Jeder Tag ist Vorlesetag!
Bundesweiter Vorlesetag 2020 findet hauptsächlich in den eigenen vier Wänden statt
Es fühlt sich beinahe so an, als wären wir wirklich dabei, wenn wir mit Pippi Langstrumpf, dem stärksten Mädchen der Welt, staunend die Villa Kunterbunt erkunden, in der sie gemeinsam mit einem Äffchen, einem Pferd und einem Koffer voller Goldstücke lebt. Wenn wir uns mit der Raupe Nimmersatt durch Törtchen, Eis, Würstchen und einen Lolli fressen. Wenn wir mit Ronja Räubertochter mutig zwischen Graugnomen und Wilddruden durch den Wald streifen und den Frühling herbeisehnen oder mit dem kleinen Kater Findus und seinem kauzigen Freund Petterson zwischen Äckern und Wiesen lustige Abenteuer rund um das kleine rote Haus erleben.
Faszinierende Welt voller Geschichten
Bücher schaffen eine faszinierende Welt voller Geschichten und jedes Kind kann darin eintauchen. Immer dann, wenn wir unseren Kindern, Enkelkindern, Nichten und Neffen vorlesen, dann gewähren wir ihnen Zutritt in diese Welt. In eine Welt, die Auszeit vom Alltag sein kann oder wo Verbündete warten, die sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden. Oder in eine Welt, die so ganz anders aussieht, als die unserer Kinder – fremd, neu und aufregend. So wie in den Büchern rund um das Jahresthema für den Vorlesetag 2020 „Europa und die Welt“. Es soll kleine und große Zuhörer auf geografische und kulturelle Entdeckungsreisen mitnehmen. Der Bundesweite Vorlesetag wird seit 2004 von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung initiiert.
„Komm(t), ich lese vor!“
Wo sonst in Schulen, Büchereien, Buchläden oder Kindergärten von verschiedenen Vorlesern ehrenamtlich und mit viel Leidenschaft vorgelesen wird, können vielerorts die geplanten Aktionen zum bundesweiten Vorlesetag 2020 aufgrund der notwendigen Kontaktbeschränkungen nicht stattfinden. Ganz ausfallen soll der Vorlesetag trotzdem nicht. Dieser Meinung sind auch einige Schulen in der Region. Mit Basteln von Lesezeichen, gegenseitigem Vorlesen und dem Vorlesen durch Lehrer in den Klassen soll der Tag an der Grundschule in Eichenbühl Aufmerksamkeit bekommen. Über Vorleseeinheiten durch die Klassenleiter dürfen sich am 20. November auch die Kinder der Lindtal-Schule Freudenberg und der Eichwald-Grundschule Rauenberg freuen. An der Grundschule in Mönchberg verzichtet man auf Vorlesebesuch von außerhalb, stattdessen lesen in den Klassen Mitarbeiter der Mittagsbetreuung, die FSJ-lerin sowie Sekretärin und Rektorin vor. Auch in zahlreichen Haushalten heißt es kommenden Freitag hoffentlich umso mehr: „Komm(t), ich lese vor!“
Vorlesen ist durch nichts zu ersetzen
Gemütlich kuschelnd auf der Couch ein Buch vorzulesen – das gehört bei den meisten Eltern zum Tagesablauf, bei einigen Familien ist die Gute-Nacht-Geschichte ein liebgewonnenes und festes Ritual. Dennoch lesen rund 32 Prozent der Eltern in Deutschland ihren Kindern selten oder nie vor – diese Zahl ist laut den Vorlesestudien der Stiftung Lesen seit Jahren konstant. Dabei ist Vorlesen eine einfache Möglichkeit, den Kindern spielerisch eine Vielzahl an Fähigkeiten zu vermitteln. Konzentration, Vorstellungskraft, Empathie und Sprachkompetenz sind nur einige davon. Kinder, denen vorgelesen wird, werden häufig selbst zu Lesern und haben somit den Schlüssel zu Wissen, Bildung und Kommunikation. Nicht zu vergessen das große Vergnügen und die Nähe, die das Vorlesen schafft, wenn gemeinsam gekichert, gestaunt oder mitgefiebert wird, wie es wohl auf der nächsten Seite weitergeht. Oder wenn kleine Fingerchen neugierig die Klappen in Bilderbüchern öffnen und es nach dem letzten Satz heißt: „Bitte nochmal!“ So nützlich und unterhaltsam Glotze, Konsole, Tablet und Co. auch sein mögen – Vorlesen können sie nicht ersetzen.
