Kommunale Abfallwirtschaft
Mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit Themen rund um Müll aufgreifen

Für rund 1,57 Millionen Euro hat der Landkreis Miltenberg die Abluftreinigungsanlage der Kompostieranlage  Guggenberg ertüchtigen lassen. Die Abwicklung der Maßnahme hatte die Firma Herhof übernommen, was sich lohnte: Die Arbeiten waren am Ende um etwa acht Prozent günstiger als geplant und wurden zeitgerecht beendet. Im Bild zu sehen der Lüfter (rechts), der Wäscher (schwarzer Kasten) und dahinter der neue Biofilter.
 | Foto: Christian Bundschuh/Herhof Kompostierung
  • Für rund 1,57 Millionen Euro hat der Landkreis Miltenberg die Abluftreinigungsanlage der Kompostieranlage Guggenberg ertüchtigen lassen. Die Abwicklung der Maßnahme hatte die Firma Herhof übernommen, was sich lohnte: Die Arbeiten waren am Ende um etwa acht Prozent günstiger als geplant und wurden zeitgerecht beendet. Im Bild zu sehen der Lüfter (rechts), der Wäscher (schwarzer Kasten) und dahinter der neue Biofilter.
  • Foto: Christian Bundschuh/Herhof Kompostierung
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Mit weiteren Aktionen will die kommunale Abfallwirtschaft des Landkreises Miltenberg ihre Öffentlichkeitsarbeit fortführen. In der Sitzung des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz stellten Ruth Heim, Lana Sauer und Kai Strüber mehrere Vorhaben vor, mit denen die Bevölkerung über Abfallvermeidung und Ressourcenschonung aufgeklärt werden soll.
So wurde ein Arbeitsheft „So geht das mit dem Biomüll“ für Kinder der zweiten und dritten Klasse entwickelt, in dem den Kindern die richtige Abfalltrennung und die Bedeutung der Bioabfälle verdeutlicht werden soll. Das Heft wurde 500-mal gedruckt, auch online ist es erhältlich. Lehrkräfte können sich ein Exemplar kostenlos bestellen und im Unterricht verwenden.
Bei einer Umfrage zum Thema Abfallvermeidung auf den Wertstoffhöfen wurde die Kundschaft unter anderem zum Thema Abfallvermeidung befragt. In den anonymisiert ausgewerteten Bögen kamen viele Ideen zur Abfallvermeidung zutage wie etwa das Vermeiden von Plastik und Verpackungen, die Nutzung des Pfandsystems, das Einkaufen mit eigenen Taschen, das bewusste Einkaufen, das Vermeiden von Online-Bestellungen und der Selbstanbau von Obst und Gemüse. Die Befragten wünschten sich von der Abfallwirtschaft unter anderem mehr Werbung und Informationen. Manches wie die Vermeidung von Ausdrucken bei Anlieferungen auf Wertstoffhöfen seien bereits umgesetzt worden – im konkreten Fall mit der Erstellung eines QR-Codes, der Papier überflüssig macht. Als Dankeschön bekamen die Befragten Mehrwegtaschen aus recycelten PET-Flaschen, die mit Motiven des Julius-Echter-Gymnasiums bedruckt sind.
Als vollen Erfolg wertete Ruth Heim, Leiterin der kommunalen Abfallwirtschaft, die Aktion „Lesehelden“ der Stadtbücherei Stadtprozelten zum Thema „Müll recyceln, Umwelt nachhaltig schützen“. Die kommunale Abfallwirtschaft beteiligte sich mit Lesen und der Vermittlung kindgerechter Informationen zum Thema Mülltrennung und Müllentsorgung. Beteiligt waren zudem die Hermann-Hofmann-Gruppe und die Firma Remondis. Sehr gut sei ein Müllauto angekommen, an dessen Steuer sich die Kinder setzen konnten.

Einen neuen Weg geht man mit dem Geocaching auf der Kreismülldeponie Guggenberg. Laut Kai Strüber müssen bei einem Rundgang neun Rätsel gelöst werden, am Ende wartet ein „Schatz“. Zudem soll es künftig bis zu zwei Führungen pro Monat auf der Deponie Guggenberg, dem Wertstoffhof Bürgstadt und der Müllumladestation Erlenbach geben; Buchungen für Führungen und Geocaches sind unter www.terminland.de/abfallwirtschaft-miltenberg möglich.

