„Projekt Zukunft“ fördert Partizipation junger Menschen

Berichte über erfolgreiche Sozialprojekte im Landkreis standen im Mittelpunkt der jüngsten Jugendhilfeausschusssitzung im Landratsamt Miltenberg. Das „Projekt Zukunft“ beispielsweise hat die Partizipation junger Menschen zum Ziel.

Kreisjugendpfleger Helmut Platz zog Bilanz des Projekts, hinter dem lange konzeptionelle Arbeit steht. Es sei wichtig, Kinder und Jugendliche einzubeziehen, sagte Platz und nannte dies einen „grundlegenden Baustein des Gemeinwesens.“ In Klingenberg und Leidersbach habe man zwei Pilotprojekte veranstaltet, blickte er zurück. „Der Bürgermeister muss voll dahinterstehen“, nannte Platz die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen des Projekts. Die jungen Menschen habe man mit Fragebogen und Ortsbegehung einbezogen, ehe die Kommunale Jugendarbeit die Ergebnisse ausgewertet und mit den Bürgermeistern und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendarbeit besprochen habe. Ein Workshop habe den Abschluss gebildet. Die Kosten für das Projekt selbst trage der Landkreis, die Kosten vor Ort die Gemeinde. Zwei Monate Zeit müsse man ansetzen, berichtete Platz von seinen Erfahrungen. „Das Modell funktioniert“, lautet seine Erkenntnis. In bis zu drei Gemeinden pro Jahr könne das Kreisjugendamt bei Interesse das Projekt anbieten. „Partizipation ist der entscheidende Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Landkreises“, steht für Landrat Jens Marco Scherf fest. In der Kreisversammlung des Bayerischen Gemeindetags im Juni werde man „Projekt Zukunft“ vorstellen, kündigte er an.

3333,47 Euro wird der Landkreis in diesem Jahr für die Förderung des Projekts „MotherSchool“ gemäß einstimmigem Beschluss des Jugendhilfeausschusses bereitstellen.

Für den Trägerverein Frauen für Frauen stellte Nilüfer Aktürk das Präventionsprojekt für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund vor, das die Handlungskompetenz von Müttern in Sachen Friedenserziehung stärken soll. Das von „Frauen ohne Grenzen“ entwickelte Projekt befähigt Mütter, auf ihre Kinder einzugehen, ihnen zuzuhören und ihnen Alternativen anzubieten, um gewalttätigem Extremismus etwas entgegensetzen zu können. „Ein Sicherheitskonzept, das zuhause beginnt“, fasste Aktürk zusammen. Die Mütter treffen sich regelmäßig in Begleitung von Dolmetschern, so Aktürk. Im Landkreis Miltenberg sei das Projekt mit Flüchtlingsfrauen realisiert worden, als „erste Gruppe, die das gemacht hat.“ Sie würde das Projekt auch gerne mit deutschen Frauen absolvieren. Für das vom Freistaat bis Ende 2018 mit 30.000 Euro geförderte Projekt seien Eigenmittel des Vereins von 3333,47 Euro nötig, so Aktürk.

Das lebensweltorientierte Projekt Elterntalk stellte Aleksandra Fahn vor. Ziel ist es, Eltern mit Kindern im Alter bis 14 Jahren in Gesprächsrunden in Erziehungskompetenz und Verantwortung zu stärken. Der Ablauf: Ein Gastgeber lädt bis zu acht Eltern nach Hause ein, wo ein Moderator in das Thema einführt. Zwei Stunden lang können sich die Eltern danach austauschen, dabei voneinander lernen und Anregungen holen. Derzeit habe man acht Moderatoren mit türkischen, albanischen, griechischen, arabischen und deutschen Sprachkenntnissen, so Fahn. Im Jahr 2017 habe es 39 Elterntalks mit 191 teilnehmenden Eltern gegeben, im ersten Quartal 2018 waren es 19 Elterntalks mit 85 Gästen. Die Öffentlichkeit informiere man vielfältig über Aushänge, aber auch über Presse, Amtsblätter, Homepage und Facebook. Den Elterntalk wolle man künftig landkreisweit anbieten, da er bislang nur im Raum Obernburg/Erlenbach stattfand. Man hoffe auch, weitere Moderatorinnen und Moderatoren zu gewinnen und das Projekt auf Eltern mit Migrations- und Fluchterfahrung auszuweiten.

Fahn, die seit 1. April 2017 den Familienstützpunkt Erlenbach leitet, stellte dem Aus-schuss die Angebote des Stützpunkts vor, der eine offene Beratung wie auch eine gesundheitsorientierte Sprechstunde anbietet. Dazu kommen wechselnde Veranstaltun-gen wie etwa ein Elterncafé und die Reihe „Geschwister – gemeinsam sind wir stark“. Außerhalb der regulären Angebote habe man 2017 insgesamt 272 Anfragen gehabt, so Fahn, die von 22 wechselnden Veranstaltungen im Jahr 2017 berichtete. Dabei habe man 583 Personen erreicht. Man sei vielfältig vernetzt, wies sie unter anderem auf Landratsamt und Stadt Erlenbach, Arbeitskreise, pädagogische Einrichtungen und andere Institutionen hin. Öffentlichkeitsarbeit betreibe man über Internet, Facebook sowie Presse und Amtsblätter. Die Qualität der Arbeit sichere man beispielsweise über die Fachstelle für Familienangelegenheiten sowie über Fort- und Weiterbildungen.

Man arbeite an der Weiterentwicklung des Konzepts, will mit ehrenamtlichen Betreuern zusammenarbeiten, die gut angenommenen Angebote auch 2018 wieder anbieten und neue Veranstaltungen initiieren.

Wie die am 1. Juni 2018 startende Jugendberufsagentur arbeitet, erklärte Stefan Adams. Hier gehe es darum, junge Menschen bis zum Alter von 25 Jahren zu helfen, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen – etwa Verweigerer, Schulabgänger ohne Ausbildung, Ausbildungs- und Maßnahmenabbrecher, die sich nicht bei der Agentur für Arbeit melden und keine Ansprüche mehr auf Jobcenter-Bezüge haben. Ein Fallmanager soll sie aufsuchen und gemeinsam mit anderen Akteuren (Jobcenter, Jugendsozialarbeit, ASD, Schulamt, Bildungsmanagement...) in Fallkonferenzen überlegen, wie die Hilfebedürftigen wieder in bestehende Hilfs- und Unterstützungssysteme integriert werden können. Die Herstellung des Kontakts zur Zielgruppe sei wegen des Sozialdatenschutzes eine Herausforderung, wusste Adams, der einen engen Kontakt der Jugendberufsagentur zu Schulen, Berufsschulen sowie Maßnahmen- und Bildungsträgern als äußerst wichtig einschätzte.

Am Ende der Sitzung gab Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz bekannt, dass der Freistaat die aufsuchende Arbeit der Erziehungsberatungsstelle fördern will. Der Landkreis habe einen entsprechenden Antrag gestellt, der dem Landkreis im Erfolgsfall pro Jahr Einsparungen von bis zu 8800 Euro jährlich ermöglichen würde.

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