Bauausschuss empfiehlt Anlage von Krötentunneln an der MIL 6
Nachdem in der letzten Sitzung des Ausschusses für Bau und Verkehr zum Bau von Krötentunneln an der Kreisstraße MIL 6 einige Fragen offen geblieben waren, antworteten am Dienstag Verwaltung, Untere Naturschutzbehörde, der Landschaftspflegeverband sowie das Staatliche Bauamt mit Fakten. Das Ergebnis: Der Bauausschuss empfahl dem Kreistag mehrheitlich die Umsetzung des Krötentunnels und beauftragte den Einbau der sieben Krötendurchlässe, da diese Maßnahme zeitlich drängt.
Das Staatliche Bauamt beurteilte die alternativ vorgeschlagene Verwendung von Standardrohrprofilen als Krötentunnel als nicht sinnvoll. Die Materialkosten seien zwar günstiger, die Einbaukosten dürften aber höher als bei einem Stelztunnel liegen. Ein Rohr müsse zudem wegen des Lichtraumprofils und der ebenen Wanderfläche teilweise aufgefüllt werden.
Ohne Auffüllung müssten die Kröten über den trockenen Beton wandern, was für Jungtiere schlecht sei. Zudem versuchten die Tiere, an den seitlichen Rohrrundungen hochzuklettern – an einer geraden Wand aber nicht. Verglichen mit dem Kastenprofil, würde ein Rohr mit einem Durchmesser von 1 Meter aufgrund der Bodenauffüllung nicht ausreichen, so dass man ein größeres Rohr nehmen müsse. Auch komme es durch die tiefer liegende Rohrsohle zu bergseitigen Problemen, so dass die Böschung durch Felsblöcke aufwendig abgefangen werden müsste, führte Kreisbaumeister Andreas Wosnik aus und listete einige weitere technische Probleme auf. Auch ein nachträgliches Durchpressen von Rundrohren durch das fertige Straßen- und Böschungsprofil wäre aus technischen Gründen nicht möglich, außerdem wäre dies zu teuer.
Ein Sachverständiger für Amphibienleitsysteme habe von weniger als sieben Tunneln abgeraten, da dies die Wirksamkeit der Anlage gefährde. Die Standorte der Tunnel seien nach Zählungen der Tiere ausgewählt worden, ergänzte Siegmar Hartlaub (Landratsamt): Bei größeren Abständen werden die Tunnel von den Kröten nicht angenommen, so die Befürchtung.
Durch die Anlage von Krötentunneln würde der Landkreis 69.000 Ökokonto-Wertpunkte bekommen, rechnete Wosnik vor – entsprechend der Anlage einer 1,4 Hektar großen Streuobstfläche. Die Verzinsung auf zehn Jahre eingerechnet, entspreche dies rund 55.000 Euro. Alternativ könne man durch Umschichtung von Mitteln aus Ersatzgeldern der Naturschutzbehörde oder des Naturschutzfonds etwa 25.000 Euro für die Krötentunnel verwenden. Für die bereits geplanten Tunnel könne man keine Mittel des bayerischen Naturschutzfonds einplanen, dies wäre nur im Fall künftiger Projekte denkbar.
Der Bund Naturschutz habe sich klar für das Amphibienleitsystem ausgesprochen, sagte Wosnik. Zum einen wanderten im Ohrnbachtal mit Abstand die meisten Erdkröten im Landkreis, zudem sinke die Zahl der ehrenamtlichen Krötenschützer. Die Helfer seien darüber hinaus den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt, Gefahr drohe auch Autofahrern, die auf dem glitschigen Film getöteter Kröten die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren könnten. Der Naturschutzbeirat habe sich Wosnik zufolge ebenfalls für das Leitsystem ausgesprochen.
Ein Kreisrat regte aufgrund der zahlreichen Orte von Krötenwanderungen im Landkreis an, sich ein Gesamtkonzept zu überlegen, falls Straßen in naher Zukunft saniert werden. Der Vorschlag eines Kreisrats, ein Rohr-in-Rohr-System zu installieren und so Krötenrohr und Entwässerungsrohr zu kombinieren, sei aus technischen Gründen nicht realisierbar, entgegnete Heike Weißenbach (Staatliches Bauamt). Insgesamt wird das Amphibienleitsystem mit rund 210.000 Euro zu Buche schlagen, abzüglich des Gegenwerts der Ökopunkte in Höhe von 55.000 Euro. Dem muss der Kreistag aber noch zustimmen. Bei dem Straßenbauprojekt andere anfallende allgemeine Kostensteigerungen in Höhe von 235.000 €, etwa für Leitplanken, hatte der Ausschuss bereits in der letzten Sitzung befürwortet.
Bushaltestelle am Schulzentrum Obernburg
Am Schulzentrum Obernburg wird es dank einer Kooperation von Landkreis und Stadt Obernburg eine weitere Bushaltestelle geben. Wie Kreisbaumeister Andreas Wosnik bekannt gab, benötige man hierfür eine Fläche von rund 30 Quadratmetern auf dem Gelände des Landkreises. Nachdem man eine Birke in diesem Bereich – auch aufgrund des relativ schlechten Zustands – bereits gefällt habe, müsse man noch klären, was mit einer dort stehenden Kastanie geschieht. Vor Ort wollen die Fachleute klären, wie tief die betreffende Fläche ausgekoffert werden muss und ob der Wurzelbereich des Baumes hiervon betroffen sein könnte. Wenn möglich, wolle man den Baum erhalten, stellte Wosnik fest.
Landkreis und Stadt hätten vereinbart, dass der Landkreis die Fläche an die Stadt Obernburg verpachtet, um auf eventuelle Veränderungen im Rahmen der Neukonzeption der Bushaltestellen reagieren zu können. Weiterer Vorteil dieser Lösung: Es ist keine Vermessung notwendig, Kosten für einen Grundstücksverkauf fallen nicht an. Klar sei auch, dass die Stadt Obernburg die Verkehrssicherungspflicht übernimmt und die Arbeiten in den Herbstferien erledigt, ergänzte Wosnik. Die Kosten werden sich für die Stadt auf 8000 Euro belaufen, der Landkreis beteiligt sich mit 2000 Euro.
Aus nichtöffentlicher Sitzung gab Wosnik mehrere Vergaben bekannt. So wurden für den zweiten Bauabschnitt der Generalsanierung des Miltenberger Johannes-Butzbach-Gymnasiums die Schadstoffsanierungsarbeiten für 59.644 Euro vergeben, die lüftungstechnischen Anlagen für 267.218 Euro, die sanitärtechnischen Anlagen für 133.206 Euro sowie die heizungstechnischen Anlagen für 156.898 Euro. Die Erneuerung von Lüftungsanlagen im Landratsamt Miltenberg wird mit 94.590 Euro veranschlagt, die Wartungsverträge für die Liegenschaften des Landkreises, speziell die Heizungs- und Sanitäranlagen, werden mit 50.037 Euro zu Buche schlagen.
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