Was lest Ihr gerade vor?
Markus Hopf, Papa von Frieda (6) und Anna (4):„Wir lesen zurzeit Petronella Apfelmus, die finden wir alle toll, weil sie eine Hexe ist und zaubern kann. Vorgelesen wird jeden Abend vor dem Schlafengehen. Von Petronella gibt’s verschiedene Bücher, die wir meistens ausleihen, aber sie stehen auch immer wieder auf der Wunschliste unserer Kinder.“
Welchen Stellenwert hat das (Vor-)Lesen in Ihrer Familie?
Anna Fischer aus Niedernberg:„Lesen ist ein fester Bestandteil unseres Tagesablaufs. Normalerweise fange ich nachmittags mit dem ältesten Sohn Fynn an, damit er sich ausreichend konzentrieren kann. Dazu sitzen wir zu zweit auf der Couch oder seinem Bett und lesen abwechselnd aus einem seiner Leserstarterbücher. Vor dem Schlafen machen wir dann noch eine Leserunde mit allen zusammen. Dazu darf sich jeder ein Buch aussuchen. Unsere aktuellen (Vor-)Lesetipps: ´Die Schnetts und die Schmoos´ und ´Bifi & Pops – Mission Katzenpups´. Meistens haben wir auch ein Buch, das wir fortlaufend als Familienbuch lesen. Für die Adventszeit ist es ´Kommt doch mit nach Bethlehem´. Das Buch hat 24 Kapitel und funktioniert wie ein Adventskalender. Dieses Weihnachtsritual machen wir seit zwei Jahren, die Kinder freuen sich schon darauf!“
Büchereien erkunden und Schätze entdecken
Auch ohne öffentliche Aktionen zum bundesweiten Vorlesetag 2020 freuen sich unsere regionalen Büchereien über Familien, die sich mit (Vor-)Lesestoff eindecken möchten, um den Vorlesetag am kommenden Freitag zu Hause zu gestalten.
Delia Kappes, ehrenamtl. Leiterin der Evang. Öffentlichen Bücherei Alte Schule in Kleinheubach:
„Der Bundesweite Vorlesetag wird schon seit einigen Jahren von unserer Bücherei gestaltet, indem das Büchereiteam die Grundschüler in Kleinheubach zu einer Vorlese-Aktion besucht. Auch die Vorschulkinder der beiden Kindergärten werden dazu eingeladen und es findet sich stets ein ´prominenter Vorleser´, der für und mit den Kindern vorliest, singt oder zaubert. In diesem Jahr muss leider wegen Corona darauf verzichtet werden. In der Bücherei liefen bereits Vorbereitungen zum diesjährigen Thema ´Europa und die Welt´. Unsere Buchtipps dazu sind: Zwei Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer, nämlich ´Jim Knopf auf dem Dach der Welt´ und ´Jim Knopf im Land der Pyramiden´; außerdem das anschauliche Sachbilderbuch ´Wir gehen zur Schule! Von Kenia bis Amerika´, das den Schulalltag in verschiedenen Ländern beschreibt, und schließlich die informativ gestaltete Bilderbuchreise ´Ich kenn ein Land, das du nicht kennst …´. Diese Bücher und noch viel mehr gibt es in unserer Bücherei zur Ausleihe. Das Thema Vorlesen ist uns stets ein großes Anliegen und deshalb gibt es normalerweise von Oktober bis März in unserer Bücherei monatliche Vorlesestunden. Wir sind seit 2015 in den Kindergärten mit unseren Bilderbüchern vor Ort, damit die Kinder sich Bücher ausleihen und für vier Wochen mit nach Hause nehmen können. Schon die Kleinen können beim gemeinsamen Betrachten oder Vorlesen von (Bilder-)Büchern ganz viel lernen: Der Wortschatz des Kindes wird erweitert, die Kinder lernen, sich zu konzentrieren und zuzuhören, und vor allem lernen sie, was ein Buch ist und wie man damit umgeht. Bücher können für Kinder zu einem Schatz werden, auf den sie immer wieder zurückgreifen können.“
Auch für die Bücherei am Dorfplatz in Mömlingen ist Vorlesen eine Herzensangelegenheit.
