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Die Corona-Sommerwelle ist da: RASANT ZUNEHMENDE INFEKTIONEN.

Sorgloseres Verhalten als in den Vorjahren.

Ebenfalls ins Gewicht fällt ein allgemein verändertes Verhalten vieler Menschen. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen verweist vor dem Hintergrund gefallener Corona-Beschränkungen auf höhere Mobilität und mehr Kontakte – und das bei deutlich geringerem Schutzverhalten wie Maskentragen.
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  • Sorgloseres Verhalten als in den Vorjahren.

    Ebenfalls ins Gewicht fällt ein allgemein verändertes Verhalten vieler Menschen. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen verweist vor dem Hintergrund gefallener Corona-Beschränkungen auf höhere Mobilität und mehr Kontakte – und das bei deutlich geringerem Schutzverhalten wie Maskentragen.
  • hochgeladen von Roland Schönmüller

Einen Sommer mit sehr niedrigen Corona-Infektionszahlen werde es dieses Jahr nicht geben, sagen die Experten.

Die Omikron-Variante BA.5 breitet sich rasant aus. Fachleute hoffen, dass es trotzdem zu keiner Überlastung des Systems kommt – und betonen die Bedeutung der Impfung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich besorgt über den derzeitigen Anstieg der Corona-Infektionszahle. „Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden“, sagte Lauterbach 

Das bedeute auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung.

Weil die momentane Virusvariante sehr leicht übertragbar sei und fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen seien, verpuffe in diesem Jahr der Sommereffekt in der Pandemie, betonte der Minister weiter.

„Älteren und Vorerkrankten empfehle ich daher dringend, sich noch mal impfen zu lassen“,
rät Lauterbach: Das verhindere nicht unbedingt eine Infektion, aber es könne schwere Krankheitsverläufe ausschließen.

In Deutschland bekamen laut Bundesgesundheitsministerium bisher 5,2 Millionen Menschen eine zweite Auffrischungsimpfung. Das waren 6,3 Prozent der Bevölkerung.

Die Inzidenz steigt derzeit erneut sprunghaft an: Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch (15.06.2022)  92.344 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz kletterte damit auf 472,4 nach 447,3 am Vortag und 331,8 vor zwei Tagen.

Warum greift  die Omikron-Variante BA.5  um sich?

Die trotz milder Temperaturen zunehmenden Zahlen haben laut vieler Wissenschaftler mehrere Gründe.

Zum einen ist da der Omikron-Subtyp BA.5, der zuletzt in Deutschland stetig zulegt. „Die Untervariante BA.5 ist noch ansteckungsfähiger als alle Varianten zuvor, kann sich also auch unter den für das Virus widrigen Bedingungen im Sommer verbreiten“, erklärt Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin.

Zudem könne BA.5 nach derzeitigem Kenntnisstand dem Immunsystem entwischen, selbst wenn es schon Kontakt zu Omikron-Varianten hatte, mahnt Ulrichs.

Auch vollständig Geimpfte seien nicht vor einer Infektion gefeit. „Das bedeutet, es kommt eine große Anzahl von Wirten für die Verbreitung in Frage.“
Nach Wellen in Ländern wie Portugal rechnen auch hierzulande viele Fachleute damit, dass BA.5 bald dominant werden dürfte.

Sorgloseres Verhalten als in den Vorjahren.

Ebenfalls ins Gewicht fällt ein allgemein verändertes Verhalten vieler Menschen.Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen verweist vor dem Hintergrund gefallener Corona-Beschränkungen auf höhere Mobilität und mehr Kontakte – und das bei deutlich geringerem Schutzverhalten wie Maskentragen.

Auch die nun bei vielen länger zurückliegende Impfung spiele eine Rolle bei der wieder zunehmenden Verbreitung: „Die Immunität hat im Schnitt abgenommen, vor schweren Erkrankungen sollte aber noch ein deutlicher Schutz vorhanden sein“, so Zeeb.

Bremsen ließe sich so eine Welle nur mit raschen, strikten Maßnahmen, sagen die Fachleute. „Aus meiner Sicht ist es kaum möglich, außer mit sehr drastischen Maßnahmen aktuell steuernd einzugreifen“, befindet Zeeb.

Insbesondere die Risikogruppen wie ältere Menschen sollten deshalb aktiv zur Booster-Impfung aufgerufen werden, um ihren Schutz zu optimieren
. Konkret sieht Ulrichs in der Wiedereinführung von Schutz-Maßnahmen wie dem flächendeckenden Maskentragen die einzige Möglichkeit, den aktuellen Trend zu bremsen.

Immunologe Watzl verweist vor dem Hintergrund aber darauf, dass derzeit die rechtlichen Möglichkeiten fehlten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Viele Infektionen allein sind nicht das größte Problem.

Auch wenn die Zahlen Wachsamkeit erfordern, einen Grund zur Panik sehen die Fachleute nicht.

Intensivmediziner Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf spricht momentan von einem „moderaten“ Anstieg der Infektionszahlen. „Es muss in der aktuellen Lage darum gehen, Erkrankung und nicht so sehr die reine Infektion zu verhindern. Daher ist eine Sommerwelle zunächst auch erst mal nicht besorgniserregend“, sagt Watzl. Dennoch gelte es, besonders vulnerable Menschen weiterhin konsequent zu schützen.

Zeeb sagt, es werde zwar absehbar mehr Infektionen geben, da aber BA.5 nach aktuellem Kenntnisstand klinisch ähnlich verlaufe wie vorherige Omikron-Varianten, dürfte es meist bei milden Verläufen bleiben. In der Summe könne es wieder etwas mehr Hospitalisierungen und auch Todesfälle geben, wenn die Infektionszahlen deutlich ansteigen – eine Überlastung des Gesundheitswesens steht aus seiner Sicht aber nicht bevor.

Auch Kluge befindet mit Blick auf Normal- und Intensivstationen, wegen der wohl eher milden Verläufe durch Omikron-Sublinien sei eine deutliche Belastung des Gesundheitssystems durch sie im Sommer eher unwahrscheinlich.

Dennoch bedeute eine hohe Anzahl von positiven Patientinnen und Patienten auch für Normalstationen eine deutliche Mehrbelastung – insbesondere für die Pflegenden. Watzl verweist auch auf mögliche Ausfälle bei Firmen durch viele leichte Infektionen.

Mit Blick auf das individuelle Verhalten appellieren die Experten jetzt wieder an die Selbstverantwortung.

In den kommenden Wochen erwartet Zeeb ein Auf und Ab der Infektionszahlen, ab Herbst und Winter aber dann auch wieder einen Anstieg der Infektionen. So müsse klar sein, „dass Corona unter uns ist, es gibt da keine Sicherheit“, betont Zeeb.

Da umfassende Regulierungen weitgehend wegfielen, müsse nun jede und jeder selbst in Situationen mit vielen Menschen, insbesondere in Innenräumen und in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Schutz mit Masken denken und auch den Impfschutz aktuell halten.

Ulrichs befindet: „Ein bisschen mehr Vorsicht wäre hilfreich.“

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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