Highlight für Astronomen und Hobby-Himmelsgucker
Die Vögel verstummen, Menschen stehen in Gruppen zusammen und alle blicken mit seltsamen bunten Brillen gen Himmel - die Szene könnte aus einem Sciencefiction Film stammen. Aber nein, es werden keine Ufos unterwegs sein und es ist auch keine Versammlung einer Sekte. Das Spektakel das am Vormittag des 20. März am Himmel zu sehen sein wird heißt Sonnenfinsternis.
Wer das Naturschauspiel auf keinen Fall verpassen will, sollte einen Trip nach Vielbrunn in Erwägung ziehen. Dr. Bernhard Christ vom Heimat- und Touristkverein Vielbrunn hat für Interessierte Sonnenschutzbrillen und spezielle Teleskope zur gefahrlosen Beobachtung organisiert. Zuvor gibt es im Dietrich-Bonhoeffer-Haus einen Einführungsvortrag zu “Finsternissen” (siehe Infokasten). Eine Sonnenfinsternis ist immer wieder ein spektakuläres Himmelsereignis.
Freunde der Astronomie haben sich den Termin, wenn sich der Mond wieder einmal zwischen Sonne und Erde schiebt, schon lange im Kalender rot markiert. Der Himmel über dem Nordatlantik ist an diesem Vormittag für mehrere Minuten völlig verdunkelt. Regional werden wir in diesem Jahr keine totale, sondern nur eine partielle “Sofi” erleben. Die Sonne wird etwa zu 80 % verdeckt sein.
Um Netzhautschäden vorzubeugen – Augen schützen
Viele Menschen werden gespannt in die sich langsam verfinsternde und wieder aufleuchtende Sonne schauen. Damit dieses Naturschauspiel ohne gesundheitliche Folgen bleibt, raten Augenärzte und Optiker zu Schutzmaßnahmen: Das wichtigste ist, nie direkt mit bloßen Auge das Schauspiel zu beobachten. Es empfiehlt sich, die als sicher geltenden, zertifizierten Sonnensichtbrillen zu tragen. Die letzte totale Sonnenfinsternis gab es vor 15 Jahren. Damals waren die Schutzbrillen schon eine Woche im Voraus ausverkauft.
Auch durch die Verwendung von optischen Instrumenten, wie Fernglas oder Teleskop ohne geeigneten Schutzfilter, erhöht sich das Risiko von Augenschäden nochmals um ein Vielfaches. Die Strahlen fallen gebündelt auf die Netzhaut und diese schädigen. Laut dem Miltenberger Augenarzt Dr. Taucherbeck reicht schon ein ungeschützter Blick von wenigen Sekunden.
Unbedingt verzichten sollte man auf selbstgebastelte Sonnenfilter. Etwa wie mehrere Sonnenbrillen hintereinander aufgesetzt oder berußte Glasscheiben. Sie sind ebenfalls zu unsicher, weil sie zu viel Strahlung hindurch lassen. Und da die Netzhaut nicht schmerzempfindlich ist, bemerkt man etwaige Verletzungen nicht sofort. Beeinträchtigungen können auch erst nach mehreren Tagen auftreten. Typischerweise ist die Sehschärfe auf etwa 50 bis 90 Prozent des Normalwertes verringert. Das meint auch Augenoptikermeister Klaus Hessler.
In nur rund der Hälfte aller Fälle erholt sich die Netzhaut innerhalb der nächsten sechs Monate wieder auf hundert Prozent. Bei etwa zehn Prozent bleibt sogar eine hochgradige Sehbehinderung zurück. Die Sorgen der Augenärzte sind also begründet.
Schatten über dem Strom-Netz
Auch die Betreiber der Stromnetze erwarten den 20. 3. im wahrsten Sinne des Wortes mit Spannung. Sollte nämlich der Himmel wolkenlos sein, bedeutet die partielle Sonnenfinsternis am astronomischen Frühlingsanfang ein Härtetest für die Energieversorgung. Deutschland wird am Vormittag zwischen 09:38 und 11:58 Uhr im Teilschatten liegen. Im Norden Deutschlands wird die Beschattung der Sonne durch den Mond bis zu 80% betragen. In diesem Zeitraum wird die Solarstromerzeugung stark reduziert sein, erläutert der stellvertretende. Geschäftsführer der EMB Energieversorgung Miltenberg-Bürgstadt, Henrik Plötz. Konventionelle Kraftwerke werden an diesem Ereignis die Netzstabilität (den Ausgleich zwischen Stromerzeugung und –verbrauch) herstellen. Sollte es aber trotz allem zu einem Ungleichgewicht kommen, werden die Übertragungsnetzbetreiber wie z. B. Tennet die Verteilerwerke, also auch die EMB, auffordern, dem entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen können im Extremfall zur Abschaltung von Industriekunden, aber auch Haushaltskunden führen.
