Apothekenmuseum Miltenberg
Vortrag über Salbei von Dr. Elke Puchtler zeigt neue Erkenntnisse über diese Heilpflanze auf
Die Diplom-Biologin und Heilpflanzenspezialistin Dr. Elke Puchtler stellte am Freitag, 23.06.2023, bei einer gut besuchten Veranstaltung im Apothekenmuseum Miltenberg alte und neue Erkenntnisse über den Salbei vor.
Als erstes überraschte Sie mit der Feststellung, dass es über 800 verschiedene Salbeiarten gibt und diese ganz unterschiedliche Erscheinungsformen und Inhaltsstoffe haben. Salbei ist die Arzneipflanze des Jahres 2023. Kriterien für eine solche Ernennung durch ein Fachgremium sind 3 Dinge: erstens eine lange Arzneigeschichte über Jahrhunderte, zweitens eine starke Anwendung in unserer Zeit und drittens Potenzial für weitere Anwendungsgebiete in der Zukunft.
Dr. Puchtler verglich die Anwendungsempfehlungen aus dem alten Griechenland vor 2.000 Jahren, Empfehlungen von Hildegard von Bingen im Jahr 1150 n. Chr., Ausführungen von Leonhart Fuchs in seinem Kräuterbuch von 1550 und die Anwendungen nach Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp. Und dieser Erfahrungsmedizin stellte sie dann die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaft gegenüber. Mit neuesten Untersuchungsmethoden kann man heute die vielen unterschiedlichen Inhaltsstoffe der Pflanzen auch mengenmäßig genau bestimmen. In einer Tabelle stellte Dr. Puchtler die enormen Unterschiede der einzelnen Wirkstoffe in den verschiedenen Salbeiarten vor. Nicht nur die Pflanzenart sondern auch die Wirkstoffgewinnung hat Einfluss auf die gewonnenen Inhaltsstoffe: in einem wässrigen Auszug wie einem Tee sind deutlich weniger Inhaltsstoffe als in einem alkoholischen Auszug mit Wein oder bei einem Extrakt durch Destillation.
Die Wirkungen der verschiedenen Inhaltsstoffe sind heute bekannt, wobei nicht übersehen werden kann, dass bei Salbei auch problematische Inhaltsstoffe enthalten sein können. Durch eine gute Kontrolle sowohl der Menge der positiv wirkenden Heilstoffe als auch der Abwesenheit von problematischen Inhaltsstoffen werden Pflanzen für den Menschen zur Heilpflanze. Dr. Puchtler wies darauf hin, dass nur bei Apothekenware durch die Kontrollverpflichtung bei Herstellung und Abgabe die Sicherheit gegeben ist, einwandfreie und auch gut wirksame Heilpflanzenpräparate zu erhalten.
Für das Publikum war es besonders überraschend, dass neben den bekannten Erkenntnissen über die Salbeiwirkung gegen Viren und Bakterien, gegen übermäßiges Schwitzen und andere Effekte auch schon erste Laborerkenntnisse als Mittel gegen Alzheimer vorliegen. Allerdings müssen hier noch weitere Untersuchungen folgen und Dr. Puchtler bedauerte, dass die pharmazeutische Industrie zu wenige Forschungsgelder zur Verfügung stellt, um die notwendigen klinischen Studien dauerhaft zu finanzieren.
Nach dem mit Powerpoint-Bildern unterlegten Vortrag gab es Gelegenheit, Fragen zu stellen. Zum Schluss zeigte Dr. Puchtler noch die Herstellung eines Kräuterweins mit Salbei und anderen Pflanzen nach einer Originalrezeptur von Hildegard von Bingen.
Autor:Carlo Enk aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.