Goethes Osterspaziergang lässt grüßen: Fasching adé, Fastenzeit in Startposition: Februar- Impressionen aus Miltenberg

Moderne Kunst im Schwarzviertel.
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Eindrücke aus Miltenberg am Sonntag, dem 07. Februar 2016:

Zunächst ein großes Lob an die Miltenberger Stadtreinigung! Einen Tag nach der Miltenberger Lachparade war die Innenstadt wieder im saubersten Zustand.

Die städtischen "Heinzelmännchen" hatten seit den frühen Morgenstunden nach dem närrischen Event mit Besen und Kehrmaschinen ganze Arbeit geleistet.

Tausende Besucher säumten rund 24 Stunden vorher den Weg zwischen Engelplatz und Schnatterloch, um die närrischen Aktivitäten der Zugnummern in Augenschein zu nehmen, selbst mitzujubeln und den Fasching in der fränkischen Altstadt gebührend zu feiern.

Am Sonntagnachmittag war vom Treiben der Miltenberger Lachparade so gut wie nichts mehr zu spüren!

Nur vereinzelt gab es zwischen Pflastersteinen, in Mauerritzen, auf Grünfächen und Privatgelände noch Spuren der vorangegangenen Feiern: ganz wenige Glasscherben, Getränkebecher, Konfetti und klebrige Plastikfäden.

Die Besucher der Parade waren an diesem kühlen, bewölkten und leicht verregneten Nachmittag längst über alle Berge verschwunden - vielleicht beim Kreisumzug im Großheubach "gelandet".

Die wenigen Passanten entdeckten und erlebten die fränkische Altstadt zwischen Main und Mildenburg aufgeräumt, leergefegt und eher statisch: frei von Lärm, selbst ohne typische Alltagsgeräusche.

"Es ist wieder eine Wohltat für alle Sinne!", meinte erleichtert eine Miltenberger Seniorin auf ihrem Weg zur Stadtpfarrkirche. Nach all' den närrischen Strapazen freue sie sich auf die besinnliche Fastenzeit."

Die wieder eingekehrte Ruhe zwischen alten Gemäuern lenke noch intensiver den Blick auf Historisches und Besonderes, auf Inschriften und Details - bestätigte ein Schwarzviertel-Anwohner, der sich von einer nahen Konditorei Kuchen für sich und seine wartende Gattin geholt hatte.

Hoffnungsschimmer

Optimismus liegt überall in der Luft. Sicherlich sind es schon die Vorahnungen der kommenden sonnigen Frühlingstage und die vielen Feste inner- und außerhalb der städtischen Mauern, wie sie der deutscher Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe trefflich und allgemeingültig in seinem "Osterspaziergang" beschrieben hat:

"Vor dem Tor

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche

Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,

Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.

Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,

Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,

Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!"

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

Fazit:

Miltenberg ist zu jeder Jahreszeit und zu jedem Anlass einen Besuch wert, an betriebsamen Werktagen und zu beschaulichen Stunden am Wochenende, bei Feiern und Festen, aber auch dann, wenn man meint, dass alle "Spaßvögel" ausgeflogen sind.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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