Weniger Unfallverletzte, weniger Straftaten, höhere Aufklärungsquote
Stabile Zahl der Verkehrsunfälle mit weniger Verletzten sowie ein Rückgang der Straftaten bei steigender Aufklärungsquote– so lässt sich der Sicherheitsbericht der Polizeiinspektionen Miltenberg und Obernburg für das Jahr 2019 kurz zusammenfassen.
Laut Jahresbericht der Leiter der Polizeiinspektionen Obernburg und Miltenberg, Bernhard Wenzel und Andreas Lux, ging die Zahl der Verkehrsunfälle im Jahr 2019 marginal zurück – 3061 gegenüber 3075 im Jahr 2018 –, die Zahl der Unfälle mit Personenschaden sank von 433 auf 394 (– 9 Prozent), drei Todesopfer wurden verzeichnet. Erfreulich: Die Zahl der Unfälle unter Einfluss von Alkohol sank von 54 auf 38, die Zahl der Verletzten halbierte sich von 32 (2018) auf 15. Die Zahl der Unfälle mit Fahrern unter Einfluss von Drogen ging von acht (2018) auf sechs zurück.
Weiterhin bleibt zu hohe und nicht angepasste Geschwindigkeit Unfallursache Nummer eins – insbesondere in Kurven und bei nasser Fahrbahn. Dabei verloren zwei Menschen ihr Leben. Die Geschwindigkeitsunfälle sind im Vergleich zum letzten Jahr um rund 18 Prozent gestiegen. Die Polizei glaubt zudem, dass ein „nicht unerheblicher Teil durch ablenkende Faktoren wie Bedienung des Handys, Rauchen oder Stress verursacht sein dürfte.“ Stark rückläufig ist die Zahl der Motorradunfälle: Waren es 2018 noch 69, sank deren Zahl 2019 auf 49. In 60 Prozent der Fälle hätten die Kradfahrer die Unfälle verursacht. Dagegen stiegen die Unfallzahlen mit Beteiligung von Fahrradfahrern von 109 (2018) auf 119, davon fuhren 26 Personen ein E-Bike. Dabei hat sich die Zahl der Unfälle mit E-Bikes im Vergleich zum Vorjahr mit zwölf Unfällen mehr als verdoppelt.
Bei fünf Schulwegunfällen (2018: zwei) verletzten sich 2019 vier Schüler leicht, einer schwer. An 282 Unfällen (2018: 303) waren junge Erwachsene beteiligt. Gerade in diese Altersgruppe investiert die Polizei viel präventive Verkehrssicherheitsarbeit. Ein Teil der Unfälle ist laut Polizei der geringen Fahrpraxis zuzuordnen. Über die Jahre ist ein klarer Anstieg von Unfällen mit Beteiligung von Senioren erkennbar, allerdings ist die Zahl der Verletzten mit 18 Prozent niedriger als etwa bei jungen Erwachsenen (24 Prozent). Bei zwei Dritteln der Unfälle waren Senioren Hauptverursacher.
Die Polizei versucht mit verschiedenen Maßnahmen, die Zahl der Verkehrsunfälle und zu verringern. So werden einzelne Strecken besonders überwacht. 2019 war das besonders die Bundesstraße 469 wegen der Anzahl von Unfällen mit erheblichen Folgen sowie wegen der Geschwindigkeitsübertretungen. Einen Fokus legt die Polizei auch auf Kontrollen von Verhaltensverstößen wie etwa Handynutzung und Nichtanlagen des Gurtes. Auch werden zielgerichtet örtliche Unfallschwerpunkte überwacht. 611 Mal erfolgten im Jahr 2019 Geschwindigkeitsmessungen mit 7113 Verwarnungen und 1956 Anzeigen, in 142 Fällen wurden Fahrverbote verhängt. Negativ ragten zwei Autofahrer heraus, die auf der B469 bei erlaubten 120 Kilometern pro Stunde mit Tempo 193 gemessen wurden. Im Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit bleiben Motorradstrecken wie die B47, die MIL 6 und die MIL 42. Neben dem signifikanten Unfallaufkommen gibt es seit Jahren Beschwerden aufgrund Motorradlärms.
Aus der Kriminalitätsstatistik nennt die Polizei 4.052 Straftaten im Jahr 2019, was einem leichten Rückgang um 90 Fälle (0,2 Prozent) entspricht. Die Polizei konnte dabei ihre in den letzten Jahren bereits sehr gute Aufklärungsquote nochmals um 1,9 Prozent auf bemerkenswerte 76,7 Prozent verbessern. Die Polizeiinspektion Miltenberg bearbeitete im vergangenen Jahr 1.428 Straftaten (–19 Fälle, – 1,3 Prozent), 1.060 Fälle wurden aufgeklärt (74,2 Prozent). Die Kolleginnen und Kollegen in Obernburg bearbeiteten 2.620 Fälle (– 107 Fälle, – 4 Prozent), sie klärten 2.039 Fälle auf (77,8 Prozent).
Im Vergleich zu den Vorjahren haben Diebstähle nach wie vor den größten Anteil an der Gesamtkriminalität, aber mit einem deutlichen Rückgang auf 20,7 Prozent (2017 24,1 Prozent; 2018 23,3 Prozent). Dagegen stiegen Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einem Anteil von 19,6 Prozent (+ 3,0 Prozent) am Straftatenaufkommen, gefolgt von Rohheitsdelikten (676 Fälle, 16,7 Prozent). Als Orientierung für die Sicherheit dient die Häufigkeitszahl – die Zahl registrierter Straftaten je 100.000 Einwohner.