Für 2020 hatte das Büchereileitungsteam, bestehend aus Christa Giegerich, Claudia Kempf und Silvia Maschik, bereits einiges geplant. Bis März dieses Jahres freuten sich kleine Zuhörer regelmäßig über die zu diesem Zeitpunkt noch stattfindenden Vorlesestunden. Großen Anklang fand auch die Autorenlesung mit Maja Nielsen für die Klassen 4a/4b. Aufgrund der Pandemie mussten weitere Vorlesestunden, das Bilderbuchcafé für Eltern und Babys, die Besuche von Schulklassen und Kinderhort sowie viele weitere Veranstaltungen ausfallen. So gibt es in diesem Jahr, wie sonst üblich, auch keine Aktion zum bundesweiten Vorlesetag 2020.
Ein kleiner Trost: Das Büchereiteam hat für alle (vor-)lesebegeisterten Kinder Büchertipps zusammengestellt, die im Bestand der Bücherei am Dorfplatz vorhanden sind. Bilderbücher: Das Neinhorn, Die kleine Hexe – Winterzauber mit Abraxas, Die Eiskönigin – Olaf in der Bücherei, Das hier ist doch kein Dschungel, Lotti & Dotti – Die schönsten Ferien der Welt. Beliebte Reihen: Der Grolltroll, Zilly und Zingaro, Leo Lausemaus, Mama Muh, Meine Freundin Conni, Benno Biber, Der kleine Räuber Donnerpups, Ben und Bär, Bobo Siebenschläfer. Erstlesebücher (6 bis 8 J.), beliebte Reihen: Bücherhelden, Der kleine Drache Kokosnuss, Leonie Looping, Leselernstars, Liliane Susewind, Der magische Blumenladen, Der kleine Major Tom. Kinderbücher (8 bis 12 J.), beliebte Reihen: Die Schule der magischen Tiere, Mein Lotta-Leben, Die drei !!!, Gregs Tagebuch, Woodwalkers, Luna Wunderwald.
Viel Spaß beim (Vor-)Lesen!
Noch mehr Vorleseideen
Noch mehr Vorleseideen und dazu passend jede Menge Spiel- und Bastelanregungen gibt es unter: https://www.vorlesetag.de/uploads/media/Buchtipps_Europa_und_die_Welt.pdf
Beim digitalen Vorlese-Festival am 20. November lesen ab 9.30 Uhr auf www.vorlesetag.de, Instagram (@ der_bundesweite_vorlesetag) und Facebook (@vorlesetag) Autorin Cornelia Funke, Fußball-Star Thomas Müller, Schauspielerin Annette Frier sowie die Moderatorinnen Nazan Eckes und Muschda Sherzada aus Kinderbüchern vor.
MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.
Wollen Sie Ihre Freude am Lesen an Kinder und Jugendliche weitergeben? Dann engagieren Sie sich bei MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.
Die Zahlen der letzten Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU-Studie) zeigen, dass viele Kinder nicht mehr richtig lesen lernen. Umso wichtiger ist Unterstützung.
Margret Schaaf, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V.:„Wir suchen Menschen, die sich ehrenamtlich dafür engagieren, die Lesefreude von Kindern und Jugendlichen zu wecken, indem sie einen Verein oder eine Gruppe für Mentorinnen und Mentoren unter dem Dach des Verbandes betreuen. Ziel ist es, dass jedes Kind mit mangelnder Lesefähigkeit oder sprachlichen Defiziten von einer Lesementorin oder einem Lesementor gefördert wird. In Lesestunden mit den Kindern orientieren sich die Mentorinnen und Mentoren an der Förderphilosophie von MENTOR. Die Förderung erfolgt in Kooperation mit und an den Schulen. Jeder Mentor trifft sich mindestens ein Jahr lang wöchentlich mit einem jungen Menschen, um dessen Lesefreude zu wecken. Rund 13.000 Ehrenamtliche sind bereits im MENTOR-Bundesverband zusammengeschlossen.“
Wenn auch Sie eine Gruppe von Lesementoren gründen und betreuen möchten, finden Sie Kontakt und weitere Informationen unter: https://www.mentor-bundesverband.de/
Autor:Marlene Deß aus Miltenberg |
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