumenischen Kirchentag in Aschaffenburg 2017 - ein "Highlight" im Reformationsjubiläumsjahr Foto: rsc

Bild 2/3: Der Ökumenische Kirchentag in Aschaffenburg 2017 war ein "Highlight" im Reformationsjubiläumsjahr für die per Pkw, Bus, Schiff, Rad und Zug ankommenden Christen aus der Region. Fotos: rsc


Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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