Flohmärkte regional - Am Wochende auf Schnäppchenjagd

Andrea Endes
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Elektrische Lockenwickler, Omas Silberbesteck oder ein dekorativer Fischkopf: Was für die einen Plunder ist, ist für die anderen ein dekoratives Highlight. Flohmärkte sind in.

"Der Startschuss des Amorbacher Nachtflohmarktes ,Kunst & Krempel im Kerzenlicht‘ fiel im Juli 2016 und seitdem läuft es phantastisch!“, sagt Linda Plappert-Metz von der OdenwaldAllianz. Sie ist zuständig für die Organisation des Marktes. „Der Ursprungsgedanke ist die Innenstadtbelebung.“ Flohmärkte sind ein beliebtes Hobby der Deutschen geworden. Es gibt sie schon seit rund 140 Jahren. Neben Frankreich gilt auch Belgien als das Ursprungsland. Deutschland hat das Trödeln erst später für sich entdeckt. Erst 1967 fand der erste Flohmarkt in Hannover unter der Regie eines Aktionskünstlers statt. Seitdem sind Tausende Menschen an den Wochenenden unterwegs, auf der Suche nach Raritäten und Schnäppchen – auch bei uns im Landkreis. Und es gibt nichts, was es nicht gibt: Manche Stücke sind dabei so kurios, dass man schon die Frage stellt: „Wer kauft sich denn so was?“

Der samstägliche Flohmarkt in Obernburg auf dem Festplatz hat sich zu einer festen und gut besuchten Tradition gemausert. Auch der Flohmarkt der Tierhilfe Miltenberg e. V. findet regelmäßig monatlich statt und Amorbach schließt sich seit geraumer Zeit ebenfalls mit dem „Kunst, Krempel & Kulinarischen Trödelmarkt“ an. Was macht eigentlich den Reiz des Trödelns aus? Schließlich ist die finanzielle Ausbeute als Verkäufer oft eher mager. Und so mancher Besucher fragt sich nach ermüdenden Stunden des Feilschens, warum er das eine oder andere Teil überhaupt gekauft hat. Was also macht „flohmarkten“ trotzdem attraktiv? Die Antworten sind so vielfältig wie die Waren! Auf jeden Fall ist es ein kostenloses und auch spannendes Vergnügen.

Was dem Deutschen sein Flohmarkt, ist dem Amerikaner der „Garage Sale“

Auch die Amerikaner haben ein Faible für Sales. Der Ami zieht oft und gerne um. Dinge, die man nicht mit ins neue Heim nehmen will oder die beim Hausputz ausgemistet werden, verkauft man beim „Garage Sale“. Es wird alles in die Garage oder vor das Haus getragen, im Internet, auf Plakaten oder einer Anzeige veröffentlicht und der Verkauf kann starten. Auch bei uns kommen Garagenverkäufe langsam in Mode. Wenn ein Garagenflohmarkt auf dem eigenen Grundstück veranstaltet und keine Neuware verkauft wird, dieser auch nicht regelmäßig stattfindet, dann ist er in der Regel nicht meldepflichtig. Zur Absicherung empfiehlt es sich aber bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung rückzufragen. Alkohol auf dem Garagenflohmarkt auszuschenken, bedarf grundsätzlich einer Genehmigung und dabei öffentlich Musik zu spielen, ist ein Thema für die GEMA. Bekannt macht man einen Garagenverkauf am besten auf Social-Media-Kanälen wie facebook oder einer Anzeige im regionalen Anzeigen- und Gemeindeblatt. Kostenlos können Sie sich auch auf unserer Internetplattform meine-news.de registrieren und Termine veröffentlichen.
Wühlen, Handeln und mit einem breiten Grinsen mit seinen Wühlen, Handeln und mit einem breiten Grinsen mit seinen Schnäppchen nach Hause gehen – das ist Flohmarkt.

Was der eine nicht mehr braucht, findet bei einem anderen vielleicht eine neue Bestimmung. Und selbst mal einen Verkaufsstand zu machen, bringt viele Vorteile: Wohnung oder Kleiderschrank leeren sich, man verdient etwas Geld dazu und die ungenutzten Gegenstände finden ein neues Zuhause, in dem sie mehr geschätzt werden.

Tipps für den eigenen Stand

Regel 1: Sieh gut aus! – Denn du stehst zuerst im Fokus. Niemand will Dinge von jemandem kaufen, der schlampig aussieht. Du bist dein Aushängeschild.
Regel 2: Hab selbst Spaß dabei! – Denn dann kannst du auch Kunden motivieren.
Regel 3: Setz deine Ware in Szene! – Es gibt zwar Altes und Gebrauchtes, deswegen muss man es aber nicht behandeln, als läge es schon im Müllsack. Stelle Outfits zusammen oder baue kleine Podest-Highlights. Es gilt: Weniger ist manchmal mehr.
Regel 4: Nimm bei Kleidung/ Schmuckverkauf einen Spiegel und Tüten mit.
Regel 5: Fishing for Compliments! – Wenn jemandem etwas gut steht, sag es ihm auch. Regel 6: Lockvogel arrangieren! – Und weil man Spaß am besten mit Freunden hat, verkaufe zusammen mit Freunden. Ist mal Flaute am Stand, versprüht ihr trotzdem gute Laune und schwupp, lockt man wieder Leute an.
Regel 7: Entschuldige dich nicht beim Preis! – Sei überzeugt von deinem Preis, vor allem aber überzeugt von deinem Produkt. Keine Rechtfertigungen!

