Anerkennung
Berufsschule leistet wichtige Arbeit bei der Berufsintegration

Mit Wohlwollen und Respekt für die Arbeit an der Berufsschule Miltenberg-Obernburg hat der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales am Dienstag, 24. Oktober, den Bericht von Berufsschulleiter Alexander Eckert zu den Berufsintegrationsklassen zur Kenntnis genommen. Mit den Klassen möchte die Schule jungen Leuten den Schritt in die Berufsausbildung ebnen.

Das sei nicht einfach, verwies Eckert auf Herausforderungen wie schwierige Planbarkeit von Klassen, eine hohe Fluktuation von Schülerinnen und Schülern, die schwierige Prüfung einer Berufsschulpflicht, unterschiedlichste Bildungsniveaus vom Analphabeten bis hin zum Studenten, unterschiedlichen Wertvorstellungen und der Suche nach qualifizierten Lehrkräften und geeigneten Räumen. Ziel sei, allen Jugendlichen mit oder ohne Flucht- oder Migrationshintergrund die gleichen Chancen zu bieten und sie zu
fördern. Es gehe darum, allen die deutsche Sprache zu vermitteln als Grundlage dafür, dass sie den Schulabschluss schaffen und einen Ausbildungsplatz finden. Dieses Vorhaben setze man mit Klassenformen wie Berufsintegrationsklassen, Berufsintegrationsvorklassen und flexiblen Deutschklassen (DK-BS) um. In diesen Klassen geht es immer auch darum, neben der deutschen Sprache unter anderem
Kenntnisse über Politik und Gesellschaft, Lebensgestaltung, Medienwelten, Religion und Ethik, Mathematik sowie die berufliche Handlungsfähigkeit zu vermitteln.

In der Klasse DK-BS-A geht es etwa darum, Jugendlichen mit Alphabetisierungsbedarf im lateinischen Schriftsystem und mangelnden Deutschkenntnissen grundlegende Deutschkenntnisse der Stufe A1 zu ermöglichen. Zwei solcher Klassen gibt es an der Berufsschule. In der Berufsintegrationsvorklasse (BIKV) sind Jugendliche mit besonderem Sprachförderungsbedarf, die Deutschkenntnisse der Stufe A1 und A2 erlangen sollen. Ihnen wird auch eine erste berufliche Orientierung geboten. In den zwei Berufsintegrationsklassen (BIK) sind Jugendliche, die allgemeine und berufsbezogene Deutschkenntnisse der Stufe B1 erlangen sollen. Sie sollen sich hier beruflich tiefer orientieren, praktische Einblicke in Berufsfelder bekommen und so zu einer Entscheidung über ihre berufliche Zukunft oder den Besuch weiterführender Schulen befähigt werden.

Die Berufsschule könne all das alleine nicht stemmen, verwies der Berufsschulleiter auf die Kooperation mit dem bfz Aschaffenburg. Qualifizierte und erfahrene Pädagogen sowie Fachkräfte zur sozialpädagogischen Betreuung unterstützen die Berufsschule, sagte Eckert und hob die enge Abstimmung zwischen Schule und bfz hervor. Aktuell besuchen 181 Schülerinnen und Schüler die Berufsintegrationsklassen, darunter auch welche aus EU-Staaten. 15 Lehrkräfte seien in den Klassen eingesetzt, das bfz trage sechs Lehrkräfte und vier sozialpädagogische Fachkräfte bei. Mit mehreren Projekten sorge man dafür, dass nicht nur Theorie vermittelt wird, sondern auch das Miteinander gepflegt wird, verwies Eckert unter anderem auf ein Mosaikprojekt, Kunstprojekte und ein Seminar „Politik in Deutschland“. Die Klassen würden übrigens nicht nach den Herkunftsländern der Schülerinnen und Schüler gebildet, damit diese sich nicht in ihren Muttersprachen, sondern ausschließlich in Deutsch verständigen.

Eckert freute sich über eine hohe Erfolgsquote und berichtete von bis zu 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die es in die Arbeitswelt schaffen oder weitere Schulen besuchen. Die Räume in der Berufsschule seien leider komplett belegt, sagte er und versicherte, dass alle für den Neubau der Berufsschule gemeldeten Räume auch tatsächlich nötig seien. Stets gebraucht werde auch Geld für Projekte. Für Landrat Jens Marco Scherf war es wichtig zu zeigen, was an der Berufsschule geleistet wird. Für Schülerinnen und Schüler, die sich als nicht beschulbar erwiesen, gebe es die Jugendberufsagentur, ergänzte er. Wie ein anderer Kreisrat wusste, gebe es auch sehr gute Beispiele, wie Menschen Jugendliche auf ihrem Weg bis zum Schulabschluss begleiten.

