19. Palliativ-Hospiz-Tag
Volles Haus beim 19. Palliativ-Hospiz-Tag

Kaum ein Platz war frei, als Landrat Jens Marco Scherf (links) die Gäste zum Palliativ- und Hospiztag begrüßte. Foto: Winfried Zang | Foto: Winfried Zang
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  • Kaum ein Platz war frei, als Landrat Jens Marco Scherf (links) die Gäste zum Palliativ- und Hospiztag begrüßte. Foto: Winfried Zang
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Der mittlerweile 19. Palliativ-Hospiz-Tag unter dem Motto „Beraten, begleiten, vernetzen“ hat auch am Mittwoch, 6. November, das Elsenfeld Bürgerzentrum gefüllt. Kaum ein freier Stuhl war im großen Saal zu sehen, als die Gäste zwei Vorträgen lauschten. Auch die Stände der Informationsbörse waren dicht umlagert.

Es gehe um eines der zentralsten und persönlichsten Themen des Lebens, eröffnete Landrat Jens Marco Scherf die Veranstaltung, zu der zahlreiche Ehrengäste gekommen waren. Für den Landrat ist die Wahrung der Würde und Autonomie bis zum Lebensende ein Grundpfeiler der Gesellschaft. „Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, seine letzte Lebensphase so selbstbestimmt und erfüllt wie möglich zu gestalten“, stellte er fest. Es sei das gemeinsame Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, formulierte Scherf und forderte dazu auf, gemeinsam daran zu arbeiten, die Angebote in der Palliativ- und Hospizversorgung weiter zu stärken und auszubauen. Es freue ihn, dass die Zahl der Aussteller immer weiter steige, so dass man auch den kleinen Saal des Bürgerzentrums nutze. Dank der Mithilfe vieler Engagierter sei es möglich, die Veranstaltung perfekt zu organisieren, würdigte Scherf die Anstrengungen.

Der Hausherr des Bürgerzentrums, Bürgermeister Kai Hohmann, sprach von einem Thema, das nicht einfach sei. Dennoch müsse man darüber sprechen, fand er. Dabei gehe es nicht nur um Schmerz und Trauer, sondern auch um Menschlichkeit, Würde und Mitgefühl. Es berühre ihn sehr, dass er im Saal so viele junge Menschen sehe, die sich für das Thema interessieren, bekannte Hohmann. Die Arbeit aller, die Menschen am Lebensende begleiten, sei „nicht hoch genug zu würdigen.“

Mit großem Interesse folgten die Gäste dem Vortrag von Dr. Roland Hanke, der sich mit dem Begriff der Würde befasste. Laut dem Palliativmediziner, der seit fast 30 Jahren in der Hospizarbeit tätig ist, sei Würde auch verletzbar. Sowohl zu Begleitende wie auch Pflegepersonal seien von Verletzungen der Würde betroffen, sagte er. Im Grunde genommen, so ließ sich aus Hankes Worten folgern, müssen die Beteiligten sich gegenseitig klar machen, dass man einem Menschen gegenübersteht, dessen Würde auch verletzt werden kann. Man solle sich auf Augenhöhe begegnen, forderte Hanke dazu auf, den anderen Menschen als Persönlichkeit wahrzunehmen. Gerade am Lebensende hätten Würdeverletzungen stark negative Folgen. Aber auch das Pflegepersonal sei belastet, erkannte Hanke und verwies auf Würdeverletzungen etwa durch Angehörige, im Team und in der Organisation. Als Problem der Pflege sah der Fachmann unter anderem die Tatsache, dass die Qualität der Pflege nicht durch „Mindeststandards“ messbar sei, Standards dienten lediglich der Rechtssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Hanke forderte dazu auf, die Einstellung zu ändern und wünschte jedem, sich stets des eigenen Wertes und dem des Gegenübers bewusst zu sein. „Fühlen Sie sich niemals schuldig, wenn Sie aus tiefster humanitärer Überzeugung und ehrlicher Haltung gehandelt haben“, gab er den Zuhörenden mit auf den Weg.

Was der Ökumenische Hospizverein im Landkreis Miltenberg leistet und wie wichtig Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten sind, erläuterte Nicole Leimbach. Neben all den Versicherungen, mit denen Menschen sich gegen Risiken im Leben absichern, gelte es auch, sich Gedanken darüber zu machen, wer einen kranken Menschen vertritt, wenn er seine Entscheidungen nicht mehr selbst treffen kann. Wer ist geeignet? Was soll geregelt werden? Ist der- oder diejenige ausreichend informiert? Alle diese und viele weitere Fragen müsse jeder Einzelne für sich beantworten, so Leimbach. Sie zeigte, wie eine Patientenverfügung aussehen kann, welche Dinge zu regeln sind und welche Formulierungen vorstellbar sind. Alles Wissenswerte zum Ökumenischen Hospizverein ist im Internet unter www.hospizverein-miltenberg.de/ zu finden.

Die musikalische Umrahmung des Nachmittags übernahmen „Schmitti & friends“, in den Pausen sorgte der Seniorentreff „mittendrin“ für Verpflegung. Im Informationsmarkt stellten sich zahlreiche Organisationen und Vereine aus den Themenbereichen ambulante Palliativ- und Hospizversorgung und Pflege, soziale, finanzielle und rechtliche Hilfen, stationäre Einrichtungen, medikamentöse und medizinische Hilfsmittel sowie ethische und religiöse Fragen vor.

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