Geo-Naturpark-Kommunen melden viele Projekte für 2021 an
In Zeiten der Corona-Pandemie profitiert der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald vom Drang der Menschen in die Natur. „Eine solch große Offenheit für die Natur habe ich noch nie erlebt“, gab Landrat Jens Marco Scherf zu Beginn der Sitzung des Gebietsausschusses Bayern seinen Eindruck der letzten Monate wieder.
In der Sitzung am Dienstag im Miltenberger Landratsamt bestätigte Geopark-Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber Scherfs Beobachtung: „In der Geschäftsstelle haben wir ein unglaubliches Interesse am Geo-Naturpark registriert.“ Alleine die Kartenverkäufe seien um 30 Prozent gestiegen, freute sie sich und stellte fest: „Die Menschen haben das Potenzial der Natur und der Landschaft erkannt.“ Sie hätten auch einmal mehr registriert, dass das nur funktioniert, wenn es Institutionen wie den Geo-Naturpark gibt, die sich entsprechend kümmern.
Die laufenden Projekte und Veranstaltungen würden, der Corona-Situation angepasst, weiterlaufen, sagte Weber. Man habe seit März eine interaktive Plattform auf der Homepage installiert, in der es unter anderem Wandertipps, eigene Videos und eine Kinder-Kreativwerkstatt gibt. Führung seien wieder mit Einschränkungen möglich – neun Gäste sowie eine Veranstaltungsleitung –, die Jugendzeltplätze seien - ebenfalls mit Einschränkungen - wieder geöffnet. Als besonderen Service für die Mitgliedsgemeinen habe man Infostände der Geopark-Ranger auf den Naturpark-Parkplätzen eingerichtet, die sehr gut besucht werden.
Die 102 Mitgliedskommunen haben Weber zufolge wieder reichlich Gebrauch davon gemacht, Projekte für das Jahr 2021 anzumelden: so beliefen sich die Projektwünsche auf über 820.000 Euro. Nach einvernehmlichen „Anpassungen an die Realitäten“ wurde diese Summe auf etwa 716.000 Euro reduziert, um den personellen Kapazitäten und den Haushaltsplanungen entsprechend Rechnung tragen zu können. Dabei sollen insgesamt etwa 120.000 Euro in den Landkreis Miltenberg sowie zwei weitere Mitgliedskommunen fließen. Davon profitieren die Kommunen Amorbach, Bürgstadt, Eichenbühl, Großwallstadt, Kirchzell, Kleinheubach, Laudenbach, Miltenberg, Mömlingen, Niedernberg, Obernburg, Rüdenau, Schneeberg, Weilbach und Wörth sowie Großostheim (Landkreis Aschaffenburg) und Freudenberg (Landkreis Main-Tauber). Ein Drittel der angesetzten Gesamtsumme ist hierbei für den Erhalt der Infrastruktur geplant, zwei Drittel sollen in neue Projekte fließen. Der Gebietsausschuss sprach sich einstimmig für die Verteilung dieser Gelder aus.
Wie groß die Projekt-Vielfalt ist, erläuterte Roland Mayer, Projektleiter für Naturschutz und Landschaftspflege beim Geo-Naturpark. So wird Geld für Infrastruktur zur Verfügung gestellt, wie etwa Tische, Bänke, Papierkörbe, Wegweiser, Schutzhütten sowie diverse Informationstafeln. Aber auch neue Geopark-Pfade entstünden, wie der geplante Weg zum Thema Kultur und Kiesabbau in Niedernberg, in dessen Rahmen 20 Infotafeln vorgesehen sind. Größere Summen steckt der Geo-Naturpark auch in Pflegemaßnahmen an vorhandenen Infrastruktur-Einrichtungen, an Wanderparkplätzen und Wanderwegen.
Dem Thema der biologischen Vielfalt widmet man sich ebenfalls durch die Anlage von sogenannten Vielfaltflächen – kommunale Flächen, die entsprechend gestaltet werden können, hierzu hat Kleinheubach ein Projekt angemeldet. Buchbar sind in diesem Zusammenhang zwei Pakete: eines für die Analyse der geeigneten Flächen und die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs, ein weiteres für die Umsetzung dieser Maßnahmen durch die Kommune oder einen Drittanbieter wie beispielsweise in Obernburg. Weiter können Insekten-Nisthilfen bestellt werden, zudem können die Mitgliedskommunen die einen „Obstbaum des Jahres“ mit Infotafel ordern, um heimische Obstsorten zu erhalten. Die Pflege von Streuobstwiesen wird vom Geo-Naturpark ebenfalls gefördert – geplant ist dies in Kleinheubach und Laudenbach. Ebenso erstellt man Standardtafeln zu Naturthemen - für Lehrpfade, wie derzeit einer in Obernburg entsteht. Auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung hat sich der Geo-Naturpark auf die Fahnen geschrieben – etwa mit der Förderung von Intensivberatungen in den Themenfeldern Geowissenschaften, Biowissenschaften und Kulturlandschaft. Geotopmanagement und Geotoppflege sind als Projekte förderfähig, und auch das Mountainbiking wird weiterhin unterstützt: So hilft man beim Streckenerhalt und der
Fortführung der Planung neuer Strecken, auch erarbeitet man Kommunikationskonzepte für die Besucherlenkung.
In Kleinheubach wird 2021 das Projekt „Geodaten auf der Spur“ an der Schule umgesetzt, in Mömlingen soll das Pilotvorhaben „GIS (Geodateninformationssystem) in Zeiten des Klimawandels“ im nächsten Jahr über die Bühne gehen. Neben diesen Vorhaben zeigt man sich auch offen für neue Ideen aus den Kommunen, wie etwa ein Pilotprojekt für eine Outdoor-Komposttoilette, die im nächsten Jahr an der Kirchzeller Wildenburg eingerichtet werden soll. Mit dieser Kombination aus Kontinuität, Erhalt und Neuem bewahrt der Geo-Naturpark die Qualität der geschaffenen Strukturen und gibt zugleich neue Impulse, was einen klaren Mehrwert für die Gemeinden und die Besucher*innen bedeutet. „Hier freuen wir uns vor allem über die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedskommunen vor Ort, die diese vielfältigen Vorhaben möglich macht“, so Geschäftsführerin Weber in ihren abschließenden Dankesworten. Und der Gebietsausschussvorsitzende Landrat Marco Scherf schloss die gelungene Veranstaltung mit der erfreulichen Perspektive auf spannende Projekte im kommenden Jahr.
Alles über den Geo-Naturpark im Internet unter www.geo-naturpark.net/.
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