Regionale Gesundheits- und Pflegeversorgung
CSU-Gesundheitsforum diskutiert Pflege- und Gesundheitsversorgung im LKR

Foto: Tagespflege Ursula Wiegand

Miltenberg: Mit großer Sorge blickt die CSU-Kreistagsfraktion auf die aktuelle Entwicklung der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Miltenberg. Dies betrifft sowohl die Pflegesituation als auch die ärztliche Versorgung innerhalb des Landkreises. Bereits heute ist aufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Bevölkerung absehbar, dass der Versorgungsbedarf in den kommenden Jahren weiter steigen und spätestens mit dem Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand explodieren wird. Gleichzeitig führt der Personalmangel im Pflegebereich bereits heute zu einem Versorgungsdefizit, das sich stetig vergrößert. Das Alter der Ärzte im Landkreis Miltenberg wird zusätzlich Änderungen notwendig machen.
Die Ergebnisse der Monitoring Studie 2023 zum Pflegepersonalbedarf in Bayern für Unterfranken und den Landkreis Miltenberg beleuchten die zu erwartende Situation anhand verschiedener Kriterien wie der demografischen Entwicklung, der vorhandenen Versorgungseinrichtungen, der Situation auf dem Pflegemarkt sowie der zahlenmäßigen Entwicklung der Pflegeausbildung. Sie zeigt auch, dass der Anteil der Personen mit Pflegegrad und Pflegegeldbezug im Landkreis Miltenberg deutlich höher liegt als in anderen Landkreisen. Das „Strategiepapier der Sozialgenossenschaft Digital Vital e.G.“ vom Februar 2024 weist zudem darauf hin, dass der Altenquotient (ab 65 Jahre) bis 2041 auf 54,6 ansteigen wird und damit höher liegt als im unterfränkischen Durchschnitt.
Basierend auf den Studienergebnissen wird klar, dass neue Lösungsansätze dringend notwendig sind, um dem wachsenden medizinischen Versorgungsnotstand der Bevölkerung im Landkreis Miltenberg entgegenzuwirken. Da die Situation regional sehr unterschiedlich ist, sind individuelle Lösungen vor Ort erforderlich. Dies gilt sowohl für den Bereich Pflege als auch die medizinische Versorgung.
Die CSU fordert daher, die aktuell bestehenden und teils überkommenen Versorgungsstrukturen und Aufgabenverteilungen möglichst schnell und progressiv weiterzuentwickeln - auf regionaler Basis und unter enger Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, um eine möglichst hohe Akzeptanz zu erreichen.
Da eine Versorgung, wie man sie aktuell kennt, bald nicht mehr möglich und auch finanzierbar sein wird, bedarf es der Unterstützung und des Ausbaus familiärer bzw. familienähnlicher Pflegemöglichkeiten, z.B. in Form der Nachbarschaftshilfen. In Form von Quartieren.
Daher hat sich die CSU mit Fachleuten aus der Region zu einem ersten Gesundheitsforum für den Landkreis Miltenberg in Röllfeld Mitte März getroffen und mögliche Lösungsansätze diskutiert. Aus ihrer Sicht ist z.B. eine verstärkte Prävention notwendig, um die Erfordernisse einer Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und eine professionelle, pflegerische Versorgung zu vermeiden bzw. so lange wie möglich hinauszuzögern. Hierdurch können älteren Menschen möglichst lange ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben erhalten. Diesem Ziel dient auch die Digitalisierung des Gesundheitswesens durch Stärkung der körperlichen Funktionen und der geistigen und seelischen Kräfte, was zukünftig mehr Mischformen von Pflege und Wohnen zumindest zeitlich begrenzt möglich machen kann.
Die häusliche Umgebung der zu pflegenden Personen muss durch eine passende Infrastruktur ergänzt werden; die wesentlichen Einrichtungen müssen zu Fuß erreichbar sein. Zur Unterstützung des selbstbestimmten Lebens im Alter eignen sich z.B. Quartierslösungen mit Unterstützungspersonal. Auch die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements durch eine sinnvolle digitale Vernetzung kann hier nachhaltig unterstützen. Eine quartiersnahe Versorgung ist nicht nur für Pflegebedürftige, sondern auch unterstützungsbedürftige Menschen sinnvoll.

Dazu ist es erforderlich, dass die Kommunen eine eigene Planung zu diesem Themenkomplex aufstellen, die dann regelmäßig, bedarfsgerecht und nachhaltig angepasst wird - unter Nutzung der digitalen Möglichkeiten und ggf. von künstlicher Intelligenz. Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden dabei helfen, die zunehmende Bürokratie zu vereinfachen und Arbeitsplätze zu sichern. Langfristiges Ziel der Digitalisierung ist, dass die Technik die Bedürfnisse und Anforderung der Menschen - auch im Pflegebereich - ergänzt und optimiert. Als erste Maßnahme fordert die CSU, das seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises zu überarbeiten, was nach der Corona-Pandemie und den rasanten Digitalisierungsschritten der Gesellschaft überholt ist. Die Teilnehmer treffen sich zu ihrem 2. Treffen des CSU-Gesundheitsforums für den Landkreis Miltenberg am 21.06.2024 wieder in Röllfeld.

Autor:

Armin Bohnhoff aus Obernburg am Main

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