Abfallversorgung trotz Corona aufrechterhalten
Die Kommunale Abfallwirtschaft des Landkreises hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen, hat die schwierige Zeit bislang aber gut gemeistert. In der Sitzung des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz berichtete Leiterin Ruth Heim von zahlreichen umgesetzten Schutzmaßnahmen.
Getrennthaltung des Personals, Urlaubs- und Freizeitplanung, einen Vertretungsplan und ein Nutzungskonzept für sanitäre Einrichtungen habe man bereits früh entwickelt, ebenso Abstands- und Hygieneregeln erlassen. Man habe mit allen Vertragspartnern gesprochen und es so geschafft, die öffentliche Abfallversorgung (Holsystem und Grünabfallentsorgung) sicherzustellen, blickte Heim zurück. Vom 20. März bis 7. April habe man die Wertstoffhöfe für Privatanlieferungen schließen müssen, da diese teilweise übervoll gewesen seien. Gewerbliche Anlieferungen seien aber möglich gewesen. Am 8. April habe man die Wertstoffhöfe Bürgstadt und Guggenberg für Privatanlieferungen geöffnet, Erlenbach war nur für Gewerbe geöffnet. Dafür habe man Bürgstadt von Montag bis Samstag geöffnet. Schrittweise sei der Wertstoffhof Erlenbach vom 11. Mai an auch für Privatanlieferer geöffnet worden. Um Betrieb und Mindestabstände sicherstellen zu können, seien für alle Wertstoffhöfe Voranmeldungen eingeführt worden – entweder online oder telefonisch. Die Rufnummer 09371/501-392 sei aber wegen der riesigen Nachfrage chronisch überlastet, empfahl Heim die Online-Buchung über www.terminland.de/abfallwirtschaft-miltenberg . In Guggenberg und Bürgstadt seien Termine in der Regel noch am Buchungstag verfügbar, in Erlenbach gebe es kleinere
Wartezeiten von bis zu einem Tag. In Guggenberg seien bis zu 100 Anlieferungen pro Tag möglich, in Bürgstadt und Erlenbach bis zu 180. Der Wertstoffhof Bürgstadt sei zurzeit von Dienstag bis Samstag geöffnet, vom 13. Juli an sollen die üblichen Öffnungszeiten gelten. An der Voranmeldung will Heim vorerst festhalten. Das habe etwa in Erlenbach den Vorteil, dass sich keine Rückstaus auf die Staatsstraße bilden. Auch aus dem Ausschuss wurde diese Voranmeldung befürwortet. Die Bevölkerung habe sich schnell auf die Anmeldung eingestellt, fand Landrat Jens Marco Scherf und sprach von fast ausnahmslos positiven Rückmeldungen.
Die mobilen Problemabfallsammlungen seien Heim zufolge zunächst eingestellt, die ausgefallenen Termine mittlerweile aber nachgeholt worden. Seit 8. April könnten Problemabfälle aus Haushalten auf der Kreismülldeponie abgegeben werden, seit 11. Mai auch in der Müllumladestation Erlenbach.
Einen Überblick der Abfallwirtschaftsanlagen des Landkreises gab Kai Strüber (Kommunale Abfallwirtschaft). Die Kreismülldeponie Guggenberg, 1990 als Hausmülldeponie in Betrieb gegangen, beherbergt auf 20,6 Hektar Deponien der Deponieklassen (Dk) 0, I und II. Die ausgebauten Deponieabschnitte würden noch etwa 30 Jahre Abfall aufnehmen können, so Strüber. In 2019 seien 11.805 Anlieferungen verzeichnet worden, im Jahr zuvor 11.456. 2018 seien auf der Dk-I- und Dk-II-Deponie 7.296 Tonnen entsorgt worden, im Jahr 2019 6.160 Tonnen. Auf der Dk-0-Deponie seien es 2018 6.021 Tonnen gewesen, 2019 waren es 5.785 Tonnen. In Guggenberg gebe es zudem eine Sickerwasserreinigungsanlage (biologisch und chemisch) sowie ein Labor und Kontrollanalysen. Fünf Beschäftigte seien vor Ort.
Die Müllumladestation Erlenbach, 1998 in Betrieb gegangen, habe mehrere wichtige Aufgaben: den Müllumschlag (Restmüll, Papier, Altholz), die Entsorgung gewerblicher Abfälle und die getrennte Wertstofferfassung der Privathaushalte. In Erlenbach würden 27 verschiedene Fraktionen gesammelt, 2018 wurden 77.036 Anlieferer gezählt und 44.957 Tonnen entsorgt, 2019 waren es 78.106 Anlieferer und 46.799 Tonnen.
Der moderne und kundenorientierte Wertstoffhof in Bürgstadt ging 2017 in Betrieb. Er dient der Verbesserung der Wertstofferfassung durch die Entsorgung von Abfällen aus Privathaushalten und Abfällen, die privaten Abfällen vergleichbar sind. Die Anlieferzahlen steigen ständig: Waren es 2018 noch 954 Tonnen, stieg die Menge 2019 auf 1.975 Tonnen, aktuell bis Ende Mai 2020 sind es bereits 1.147 Tonnen. Auf dem Dach wurde 2019 eine Photovoltaikanlage errichtet mit einer Spitzenleistung von 89 Kilowatt. Damit kann der Wertstoffhof tagsüber seinen Strombedarf komplett decken.
Ein Dankeschön sagte Heim den Kommunen für die gute Zusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft. Mehrere Vereinbarungen regeln diese Kooperation. Beispielsweise verkaufen die Gemeinden Restmüll- und Grünabfallsäcke sowie Gebührenbanderolen, im Gegenzug zahlt der Kreis eine Verwaltungskostenentschädigung. In einer Vereinbarung geht es um die Erfassung von Garten- und Grünabfällen: Die Gemeinde unterhält einen Grünabfallsammelplatz, der Landkreis zahlt eine Aufwandspauschale, leistet einen Zuschuss für das Personal am Grüngutplatz und stellt flüssigkeitsdichte Sammelbehälter bereit. Weitere Vereinbarungen betreffen die Unterstützung von Familien mit Kleinkindern (Windelprojekt), den Betrieb der Altglascontainerplätze und die Verteilung der gelben Säcke.
Laut Ruth Heim hat das Lari-Fari-Puppentheater, mit dem der Landkreis seit vielen Jahren zusammenarbeitet, ein Hörspiel des Stücks „Johnny und das Müllmonster“ auf CD aufgenommen. Der Landkreis werde diese CD einigen Kindergärten und eventuell Grundschulen zur Verfügung stellen.
Aus nicht öffentlicher Sitzung gab Heim bekannt, dass die Firma Konrad Repp (Kirchzell) vom 1. Januar 2020 bis Ende 2022 die Grundstückspflege auf den Abfallwirtschaftsanlagen des Landkreises Miltenberg sowie der Altdeponien Großheubach, Wörth und Sulzbach übernehmen wird.
Der Start der Hausmüllanalyse, die der Landkreis Anfang 2020 ausgeschrieben hat und die an das Büro INFA ging, wird sich aufgrund der Corona-Pandemie verschieben. Wie Ruth Heim sagte, sei der Beginn im März 2020 nicht möglich gewesen. Nun soll der erste Durchgang Mitte September 2020 beginnen, der zweite Durchgang im Frühjahr 2021.
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