Uhu und Wanderfalke schützen

Seit einigen Jahren haben sich laut Beobachtungen der Höheren Naturschutzbehörde die Populationen von Uhu und Wanderfalke im Maintal gut entwickelt. Damit dies so bleibt und die Vögel möglichst ungestört ihren Nachwuchs aufziehen können, hat die Behörde mehrere Maßnahmen entwickelt.

In einer Informationsveranstaltung, moderiert von Landrat Jens Marco Scherf, hat die Regierung von Unterfranken in Person von Dr. Thomas Keller und Isabel Stöcker am Dienstag, 10. Mai, 2016, im Landratsamt Miltenberg Kommunen, Naturschützer, Jäger, Förster und Landwirte informiert, wie ein konfliktfreies Miteinander von Vögeln und Menschen möglich ist. Konkret geht es um das Vogelschutzgebiet der Buntsandsteinfelsen am Main, das sich von Miltenberg, Großheubach und Bürgstadt über Collenberg, Dorf- und Stadtprozelten, Faulbach bis hinein in den Landkreis Main-Spessart mit Flächen in Hasloch und Kreuzwertheim zieht. Das Gebiet, das zu rund drei Vierteln im Landkreis Miltenberg liegt, umfasst insgesamt 195 Hektar Fläche und ist insbesondere für Uhu und Wanderfalke wichtig. „Die Felsen am Main sind bedeutende Brut-, Schlaf-, Ruhe- und Rupfplätze sowie Nahrungsgebiete“, stellte Isabel Stöcker fest.

Das Maintal im Südspessart sei vor allem für den Uhu ein Verbreitungszentrum in ganz Bayern, auch der Wanderfalke komme hier in beachtenswerter Stärke vor. Um die Aufzucht der Brut zu unterstützen, hat die Naturschutzbehörde Stöcker zufolge unter eine Horstschutzzone mit einem Radius von 200 bis 300 Metern eingerichtet. Im Umfeld eines Uhuhorts dürfen beispielsweise im Zeitraum von Anfang Januar bis Ende Juli keine Wegsanierungen stattfinden, auch Forstarbeiten hätten zu unterbleiben, stellte Stöcker klar. Die normale Wegenutzung sei dagegen kein Problem. Notwendig sei weiterhin der Erhalt der Brutplätze und der strukturreichen Landschaft, bei Bedarf auch die behutsame Freistellung von Brutfelsen. Zudem müsse das Monitoring – die Beobachtung von Uhu und Wanderfalke – wieder aufgenommen werden. Als Instrumente für die Umsetzung der Maßnahmen nannte sie unter anderem das Vertragsnaturschutzprogramm, das Landschaftspflegeprogramm sowie die Förderprogramme der Landwirtschafts- und Forstbehörden. Aber auch über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen müsse man nachdenken.

Was mit Wanderern und Radfahrern im Umfeld von Brutplätzen sei, wollten Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma und Miltenbergs Stadtoberhaupt Helmut Demel wissen. Die Antwort von Thomas Keller war eindeutig: „In der Regel interessieren solche Störungen die Vögel nicht.“ Gefährlich sei alles, was den Vögeln nahekommt – etwa Kletterer, Gleitschirmflieger oder Feiern am Fuß von Steinbrüchen. Die Ausweisung neuer Wege im Bereich von Steinbrüchen setze aber eine Verträglichkeitsprüfung voraus, stellte er klar.

Damit beantwortete er zum Teil eine Frage des stellvertretenden Collenberger Bürgermeisters Peter Mayer. Der wies auf die Planung eines Sandsteinkulturwegs hin, mit dem man natur- und geschichtsinteressierten Menschen die Bedeutung der Steinbrüche näherbringen will. Auf zumeist vorhandenen Wegen wolle man die Menschen an die Steinbrüche bringen, erklärte er. Bisher erlebe man deshalb einen „relativ zähen Widerstand der Naturschutzbehörde“, bedauerte er. Naturschutz sei gut, aber auch die Bewahrung des kulturellen Erbes sei wichtig. Das Projekt, entgegnete Thomas Keller, sei „wohl nicht undenkbar.“ Man müsse sich das gemeinsam anschauen, machte er Mayer Hoffnung.

Für Ralph Keller (Bayerischer Jagdschutzverein) haben weder Land- noch Forstwirtschaft das Aufkommen von Uhu und Wanderfalke in den letzten 30 bis 40 Jahren verhindert, beide Branchen hätten sogar ihren Beitrag dazu geleistet. Er machte unter anderem die gestiegene Zahl von Wasservögeln und damit ein verbessertes Nahrungsangebot für die gute Uhu-Population verantwortlich. Das bestätigte Thomas Keller: Während es dem Uhu bayernweit nicht gut gehe, finde er im Maintal auch dank der Wasservögel gute Bedingungen vor. „Die Uhus schaffen es hier regelmäßig, zwei bis drei Junge hochzubringen“, freute er sich, dennoch brauche er Schutz. Man dürfe nicht warten, bis die Population sinkt, sondern müsse bereits jetzt für gute Rahmenbedingungen sorgen. „Ein weitgehend konfliktfreies Miteinander von Mensch und Vogel ist gut möglich“, lautete seine Einschätzung.

Ansprechpartner bei Fragen sind am Miltenberger Landratsamt Ulrich Müller, Laura Naudascher und Siegmar Hartlaub, am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt Christoph Langguth sowie an der Regierung von Unterfranken Dr. Thomas Keller und Isabel Stöcker.

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