Kulturwochenherbst 2022
„Ovationen 2022“: Erfrischende Mischung verschiedener Stilarten begeistert

Abschluss der "Ovationen 2022" mit allen Künstlern auf der Bühne des Elsenfelder Bürgerzentrums. | Foto: Winfried Zang
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  • Abschluss der "Ovationen 2022" mit allen Künstlern auf der Bühne des Elsenfelder Bürgerzentrums.
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Jugendlich erfrischend, musikalisch abwechslungsreich und in Sachen Qualität hervorragend: Die „Ovationen“ am Sonntag, 23. Oktober 2022, im Elsenfelder Bürgerzentrum hielten, was sie versprachen. Moderator und Gitarrist Florian Brettschneider hatte einige Musikerkollegen aus der Region engagiert, die von Klassik über Pop und Jazz bis hin zu Filmmusik einen bunten Strauß Musik boten.

An diesem Abend boten zahlreiche Eigenkompositionen im gut besuchten Bürgerzentrum einen guten Eindruck davon, dass sich nicht nur Klassiker in den Repertoires finden. Vielmehr zeigte der Sonntagabend, dass alleine Coverversionen den jungen Künstlern auf der Bühne schon längst nicht mehr reichen; sie wollen sich mit eigenen Kreationen verwirklichen. Der besondere Charme der „Ovationen“ liegt auch darin, dass nicht nur ein Musikstück nach dem anderen geboten wird – vielmehr befragt Moderator Brettschneider die Künstler nach ihren musikalischen Präferenzen und so erschließt sich schnell, wie viel Leistung hinter den Stücken steckt, die auf der Bühne gezeigt werden.

Den Auftakt bildeten die Lokalmatadoren aus dem benachbarten Obernburg: Das Gitarrentrio der Musikschule Obernburg mit Jona Brand, Charlotte Brescher und Finn Wieland, das von Frank Wittstock unterrichtet wird, ließ erahnen, dass diese jungen Künstler – weiterhin musikalischen Eifer vorausgesetzt – noch einen sehr guten Weg vor sich haben. Auf ihren Akustikgitarren ergänzte sich das Trio hervorragend. Wie eingespielt Charlotte, Jona und Finn sind, zeigte sich beim aufmerksamen Beobachten der Bühne: Gegenseitige Blicke reichten, um die Einsätze zu harmonisieren und nach drei Stücken belohnte langer Applaus die Leistung. Die Gäste erfuhren im Gespräch mit dem Trio, dass viel Übung vor den zahlreichen Wettbewerben notwendig ist, manchmal auch ohne den Lehrer.

In Amadeus Lorenz präsentierte sich ein junger Musiker, der in Kürze in Dieburg das Studium des Fachs „Sound and Music Production“ aufnehmen wird. Trotz seiner jungen Jahre ist er bereits als Komponist, Produzent und Pianist tätig, seit März 2020 komponiert und produziert er eigene Stücke. Schon früh habe er den Spaß am Komponieren entdeckt, verriet er, später habe er die Filmmusik für sich entdeckt. Am Klavier zeigte Lorenz nach einer Beethoven’schen Klaviersonate, dass er auch das Filmmusikhandwerk versteht: Er spielte ein von ihm komponiertes Thema aus dem 2019 erschienen Filmdrama „Zu weit weg“, das durchaus Ohrwurmcharakter hat. Auch wenn dieser Film eher von tragischen Tönen dominiert wird, so entlockte Lorenz dem Geschehen mit seinem Thema eine nachdenkliche, manchmal aber auch optimistische Atmosphäre. Von ihm wird man noch viel hören.

Was Niko Huber auf der Akustikgitarre bot, war ein wahrer Ohrenschmaus. Der Sohn des international bekannten Gitarrenbauers Nik Huber hat bereits im Alter von drei Jahren mit dem Schlagzeugspielen angefangen, später wechselte er zur Gitarre. Ob das daran lag, dass er bereits in jungen Jahren den Ex-Nirvana-Gitarristen und jetzigen Frontmann der Foo Fighters kennenlernte? Die Eindrücke waren aber wohl so stark, dass er schon als Jugendlicher eine Foo-Fighters-Tribute-Show auf die Beine stellte und vor zwei Jahren die Rockband Bird’s View gründete. Huber verriet, dass die Band im nächsten Jahr auf einem renommierten Label eine CD veröffentlichen wird – erste Eindrücke gab es bei zwei Songs aus dieser CD.
Gemeinsam mit Florian Brettschneider jammte Huber nach der Pause: Dem Beatles-Klassiker „Blackbird“ verpassten beide ein wunderbares Instrumentalgewand, dem vermutlich auch Paul McCartney seinen Segen geben würde. Zwei Jazz-Standards – „Emily“ und Chick Coreas „Spain“ – zeigten, dass die beiden Gitarristen nicht nur technisch perfekt sind, sondern auch viel Ausdruck in ihr Spiel legen und tief in der Musik versinken.

Eine halbe Stunde Jazz folgte mit Charly Härtel, der am Kontrabass und mit Klavierbegleitung von Fe Fritschi den Saal des Bürgerzentrums zum Schwingen brachte.
Der enorme Resonanzkörper des mächtigen Kontrabasses ging tief in den Magen, als Härtel mehrere Eigenkompositionen vortrug. Seinen Songs merke man mitunter den schwedischen Jazz-Einfluss an, sagte er zu Florian Brettschneider – kein Wunder, absolvierte Härtel doch in Stockholm sein Masterstudium für Jazz-Kontrabass. „Anorak“, „Luna“, „Kunstgucker“ und „Rövarjazz“ hießen die Werke beispielsweise, aber auch das von seinem Klavierpartner komponierte „Philomena“ erklangen. Melodie und Grundgerüst seien komponiert, „aber die Lieder klingen aufgrund diverser Improvisationen jedes Mal anders“, verriet er und diese freien Variationen gab er auch leidlich Raum.

Mit seiner beeindruckenden Stimme erntete Joshua Harfst viel Applaus. 24 Jahre alt ist er erst, dennoch hatte man das Gefühl, dass ein erfahrener Profi auf der Bühne steht. Und in der Tat ist er das, denn 2015 erntete er bei der Castingshow „The Voice“ Begeisterungsstürme. Seitdem ist viel passiert, denn der Absolvent der Pop-Akademie Mannheim ist mittlerweile beruflicher Songschreiber. Auch hier hat er schon Lorbeeren geerntet, indem er beispielsweise für Vanessa Mai komponierte. Seine Songs schreibt er vor allem im Studio, sagte er an Florian Brettschneiders Mikrofon. Harfts Musik ist zwar geprägt von Pop-Elementen, aber er fühlt sich auch anderen Stilrichtungen verpflichtet – dem leichten Jazz beispielsweise. „In My Mind“ erwies er sich als guter Pianist und Meister der leisen Töne, begleitet von Florian Brettschneider an der Gitarre. Seinem Vorbild Bob Dylan huldigte Harfst im Trio mit Brettschneider und Kontrabassist Charly Härtel mit „Don’t Think Twice It’s Alright“, ehe sich am Ende des über zweieinhalbstündigen Abends die gesamte Künstlerschar auf der Bühne versammelte und mit Michael Jacksons „Man In The Mirror“ zum Finale überleitete.

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