Diese Zahl – 3147 im Landkreis – liegt nach wie vor auf niedrigem Stand. Im Regierungsbezirk beträgt sie 3753, im Freistaat 4.615.
Von den 4.052 Straftaten im Landkreis konnten 3.106 Fälle geklärt und 2.286 Tatverdächtige ermittelt werden, wobei Männer den größten Anteil stellen (1.836). Die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtigen liegt bei 27,3 Prozent (624 Personen) und ist gegenüber 2018 nahezu unverändert. Dass die Zahl subjektiv hoch erscheint, liegt daran, dass darunter Straftaten sind, die nur von Ausländern begangen werden können (Ausländergesetz). Nach wie vor sind die meisten Tatverdächtigen Erwachsene ab 21 Jahren – 74,8 Prozent. Dabei standen 353 Tatverdächtige (11,4 Prozent) bei der Tat unter Alkoholeinfluss. Besonders bei Rohheitsdelikten ist der hohe Anteil alkoholisierter Täter (20,1 Prozent) auffällig. Bei Widerstandshandlungen und Angriffen auf Vollstreckungsbeamte und Einsatzkräfte sind über 60 Prozent der Täter berauscht.
Von grundlegender Bedeutung für den Erfolg der Ermittlungen sind laut Polizei die Fortentwicklung der Ermittlungsmethoden und die professionelle Aus- und Fortbildung der Beamten in der kriminalistischen Spurensicherung im Zusammenspiel mit erkennungsdienstlicher Behandlung und DNA-Entnahme bei Tatverdächtigen.
Ein priorisiertes Ziel der Polizei ist die Eindämmung der Einbruchskriminalität. Nachdem im Winterhalbjahr 2018/2019 die Zahl der Einbrüche merkbar gestiegen war, investierten die Landkreisinspektionen und die Kriminalpolizei erhebliche Ressourcen in Prävention und Verfolgung dieser Delikte. Mit Erfolg: Durch Ermittlungserfolge aus zurückliegenden Straftaten sowie Festnahmen in der frühen Phase des Winterhalbjahres 2019/2020 sind aktuell stark rückläufige Zahlen in diesem Deliktsfeld zu verzeichnen.
Die Polizei weist zudem auf 37 Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizeibeamte im Jahr 2019 hin. Um die Fälle zeitnah ahnden zu können, sind spezielle Sachbearbeiter vorhanden. Auch im Deliktsfeld der häuslichen Gewalt haben sich Schwerpunktsachbearbeiterinnen etabliert, die sich um die meist weiblichen Geschädigten kümmern, beraten, Betreuungs- und Unterkunftsstellen vermitteln und die Strafverfolgung gewährleisten. Sie sind Teil eines Netzwerkes – unter anderem mit Jugendamt, Ordnungsamt und Hilfsorganisationen.
Als vornehmste Aufgabe bezeichnet die Polizei die Prävention. Das beginnt im Kindergarten und setzt sich in der Grundschule und weiteren Schulformen fort. Schulverbindungsbeamte und -beamtinnen sind Ansprechpartner der Schulen in Sachen Prävention und Repression. In Vorträgen und Projektarbeiten klären sie Schüler und Lehrkräfte auf. Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle in Aschaffenburg steht allen Bürgerinnen und Bürgern mit Rat und Tat zur Seite – sei es in der Aufklärungsarbeit zu Betrügereien oder beim Einbruchsschutz.
Durch Intensivierung der Streifentätigkeit und Weiterentwicklung bestehender Konzepte konnte der Wohnungseinbruchskriminalität vorgebeugt und Anzahl wie auch Folgen der Taten deutlich reduziert werden. Ein wichtiger Teil der Prävention ist der Einsatz der Sicherheitswacht. Die Wächterinnen und Wächter sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, sind zusätzliche Augen und Ohren der Polizei und Ansprechpartner für die Bürger*innen im Landkreis. Bei beiden Inspektionen leisteten 21 Freiwillige 2.875 Dienststunden.
Die Beamtinnen und Beamten haben im Landkreis im letzten Jahr 12.339 Einsätze (– 106) abgewickelt – im Nordlandkreis 7.825 (– 155), im Süden 4.514 (+19). Nach einem Anstieg von 2017 auf 2018 (+7,4 Prozent) war 2019 ein leichter Rückgang von 1,1 Prozent zu verzeichnen. Daneben wurden 2019 viele Veranstaltungen und Feste betreut – dank Vorplanung und Abstimmung mit Sicherheitsbehörden und Veranstaltern in der Regel problemlos. Eine Herausforderung für die Polizei Miltenberg stellt die Michaelismesse dar mit über zehn Tagen vollstem Einsatz. Die beiden Inspektionen arbeiten eng zusammen bei Motorrad-, Geschwindigkeits-, Alkohol- und Drogenkontrollen. Auch Konzepte zur Steigerung des Sicherheitsgefühls an den Bahnhöfen und in den Zügen der Westfrankenbahn werden in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei gemeinsam umgesetzt. Zudem erfordern vielfältige Einsatzlagen das Miteinander der Hilfsorganisationen wie Rettungsdienst, Feuerwehr und THW. Für ihre Einsätze bereiten sich Polizeibeamtinnen und -beamte in Einsatztrainings und Übungen vor, Fort- und Weiterbildung sind tägliche Begleiter. So brachte eine neue Dienstwaffe ein zeitintensives Ausbildungsprogramm mit sich. Im Rahmen des Zukunftsprojekts „m-police“ sollen künftig Handys und Convertibles dem Polizeibeamten auf der Straße alle Informationen eröffnen wie dies bisher nur am hausinternen Arbeitsplatz möglich war.
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