Über den Arbeitskreis Schule-Wirtschaft informierte Schulrat Harald Frankenberger das Gremium. Seit 40 Jahren gibt es diese Einrichtung, die Teil des bayernweiten Schule-Wirtschaft-Netzwerks ist. Hier haben sich 94 Netzwerke zusammengefunden, die sich lokal austauschen, Erfahrungen sowie Informationen teilen und daraus Aufgaben ableiten. Die Geschäfte des Arbeitskreises im Landkreis werden von Dirk Elias geführt, der auch den Vorsitz im Bereich Wirtschaft innehat. Harald Frankenberger kümmert sich um den Bereich Schule. Als Expertin bringt Kerstin Hoffmann von der Parzival-Mittelschule Amorbach im Leitungsteam ihre Erfahrung ein, ebenso engagieren sich hier Silvia Dehner, Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank eG Michelstadt und der Kreishandwerksmeisterin Monique Haas. „Wir wollen den Austausch zwischen Schulen und Unternehmen intensivieren“, formulierte Frankenberger das übergeordnete Ziel. Unter anderem habe man das Projekt „Talent und Verantwortung“ ins Leben gerufen, das Spitzenschüler:innen der Real- und Mittelschulen fördert, man ehre aber auch seit 15 Jahren
Mittelschüler:innen, die sich durch herausragendes Engagement für die Schulgemeinschaft auszeichnen.

Der Arbeitskreis diene laut Frankenberger als direkte Plattform zum Austausch zwischen Schulen, Unternehmen und Institutionen, die sich mit Bildung, Ausbildung und der Berufswahl befassen. Man vermittele Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Unternehmen, lade zu Betriebsbesichtigungen, Vorträgen und Weiterbildungen und fördere den Informationsaustausch zwischen Lehrkräften, Ausbildungsbetrieben und Institutionen, um nur einige Tätigkeiten zu nennen. Man treffe sich regelmäßig, dazu lade man auch Betriebe, weiterführende Schulen und sonstige Institutionen ein. Wichtiger Partner sei die Kreishandwerkerschaft mit Monique Haas an der Spitze. Frankenberger
wünschte sich von der Politik, dass es künftig möglich sein sollte, dass auch unter 15-Jährige Praktika in den Sommerferien absolvieren können. Derzeit verhindere das Arbeitsschutzgesetz die Praktika, obwohl diese gerade für die Vorabschlussklassen wichtig wären.

Die Förderung des internationalen Austauschs ist die Aufgabe von Sabine Lenk von der BIA, der Beratungsstelle Internationaler Austausch. Dabei handelt es sich um ein bis Ende 2024 befristetes, an die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Main4Eck angedocktes Pilotprojekt, das mit 55.795 Euro LEADER-Mitteln gefördert wird. Das Projekt will helfen, dass junge Menschen internationale Erfahrungen sammeln können – in Schulen, Betrieben und Vereinen. Lenk unterstützt bei der Suche nach dem passenden Format für
einen Aufenthalt im europäischen und nicht-europäischen Ausland, hilft bei Bewerbung und Antragsstellung und bietet Hilfestellungen bei Fragen zur Finanzierung. Nach der Einarbeitungsphase knüpfte Lenk, wie sie im Ausschuss sagte, Kontakte zu Schulen, Beratungsstellen und Organisationen wie Erasmus+, die den Austausch fördern und organisieren. Sie stellte ihr Angebot den Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen vor und konnte sich auch bei der Schulleiter-Dienstbesprechung präsentieren. Daraus sei schon einiges in Bezug auf Erasmus+ erwachsen, zeigte sie unter anderem mit einem Kurzzeitprojekt am Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach (gefördert mit 36.256 Euro), einem Projekt am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld (29.648 Euro) und an der Realschule Elsenfeld (40.770 Euro). Weitere Schulen hätten sich akkreditiert oder planten die Akkreditierung. Den Organisationen und Schulen hilft sie unter anderem bei der komplizierten Antragstellung und klärt offene Fragen. Lenk wies darauf hin, dass sie auch Einzelpersonen berät – in diesem Jahr waren es bereits 25. Ihr Angebot präsentiert sie in sozialen Medien wie Instagram und Facebook, es gibt Broschüren, Marketingartikel sowie eine Messetheke, die sie bei Veranstaltungen aufbauen kann. Sie plant weitere Informationsveranstaltungen, will Jugendtreffs und Vereine sowie verstärkt Mittelschulen und Berufsschulen ansprechen. Für Landrat Jens Marco Scherf ist das Angebot der BIA wertvoll, denn alleine die Antragstellung für Austauschprogramme sei sehr kompliziert und die Hilfe durch die BIA werde sehr gerne in Anspruch genommen.

Positiv hat der Ausschuss die Eilentscheidung von Landrat Jens Marco Scherf zur Kenntnis genommen, dem Karl-Ernst-Gymnasium Amorbach die Einrichtung eines sozialwissenschaftlichen Zweigs zu ermöglichen. Die Schulleitung hatte dies im Mai beantragt und dies mit den trotz zahlreicher Bemühungen sinkenden Schülerzahlen begründet. Das KEG sei mit 415 Schülerinnen und Schülern das kleinste Gymnasium des Landkreises, zudem verfüge das nahe Gymnasium Miltenberg über die gleichen Zweige
sowie zusätzlich einen musischen Zweig. Mit dem neuen Angebot wäre für alle Schülerinnen und Schüler im südlichen Landkreis ein vielfältigeres gymnasiales Angebot verfügbar. Mit der Genehmigung des Zweiges würden laut Schulleitung dem Landkreis als Sachaufwandsträger keine zusätzlichen Baumaßnahmen, Raumforderungen oder Kostenanforderungen entstehen. Die Einführung des neuen Zweiges werde auch von den nördlichen Gymnasien des Landkreises ausdrücklich unterstützt. Ein Kreisrat bezeichnete diese Entscheidung als „sehr gut“ und verwies auf viele Vorteile, die ein sozialwissenschaftlicher Zweig bringe.

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