Bildergalerie und Essay
Besuch in Bronnbach im Taubertal mit einer neuen und faszinierenden Ausstellung
Neue Kunst in altem Gemäuer: markant, magisch, mystisch.
„ANDERSWO“-Ausstellung in der Bronnbacher Galerie bis Ende Oktober 2024
Lohnenswerter Besuch in Bronnbach im Taubertal mit einer neuen und faszinierenden Ausstellung zweier passionierter Künstler
Bronnbach. Ein sonniger Septembertag lädt zur Vernissage ins Taubertal ein. Nach dem vormittäglichen Sonntags-Gottesdienst in der Klosterkirche „Mariä Himmelfahrt“ geht es zur „neuen Galerie“.
Immer wieder hat man das Gefühl, eine Reise in ferne Welten und Zeiten zu machen: schon vorher bei der Anfahrt hatte man die Vorstellung, sich schwebend wie zwischen Tag und Traum in Slow-motion durch das sagenumwobene Taubertal zu bewegen.
Anmutig und zauberhaft wirken vor Ort die einstige Zisterzienser-Klosteranlage, die altehrwürdigen Kirche „Mariä Himmelfahrt“ und der mystisch-magische Kreuzgang.
Vorbei geht es an einem plätschernden Innenhof-Brunnen und die blühenden letzten roten Rosen am filigranen Fenster sind ein Ohren-und Augenschmaus.
Über eine Sandsteintreppe erreicht man die nächste Etage, die Neue Galerie und die aktuelle, sehenswerte Ausstellung „Anderswo“. Präsent sind die beiden Künstler, der Bayreuther Maler Wieland Prechtl und der Aschaffenburger Holzbildhauer Konrad Franz.
Rund fünfzig kunstinteressierte Damen und Herren wandeln zwischen den einzelnen Bildern und Plastiken. Man nimmt Platz. Die Vernissage beginnt. Gunter Schmidt aus Tauberbischofsheim eröffnet in gekonnter Manier sowie mit sehr viel Fachwissen und Einfühlungsvermögen die Ausstellung „ANDERSWO“.
Ausdrucksstarke Bildsprache der beiden fränkischen Künstler in wirkungsvoller Atmosphäre.
Wieland Prechtls Gemälde seien geprägt vom dynamischen Miteinander naturhafter Elemente wie Erde, Feuer, Wind und Eis im kreativen Kampf. Schmidt: „Unter dem expressiven Zugriff des Bayreuther Künstlers formen sie sich zu urtümlichen Welten von archaischem Flair“.
Expressiv wirken auch die Skulpturen von Konrad Franz, dem Holz-Bildhauer aus Aschaffenburg. „Seine oft roh belassenen Figuren und Stelen flankieren das Szenario in passender Weise“, betont Gunter Schmidt. Es seien schlanke, massive, stilisierte, ausdrucksstarke Zeichen: von menschlichen Figuren abgeleitet, innere und äußere Kräfte darstellende Wesen und Gestalten.
Erfolgreiches Konzept: neue Kunst in alte Gemäuer.
Beide Künstler hätten sich vorher nicht gekannt, kamen erst durch die Ausstellung ihrer Werke zusammen, erzählen sie schmunzelnd. Gemeinsam ist bei ihren präsentierten Plastiken und Gemälden aber die ausdrucksstarke Bildsprache, die dem geräumigen Saal der „Neuen Galerie“ eine wirkungsvolle, schöne und dichte Atmosphäre verleiht.
Gunter Schmidt erläutert: „Nicht allen Besuchern ist dieser Saal und das Ambiente Kloster Bronnbach bekannt. Es ist eine Kultur-Institution des Landkreises Tauberbischofsheim. Vor rund 15 Jahren widmete sich ein Künstler-Team der ehrenwerten Idee, diesen Saal konzeptionell und praktisch zur Ausstellung zeitgenössischer Kunst zu nutzen.“
Dies sei mit der Absicht geschehen, der traditionellen Würde dieses ehemaligen Klosters ein zeitgenössisches Kunstelement beizufügen. Also: Auf eine einfache Formel gebracht: ‚neue Kunst in alte Gemäuer‘.
