Im Landkreis fahren sie wieder - Die OBB Kennzeichen
Es ist eine Belohnung oder auch nachträgliches Weihnachtsgeschenk für alle, die sich für die Wiedereinführung des alten OBB-Kennzeichen stark gemacht haben. Am Andrang in der Zulassungsstelle war zu erahnen, wie viele Menschen aus dem Nordlandkreis sich dieses Kennzeichen wieder gewünscht haben. Und endlich – seit 16. Januar sind im Landkreis Miltenberg wieder neue OBB-Kennzeichen auf den Straßen zu sehen.
Die nach der Gebietsreform abgeschaffte Buchstabenkombination, wurde durch die Entscheidung von Landrat Jens Marco Scherf wieder ins Leben gerufen. Er war auch derjenige, der das erste OBB-Autokennzeichen in der Zulassungsstelle an Winfried Elbert überreichte.
Den Stein ins Rollen gebracht hat Jochen Schuck, der in einem
Schreiben an die Landkreisverwaltung die Wiedereinführung des OBB-Kennzeichens angeregt hatte. Landrat Jens Marco Scherf, in dessen Entscheidungskompetenz die Einführung des Kennzeichens liegt, hatte aber zunächst die Stimmungslagen in der Stadt Obernburg und im Kreistag ausgelotet.
Zustimmung im zweiten Anlauf erhalten
Vor vier Jahren war der Kreistag nämlich schon einmal zu dem Thema befragt worden. Damals zeigte sich die Mehrheit der Kreisräte jedoch ablehnend, woraufhin Alt-Landrat Roland Schwing einer Rückkehr zu OBB-Kennzeichen im Alt-Landkreis Obernburg eine Absage erteilte. Die Stimmung in den Gremien hatte sich dann im Sommer dieses Jahres „pro“ OBB geändert, worauf Landrat Scherf grünes Licht für das neue alte Kennzeichen gab.
Für Winfried Elbert hat zum Gelingen dieses Vorhabens das Medium Internet beigetragen. „Unsere Politiker als Entscheidungsträger haben es erkannt, dass diese Plattform auch in den kommunalen Ebenen ein Barometer für die Stimmung des Bürgers ist. So auch unser junger Landrat, der meines Erachtens das Internet recht professionell nutzt und durch eine schnelle Antwort, auch nach Feierabend, so manche längere Diskussion im Amt vermeidet.“
Kein höherer Verwaltungsaufwand
Scherf befand die lokale Identität prinzipiell als „sehr wichtig“ und bezeichnete die Wiedereinführung der Kennzeichenkombination als „Mosaikstein für die Identität im Landkreis Miltenberg.“
„Der Zusammenhalt des Landkreises wird nicht durch zwei Autokennzeichen gefährdet“, fand er und zum anderen sei dies auch kein höherer Aufwand für die Verwaltung. „Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv“, erklärte Scherf. Vor allem Menschen mit historischen Fahrzeugen hätten ein großes Interesse am OBB-Kennzeichen, berichtete er aus Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern. Er brachte aber auch einen anderen Aspekt der Diskussion ins Spiel: „Es zeigt, dass es sich für die Bürgerinnen und Bürger lohnt, mit Anliegen an die Verwaltung heranzutreten.“
Nach Winfried Elbert bekam das zweite Kennzeichen Obernburgs Bürgermeister Dietmar Fieger, der mit der Kombination OBB S 1313 an seinem Dienstfahrzeug das bisherige Kennzeichen MIL O 1313 ersetzte. Das Kennzeichen sei nicht so sehr als Außenwerbung gedacht, meinte er, vielmehr für das „Marketing nach innen“, die Identität mit der Heimatstadt.
Eine Auswirkung werde das Kennzeichen auch auf die Faschingskampagne haben, kündigte er an. Mit dem Spruch „Mit OBB durchs Narrenland“ solle auch der Faschingszug bereichert werden, hatte der Bürgermeister erfahren.
Wie groß das Interesse am neuen Kennzeichen ist, stellte sich bereits am ersten Tag heraus: Binnen weniger Stunden wurden laut Mitteilung der Zulassungsstelle 40 Fahrzeuge vom MIL– auf das OBB-Kennzeichen umgestellt.
Interviews zum Thema:
Winfried Elbert aus Obernburg:
„Noch ist das Kennzeichen ,OBB‘ ein ,Hingucker‘ und es ist lustig, wenn man beim Fahren die aufmerksamen Blicke erhascht. Klar, dass ich immer noch angesprochen werde und noch so manches Späßchen gemacht wird.
