Trotz aller Technik bleibt der Mensch entscheidend
Die Technik ist wichtig, entscheidend ist aber immer der Mensch: Mit dieser Feststellung hat Landrat Jens Marco Scherf bei der Kommandantentagung der Feuerwehr auf die großen Leistungen der Feuerwehrleute hingewiesen.
In der Erlenbacher Frankenhalle erläuterte der Landrat am Sonntagmorgen, dass der deutlich höhere Aufwand an Gerät auch die Anforderungen an die Kameradinnen und Kameraden drastisch erhöht habe. Ständig neue Anforderungen kämen in immer schnellerem Tempo, auf die mit neuen Konzepten und Fortbildungsinhalten reagiert werden müsse. Die Fahrzeugtechnik und moderne Industrieabläufe entwickelten sich stetig weiter, was die Feuerwehrleute ständig vor neue Herausforderungen und einsatztaktische Anpassungen stelle. Scherf bedauerte, dass sich auch Respektlosigkeit und Geringschätzung gegenüber den Einsatzkräften breit machten. „Dabei ist angesichts der großen Belastungen das Gefühl der Anerkennung und Wertschätzung für das, was geleistet wird, ganz entscheidend“, stellte er fest und formulierte: „Im öffentlichen Bewusstsein muss stets die Komponente Mensch im Mittelpunkt bleiben.“
Landrat, Kreistag und Verwaltung täten alles, um den überörtlichen Brandschutz zu unterstützen, belegte der Landrat unter anderem an mehreren vom Landkreis getätigten und geplanten Beschaffungen im Wert von 700.000 Euro in den Jahren 2017 und 2018. Ebenso habe der Kreistag die Weichen gestellt für die Schaffung einer Brandschutzdienststelle im Landratsamt, die sowohl den ehrenamtlich tätigen Kreisbrandrat als auch die Gemeinden beim vorbeugenden Brandschutz wirkungsvoll unterstützen werde. Scherf lobte zudem die ständigen intensiven Übungen und Schulungen der Wehren als Grundlage für die Professionalität im Einsatz. Im Landratsamt Miltenberg werde das zuständige Sachgebiet künftig von Christian Bezold geleitet; sein Stellvertreter werde Marcel Fleckenstein sein.
Dass die Feuerwehr im vergangenen Jahr stark gefordert war, belegte Kreisbrandrat Meinrad Lebold mit einem Blick in die Statistik. Er berichtete von 1964 Feuerwehreinsätzen, rund 600 mehr als im Jahr 2016. Der Großteil, 1083, seien technische Hilfeleistungen gewesen. Dabei hätten die Wehrleute 26.908 Einsatzstunden geleistet. Bei den Werkfeuerwehren seien im Jahr 2017 670 Einsätze verzeichnet worden, 150 weniger als 2016. Lebold ging kurz auf einige Einsätze und deren Auswirkungen auf die Feuerwehrbedarfsplanung ein. So müsse man darüber nachdenken, wie die Löschwasserversorgung in den Gemeinden nachhaltig sichergestellt werden kann, stellte er fest. Langfristig werde es wohl dazu kommen, die Löschwasserversorgung unabhängig von der Trinkwasserversorgung zu organisieren. Besondere Aufmerksamkeit verdient für den Kreisbrandrat die Anzahl der Atemschutzgeräteträger – zurzeit sind dies 885 – und deren Ausbildung. Wellen geschlagen habe die Tatsache, dass im Landkreis Aschaffenburg der Besuch der Übungsstrecke kostenfrei ist. Da die Gemeinden letztendlich über die Kreisumlage an den Kosten, die der Kreis trägt, beteiligt sind, sei dies aber eine politische Entscheidung. Zur Personalstärke sagte der Kreisbrandrat, dass Ende 2017 2714 Aktive im Dienst gewesen seien, 85 weniger als im Vorjahr. Darunter seien 250 Frauen. Erfreulich sei auch die Zahl von 158 Kinderfeuerwehren, 23 mehr als im Vorjahr. Lebold teilte mit, dass die Versicherungskammer Bayern die Gründung von Kinderfeuerwehren mit 150 Euro unterstützt, sobald stabil geübt und ausgebildet wird.
An den Lehrgängen an den Feuerwehrschulen hätten im letzten Jahr 160 Feuerwehrleute teilgenommen, etwas weniger als im Vorjahr. An den Lehrgängen im Landkreis Miltenberg waren es Lebold zufolge 285. Die Leistungsprüfungen hätten im Bereich Nord 153 Feuerwehrleute absolviert, im Bereich Süd 149. Neu eingeführt worden sei ein Seminar zu Türöffnungen. Im Bereich der Kreisbrandinspektion hätten mehrere Plan- und Gefahrgutübungen stattgefunden, blickte Lebold zurück, dazu seien mehrere Feuerwehrbesichtigungen gekommen. Auf die Technik eingehend, listete er mehrere neue Fahrzeuge im Dienstbereich auf, die im vergangenen Jahr in Dienst gestellt worden seien. Lebold machte Feuerwehren und Gemeinden darauf aufmerksam, dass der Freistaat Bayern die Förderung erhöht, wenn bei Neuanschaffungen gleiche Fahrzeuge geordert werden. Die Kreisbrandinspektion stehe hier mit Rat und Tat bereit.
Lebold berichtete zudem von personellen Veränderungen in der Inspektionsführung. Neuer Kreisjugendwart ist Joao Lopez Meira, neuer Fachberater EDV Jürgen Affenzeller, neuer Kreisbrandmeister Funk ist Christopher Braun, neuer Fachberater für den Funk im Bereich Süd ist Patrick Walter, für den Bereich Nord wurde noch niemand ernannt.
Dass in der Kreisbrandinspektion viel Wert auf die Heranführung der Jugend an die aktive Wehr viel Wert gelegt wird, verdeutlichte der scheidende Kreisjugendfeuerwehrwart Kilian Hein. So führte er für vergangenes Jahr 287 Wissenstests, 83 Jugendflammen, 34 Bayerische Jugendleistungsprüfungen und neun Deutsche Jugendleistungsprüfungen auf.
Für die Stadt Erlenbach rief Bürgermeister Michael Berninger den Brand im ICO im vorletzten Jahr in Erinnerung und dankte allen beteiligten Wehren für ihren selbstlosen Einsatz über mehrere Tage hinweg. „Wir Bürgermeister wissen genau, was wir an Ihnen haben“, rief er den Feuerwehrleuten zu. Auch ein neues Gesicht bekamen die Wehrleute zu sehen: Der neue Fachberater für Brandschutz an der Regierung von Unterfranken, Florian Pernpeitner, stellte sich der Versammlung vor. Der 40-Jährige ist seit 15. September 2017 in Würzburg Ansprechpartner für die Feuerwehren. Musikalisch umrahmt wurde die Tagung vom Musikkorps Erlenbach, einer Abteilung der Feuerwehr Erlenbach, unter Leitung von Christian Schmitz.
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