Der ehemals profane Lagerraum sei als Galerieraum schön gerichtet worden. In der Tat: Es entstand ein hochwertiger Akzent in dieser altehrwürdigen Klosteranlage.
Urvitale Landschaften, inspiriert von nordisch-isländischer Topographie.
Wieland Prechtl lebt und arbeitet in der oberfränkischen Universitätsstadt Bayreuth. In seiner ausgesprochen lebendigen künstlerischen Vita fallen die vielen Ausstellungen und Kunstpreise auf. Prechtl gilt als „wahrhaft lustwütender Arbeiter“, der großformatige Acryl-Mischtechniken unter Verwendung von Pigmenten, Acryl, Sand und Bitumen auf Leinwand, Hartfaser und Aluminium einsetzt.
So entstehen explodierende, phantastische Landschaften mit Polarlichtern, glutroter Lava-Farbe und arktisch blaugrauem Eis.
Trotz aller vulkanischen Dramatik und explosiven Prächtigkeit wirken Wielands Gemälde ambivalent zwischen Naturalismus und Meditation, zwischen Wachsen und Werden, gleichzeitig Zerstörung und Vergehen zeigend , Erhabenheit und Kleinheit offenlegend, Gestaltungskraft und potentiellem Verfall symbolisierend – sozusagen also ein mehrfacher Denk-Impuls zur aktuellen Umwelt-Diskussion und vielfältigen Krisen-Situation.
Aktiv mit Kettensäge, Axt, Hohlmesser, Beitel und Klüpfel
Zahlreiche Ausstellungen hat auch der unterfränkische Bildhauer Konrad Franz hinter sich. Bemerkenswert ist vor allem sein großartiges Atelier im alten Kirchengebäude in der Spessart-Gemeinde Hausen, das sich mittlerweile zu einem Kulturort mit hochinteressantem Veranstaltungsmix etabliert hat.
Kunst-, Musik – und literarische Veranstaltungen der progressiven Art finden unter Federführung von Konrad Franz und der ZAK- Art (Zeitgenössische Aktuelle Kunst e. V.) im einstigen Kirchenraum statt.
Sein Lieblingswerkstoff sei Holz, sagt Künstler Konrad Franz. Er mag das Naturhafte in seinen konkav-konvexen Formen. Holz ermuntere ihn zum künstlerischen Dialog und zum gestalterischen Zugriff. Das geschehe mit Axt und Kettensäge sowie den klassischen Bildhauer-Werkzeugen Beitel, Holhlmesser Klüpfel & Co.
So entstehen stark abstrahierende blockhafte, volumenreiche Gebilde und Figuren -Gruppen (“Im Wind“). Es sind menschliche Figuren, allesamt expressiv wir nicht vom Winde verweht, wohl aber aus unterschiedlichen Wind- und vielerlei Denkrichtungen erfasst.
Fazit: Zwei leidenschaftliche Künstler zeigen in Kloster Bronnbach und dessen „Neuer Galerie“ ausdrucksstarke Werke, die es zu bestaunen gilt. Die lange Laufzeit der Ausstellung gibt allen kulturaffinen Menschen und Kunstsinnigen Gelegenheit für Besuche im Taubertal. Das Konzept „Neue Kunst in alte Gemäuer“ ist dafür bestens geschaffen.
Roland Schönmüller
„ANDERSWO“-Ausstellung: Wieland Prechtl und Konrad Franz.
Neue Galerie Kloster Bronnbach
97877 Wertheim.-Bronnbach
Bis 28. Oktober 2024
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag 10 - 17.30 h,
Sonntag 11.30- 17.30 h
BU 1:
Vernissage in Bronnbach mit den beiden Künstlern Wieland Prechtl (links) und Konrad Franz.
ganz rechts Gunter Schmidt aus Tauberbischofsheim.
Foto Roland Schönmüller
BU 2:
Zwei leidenschaftliche Künstler zeigen in Kloster Bronnbach und dessen „Neuer Galerie“ ausdrucksstarke Werke, die es zu bestaunen gilt. Die lange Laufzeit der Ausstellung gibt allen kulturaffinen Menschen und Kunstsinnigen Gelegenheit für Besuche im Taubertal. Das Konzept „Neue Kunst in alte Gemäuer“ ist dafür bestens geschaffen.
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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