Konfiskatsammelstelle in Obernburg läuft vorbildlich

Jagdbeiratsmitglied Bernd Spilger, BJV-Vorsitzender Klaus-Peter Gerhart, Landrat Jens Marco Scherf und die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, Regina Groll (von links) nahmen in der Hegeschau der BJV-Kreisgruppe Nord die Trophäen in Augenschein.
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  • Jagdbeiratsmitglied Bernd Spilger, BJV-Vorsitzender Klaus-Peter Gerhart, Landrat Jens Marco Scherf und die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, Regina Groll (von links) nahmen in der Hegeschau der BJV-Kreisgruppe Nord die Trophäen in Augenschein.
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In der jagdlich geschmückten Eisenbacher Sport- und Kulturhalle haben zahlreiche Jägerinnen und Jäger, Behördenvertreterinnen und -vertreter sowie Ehrengäste aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik am Freitagabend der öffentlichen Hegeschau der BJV-Kreisgruppe Obernburg beigewohnt.

Nach schwungvollem Beginn durch die Jagdhornbläser (Leitung Karl-Otto Steiniger), und der Begrüßung durch den Vorsitzenden der ausrichtenden BJV-Kreisgruppe Obernburg, Klaus-Peter Gerhart, bat Landrat Jens Marco Scherf zunächst um ein Gedenken für die am 1. Mai in Elsenfeld verunglückte Jägerin.

Die öffentliche Hegeschau wolle der Bevölkerung ein positives Bild der Arbeit der Jägerinnen und Jäger vermitteln, sagte der Landrat. Es gehe in der Hegeschau nicht nur um die Wünsche und Ziele der Jäger, vielmehr um eine gemeinsam mit anderen berechtigten Interessensgruppen wahrzunehmende Verantwortung. Jäger, Landwirte, Grundbesitzer, Behörden und Politik müssen derzeit der Schwarzwildproblematik große Aufmerksamkeit widmen, so der Landrat.
In Preunschen sei bei einem Workshop der Impuls für die bessere Kooperation aller Beteiligten zur Reduzierung der Schwarzwildpopulation ausgegangen, erinnerte Scherf. Hilfreich dabei sei die Internetplattform WilTiB für den Informationsaustausch zwischen Landwirten und Jägern – etwa in Bezug auf Sichtungen, Schäden, Schussschneisen und Koordination von Bewegungsjagden.

Als „erfreuliche Aktion“ bezeichnete er die Inbetriebnahme der Konfiskatsammelstelle am Bauhof Obernburg im Juli 2017. Die bisher angelieferten zehn Tonnen Wildaufbruch seien eine beachtliche Bilanz und ein wichtiges Signal an die Allgemeinheit, „dass die Jägerschaft bei Seuchenprophylaxe und Tierkrankheiten Verantwortungsbereitschaft demonstriert.“ Die Erfahrungen würden auch von zwei Hegegemeinschaften für die Einrichtung einer Konfiskatsammelstelle im Südlandkreis genutzt, wusste Scherf. BJV-Vorsitzender Gerhart habe sich bereitwillig in die Planung eingebracht und zeige damit, wie nützlich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen benachbarten Verbänden ist. Die geplante Anlage an der Kläranlage Miltenberg werde vermutlich noch 2018 in Betrieb gehen. Würde die Notwendigkeit alternativer und umstrittener Jagdmethoden wie Saufang und Nachtzieltechnik ausreichend begründet, würden Genehmigungen erteilt, versprach der Landrat.

Weitere Anreize zur Reduzierung der Population seien Aufwandsentschädigungen für den Abschuss von Frischlingen, Überläuferbachen und Bachen, die für die Aufzucht von Jungtieren nicht nötig sind, sowie für Probenahmen an verendet gefundenen Wildschweinen. Wegen besorgniserregend hoher Fallwildzahlen im Rotwildgebiet Spessart habe man betroffene Gemeinden gebeten, vor Ort einen Appell der Jagdbehörde an Hundebesitzer und an Tierhalter wegen Weidezäunen zu veröffentlichen. Scherf lobte zudem die erfolgreich laufende Aktion „Action for Kitz“, die zur Vermeidung des Rehkitz-Mähtodes beiträgt. Der Landrat appellierte zudem an Jäger und Reviereigentümer, gemeinsam zu übereinstimmenden Rehwild-Abschussanträgen für das 2019 beginnende neue Drei-Jahres-Intervall zu kommen.