weitere Infos:
-Kult-Flohmarkt Obernburg Festplatz am Main, jeden Samstag 6 – 14 Uhr
-Tierhilfe Miltenberg e. V. Großheubacher Str. 3, Miltenberg (gegenüber Fripa), jeden 1. Samstag im Monat von 8 – 14 Uhr und jeden Freitag von 8 – 14 Uhr. Beim Flohmarkt West (neben Dänischem Bettenlager) jeden Samstag von 9 – 13 Uhr
-„Krempel und Kulinarisches im Kerzenschein“ in Amorbach, jeden 1. Freitag im Monat (3.11., der letzte in diesem Jahr), Anmeldungen unter 0 93 73/2 09 40)

Interviews:

Nicole Dietz aus Laudenbach: „Ich bringe viele brauchbare Dinge der Tierhilfe für ihren Flohmarkt vorbei und sage auch Freunden und Nachbarn immer, sie sollen nicht gleich alles wegschmeißen. Früher hatte ich selbst öfters auf Flohmärkten einen Stand. Oft findet man auf dem Flohmarkt sogar Neuware. Schlimm finde ich, dass wir heute zu einer solchen Wegwerfgesellschaft geworden sind. Es ist doch schön, wenn Dinge, die man selbst nicht mehr will, andere noch gebrauchen können. Ich denke von diesem Denken profitieren auch die Kinder und für die ist der Flohmarkt eh‘ immer eine Fundgrube.“

Linda Plappert-Metz von der Odenwald-Allianz, Organisatorin des Nachtflohmarktes „Kunst & Krempel im Kerzenlicht“: „Die regelmäßige Veranstaltung wird hervorragend angenommen, es ist eine Art Afterwork mit Streetfood, wobei die Begegnung einen wichtigen Part einnimmt. Außer im Dezember, Januar und Februar (witterungsbedingt), findet er jeden 1. Freitag im Monat statt. Zur Winterzeit ab 18 Uhr, sonst ab 19 Uhr. Wir sehen den Markt als Begegnungsmeile – auch für die Region; die Teilnehmer kommen bis aus Aschaffenburg, Buchen und Marktheidenfeld. Es ist ein Mix aus Kunsthandwerk, Trödel sowie regionaler und internationaler Kulinarik garniert mit Musik. Bis jetzt hat das Wetter immer mitgespielt!“

Elinor Hock aus Rüdenau ist ehrenamtliche Helferin der Tierhilfe Miltenberg e. V.: „Den Flohmarkt gibt es jetzt seit 15 Jahren und er wird sehr gut angenommen. Auch ausländische Mitbürger kommen aus dem ganzen Landkreis zu uns. Wir sind auf die Einnahmen dringend angewiesen, denn ohne den Flohmarkt, könnte die Tierhilfe nicht existieren. Ein Problem ist allerdings, dass uns einfach oft auch Sperrmüll vor die Türe gestellt wird, den wir dann entsorgen müssen. Was wir uns wünschen würden, wäre etwas mehr Unterstützung der Stadt, denn wir leisten hier schon einiges.“

Andrea Endes aus dem Landkreis Würzburg: „Ich komme so 1- bis 2-mal im Monat mit einer Freundin mit einem Stand auf den Obernburger Flohmarkt, denn der ist immer gut besucht. Und zu zweit macht es auch einfach mehr Spaß. Mit der Ware räume ich die Scheune meiner Schwiegermutter aus. Mein Tipp als Verkäufer ist: Stellen Sie sich einen Hingucker auf den Tisch. Denn dann bleiben die Kunden eher stehen. Bei mir kommt immer der goldene Buddha mit.“

Monika Zuschrott aus Elsenfeld: „Ich habe vor kurzem meinen ersten Hausflohmarkt veranstaltet. Die Resonanz war für mich o.k. Aber ich habe auch keinerlei Erfahrung, ob generell viel oder wenig Interesse besteht. Ich finde es einfach schade viele Dinge einfach wegzuwerfen ,nur, weil ich sie nicht mehr brauche oder sie mir nicht mehr gefallen. Aus diesem Grund sind meine Tochter und ich auf die Idee mit dem Flohmarkt gekommen. Ich freue mich wenn die Dinge eine neue Heimat bekommen. Ich gehe ab und zu aber nicht regelmäßig zum Stöbern auf den Flohmarkt. Es ist spannend ob man etwas entdeckt, das einem gefällt und was alles angeboten wird.“

 

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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