Beim Blick auf die Entwicklung der Müllmengen im Landkreis im Jahr 2021 stellte Ruth Heim fest, dass die Mengen im Vergleich mit dem Jahr 2020 nahezu gleichgeblieben sind, aber immer noch über dem Vor-Corona-Niveau liegen. Bei Papier und Kartonagen, wo die Mengen seit fast 20 Jahren sinken, hätte man sich aufgrund der verbesserten Marktlage mehr Material gewünscht, so Heim. Der Trend gehe allerdings nach unten, obwohl der Online-Handel boomt. Die Zahl der Druckerzeugnisse sinke durch zunehmenden Mail-Verkehr, zudem würden elektronische Medien stärker genutzt. Auch wenn die Restmüllmenge leicht gesunken sei, müsse diese weiter reduziert werden – aus Klimaschutzgründen, aber auch um die stark beanspruchte Verbrennungsanlage in Schweinfurt zu entlasten und die Zahl der Mülltransporte zu reduzieren. Das könne man durch bessere Sortierung und Abfallvermeidung erreichen, zeigte sie sich optimistisch. Die kommunale Abfallwirtschaft wolle ihre Öffentlichkeitsarbeit deshalb verstärken, am Ende
komme es aber auf jeden Einzelnen an, sich zu engagieren. Heim freute sich über eine kontinuierliche Steigerung der Bioabfallmenge bei gleichbleibender Qualität, gleichzeitig vermeldete sie einen Rückgang des Eigenkompostierer-Anteils auf 42 Prozent. Sowohl bei den Leichtverpackungen sowie den stoffgleichen Nichtverpackungen, die im gelben Wertstoffsack gesammelt werden, sei die erfasste Menge konstant – trotz der Reduzierung des Gewichts bei Verpackungen. Gut angenommen werde die ortsnahe Entsorgung von Elektrokleingeräten in Depotcontainern, allerdings müsse die Trennung nach Akku- und Kabelgeräten verbessert werden. Die Sperrmüllmenge sei leicht gesunken, die Altholzmenge dagegen deutlich. Die Möglichkeit der kostenlosen Sperrmüllabholung werde immer besser genutzt, freute sie sich. Lagen die WertstoffhofAnlieferungen im Jahr 2019 bei 139.510, habe sich deren Zahl im Jahr 2020 auf 109.151 und 2021 auf 115.475 belaufen. Im Vergleich von 2021 zu 2020 seien die Anlieferungen um 5,8 Prozent gestiegen – mit regionalen Unterschieden: Während in Guggenberg 12,2 Prozent weniger gemeldet wurden, waren es bei der Müllumladestation Erlenbach +9,3 Prozent; beim Wertstoffhof Bürgstadt minus 5,1 Prozent. Die Terminbuchung habe sich Heim zufolge bewährt und werde beibehalten.

Einstimmig sprach sich der Ausschuss für einen Vorschlag der Abfallwirtschaft aus, Bonuszahlungen für die Reparatur von Elektrogeräten bereitzustellen. Damit, so Ruth Heim, wolle man das Motto „Reparieren statt wegwerfen“ umsetzen. Ziel sei es, durch die Reparatur von Elektrogeräten deren Lebensdauer zu verlängern, damit einen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von Gegenständen zu leisten und Ressourcen zu schonen. Demnach können Bewohner*innen des Landkreises den Bonus für maximal ein „gleiches“ Gerät pro Jahr bekommen; eine Bonuszahlung pro Person und Quartal ist möglich. Der Reparaturzuschuss beträgt 20 Euro bei Reparaturen bis zu 150 Euro, 40 Euro bei Reparaturen von über 150 Euro, maximal aber 25 Prozent der Rechnungssumme bei einer Mindestrechnungshöhe von 50 Euro. Akzeptiert werden nur Rechnungen von Fachbetrieben, auf denen Art der Reparatur und des Gerätes, Vor- und Nachname sowie Anschrift des Kunden aufgeführt sein müssen. Wenn ein Gerät im Repair-Café repariert wird, bekommt das Café 20 Euro. Reparaturrechnungen müssen spätestens drei Monate nach Rechnungsdatum bei der Landkreisverwaltung eingereicht werden. Der Bonus wird gewährt, solange Fördermittel zur Verfügung stehen, die Mittel sind auf 4.000 Euro pro Jahr begrenzt. Geplanter Projektstart ist der 1. Oktober 2022. Bis dahin werden alle Einzelheiten auf der Internetseite der kommunalen Abfallwirtschaft veröffentlicht, auch soll der Bonus beworben werden. Mehrere Kreisräte sprachen sich dafür aus, dieses Bonussystem auszuprobieren und hoffen, dass die Abwicklung nicht zu bürokratisch ist.

