Apothekenmuseum Miltenberg
Vortrag über die Arzneipflanze des Jahres
Im Miltenberger Apothekenmuseum fand am Freitag, den 19. Juli 2024, wie schon in den zwei Jahren zuvor ein Vortrag der Diplom-Biologin und Heilpflanzenexpertin Dr. Elke Puchtler über die Arzneipflanze des Jahres statt. Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg hat für das Jahr 2024 als Arzneipflanze des Jahres 2024 die Blutwurz (lat. potentilla erecta oder tormentilla) ausgezeichnet.
Dr. Puchtler erläuterte verschiedene Aspekte dieser Heilpflanze: die Geschichte der Verwendung in früheren Jahrhunderten, die botanischen Besonderheiten, die medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe sowie die sinnvollen Anwendungen dieser Heilpflanze heute. Als Beispiele zur Geschichte der Pflanze wies Dr. Puchtler auf die Anwendungsempfehlungen in der griechischen Antike, im Mittelalter bei Hildegard von Bingen und Hieronymus Bock und in der Neuzeit bei Kräuterpfarrer Kneipp hin.
Wichtig war Frau Dr. Puchtler dann die Unterscheidung zu zwei weiteren Arten, der potentilla reptans (kriechendes Fingerkraut) und potentilla anserina (Gänsefingerkraut). Der Blutwurz (potentilla erecta) hat den überhaupt höchsten Gehalt an medizinisch wirksamen Gerbstoffen – und bei diesem Hinweis ging die Referentin dann auch auf die heute wissenschaftlich untersuchten medizinischen Anwendungsmöglichkeiten ein.
Die Pflanze kann in Pulverform oder als Teeaufguss bei Durchfallerkrankungen eingesetzt werden. Im Gegensatz zu anderen Durchfallmitteln hat der Blutwurz bei fachgerechter Anwendung auch praktisch keine Nebenwirkungen, ist gut verträglich und bekämpft den Durchfall an der Ursache, indem die krankmachenden Bakterien und Viren auf der Darmschleimhaut bekämpft werden. Zubereitungen mit Auszügen der Pflanze gibt es auch in Salbenform (zur Anwendung gegen nässende Wunden) und als Mundspray oder Gurgellösung gegen Halsschmerzen.
Die Referentin bedauerte, dass die pharmazeutische Industrie zu wenig in die Forschung über Anwendungsmöglichkeiten von Arzneipflanzen investiert – was der Veranstalter Karl Enk aus seiner Berufserfahrung als Apotheker bestätigte.
Der Vortrag der Arzneipflanzenexpertin reihte sich ein in die Angebote des Miltenberger Apothekenmuseums, Besucher über die Historie von Heilpflanzen innerhalb der Medizin- und Pharmaziegeschichte zu informieren. Die mit zahlreichen Bildern unterstützte Präsentation von Frau Dr. Elke Puchtler fand große Anerkennung und die Referentin zeigte sich sehr erfreut über das große und fachlich fundierte Interesse der Zuhörer.
(Karl Enk, Museumsleiter und Apotheker)
Autor:Carlo Enk aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.