Dass im vergangenen Jagdjahr 3674 Stück Schwarzwild im Landkreis abgegangen seien, sagte Jagdberater Roland Dotterweich. Seien es 1983 nur 350 Stück gewesen, habe die Population seither stark zugenommen. Im Obernburger Bereich seien es heuer 1290 Stück gewesen, davon wurden 1241 erlegt. Beim Rehwild liege man in der Kreisgruppe mit 2548 Stück Abgang im Soll des noch ein Jahr laufenden Dreijahreszeitraums. In der Hegegemeinschaft 6 seien 650 Stück abgegangen (Erfüllung von 63,7 Prozent), in der Hegegemeinschaft 7 1242 Stück (70 Prozent) und in der Hegegemeinschaft 8 656 Stück (71,3 Prozent). An Rotwild seien im gesamten Spessart 94 Stück abgegangen – 86 Prozent des Solls. 85 Stück seien erlegt worden, sieben seien bei Wildunfällen verendet und zwei seien verendet gefunden worden, so Dotterweich. Im Odenwald seien 90 Stück erlegt worden und ein Tier im Verkehr umgekommen (78 Prozent des Solls). Der Jagdberater stellte zudem viele Zahlen zum Damwild und Niederwild dar. Auffällig sei der deutliche Anstieg der Waschbärenpopulation.

Laut Veterinärin Isabel Boecker-Kessel ist die Afrikanische Schweinepest in Richtung Deutschland unterwegs. Sie erklärte die Erkrankung und rief die Jäger dazu auf, Tupferproben von verendet aufgefundenen Tieren zu nehmen und an das Veterinäramt zu leiten.

Beim Fund mehrerer verendeter Wildschweine ohne Unfallspuren sollte sofort das Veterinäramt informiert werden. Für den Fall der Pest-Einschleppung sei ein umfangreiches Maßnahmenbündel geschnürt worden.

Berthold Ort (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) war aufgefallen, dass sich die Themen im Bereich Jagd auf „Wolf, Afrikanische Schweinepest und Schwarzwild“ verschoben hätten. Er erinnerte daran, dass Hege und Jagd nach wie vor so ausgeübt werden müssten, dass Wildschäden so weit wie möglich verhindert werden. Das Forstamt beobachte den Verbiss ständig, sagte er und ging auf das Vegetationsgutachten ein, dessen Auswertung im Gang sei. Genaue Ergebnisse wusste er nicht, allerdings sei offenbar eine Tendenz zu steigendem Verbiss zu erkennen. Man müsse die bislang rotwildfreien Gebiete frei halten beziehungsweise frei machen, stellte er fest. Den Wolf dürfe man nicht verdammen, sagte er und schränkte aber ein, dass man eine hohe Population nicht zulassen dürfe.

Zur Schwarzwildproblematik vertrat Klaus-Peter Gerhart die Auffassung, dass in der Jä-gerschaft Methoden wie Saufang oder Nachtzieltechnik sehr kritisch beäugt würden. Man solle vielmehr gemeinsam mit den Landwirten alle Möglichkeiten zur Reduzierung der Population nutzen – etwa durch die Anlage von Schussschneisen. Die Konfiskatsammelstelle in Obernburg laufe vorbildlich, freute er sich und lobte unter anderem die dortige Reinlichkeit. „Wenn wir diese bekannt gewordenen Mengen in den Revieren entsorgen gibt es einen Aufschrei in der Bevölkerung“, steht für ihn fest.

In der Hegeschau stellte sich auch Polizeihauptmeisterin Tina Schmitt vor, Ansprechpart-nerin bei der Polizei Obernburg in allen Belangen des Arten- und Naturschutzes sowie der Jagd. Sie bot eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an und bat die Jägerschaft, Auffälligkeiten in den Revieren zu melden – etwa uneinsichtige Hundehalter, die ihre Tiere nicht anleinen, illegale Müllablagerungen, Feiern im Wald, Hochsitzbeschädigungen und weitere ungewöhnliche Beobachtungen.

In Grußworten versicherten der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann, die Land-tagsabgeordneten Berthold Rüth und Hans-Jürgen Fahn (auch für seinen anwesenden Kollegen Thomas Mütze) sowie Obernburgs Bürgermeister Dietmar Fieger der Jägerschaft ihre Unterstützung und dankten für die verantwortungsvolle Arbeit.

Jagdbeiratsmitglied Bernd Spilger, BJV-Vorsitzender Klaus-Peter Gerhart, Landrat Jens Marco Scherf und die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, Regina Groll (von links) nahmen in der Hegeschau der BJV-Kreisgruppe Nord die Trophäen in Augenschein.
Die Jagdhornbläser umrahmten die öffentliche Hegeschau in Eisenbach.

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