Nicht wenige haben sich auch bedankt und schicken mir Bilder von ihren Fahrzeugen mit neuem Kennzeichen. Das Schöne hierbei ist, dass die Bürger erkennen, dass nicht nur die Identifikation zu Obernburg vordergründig ist, sondern auch ihr Wunschkennzeichen in greifbare Nähe rückt. Bei der ersten Fahrt kommen sogar kurzzeitige Glücksgefühle ähnlich wie beim Shoppen auf.
Gestatten Sie mir abschließend noch ein paar Gedanken zu dem Thema OBB: Mit zunehmender Zahl der Zulassungen, die mittlerweile schon bei weit über tausend liegt, wächst die Anzahl der OBB-Familie. Aus meinem Gesichtspunkt ergibt sich eine einmalige Chance, ein positives Image zu erzeugen. Was heute mit unserem liebsten Kind, dem Auto, praktiziert wird, ist weniger bereichernd. Oftmals nutzen wir es, um unsere Anspannung oder einfach nur unserem Frust Ausdruck zu verleihen.
Rücksicht, Nachsicht und Empathie sind hierbei Fremdwörter geworden. Und genau darum geht es hier. Wir haben als Besitzer dieses Kennzeichen die einmalige Möglichkeit zu entscheiden, ob die anderen Verkehrsteilnehmer künftig ,OBB‘ als ,Oberflächlich–Bescheuert–Beängstigend‘ oder als ,Offenherzig–Besonnen–Bemerkenswert‘ wahrnehmen. Diesen etwas philosophischen Gedankensprung bitte ich den Leser nicht als neue Botschaft oder Mission einzustufen, sondern als positiven Impuls für Toleranz und Rücksicht zu werten.
Wenn wir es als neue OBB-Familie schaffen, nur ein bisschen diesen Leitgedanken umzusetzen, werden wir nicht nur eine gute Werbung für Obernburg erzeugen, sondern darüber hinaus ein Zeichen für partnerschaftliches Miteinander auf unseren Straßen setzen. Verbunden mit diesen Gedanken wünsche ich allen Verkehrsteilnehmern eine gute unfallfreie Zeit am Steuer.“
Sabine Berndorfer aus Elsenfeld:
„Für mich hat das OBB-Kennzeichen nicht nur nostalgischen, sondern auch symbolischen Wert. Zu meiner Geburt bekam meine Mutter einen beige-grauen VW Käfer geschenkt. Mit dieser Autonummer ist sie eine der letzten OBB-Kennzeichen-Inhaberinnen gewesen, bis mein Vater vor einigen Jahren den Wagen dann in eine Nachbargemeinde verkaufte. Auch hier läuft er noch unter der Nummer OBB CC 28 und hat sich auch schon bei der Käferplage in Obernburg beteiligt, soweit ich weiß.“
Ruth Weitz aus Obernburg:
„Für mich als Obernburger Rätin im Kreistag Miltenberg war es keine Frage, den Wunsch vieler Obernburger, Eisenbacher und Bürger aus dem Altlandkreis zu unterstützen, ein OBB-Kennzeichen zu erhalten. Es sind nämlich nicht nur Autofahrer aus dem Römerstädtchen und aus dem Stadtteil Eisenbach, die OBB auf ihrem Nummernschild haben möchten. Es ist die Identifikation mit der Heimatstadt, aber auch ein Anliegen, auf einem Oldtimer ein authentisches Kennzeichen zu haben. Das hat nichts mit Spaltungstendenzen zu tun. Keiner dieser Menschen stellt den Landkreis Miltenberg in Frage und will in frühere Zeiten zurückfallen. Außerdem gibt es ja auch weiterhin das MIL-Kennzeichen.
Zudem ist es nicht mit Mehrkosten für die Verwaltung verbunden, sondern durch die Neuzulassungen wird zusätzlich Geld in die Kreiskasse gespült. Da mein Wagen erst vor gut einem Jahr mit MIL-Kennzeichen zugelassen wurde, werde ich es behalten. Aber mein nächstes Gefährt wird auf jeden Fall mit OBB-Nummernschild ausgestattet. Die Zahl der jetzt schon beantragten OBB-Kennzeichen zeigt, dass das Angebot angenommen und dem Bürgerwillen Rechnung getragen wird. So soll Politik auch sein: Mit dem Ohr am Puls der Bevölkerung und nicht von oben herab.“
Autor:Sylvia Kester aus Miltenberg |
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