Lebhafte Disklussion bei der Bürgerversammlung zur neuen Straßenbeleuchtung in Wenschdorf

sehr gut besuchte Bürgerversammlung in Wenschdorf
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Wenig Licht für viel Geld oder warum sechs neue Straßenlampen für lebhafte Diskussionen sorgen.

Der Neubau der Trafostation in Wenschdorf und die damit vom Bayernwerk geplante Erneuerung der Straßenbeleuchtung an der Kreisstraße führte zu heftigen Diskussionen bei der Bürgerversammlung am gestrigen Abend in Wenschdorf. Ein Drittel der Wenschdorfer Bürgerinnen und Bürger war der Einladung der Stadt in das Dorfgemeinschaftshaus gefolgt um sich über die geplante Maßnahme zu informieren und mit den Verantwortlichen zu diskutieren.

Planungen und Kosten

Nach einer kurzen Begrüßung durch Bürgermeister Demel stellte Herr Breitenbach von der Firma Bayernwerk die Planung vor: Das Bayernwerk muss die Trafostation in Wenschdorf erneuern und hat hierzu einen Platz auf Privatgrund gefunden. Im Zuge dieser Maßnahme soll nun entlang der Kreisstraße die Straßenbeleuchtung erneuert werden. Es ist geplant, auf einer Länge von 240 Metern die vorhandenen vier Leuchten durch sechs neue Leuchten zu ersetzten. Gleichzeitig soll ein Erdkabel an jedes Grundstück gelegt werden. Es sei aber zurzeit nicht geplant, dieses anzuschließen, somit bleiben die Dachständer bis auf weiteres in Betreib. Laut Herrn Breitenbach ist die Sache eilig, da mit der Baumaßnahme vom Bayernwerk noch in diesem Jahr begonnen werden soll.

Bürgermeister Demel und Alexander Henn vom Bauamt der Stadt Miltenberg ergänzten den Vortrag von Herrn Breitenbach. Nach dem aktuell vorliegendem Angebot des Bayernwerkes an die Stadt Miltenberg betragen die anteiligen Kosten der Stadt für Erdarbeiten ca. 52.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Beleuchtung selbst, die sich bei einem einfachen Lampenmodell auf ungefähr weitere 12.000 Euro belaufen. Diese Gesamtkosten müssen laut Ausbausatzung anteilig auf die Anlieger umgelegt werden. Das bedeutet bei einem Umlegeschlüssel an der Kreisstraße von 55 Prozent Anlieger und 45 Prozent Stadt Ausbaubeiträge von ca. 2.000 bis über 13.000 Euro für die Wenschdorfer Grundstückseigner. Die jeweiligen Zahlen konnten die betroffenen Eigentümer im Anschluss bei Frau Balles von der Stadtverwaltung erfragen.

Diskussion

Der von Bayernwerk vermittelte Zeitdruck und die Kosten ohne erkennbaren Vorteil für die Anlieger waren dann auch die Hauptpunkte der Diskussion. Bruno Grän erklärte, dass die Straßenbeleuchtung schon im Jahr 2007 Thema war und er seit dieser Zeit mehrmals in seiner Eigenschaft als damaliger örtlicher Stadtrat wegen dringend anstehender Baumaßnahmen vom Bayernwerk kontaktiert wurde. Bisher wurden aber die Maßnahmen nicht verwirklicht oder andere Lösungen gefunden. Er halte Zeitdruck für einen schlechten Ratgeber ebenso ist die vorgelegte Planung ein Stückwerk. Keiner kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, ob und wann es im übrigen Ortsgebiet mit der Straßenbeleuchtung und Erdverkabelung weitergeht. Ebenso könnten die aktuell betroffenen Grundstückseigentümer die Erdverkabelung nicht nutzen, da sie vom Bayernwerk momentan nicht angeschlossen würde.

Bruno Grän bat die Stadt ein Gesamtkonzept für Wenschdorf zu entwickeln und insbesondere auch nach Alternativen zu suchen, die den Gegebenheiten einer dörflichen Umgebung gerecht werden. Die technische Entwicklung gehe immer weiter und unter Berücksichtigung der immer wieder propagierten Nachhaltigkeit und Energieeinsparung ist die vorgelegte Planung kritisch zu sehen. Stadtrat Uli Frey sprach sich ebenfalls dafür aus, sich nicht unter Zeitdruck setzen zu lassen und mit der notwendigen Zeit zu planen und eine Entscheidung zu treffen. Von den anwesenden Bürgerinnen und Bürger wurde auch die 50-prozentige Erhöhung der Anzahl bei den neuen Straßenlampen kritisiert, die den örtlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird. Wenschdorf sei eine weitläufig angelegte Siedlung und es war und ist nicht erforderlich, dass die Straßen nach städtischen Verhältnissen ausgeleuchtet werden.