Das enge Zeitfenster und die starke Schwankung der Solarstromleistung erfordert eine zeitnahe Kommunikation zwischen den Übertragungs-, Regional- u. Verteilnetzbetreibern in der sogenannten Kaskadierung. Hier werden bereits erprobte Meldewege genutzt. Sollte diese Netzstabilität, aus welchem Grunde auch immer, nicht bewerkstelligt werden, so könnten Szenarien wie in dem Bestseller „Blackout - Morgen ist es zu spät“ eintreten.
Wir, die EMB, gehen davon aus, dass die Übertragungsnetzbetreiber es verstehen, hiermit umzugehen, da bereits jetzt täglich Maßnahmen (Regelungen) zur Netzstabilität erfolgen. Sollte aber an diesem Tag der Himmel bewölkt sein, so wird man, wie auch an anderen Tagen, Pumpspeicherkraftwerke und andere Erzeuger (Schattenkraftwerke) zur Stromerzeugung heranziehen. Vermutlich wird dieser Tag in der Strombranche als „bewölkt“ angesehen, d. h. Solarstromerzeuger werden vom Netz genommen, da diese Art von Ereignis, mit einer so hoch installierten Solarstromgesamtleistung von fast 40 Gigawatt, nicht geprobt werden kann.
„Wir, und viele andere regionale Netzbetreiber, werden unseren Beitrag zur Sicherstellung der Stromlieferung leisten.“ Relativ unproblematisch dagegen wird das Naturereignis für die Stromerzeugung natürlich, wenn der Himmel bewölkt ist.
Dies sehen auch Heiko Oberle vom Energieversorger EZV in Wörth und der Vorstand der Stadtwerke Klingenberg,Jochen Pobloth, so.Relativ unproblematisch dagegen wird das Naturereignis für die Stromerzeugung natürlich, wenn der Himmel bewölkt ist.
Auch in Schulen ist die Sonnenfinsternis ein Unterrichtsthema. Im Karl-Ernst-Gymnasium (KEG) in Amorbach gibt es in der 5. Jahrgangsstufe eine Arbeitsgruppe, die von Lehrer Harald Kohl geleitet wird. Er hat bereits 50 Brillen mit Sonnenfilter besorgt, um sich das Spektakel mit den Schülern anzusehen. Auch stellt er zwei Teleskope mit Schutzfilter zur Verfügung. In der 12. Jahrgangsstufe gibt es einen Astronomie Kurs, in diesem Fach kann sogar Abi gemacht werden. Im Julius-Echter-Gymnasium in Elsenfeld gibt es in der 5. Jahrgangsstufe eine Arbeitsgruppe, die von Lehrer Matthias Heumann geleitet wird. Auch sie sehen sich die Sofi vom Schulhof aus an.
Jetzt kann man nur noch hoffen, dass das Wetter mitspielt, denn bis zu den nächsten Sonnenfinsternissen muss man bis zum Jahr 2021, bzw. 2022 warten.
Interview Dr. Bernhard Christ:
Dr. Bernhard Christ ist Hobbyastronom aus Leidenschaft und referiert am 19.03. in Vielbrunn über Finsternisse. Seit 2003 hat er sich der Astronomie verschrieben und ist Mitglied bei den Rüsselsheimer Sternfreunden. „Besonders interessieren mich die Hintergründe und die Historie der Astronomie. In Workshops versuche ich das Thema auch an Schulen weiterzugeben. Und im Kindergarten waren schon die Kleinen ganz fasziniert. Meine Passion ist es, Menschen für Sterne und Astronomie zu begeistern. Deshalb ist es mir auch ein großes Anliegen in Vielbrunn einen Planeten- und Erdzeitalterweg einzurichten – an greifbaren Beispielen einen Hauch von Gefühl für Entfernungen im All und den unvorstellbaren Zeiträumen der Entwicklung des Lebens vermitteln. Vielleicht wird manchem dadurch wieder bewusst, dass man mit etwas, das so lange in seiner Entstehung brauchte, doch sorgsamer umgehen muss.
Infokasten:
Beobachtungstermin/-ort:
Freitag 20.03.2015 von 9:15 - 11:45 Uhr, Im Rod 16, Vielbrunn;
Vortragstermin/-ort:
Donnerstag 19.03.2015, 19:00 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Vielbrunn. (Eintritt frei)
Autor:Sylvia Kester aus Miltenberg |
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