MCity Demo "Weniger ist mehr"
Geplante Bebauung des ehemaligen Bahnhofsgeländes in Miltenberg erhält viel Gegenwind
Der MCity Gewerbe und Tourismus Miltenberg e. V., seine Mitglieder sowie die nicht angeschlossenen Handelsbetriebe der Innenstadt, hatten am vergangenen Freitag, 23. August zur Demo gegen die geplanten Einzelhandelsflächen des Projekts „Einkaufen in der Stadt“ am „Alten Bahnhofsgelände“ aufgerufen. Rund 200 Teilnehmer marschierten durch die Innenstadt. Protestiert wurde insbesondere zu dem vorgesehenen Besatz mit Textilflächen. Diese sollen auf maximal 1000 m² begrenzt bleiben.
Treffpunkt zur Demo war um 9 Uhr am Marktplatz, von dort ging es dann zum Engelsplatz zur Hauptkundgebung, vorbei an Geschäften die sich mit schwarz verhängten Schaufenstern und den Mottoplakaten „Weniger ist mehr“, solidarisch zeigten und für die Dauer der Demo geschlossen blieben. Ziel der Gegeninitiative ist, das Gebiet nachhaltig weiterzuentwickeln und den Innenstadtgeschäften durch eine kurzfristige, unüberlegte Handlung nicht die Überlebensgrundlage zu nehmen. Die Miltenberger lieben ihre Stadt und möchten, dass sie weiterhin lebens- und liebenswert bleibt. Dazu zählt auch vor allem, den Stadteingang positiv zu prägen und es nicht zu einer zweiten „Seehecke“ werden zu lassen.
Miltenberg soll liebenswert bleiben
Spaziergänger in der Innenstadt zeigten auf Nachfrage bezüglich der geschlossenen Geschäfte vollstes Verständnis. Die Stadt selbst habe ja genügend Alternativen zu bieten und den Vormittag könne man gut anderweitig überbrücken. Aber der außergewöhnliche Charme der Stadt sei einmalig und es sollte unbedingt versucht werden, diesen so zu erhalten. Große Ketten gäbe es rund um Miltenberg doch zur Genüge.
„Innenstädte sind das Gesicht einer Stadt. Und man muss auch einmal Nein sagen zu einer Bebauung, die keinen Mehrwert für die Innenstadt bietet, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gegenteil – nämlich Leerstände – erzeugt“, so der eigens aus Würzburg angereiste Geschäftsführer des Handelsverbandes Volker Wedde.
Emotional zeigte sich auch Doris Leonard: „Wir sind die Perle am Main, eine Fair-Trade-Stadt und darauf sind wir stolz – aber das soll uns jetzt genommen werden“. Als Fachfrau zum Thema Tourismus könne sie sagen, dass sich der Tourismus in den letzten Jahren sehr geändert habe, vor allem in den Bereichen Rad und Schifffahrt. So spiele insbesondere ein attraktives Mainufer eine große Rolle. Wichtig sei auch, dass der Stadtrat mit den Bürgern ehrlich und Klartext rede und sie mit in die Zukunft Miltenbergs nähme.
Daraufhin meinte Cornelius Faust als Vertreter des Stadtrates, dass es für die Stadt sehr wichtig sei, miteinander im Gespräch zu bleiben. Aber auch als Stadtrat fühle man sich manchmal regelrecht „einsam“, und von den Bürgern im Stich gelassen. Es sei noch nichts fest geschrieben und als Bürger von Miltenberg – so denke er – spreche er auch im Namen seiner Stadtrats-Kolleginnen und -Kollegen, dass keiner derzeit zufrieden mit dem jetzigen Besatz sei. Faust zeigte Verständnis für die Demo und meinte, jetzt sei die Gelegenheit für Bürger, sich aktiv einzubringen und zu engagieren – auch mal politisch.
Sabine Balleier bestätigte, dass bereits ein Umdenken bei der Stadt stattgefunden habe. Sie hoffe, dass in diese Richtung weitergegangen wird. „… denn wir alle stehen nicht als Querulanten hier, sondern weil wir uns Sorgen machen.“ Dem stimmten Reiner Rybakiewicz und Sabine Stellrecht-Schmitt zu und verwiesen noch einmal auf die Listen zum Eintragen für das Bürgerbegehren, die auf dem Vorplatz auslagen.
Dass das Thema brisant ist, zeigte auch das anwesende Kamerateam des Bayerischen Rundfunks. Marion Deumer, Geschäftsführerin des MCity Gewerbe und Tourismus Miltenberg e. V, bedankte sich im Anschluss an die Veranstaltung sehr herzlich für die große Initiative und das zahlreiche Erscheinen.
Fazit: Es geht nicht darum, gegeneinander zu agieren oder um Schuldzuweisungen. Denn jeder – ob Stad/Gemeinderat oder Einwohner - ist Bürger eines Ortes und jeder will nur das Beste. Deshalb muss es ein Miteinander geben. Allen und allem kann man dabei nicht gerecht werden. Man kann aber einen guten Kompromiss finden. Dazu gehört, dass die gesellschaftliche Mitverantwortung aller im Mittelpunkt steht. Denn nur wer sich engagiert, kann auch etwas bewegen!
Autor:Sylvia Kester aus Miltenberg |
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