Heidi Dörr fragte nach der Erdverkabelung für das von der aktuellen Planung nicht betroffene eigene Anwesen. Hierzu konnte Herr Breitenbach keine Angaben machen, da von seitens Bayernwerk aktuell keine weiteren Planungen für Wenschdorf bestehen und damit auch keine Mittel eingeplant sind. Er empfahl sich mit den anliegenden Nachbarn abzustimmen um gegebenenfalls einen Erdanschluss zu beantragen. Beim Erdanschluss legt das Bayernwerk auf seine Kosten das Kabel bis zum Haus und setzt hier einen Übergabekasten. Der Hauseigentümer hat die Kosten für den Graben auf seinem Grundstück und die Umbindung im Haus durch einen Elektriker zu tragen.

überdurchschnittliche Belastung der Anlieger

Hauptkritikpunkt jedoch waren die Kosten, die durch die Straßenbeleuchtung auf die Anlieger zukommen. Mit den genannten Summen ist das Ende der Fahnenstange ja noch nicht erreicht. Bei einem Ausbau der übrigen Ortsstraßen gilt ein für den Anlieger ungünstigerer Verteilungsschlüssel und einige der aktuell betroffenen Eigentümer würden ein zweites Mal zur Kasse gebeten, da Sie mit Ihren Grundstücken an zwei Straßen anliegen. Ursache für die hohen Kosten sind die örtlichen Gegebenheiten. Die verhältnismäßig wenigen Anwesen haben relativ große Grundstücke, die ein entsprechend großes Ortsgebiet ergeben. Daraus resultieren dann die verhältnismäßig hohen Kosten für die Grabungsarbeiten.

Es wäre von Vorteil für das Bayernwerk, wenn durch eine neue Straßenbeleuchtung diese Grabungskosten aufgeteilt und teilweise auf die Anlieger umgelegt würden. Paul Grän rief den anwesenden sechs Stadträten in Erinnerung, dass durch die jüngst getroffenen Beschlüsse zur Grundsteuer A und der gesplitteten Abwassergebühr die örtlichen Grundstückseigner bereits überdurchschnittlich belastet worden sind. Viele Hofstellen werden nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und die berufstätigen Eigentümer können nicht neben dem Erhalt der ortsprägenden Gebäude auch noch immer weitere Zusatzkosten aufbringen.

weiteres Vorgehen

Unter dem Aspekt der Einsparung beim Wegfall der Grabungskosten, wurden auch zwei Alternativen in den Raum gestellt. Zum einen die von Bruno Grän bereits zu Beginn der Versammlung genannten Photovoltaiklampen und ein Vorschlag von Michael Dörr, der Lampen mit dezentraler Stromversorgung über die anliegenden Hauseigentümer vorsieht. Bürgermeister Demel brachte zum Ausdruck, dass er mit jeder Entscheidung leben kann und dass es Ihm wichtig sei, die Bürgerinnen und Bürger mit ins Boot zu holen.

Nach der zweistündigen Diskussion unterbrach er die Bürgerversammlung um zusammen mit Herrn Breitenbach vom Bayernwerk sowie Frau Balles, Herrn Klein und Herrn Henn von der Stadtverwaltung „Kriegsrat“ zu halten. Danach stellte er folgende Lösung vor: die Stadtverwaltung wird drei Varianten überprüfen und Machbarkeit und ungefähre Kosten für die einzelnen Grundstücke darstellen:

Variante A ) Verkabelung für das gesamte Dorfgebiet inklusiver neuer Straßenlampen
Variante B) Photovoltaiklampen
Variante C) dezentrale Versorgung von neuen Ortslampen über die Anlieger („Wenschdorfer Modell“)

Das Ergebnis wird schriftlich oder in einer Versammlung bekanntgegeben und die Bürger per Fragenkatalog um Stellungnahme gebeten. Die letztendliche Entscheidung trifft dann der Stadtrat. Auf Grund der vorgerückten Stunde gab es zu weiteren Themen keine Fragen und Bürgermeister Demel erklärte, dass die bis jetzt auf dem Tisch stehenden Getränke von der Stadt übernommen werden.

sehr gut besuchte Bürgerversammlung in Wenschdorf
vorgelegte Planung für sechs neue Straßenlampen
intensive Beratung - von links nach rechts: Stadtkämmerer Herr Klein, Herr Breitenbach (Firma Bayernwerk), Frau Balles, Bürgermeister Demel und Alexander Henn
1/3 der Wenschdorfer Bürgerinnen und Bürger kam ins Dorfgemeinschaftshaus zur Bürgerversammlung
Autor:

Bruno Grän aus Wenschdorf

1 Kommentar

Hanne Rüttiger aus Miltenberg
am 23.08.2014 um 10:59

Hallo Bruno,

herzlichen Dank für den tollen Artikel. Du hast die wichtigen Dinge perfekt auf den Punkt gebracht.

Vielen Dank auch für Dein Engagement in Sachen Photovoltaiklampen. Hierzu habe ich einen interessanten Artikel in der heutigen (Samstag, 23.08.14) Ausgabe des Boten vom Untermain gelesen. Auf Seite 4 unten ist ein Artikel mit der Überschrift: "Nicht bewegen". Die Gemeinde Tuningen im Schwarzwald steuert ihre Straßenlaternen mit Hilfe von Bewegungsmeldern. Auch so etwas ist möglich.

Viele Grüße

Hanne Rüttiger

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