Eine erfreuliche Mitteilung überbrachte Lana Sauer, Mitarbeiterin der kommunalen Abfallwirtschaft, dem Ausschuss: Demnach konnten die Arbeiten zur Ertüchtigung der Abluftreinigungsanlage der Kompostieranlage Guggenberg im April 2022 beendet werden; die Bauabnahme durch Immissionsschutz und Fachstellen sei am 12. Mai erfolgt. Der Kreistag hatte beschlossen, die Abwicklung der Maßnahme der Firma Herhof zu übertragen – laut Ruth Heim eine sehr gute Entscheidung. So wurden die Arbeiten um etwa acht Prozent günstiger als geplant mit 1.568.078 Euro abgeschlossen. Die Kosten des Umbaus seien unter Beteiligung des Müllzweckverbands Odenwald vom Landkreis Miltenberg getragen worden. Als einzige Maßnahme steht noch die Überdachung des neuen Büro- und Sozialbereichs aus, die aufgrund der hohen Auslastung der Dachdecker voraussichtlich im Spätsommer 2022 erfolgen wird. „Immissionsschutzrechtlich sind wir nun auf dem Stand der Technik“, freute sich Landrat Jens Marco Scherf.

Der Ausschuss erkannte den steuerlichen Jahresabschluss für das Jahr 2020 der kommunalen Abfallwirtschaft, Teilbereich Betrieb gewerblicher Art, an. Demnach umfasst die Bilanz in Aktiva und Passiva 1.056.139 Euro, der Jahresverlust von 220.517 Euro wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Der Ausschuss empfahl dem Kreistag, die Umweltrückstellungen und Sonderposten zum Gebührenausgleich, die als liquide Mittel vorhanden sind (insgesamt 21.708.371 Euro), zu marktüblichen Konditionen anzulegen. Zinserträge und Verwahrentgelte aus den liquiden Mitteln werden im Teilhaushalt der Abfallwirtschaft gebucht.

Einstimmig sprach sich der Ausschuss dafür aus, die Greifvogelauffangstation in Klingenberg für die nächsten fünf Jahre mit 2.000 Euro jährlich zu unterstützen. Damit soll ein Teil der Unterhaltskosten gedeckt werden, die jährlich etwa 7.834 Euro betragen. Laut Klingenbergs Bürgermeister Ralf Reichwein habe die Stadt die Greifvogelauffangstation im Jahr 2018 übernommen, ausgebaut und mit LEADER-Mitteln eine erfolgreiche Pflege- und Aufzuchtstation entwickelt. So können verletzte Tiere gesund gepflegt und anschließend wieder ausgewildert werden. Teilweise würden laut Reichwein bis zu 40 Tiere gepflegt.

Aus nichtöffentlicher Sitzung wurde bekannt, dass der Landkreis mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg eine Vereinbarung über die Beseitigung von jährlich bis zu 3.000 Tonnen Asbest- und KMA-Abfällen über fünf Jahre abschließen kann. Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz hatte dies dem Kreistag empfohlen, der ebenfalls zustimmte. Die Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG hat den Stromliefervertrag für die Abfallwirtschaftsanlagen des Landkreises Miltenberg zum Ende des Jahres 2022 gekündigt, so dass der Strombezug im Sommer 2022 europaweit ausgeschrieben werden muss. Nach öffentlicher Ausschreibung hat die Firma Herm den Auftrag für die Lieferung von rund 125.000 Litern Diesel zur Kreismülldeponie Guggenberg und zur Müllumladestation Erlenbach erhalten. Der Auftrag läuft vom 1. April 2022 bis zum 31. März 2023.

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